Freitag, 30. September 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1163

Zuerst die Lyrik des Tages. Diesmal ist es wieder der Blick auf die "Gedichte des Tages" von übermorgen - und das wiederum ist ein Ausblick auf die Oktoberfeiertage:


auf befestigtem weg
verstarb
ein fetter frosch
an altersschwäche

baumstümpfe träumen
von irgendwann
aufsprießenden
trieben

im haus an der hauptstraße
liegt eine pyramide
abgewetzter koffer 
 im schaufenster

wenn es wärmer wird
erzählt ein
hier gebliebener
dann wird alles
lebendig
bis wieder nebelstümpfe
winterschlaf
fröscheln


Dazu kommt ein "Testgedicht" ( " geldlos" ) und eines vom 2.10.2008 (  vom Königsfloh )

Es folgt - wie üblich - ein Stück Prosa: Da geht es mit dem Fortsetzungsroman weiter. Inzwischen ist es die 52. Fortsetzung von Anna Roths "Das Bienenprojekt"

„Bin ich tot?“
Die Frage war mindestens für die vorangegangenen zehn Jahre so ziemlich das Witzigste, was ich von mir gegeben hatte. Davor überschlugen sich wilde Bilder. Irgendetwas hatte versucht, mir die Zunge aus den Rachen zu ziehen und dann war mir der Magen an der Lunge vorbei geflogen oder umgekehrt und aus beiden hatte ich Flüssigkeiten und Luft gebellt und mehrmals hatte mich etwas gerollt, gebogen, gedrückt und gerieben, hatte mich gebissen und ... ach, was weiß ich.
„Seh ich etwa aus wie ein Engel?“
„Auf jeden Fall.“
„Na, dann hast du hoffentlich nichts dagegen, wenn ich erstmal meine Flügel auswringe.“ Und bevor ich – wie auch immer – hätte antworten können, zerrte Romana ihre Tunika über den Kopf und wrang einen kleinen See aus dem hellen Stück. Ich wollte mich etwas aufrichten, um ihr dabei besser zusehen zu können, da drehte sich alles und ihr Bild war verschwunden.
„Na, kommst du wieder zu dir?“
Diesmal war ich vorsichtiger, nickte nur andeutungsweise.
„Dann kannst du mir ja behilflich sein, wenn ich dich anziehe. Wir wollen doch nicht, dass wegen Unterkühlung was zurückbleibt.“
Nun wurde mir bewusst, warum mich so durchdringend fröstelte. Meine Sachen waren nur notdürftig über mich gelegt. Ehe ich mich wehren konnte, hatte mich Romana in die Hosen gestopft wie ein Baby in einen Strampler.
Ich wusste nicht so recht, was mir am peinlichsten war – die Art, wie sie mich behandelte, oder der Eindruck, dass sie mich im Augenblick so behandelte, wie es meinem Zustand entsprach. Ich hätte mich lieber etwas männlicher gezeigt. Sie aber redete unbefangen weiter: „Du weißt hoffentlich noch, was passiert ist? Ich möchte dein Wissen nur ergänzen. Klar? ... Gut. Also Paul hat dich umgebracht. Er konnte es nicht ertragen, dass du ihm als jungscher Spund als Chef vorgesetzt worden warst. Für Esther hat er zuerst alles mitgemacht. Aber als dann Esther tot war, wollte er nicht mehr. Nachdem er dich ertränkt hatte, ist er unbemerkt wieder zurück, hat sich hingelegt und da ist ihm bewusst geworden, was er im Suff gerade angerichtet hat. Da hat er sich japanisch gerichtet. Harakiri.“
Ich konnte Romana gerade noch unterbrechen mit „Was soll ´n der Quatsch?“, da war sie schon weiter am Reden. „So in etwa steht es in seinem Abschiedsbrief neben seinem Bett. Den hätte man normalerweise erst Morgen früh bemerkt. Da wären mehrere Probleme auf einmal gelöst gewesen. Ergebnis: Erst einmal wäre Kantus der kommissarische Teamchef geworden. Und dass diesmal gar nicht erst lange Polizei auf das Institutsgelände gekommen wäre, versteht sich wohl von selbst. Wozu auch, wo alles klar war.
Mir stank die ganze Show hier draußen von Anfang an. Ich hab mich also bei der Party rausgehalten und festgestellt, dass drei Teilnehmer fehlten, während die Damen und Herren vom Begleitservice die Animation übernommen hatten. Da habe ich gesucht. Erst Paul gefunden und dann festgestellt, dass Kantus Katze gespielt hat.  

