Mittwoch, 31. August 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1133

Wir beginnen wieder mit dem SF-Fortsetzungs-Groschenroman - 22. Fortsetzung der Rohfassung von Anna Roths "Das Bienenprojekt" - wieder mit einer Doppelseite:

Gregs Platz im Team übernahm ein Jüngelchen, das John Mackenzie hieß (glaube ich jedenfalls), aussah wie ein in die Vaterschaft gekommener Harry Potter und im Allgemeinen nur Johnny Walker oder kurz Walker genannt wurde. Computerspezialist.
Ich weiß nicht, warum ich ihn von Anfang an nicht mochte. Obwohl Lissy mit ihm herumschäkerte, schien er sich überhaupt nichts aus Frauen zu machen. Ansonsten gab er sich offen und locker, absolut nicht intro, aber als ich ihn fragte, ob er etwas von Gregs letzten Aufzeichnungen gehört habe, wechselte er meiner Meinung nach viel zu offensichtlich schnell das Thema. Allerdings war ich der einzige aus unserem Team mit einer solchen Meinung. Lissy lachte nur. So etwas nenne man Eifersucht, erklärte sie mir lachend. Ich solle es nicht übertreiben. In kleinen Dosen sei es ein Zeichen von Liebe.
Schon bald kam es zwischen Walker und mir zu einem Zerwürfnis, bei dem ich merkwürdigerweise allein stand. Ich fand es eigentlich ganz normal, dass wir in den Tagen nach Gregs Durchdrehen nur statistisches Material ohne jede neue Erkenntnis sammelten. Aber kaum war Walker da, schlug er auch schon vor, das Experiment mit dem Umzug zu wiederholen. Das konnte ja wohl nur ein Scherz sein. Es war für mich sowieso nie ein Experiment als solches gewesen, sondern eine Notlösung für ein praktisches Überlebensproblem unserer Bienenpopulation. Aber nun stimmte selbst Lissy ihm zu. Oder gerade Lissy.
Wir sollten uns doch vergewissern, ob wir mehr als Glück im Zufall gehabt hätten, und es sei doch besser, die Sicherheit unserer Methode zu einer Zeit zu überprüfen, an der nicht die Weiterexistenz des Bienenvolkes davon abhinge. Bald ständen wir wieder unter Druck und könnten uns nicht leisten, unerwartete Überraschungen zu erleben. Und ich sähe Gespenster. Das alles habe mit Sicherheit nichts mit Gregs Tod zu tun. Dabei konnte sie doch eigentlich genauso wenig wissen, was Gregs Tod bewirkt hatte, wie ich. Oder wusste Lissy ...? Ich sah Gespenster. War das Eifersucht?
Es war keine Situation, in der ich meine alleinige Entscheidungsbefugnis gegen das Team hätte durchsetzen müssen. Also gab ich nach. Und da, ich erinnere mich noch genau daran, dass ich dabei die tanzenden Bienen im Blick hatte, überzeugt, dass das alles nur c-Bienen waren und ich mich ausgezeichnet hätte fühlen müssen, gab Walker noch eins drauf: Wir könnten ja am Boden der Schleuse ein Gestell mit Kleintieren aufbauen. Normalerweise sei dies Futter für unsere Bienen. Damit mein Wunsch erfüllt würde, ein richtiges wissenschaftliches Experiment durchzuführen, könnten wir ja beobachten, ob sie ihre Beutetiere unter der Einwirkung unserer Rufwellen wirklich unberührt ließen.
Ich kam mir irgendwie veräppelt vor, stimmte aber zu. Nun war ich mir sicher. Zwischen Walker und mir würde es zu einem Zweikampf kommen. Aber ich würde selbst bestimmen, wann und auf welchem Feld. In diesem Kampf musste ich siegen. Denn der Preis für den Sieger hieß Lissy. So sah ich das.
Doch dazu sollte es nicht kommen.  

Natürlich wurden die Gedichte des Tages zum Weltfriedenstag (oder sollten wir doch Antikriegstag sagen?) noch einmal dem Anlass entsprechend geändert. Heute aber blicken wir voraus auf den 2.9.:
Zum einen haben zwei Gedichte von mir dort ihren Platz:

"Free Mumia Now
und leere von 2008


Die Neuvorstellung des Tages ist aber


Misstrauisch
die Schnauze in den Himmel gereckt
Gestank nach Müll
Gestank nach Scheiße
Gestank nach Dreck
Gestank nach Lügen
Gestank nach Schmerz
Gestank nach Elend.