Donnerstag, 29. September 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1162

Wer hat Lust? Nachfolgend kann man darüber streiten, ob sich die Änderungen am Gedicht gelohnt haben. In Nummer 1160 war es noch ein "Testgedicht", nun hoffe ich auf Akzeptanz dafür:



Manchmal möcht´ ich all den Modder überspringen
Sieben Meter aus dem Stand, noch besser zehn
Möchte aufwärts fliegen
Lieder singen
Statt mürrisch Stuf´ für Stufe hoch zu gehen
Als würd´ dies frische Luft bedeuten
Möchte gleich zum großen Sturme läuten
Statt dass ich euer letztes Wort ertrage
Stell ich
Was wahr scheint
Noch in Frage

Dann seh ich meine Wegmarkierung wieder
Knie traurig grübelnd vor ihr nieder
Bin ich erneut im Kreis gelaufen?
Sind es die alten
oder neue Hundehaufen?

Außerdem werden am 1.10. als Gedichte des Tages vorgestellt

 Sebastian Deya mit "Zombienation
und von 2008  börsenherzen

Bleibt nur noch die Prosa. Da geht es mit dem Fortsetzungsroman weiter. Inzwischen ist es die 51. Fortsetzung von Anna Roths "Das Bienenprojekt"

Lauschte, ging ein paar Schritte, lauschte erneut. Das Knirschen unter meinen Turnschuhen kam mir unheimlich laut vor. Sobald ich still stand, war da die Geräuschkulisse einer einsamen Nacht am See. Man konnte auch unzutreffend Stille sagen. Der Partybungalow war längst nicht mehr zu sehen. Da lief ich los. Mit jedem Schritt weiter weg von diesem Unglücksort fühlte ich mich leichter. Ich rannte immer schneller. Nur noch weg, hinaus in die Dunkelheit.
Zeit spielte keine Rolle. Ganz von fern klang Feierlärm übers Wasser. Vielleicht ein Streit. Sollten sie. Ich war wohlig außer Atem. Nichts mehr denken. Ein paar gymnastische Beuge- und Streckübungen. Vor mir verführerisch ein Stück Uferwiese flach in den schlafenden See hinein. In ihm blinzelte mir ein Sichelstück Mond zu. Romantisch. Egal. Das war genau das, was ich jetzt brauchte. Ich schlüpfte aus den Sachen, spurtete platschend wie ein Junge ins Wasser hinein, tat ein paar Schwimmzüge, bewegte mich nun so geräuschlos wie möglich und fühlte mich endlich glücklich allein 500 Lichtjahre entfernt von der nächsten verdammten Zivilisation. Ich war nur ein mäßiger Brustschwimmer und ein schlechter Rückenschwimmer, aber ich suggerierte mir, im Toten Meer zu liegen, bewegungslos an der Oberfläche zu treiben, und endlich begannen die versprengten Puzzleteile in meinem Gehirn sich fast wie von selbst zu einem Bild zu fügen. Gleich, gleich wäre er da, der lange entbehrte Gedanke. Ich war so etwas Ähnliches wie eingeschlafen, sah mich selbst auf einer Couch liegen und daneben hockte ein zweites Ich auf einem Sessel und ich erkannte mich augenblicklich als Doktor Freud.

In diesem Moment fällt der Kopf nach hinten. Nein. Er wird von hinten unter Wasser gedrückt. Sofort habe ich den Mund voll, schlucke, drehe mich instinktiv. Die Füße. Ich muss sie hinter den Kopf bekommen. Ich brauche Schwimmhaltung. Brustschwimmen. Ich fuchtle wie wild mit den Armen herum. Irgendwelche Abwehrbewegungen. Nur mäßig erfolgreich. Für Momente komme ich zu Luft, schon hat mich eine fremde Eisenfaust umso fester gepackt und nun mit tödlicher Sicherheit weit unter die Oberfläche gedrückt. Mir ist, als türmen sich mehrere Zentner Kampfmasse zu eine Pyramide auf mir. Mein Gegner muss mir um ein Vielfaches überlegen sein. Ich bin nicht einmal fähig, seinen Körper zu packen, von einem Kampf ganz abgesehen. Als ein einziges Mal meine Rechte Irgendetwas zu fassen bekommt, gleitet sie am öligen Körper ab.
Panik, Todesangst … Ich kann nicht einmal schreien. Ein weiterer Arm. Der schlingt sich um meinen Hals und er drückt mit einer Kraft zu, dass ich am liebsten still gehalten hätte, um diesen Moment zu verkürzen, aber der Instinkt gibt mir Bewegungen ein, die später nur Filmaufzeichnungen hätten beweisen können. Inzwischen muss ich Wasser eingeatmet haben. Jedenfalls drängt mich alles zum Husten. Unter Wasser, leider.
Und dann gibt der Schraubstockgriff plötzlich nach. Ich schieße wie eine losgelassene Katapultkugel nach oben. Ein Röchellaut. Ich muss unbedingt husten. Alles dreht sich ... und dann weiß ich nichts mehr.

Mittwoch, 28. September 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1161

Beginnen wir wieder mit den "Gedichten des Tages" von übermorgen. Da stehen erst einmal zwei leicht angegraute heitere Gedichte auf dem Programm.

"Ein Gedicht über ein Gericht" ...
und von 2008  vom großen künstler


Neu ist dagegen:




Wir glaubten anderen mehr
uns weniger.
Wir hörten auf falsche Propheten
und erfüllten gedankenlos ihre Wünsche.
Wir sahen die Fehler
und akzeptierten sie nicht.
Wir fühlten das Wahre
und wählten das Falsche.
Wir sehnten uns nach Liebe
und verteilten Kälte.
Wir schimpften über Andere
und handelten selber nie.
Wir wollten leben,
aber schufen die eigene Vernichtung.
Die Natur wurde verehrt,
doch leider zerstört.
Wir wollten unsere Ruhe,
jetzt hassen wir die Totenstille.


(Live zu erleben ist die Autorin im Cafe am Turm am 14.10., 19.00 Uhr in Königs Wusterhausen, Funkerberg 3)



Mit dem Fortsetzungsroman geht es weiter. Inzwischen ist es die 50. Fortsetzung von Anna Roths "Das Bienenprojekt"