Dann wieder Verzückung
dass der aufrechte Gang
uns daran hindert
Hintern zu beschnuppern

wie gerne ich meine Schnauze
in deinen Rosenteich
tunken würde.

Geboren im falschen Tier
all die Stellen meinen Körpers
aus denen
büschelweise Haare sprießen
das tiefe Grollen
in meiner Kehle
geleitet von Instinkten
pfeifend auf die Logik
sie machte mich noch nie glücklich.


Dienstag, 30. August 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1132

Wir beginnen wieder mit dem SF-Fortsetzungs-Groschenroman - 21. Fortsetzung der Rohfassung von Anna Roths "Das Bienenprojekt" - von nun an allerdings täglich mit einer Doppelseite:


Aber der Arm, der ganze Greg war plötzlich erstarrt. Er sah nichts, schien nichts zu hören, reagierte nicht, als sich ihm auch die anderen zuwandten.
Vergeblich versuchte ich, ihm den Dolch aus der Hand zu nehmen. Seine Finger krallten sich mit einer Kraft am Griff fest, die ich nur mit Werkzeugen hätte überwinden können. Wir riefen den Sicherheitsdienst. Die transportierten Greg ab. Eine total steife Puppe.
Wir besuchten ihn nachher noch mehrmals in der Werksambulanz, doch dort lag er bereits im Koma. 10 Tage nach diesem Auftritt informierte man uns über sein Ableben. Schon drei Tage danach fand eine kleine Beerdigung statt. Klein ... Es waren eben die Massen des Instituts da, die schnell wieder auseinanderströmten. Verwandte oder Bekannte nicht. Na, ja, alle die im Institut genommen wurden, hatten anscheinend wirklich nur eine überschaubare Zahl von Verwandten draußen. Wir saßen noch etwas beisammen. Sozusagen als Gregs Familie. Dann gingen wir weiter unseren Forschungen nach.
Natürlich waren wir an Gregs Computersystem gewesen. Gleich nachdem die Security alle internen Speichermedien weggeschafft hatte.
Es war seltsam. Das Nervige solcher Jobs ist ja, dass wir penibel jeden einzelnen Schritt aufzeichnen. Das geht einem allmählich ins Blut über. Greg war bei aller Genialität beim Programmieren in der Hinsicht auch ein Pedant. Ich wusste, dass er etwas eigentlich Verbotenes getan hatte. Intern codiert sicherte er alle Aufzeichnungen noch einmal Internet. Vier Wochen vor jenem tödlichen Zwischenfall hatte er mir einen Stick mit einem Zugangspfad überreicht. Falls ihm einmal etwas passieren sollte.
Über das aber, was er in den drei Stunden vor seinem Auftritt bei uns gemacht hatte, gab es nichts. Nun bereute ich, Gregs Liebe nicht geteilt zu haben. Ich wurde den Verdacht nicht los, dass die letzten Sequenzen - von wem auch immer - gelöscht worden waren. Am Ende des akustischen Speichers war seine Stimme von X minus 170 Minuten zu vernehmen: „... aber wenn das eine logische Reihe sein sollte, dann könnte man alle Zwischenelemente auslassen und wieder bei ...“ Davor fehlte etwas und dann brach die Aufzeichnung ab. Was er plötzlich etwas gegen mich gehabt haben könnte, ließ sich nicht daraus ableiten. Im Höchstfall, dass er jene Kombination erahnt oder wirklich entdeckt haben könnte, die nach den FN 3514 gekommen wäre. Vielleicht wieder eine Bienenart mit ganz neuen Eigenschaften. Wie gern hätte ich das gewusst. Vorerst aber blieb mir nichts Anderes zu tun übrig, als meine Vermutung in den Bericht für Yong-Brown zu schreiben. Ich erwähnte nichts von der Sicherheitskopie. Sollte das Geschehene ein Zeichen von Wahnsinn gewesen sein, so fand ich keine Zeichen, was diesen Wahn hätte ausgelöst haben können. Sollte es eine rationale Erklärung geben, so fehlte mir jeder Anhaltspunkt, worin die hätte bestehen können ...