Wir greifen ins Gleichgewicht der Natur ein und neben der beabsichtigten gibt es immer auch unbeabsichtigte, nicht vorhergesehene Nebenwirkungen. Das Niveau jener noch in unserem einen Treibhaus festgehaltenen Insekten ist bereits eine Nebenwirkung, die wir nicht voraus berechnen konnten. Jeder weitere Eingriff kann zu etwas führen, was nicht mehr rückgängig zu machen ist. Und wir haben keine Ahnung, in welche Richtung die Entwicklung gehen kann. Mister Kantus schilderte uns die jetzt schon lebenden Wesen als einen schwärmenden Superman. Wenn wir wie geplant fortfahren, haben wir es danach wenigstens mit eine ganzen Horde von solchen Supermans zu tun, eine Armee vielleicht, wenn wir nicht noch eine unbekannte Metamorphose auslösen, deren Ergebnis absolut offen ist.“
Ich habe noch einiges mehr gesagt, aber es waren eigentlich nur ein Rückzugsgefecht. Ich sah die Ablehnung in den Augen meiner Mitarbeiter, wenn ich einmal die Besorgnis in Romanas Blick ausklammere. Mein wichtigstes Haupthandicap aber war ein anderes: Ich hatte kein überzeugendes Gegenkonzept. Die Monster im Treibhaus mit Giftgas zu töten wäre auch für mich nur infrage gekommen, wenn sie die einzigen auf der Welt gewesen wären. Ich wusste nicht, ob die anderen das wussten, aber ich hatte gesehen, dass es draußen andere gab. So endete der Tag mit der beeindruckenden Festlegung, am folgenden den Arbeitsplan zu spezifizieren. Und ich war mir sicher, dass das ein Arbeitsplan sein würde, den auch die Bienen kennen durften. Wir hätten nicht solch Aufwand treiben brauchen, um uns das Wochenende zu verderben.
Ich war unzufrieden mit mir. Nein. Ich sage das nur so, um nicht in Kraftausdrücke zu verfallen. Ich war eigentlich davon überzeugt, nicht mehr an einem Spiegel vorbeizukommen, ohne dem Typen darin ins Gesicht zu spucken.
Noch dazu wurde mir etwas bewusst, was anfangs erst eine vage Ahnung gewesen war. Ich lud mir die Aufzeichnung von Kantus´ und Yong-Browns Rede runter und wusste es nun genau: Wesentliche Passagen waren Wort für Wort identisch. Das konnte kein Zufall sein. Und Yong-Brown war bei Kantus´ Rede nicht dabei gewesen.
Als ich den Computerraum verließ, bildete ich mir ein, am Fenster wäre ein Schatten verschwunden. Ich verharrte einen Moment schweigend. Von Sekunde zu Sekunde wurden die Feiergeräusche aus dem Gemeinschaftsraum lauter. Selbst wenn es andere gab, die würde ich kaum heraushören. Es graute mir. Im Moment vermisste mich wahrscheinlich niemand, aber sobald ich zu den anderen ginge, würde mich ein lautes Hallo empfangen. Und für einen Chef gehörte es sich, sich unter sein Team zu mischen und Smalltalk für den Zusammenhalt mit seinen Untergebenen zu treiben. Genau danach stand mir der Sinn zu allerletzt.
Ich wollte nur endlich wieder den Kopf frei bekommen. Im Moment war immer ich es, mit dem etwas gemacht wurde. Egal von wem. Das musste ich ändern. Dazu musste ich aber wissen, was ich eigentlich machen wollte.
Die Luft draußen war noch sommerlich warm, aber schon mit einem Hauch Nacht am See aufgefrischt. Genau das Richtige für einen Spaziergang oder einen Lauf am Ufer entlang. Wieder war da die Einbildung beobachtet zu werden. Ich schrieb sie dem allgegenwärtigen Verfolgungswahn zu.

Dienstag, 27. September 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1160

Heute beginnen wir wieder mit den "Gedichten des Tages" von übermorgen.
Zuerst ein heiterer Blick in den Frühling: ...Goldammer ...

Dann gibt es den Blick nach 2008:   Bloß nicht Teddybären 

Schließlich das Testgedicht des Tages:


Manchmal
da möchte ich nach vorne springen
neun Meter aus dem Stand, noch besser zehn,
möcht all die Treppenstufen nicht mehr sehn,
die doch nicht einen Weg zu frischer Luft bedeuten -
Ich möchte gleich zum großen Sturme läuten.

Manchmal
da seh ich eine alte Wegmarkierung wieder
und knie vor Traurigkeit gebrochen an ihr nieder:
Schon wieder also nur im Kreis gelaufen
und nur die Schuh sind reicher von den Hundehaufen.