Eigentlich ist übermorgen der Weltfriedenstag. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die internationale Friedenslesung  im Kulturforum Hellersdorf und die jenen Tag umkreisenden Veranstaltungen der CITA de la poesia, die sich im weitesten Sinn um das Thema "Frieden" ranken, und auf das "Friedensblog"..
Die "Gedichte des Tages" bleiben diesmal von jenem Ereignis unberührt.. Als Beispiel ausgewählt habe ich folgendes Gedicht:



als der genial
konstruierte torpedokäfer
zum siebten mal
gegen die gleiche
scheibe prallte
erklärte er
den staunenden fans
auf diese weise
zeige sich
seine gradlinigkeit

und außerdem werden präsentiert:  Das Testgedicht 
Utopische Allee"
  und
Gebet  
aus 2008 
  ... und damit wäre ich dann wieder beim Thema Frieden ...

Montag, 29. August 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1131

Wir beginnen wieder mit dem SF-Fortsetzungs-Groschenroman - 20. Fortsetzung der Rohfassung von Anna Roths "Das Bienenprojekt":

Und sie wusste, was für ein Geschenk sie war, dass man, also Mann, ihr gern ins Gesicht und etwas abwärts sah und wenn sie vor einem ging, den Blick nicht von ihren anderen beiden Rundungen losreißen konnte. Ich zumindest konnte es nicht an jenem Morgen wie einer von der Highschool. Dass uns Greg berichtete, es sei eine neue Brut geschlüpft, nahm ich wie im Rausch wahr. All meine Familienerfahrungen mit der Bienenzucht waren vergessen. Es war einfach nur eine Freude mehr. Nachwuchs! Aufmunterung für Greg, der mit seinen damned Versuchsreihen immer noch keinen neuen Erfolg zu vermelden gehabt hatte.
Die c-Bienen, die man natürlich nicht von den b-Bienen unterscheiden konnte, spielten gerade Mückenmännchen. So drückte es zumindest Esther aus. Das Bild kam dem Mückentanz an Ende eines schönen Sommertages zumindest sehr nahe. Wir alle fühlten uns beschwingt und gingen mit kindlichem Eifer an unsere Arbeit, die uns nun wie ein verlockendes Spiel vorkam.
So ging das bis zum Nachmittag. Wir hockten mit Headsets und Laptops am Rande des Treibhauses, um die Bienen sowohl direkt zu beobachten als auch so etwas wie Brainstorming zu treiben. Wir merkten ja, dass der eine fantastische Einfall den anderen nahezu jagte. Das war Spaß, Freude, das hätte ewig so weitergehen können Wir achteten überhaupt nicht auf Greg. Oder besser: Ich entdeckte ihn nur zufällig schräg hinter mir. Da stand er, hatte die Augen weit geöffnet, in der Hand ein Messer, nein, genauer, ein Dolch. Ich war mir seltsamerweise sofort sicher, dass er in zwei Schritten mir dessen Klinge zwischen die Schulterblätter gejagt hätte, und sprang zur Seite.  

Als Gedichte des Tages wird der August ausgeläutet durch


"tiefe leere"
.
und


. fürs wartezimmer


sowie


Ich stell bei ebay meinen Traum
von einer Welt der Nächstenliebe ein.
Ihr könnt ihn haben unbesehen
Beim Höchstgebote lass ich ihn gehen.
Als Träumer bleibe ich allein
und Hals gestreckt am Psychobaum.

Was nutzen all die Illusionen
die sich als Ballast dann nicht lohnen,
wenn sich ein Weg nach oben zeigt
bevor das Schicksalglas sich neigt.
Mit eigner Bank als Ruhekissen
werd ich an Lebenssinn nichts missen.



Sonntag, 28. August 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1130

aWir beginnen wieder mit dem SF-Fortsetzungs-Groschenroman - 20. Fortsetzung der Rohfassung von Anna Roths "Das Bienenprojekt":

Es erschien mir nunmehr nicht unwahrscheinlich, dass Paul sogar mehr wusste als ich. Seine vorantreibenden Ideen hatte ich zuvor für Zufall gehalten. Nun aber stellte sich die Frage, ob Yong-Brown der Ideeengeber gewesen war, der schon vorher um ihren Erfolg gewusst hatte. Nur wenn das so gewesen sein sollte, warum hätte er das tun sollen? Mir fiel nur eine Erklärung ein. Ich sollte getestet werden. Zum Beispiel auf meine Loyalität. Aber hatte ich den Test nun bestanden?
Immerhin stand mir Lissy bei. Irgendwie fand ich ihren Kommentar schlüssig: Unser Ziel war der wissenschaftliche Erfolg. Wir waren gut voran gekommen, als wir ganz naiv an die Dinge herangegangen waren. Wenn wir nun davon ausgehen konnten, dass Paul und Esther Maulwürfe waren, warum nicht weitermachen wie bisher? Wir hatten es dann doch in der Hand, welche Infos zum Chef dringen würden ... Dann tun sie das eben. Ich beneidete Lissy um ihre Unbekümmertheit. Wenn man sich vorstellt, wann sie mir diesen kleinen Vortrag gehalten hatte: Ich hatte mich gerade von ihrem Körper gelöst mit den Worten „Du, entschuldige! Ich kann nicht. Ich bin einfach nicht bei der Sache.“
Am Morgen, unmittelbar vorm Losgehen, kamen wir dann doch noch zur Sache. Vielleicht wäre vieles anders gekommen, wenn ich an diesem Morgen sozusagen mit eine kleinen Portion Depression am Arbeitsplatz erschienen wäre. Aber ich fühlte mich gerade in meiner angeschlagenen Männlichkeit rehabilitiert. Lissy war übrigens, bevor ich es zu erwähnen vergesse, ein faszinierendes Mädchen. Ja, Mädchen! Mit 26!  


Die Gedichte des Tages von Übermorgen

"Gemeinsame Rast"
  aus der haut fahren  v
Die Köter der Fremden kleffen,
die Hunde der Freunde bellen,
mein Parzifal gibt Laut.
Er schaut selbst dann noch niedlich,
wenn ein Stück aus deiner Hose
aus seinem Schnäuzchen schaut.

Samstag, 27. August 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1129

Wir beginnen wieder mit dem SF-Fortsetzungs-Groschenroman - 19. Fortsetzung der Rohfassung von Anna Roths "Das Bienenprojekt":

Ich wurde zum Sonderrapport gerufen. Eigentlich war ich auf alles gefasst, was nach Rüffel ausgesehen hätte. Aber das Gespräch, wenn man das so nennen sollte, dauerte nicht länger als der Moment, an dem ich mich nachher an die Wand lehnte, um durchzuatmen und mich wieder zu sammeln.
„Also von jetzt an berichten Sie mir selbst alles, was Ihnen merkwürdig vorkommt ... und wenn ich alles sage, dann meine ich auch alles. Und bevor Sie fragen: Das betrifft auch Beobachtungen im Kollegenumfeld. Und nun viel Erfolg mit Ihrem Standortwechsel!“
Erst ganz langsam dämmerte es mir, dass ich dem Chef also absolut nichts Neues berichtet hatte. In meinem kleinen Team war also ein Maulwurf. Oder mindestens einer. Oder es gab Technik, die unser Verhalten aufzeichnete.

Ich brauche nicht viel drum herum reden. In der Nacht zum 6. August erfolgte der komplikationslose Umzug. Wir hatten den gesamten Weg provisorisch mit Planen abgedeckt. Yong-Brown stellte uns die für die Riesenschleuse zur Verfügung, aber wir hätten sie praktisch nicht gebraucht. Alle Bienen bewegten sich exakt auf den akustisch gesteckten Bahnen.
Eine Woche lang litt ich unter Schlafstörungen. Ich zermarterte mir den Kopf, wer da welches Spiel hinter meinem Rücken betrieben hatte bzw. noch betrieb, und wie ich damit umgehen sollte. Übrig blieb das Gefühl, niemandem trauen zu können, und eine Arbeitshypothese mit hoher Wahrscheinlichkeit: Paul und Esther waren von Anfang an bei mir eingeschleust worden, um mich zu überwachen. Welche Art Nutzen das haben sollte, musste ich noch herausbekommen. Etwas Anderes wog nämlich noch schwerer.  


Zu den Gedichten des Tages gehören übermorgen
der Kandidat für worträume 2.0 - "Ehe mich die Klatsche trifft"
2008 vorgestellt, in späterer Fassung in "Worträume":  wäre P.H. als Junge geboren

und zu guter Letzt das "Testgedicht:


Selten bin ich Realist.
Dann schreibe ich Science Fiction.