Manchmal
da stopf ich mir die Ohren zu
gegen den Ruf, komm endlich zur Vernunft.
Nein, Angepasste sind nicht meine Zunft.
So muss ich manchen Schüttelkopf ertragen
und taube Ohren für verfrühte Fragen.

Wie sollt´ich sonst vor Badezimmerspiegeln singen,
versucht´ ich´s nicht, so weit nach vorn zu springen.

Inzwischen ist der SF-Fortsetzungs-Groschenroman  bei der inzwischen  49. Fortsetzung von Anna Roths "Das Bienenprojekt" angekommen - wieder mit einer Doppelseite:

Wahrscheinlich bis zu den Zehenspitzen.
„Und so meint er, er ist die Last los ...“
Ich dürfte dunkelrot geworden sein. „Wie lange ...“
Sie wiegte den Kopf. „Lange genug, würde ich sagen.“ Sie schien das köstlich zu amüsieren.
„Ich dachte, ...“ Bis zu einem derartigen Verlegenheitsstottern hatte mich noch keine Frau getrieben.
„..., hier wirst du nicht von Monsterbienen in deinen Liebling gestochen. Du solltest übrigens die Hose ordentlich zu machen.“
Wenn das Romanas Art war, mir mitzuteilen, dass sie mich nicht nur beim Abstrullen beobachtet, sondern auch vorher belauscht hatte, so war die von blumiger Offenheit.
Romana begleitete mich zurück in den Partybungalow – übrigens mit diesem geheimnisvollen Meter Abstand links vor mir wie ich mir das bei Bodyguards vorgestellt hätte. Ich kam gerade rechtzeitig. Nicht zu früh, vor allem aber auch nicht so spät, dass mich alle beim Reinkommen angestarrt hätten.
Meine erhoffte Glückssträhne hielt an. Zwar blies Patsy ins inhaltliche Horn von Kantus´ Beitrag, aber er war noch nicht fertig, da ging die Tür auf und mit einer besänftigenden Geste für Redner und Zuhörer, die alle zu ihm hinsahen, trat Yong-Brown ein. Er kam sozusagen kaum 100 Sekunden vor seinem Einsatz. Und er ließ es sich auch nicht nehmen, sofort das Wort zu ergreifen: „Vorstellen brauche ich mich wohl nicht.“ (Es folgte eine den großen Chef diplomatisch beweihräuchernde Lachpause.) „Euer Projektleiter bat mich, zur Entscheidungsfindung ein paar klärende Worte beizutragen. Bitte. Das will ich gern tun. In der jetzigen Etappe unserer Arbeit ist es nämlich egal, aus welchem Grund wir es für richtig erachten, möglichst viele Völker der FN 3514-Bienen zu schaffen. Wichtig ist nur, dass wir es tun und dass wir es schnell tun. Wir brauchen diese Völker. Wir, Amerika, die Welt. Und diese Völker brauchen uns. Worauf auch immer der Einfluss des Schwarms nach draußen beruht, er wird entsprechend der verminderten Größe der Einzelschwärme wahrscheinlich sogar überdimensional schrumpfen. Jeder Teilschwarm für sich wird eine bestimmbare Zeit brauchen, um zur Fähigkeit der Mutterschwarms zurückzufinden. In dieser Zeit ist er beherrschbar. Wer sich also sorgt, dass fehlschlagende Experimente in einem der Treibhäuser die Tiere der anderen wild machen könnte, fürchtet zu viel. Die Horrorvorstellungen, was die Monster von ihrem Gefängnis aus mit Menschen und Dingen in ihrer Umgebung anstellen könnten, entbehrt jeder Grundlage. Sie sind dann so geschwächt wie Komapatienten. Was reden wir also hier herum. Ihr seid zur Erholung rausgekommen. Also erholt euch und lernt einander besser kennen. Für eine erfolgreiche Forschungsarbeit!“
Der Professor verließ unser Treffen gleich wieder.
Ich war dran. Die gerade gehörten Worte hatten mich völlig aus dem Konzept gebracht. Nichts war da gewesen von dem geheimen Telefonat. Meine ersten Worte versuchten noch, mein eigenes Konzept wenigstens nicht ganz zu begraben:
„Freunde, wir haben es mit einer schwer zu kalkulierenden Gefahr zu tun. Ich weiß, irgendwie trifft das immer zu.


Montag, 26. September 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1159

Heute beginnen wir mit den "Gedichten des Tages" von übermorgen. Ich biete ich diesmal als Test einen Haufenreim an: "Klassik für Gesamtschüler".

Dann gibt es den Blick nach 2008: ein kleiner riese malt…  

Und der Gast des Tages ist:

Meine Fehler durch den Scharfsinn deines Geistes zu betrachten,
öffnet meinem Irrtum die Einsicht.
Meine Wut durch die Worte deines Mundes zu hören,
wandelt meinen Trotz in Nachsicht.
Meine Angst in deinen traurigen Augen zu sehen,
verändert meine Feigheit in Stärke.
Meine Verständnislosigkeit durch die Verschlossenheit deiner Seele zu fühlen,
verzaubert meine Selbstsucht in Rücksicht.
Meine Ignoranz durch die Kälte deiner Gefühle zu spüren,
lässt meine Gleichgültigkeit zu Mitgefühl werden.
Mich in dir wieder zu erkennen,
macht mich liebend!


(Live zu erleben ist die Autorin im Cafe am Turm am 14.10., 19.00 Uhr in Königs Wusterhausen, Funkerberg 3)

Inzwischen ist der SF-Fortsetzungs-Groschenroman  bei der inzwischen  48. Fortsetzung von Anna Roths "Das Bienenprojekt" angekommen - wieder mit einer Doppelseite:


Ich war froh, dass ich nicht als nächster dran war. Doch was dann kam, war extrem beunruhigend für mich. Die nächsten zwei Beiträge griffen Kantus´ Gedanken auf und baute sie aus. Wäre bei dem Vortrag und eigentlich schon die ganze Zeit mein Misstrauen nicht so allgegenwärtig gewesen, hätte ich es ja vielleicht selbst getan. So aber dachte ich an die Konsequenzen des sich herausschälenden Konzeptes. Wir würden eine Vielzahl von Monsterbienenvölkern erschaffen, immer im Gefühl, es mit Koma-Patienten zu tun zu haben. Wann aber die Töchterschwärme die für ihre Zwecke notwendige Stärke erreicht hätten, wussten wir nicht und würden wir eventuell erst in dem Augenblick bemerken, wenn sie uns erneut manipulierten – falls wir dann so etwas überhaupt noch bemerken würden.
In meinem Gehirn schwirrte es – soviel Witz muss sein – wie in einem Bienenschwarm. Bis zu dem Moment, an dem ich mit meiner Zusammenfassung dran wäre, musste ich eine Entscheidung getroffen haben. Wenn ich mich umsah, war klar, dass mein Team die schon getroffen hatte. Ich musste mich also eventuell gegen das gesamte Team durchsetzen.
Mein Problem: Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht Opfer einer Art Verfolgungswahn war. Meine Logik hatte mindestens zwei Ungereimtheiten bzw. ließ zwei Fragen offen. Die eine war ich selbst. Ich hatte von Anfang an bei den Monstern gearbeitet. Wenn sie als Feinde auftraten, die die sie umgebenden Menschen entweder manipulierten oder vernichteten – warum hatten sie es dann mit mir noch nicht getan? Die andere war das Ziel der Biester. Es war klar, dass sie nicht auf Dauer eingesperrt bleiben wollten.
Aber hätten sie nicht einfach einen von uns zu manipulieren brauchen, dass er sie rauslässt, und sie hätten erst einmal in ganz Amerika Platz, so viele Völker zu gründen wie sie lustig waren? Und irgendeinen Zusammenhang musste es mit den Anti-Araber-Bienen geben. Aber da hatte ich absolut keine Peilung. Doch dann kam mir eine Idee, was ich machen musste. Ich war zu klein für einen solchen Kampf. Yong-Brown nicht. Er hatte die ganze Forschungsreihe angeregt. Er konnte ihr eine neue Richtung geben.
Unauffällig sah ich auf die Uhr. Ja. Das ging. Bevor Patsy Buckinghouse als Letzte vor mir sprechen sollte, verkündete ich die Kaffeepause. Ich lief in Richtung Toiletten, aber dann an ihnen vorbei raus zwischen die Bäume. Ich empfinde noch immer diese Erleichterung, als ich mich umsah und niemanden entdeckte, der mir gefolgt war. Ich wählte Yong-Browns Alarmnummer, hörte seine Stimme, flüsterte in den Apparat, dass seine Anwesenheit sofort erforderlich sei und dass ich davon ausging, dass sich hier sonst so etwas wie eine Monsterbienen-Invasion anbahnte, und er wimmelte nicht ab, sondern versprach wirklich, sofort selbst zu uns rauszukommen ... Es war alles glatt gegangen! Gleich wäre ich meine Verantwortung los. In diesem Moment fiel mir dann auf, dass ich wirklich einen kräftigen Druck auf der Blase verspürte. Es bereitete mir ein animalisches Vergnügen, meinen Strahl gegen den nächstbesten Baum zu richten und dann entspannt die Hose zuzuknöpfen.
Als ich mich umdrehte, um wieder zum Partybungalow zu schlendern, als wäre alles in bester Ordnung, sah ich sie stehen, locker an den breitesten Baum der Nachbarschaft gelehnt mit einem spitzbübischen Lächeln.  