Gelegentlich erkenne ich,
was ich alles nicht über die Liebe weiß.
Dann schreibe ich Liebesgedichte.

Meistens möchte ich die ganze Welt verstehen.
Dann küsse ich den geknüpften Strick.

Bitte
binde mich los,
bevor ich hänge.

Freitag, 26. August 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1127

 Wir beginnen wieder mit dem SF-Fortsetzungs-Groschenroman - 18. Fortsetzung der Rohfassung von Anna Roths "Das Bienenprojekt":


„Seht ihr?“
Wir brauchten nur noch die Tür von altem und neuem Treibhaus weit aufmachen, den Generator hinter dem neuen aufstellen und schon wechselten unsere Bienen in ihr neues Heim.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich damals gerade einem geachteten akademischen Grad entgegensteuerte! Das, was wir gerade gesehen hatten, war aber so überzeugend gewesen, dass ich wie ein verspielter Junge alle Risiken und alle Vernunft beiseite schob. Es ist auch keine Entschuldigung, dass niemand prinzipielle Einwände äußerte. Eigentlich ging es nur darum, wie wir unsere Aktion Yong-Brown erklären sollten. Denn dass alles unbemerkt bleiben könnte, hoffte plötzlich niemand mehr. Wir wollten nun zugeben, dass wir ein noch immer unverstandenes Stück weiter waren, als unsere bisherigen Berichte dies hatten glauben machen wollen. Aber eigentlich war uns alles egal. Wir schwebten berauscht umher. Manchmal zog es mich zum Treibhaus und ich bewunderte die tanzenden Bienen mit einem Gefühl, wie man es bei einer frischen Liebe hat. Aber warum hätte ich mich wundern sollen? Ich hatte ja meine frische Liebe! Und Lissy ging es wie mir … Warum hätte ich nicht annehmen sollen, dass dies bei ihr an mir und bei mir an ihr läge. Zumindest ich hätte für eine Dissertation in Liebesdingen zu wenig eigenes Material einbringen können.

Weiter geht´s mit den Gedichten des Tages von übermorgen:



Als Kandidat für die neue Worträume 2.0- Ausgabe"Kassandrischer Moment"
und als Gedicht, das 2008 Kandidat für die erste Ausgabe von Worträume war:



Tja und dann das "Testgedicht, das wohl eher ein Fundus für künftige Aphorismen darstellt:



Meinungsfreiheit ist das Recht aller Andersdenkenden,
offen meine Meinung zu sagen.

Geld ist nicht alles.
Ohne Geld wäre ich nichts.

Es gehört sich nicht,
zu bezweifeln, dass mir gehört,
was mir gehört.

Macht ihr alle eure Revolutionen.
Aber lasst mich oben.
Sonst handle ich. 












Donnerstag, 25. August 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1126

Bei unserem Ausflug in die Theorie der Poetik sind wir erst einmal am Ende. Wir beginnen also diesmal mit dem SF-Fortsetzungs-Groschenroman - 17. Fortsetzung der Rohfassung von Anna Roths "Das Bienenprojekt":

Warum mich Paul so euphorisch bestärkte und ich mich in der Nähe der schwirrenden Genbienen wie im Dauerrausch zu neuem Unfug anstiften ließ, das waren doch Fragen, mit denen sich ein Forscher beschäftigen musste! Aber manchmal sieht man bestimmte Dinge eben, weil man sie sehen will, und andere sieht man eben nicht, weil man sie nicht sehen will. Und ich hatte mich aus einem Gemisch von Gefühlen in dieses Projekt verbissen – dachte ich zumindest damals: Ich war wie Lissy nur begeistert und nicht verwundert, als wir schon nach etwa 30 Stunden Experimentierens ein für uns unhörbares Geräusch generiert hatten, das unsere b-Bienen in die Richtung lockte, in der der Generator stand – und zwar mit einer Intensität, dass sie an der Scheibe eine Traube bildeten. Wir mussten sogar fürchten, dass die ersten, sinnlos gegen das Glas geflogenen Tiere von den nachfolgenden erdrückt würden. Die Bienen waren exakt fixiert auf ihren Zielpunkt, der mathematisch einwandfrei die Geräuschquelle war. Kein Mensch kann in seinem Hörbereich so exakt die Herkunftsrichtung eines Geräuschs bestimmen. Von unserem Erfolg überrumpelt, schalteten wir den Generator ab. Und wieder beobachteten wir Beeindruckendes. Das Bild der Bienen ließ sich wohl nur mit der Reaktion eines Menschen vergleichen, der in einen starken Sog geraten ist, sich mit aller Kraft dagegen gewehrt hat, und dann ist der Sog plötzlich weg. Jedenfalls kullerten, ja, eigentlich könnte man wirklich sagen kullerten die Bienen ein Stück zurück ins Treibhaus, sie bewegten sich noch einen Moment völlig orientierungslos, bis sie endlich wieder „normal“ waren, wenn dieser Ausdruck für unsere Bienen überhaupt zulässig war.

Was erwartet uns übermorgen als "Gedichte des Tages"?

Der Worträume 2.0-Kandidat "Pechzeit"


Die Neuvorstellung ist dann


Aufzuwachen
in einem Bündel
aus Gebeinen
mühsam sortiert
wie eine Runde Mikado
wer das fragile Gebilde
zum Einsturz bringt
hat verloren.

Ich kann meine Beine nicht finden
weiss nicht wo
ich sie verlor
die saftigen Äpfel
vom verbotenen Baum.

Jede Nacht
werde ich gehäutet
und erwache doch
nicht klüger als vorher
erfahre keine Katharsis
betrachte nur staunend
die leeren Hüllen
die vorgaben
ich zu sein

mein Leib wird
wie Perlen
vor die Säue geworfen.






Mittwoch, 24. August 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1125

3. Verslehre - spezielle Vers-/Gedichtformen



17. Monodistichon
18. Ode (s. unter Elegie)
19. Sapphische Strophe
20. Sonett (! Shakespeare-/ englisches Sonett)
21. Sonettenkranz
22. Stanze
23. Strophensprung (s. unter Brechung)
24. Terzine
25. Trimeter



Weiter mit dem SF-Fortsetzungs-Groschenroman - 16. Fortsetzung der Rohfassung von Anna Roths "Das Bienenprojekt":



Die erste Gedankenrunde lief ins Leere. Zwar gab es auch bei vielen Insekten geschlechtliche Lockrufe. Aber nicht bei Bienen. Es gab Ortsbeschreibungen mittels Tanz, aber selbst wenn wir diese „Kommunikation“ für unser Volk entschlüsselt hätten, hätten wir keine b-Biene animieren können, einen Wunschtanz aufzuführen.
Eine Weile alberten wir herum, deutliches Zeichen unserer Unsicherheit, dann wurde es still. Aber Paul hatte offenbar sein Pulver noch nicht verschossen. „Und was ist mit einem Hilferuf? Oder mit Gefahrensignalen?“
Diese Überlegungen hatten mindestens einen Vor- und einen Nachteil.
Der Vorteil war, dass Wellen, egal, ob Geräuschwellen oder Frequenzen oberhalb oder unterhalb unserer Wahrnehmung außerhalb des Treibhauses erzeugt werden konnten, während man die Reaktionen drinnen leicht beobachten konnte, man konnte die Wirkungen testen, während die Bienen sicher in ihrem Treibhaus waren. Der Nachteil war, dass solche Experimente schwer geheim zu halten sein würden.
Paul beruhigte uns. „Wir beginnen mit hohen Frequenzen. Klappt´s, dann ziehen wir die Sache heimlich durch. Klappt´s nicht, können wir immer noch beichten.“
An der Stelle hätte ich längst stutzig werden müssen. Irgendwie hatte ich schon vergessen, was uns ursprünglich zu der Geheimniskrämerei veranlasst hatte. Irgendein jungenhafter Eifer, eine nachvollziehbare Theorie allein vorzustellen, muss es wohl gewesen sein. Aber längst überwogen die Nachteile dieses Vorgehens.



Das wären Theorie und Prosa. Und die Gedichte des Tages von übermorgen?

Da gibt es "paradox" und von 2008:  frühling im oktober
aber eben auch

Roger Suffo  Eben … !


Ich wars nicht
Ich hab Rom
nicht angezündet
keine Fackel
an Bücher gehalten
kein Entlaubungsmittel
auf Vietcongs unter Bäumen geworfen
Ich war nicht dabei
hab nichts getan

Meine Bohrplattform
pumpte kein Öl in die See
Meine Panzer
walzten keine Bewegung nieder
Meine Atomkraftwerke
verbreiteten keine Leukämie
Ich war nicht dabei
hab nichts getan

Ganz schleichend
geht diese Welt unter
Ganz still
verschwindet Leben um Leben
Ganz unheimlich
verwandelt sich alles in Banknoten
Ich bin mit dabei
aber
Ich habe doch nichts getan!!!


Dienstag, 23. August 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1124

Setzen wir den Ausflug in die Welt der poetischen Formen und Gestaltungsmittel fort:

3. Verslehre - spezielle Vers-/Gedichtformen

10. Elegie (Special zu Elegie / Ode)
11. Elision
12. Ellipse
13. Enjambement (s. unter Brechung)
14. Haiku (Hokku)
15. Knittel-/Knüttelvers
16. Limerick


Weiter mit dem SF-Fortsetzungs-Groschenroman - 16. Fortsetzung der Rohfassung von Anna Roths "Das Bienenprojekt":



Nun rächte es sich, dass die Benutzung der klassischen Imker-Schutzbekleidung gegen eine Art ungeschriebenen Ehrenkodex verstieß. Und nachts konnten wir uns sowieso nicht zu häufig auf dem Gelände auffhalten, wollten wir nicht die Aufmerksamkeit, besser den Verdacht des Professors wecken. Ich kannte außerdem Filme, in denen Mörderbienen Menschen angriffen und die Schutzkleidung der Imker zu überlisten versuchten. Bei normalen Bienen wären wir mit neuen Pflanzen reingegangen. Um etwas im Treibhaus zu verändern, hätten wir bei diesen Tieren aber besonderen Schutz gebraucht – und wären damit aufgefallen. Dabei hätte es eine simple Lösung gegeben, nämlich den ganzen schlafenden Staat nachts im Dunklen in das vorbereitete Nachbartreibhaus zu tragen. Das wäre ein vernünftiger Weg gewesen. Da es uns nicht an Treibhäusern fehlte, sogar ein leichterer, als die Pflanzen im Treibhaus auszuwechseln. Aber wir wagten an keine Variante ernsthaft zu denken.
Irgendwie waren wir nahe dran, unsere Idee, dem Chef getürkte Zwischenstände zu melden, aufzugeben. Da schlug Paul ein anderes Experiment vor: Vielleicht ließe sich die Bewegungsrichtung der b-Bienen steuern ...
Wir haben Paul angesehen, als hätte er ein Auto mit fünf Räder vorgeschlagen. „Woran hast du dabei gedacht?“, hatte selbst ich gefragt, obwohl ich mir schnell vorstellen konnte, woran er dachte. Sein Vorschlag war so genial wie einfach und aufwändig. Was, wenn die Bienen sich miteinander verständigten? Brauchte man nicht einfach diese Verständigung nachzuahmen?



Was erwartet uns übermorgen bei den Gedichten des Tages?

 "Kein Affe"und von 2008   urteil
... und das folgende "Testgedicht:




Es lebte so lange schon
die Tiere,
die sich als Mensch erkannten,
in finsterer Höhle bei Fackelschein,
dass sie meinte,
dies wäre
die wahre Welt.

Als also die ersten der ihren
einen Weg fanden ans Licht der Sonne,
schlossen die meisten entsetzt die Augen.
Einige aber begeisterten sich an Brillen,
die den Tag der Nacht,
die Sonne einer schüchternen Fackel anglichen.
Dann aber sagten sie,
So schlimm seien sie nicht,
diese Sonnenstrahlen.
Wer aber 
seine Iris vor ihnen
schützen möchte,
der gehe zurück
in die für ihn gemachten Höhlen.

Wenige nur wagten,
ihre Augen der Sonne zu weihen.
Von den Übrigen sah keiner
die Blässe auf der Anderen Haut.
Im kalten Schein
niederbrennender Fackeln
fiel sie nicht auf.

Einige Einsame
sehen sich
im Traum
am Sonnenstrand.
Kaum einer hört
ihre Prophezeiung,
die Fackeln hätten
ans Licht führen sollen und
sie seien bald
für immer ausgebrannt.
Die Öffnung der Höhle
war verschüttet.








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