Sonntag, 25. September 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1158

Zuerst die Prosa. Inzwischen ist der SF-Fortsetzungs-Groschenroman  bei der inzwischen  47. Fortsetzung von Anna Roths "Das Bienenprojekt" angekommen - wieder mit einer Doppelseite:

Das entpackt sich selbst im Laufe von Jahren bzw. zu vorprogrammierten Zeitpunkten oder produziert Programme, die das weiter tun.
Weil wir aufgehört haben, uns darüber zu wundern, nehmen wir es als gegeben hin. Was aber, wenn es andere, durchaus vergleichbare Programme gibt, die in kürzeren Kreisläufen ablaufen und bei denen die Dekomprimierung von Daten beispielsweise als Metamorphose abläuft? Habt ihr nnoch nie den Gedanken erwogen, dass es einen Datenpool und ein zusammengesetztes Programm geben könnte, damit ein Termitenbau aussieht und funktioniert wie ein Termitenbau? Dass es für diesen Datenpool einen Träger gibt, der nicht einen Menschenkörper benötigt? Setzt eure Größe einfach ins Verhältnis zu den größten Bauten der Menschheit und vergleicht es mit der Größe einer einzelnen Termite im Verhältnis zum Termitenbau!“
Ich wurde den Eindruck nicht los, dieser Godzilla brauchte nur „wir“ für die Monsterbienen und „ihr“ für uns Menschen sagen, und er wäre als das Medium entlarvt, das sozusagen die Botschaft unser bisher noch zwischen undurchdringlichen Wänden gehaltenen Insekten verkündet. Dafür programmiert wurde. Doch ich sah mich unauffällig um und in allen Gesichtern lag ein Ausdruck von Verzückung, so ein Gedanke „Мensch, daran habe ich noch gar nicht gedacht, aber so kann man das ja auch sehen“. Allen war dieser Gedanke richtig auf die Stirn geschrieben. Nur Romana machte weiter den Eindruck, als wollte sie unser Spiel irgendwo am Rande des Flirts weiterspielen. Aber vielleicht wollte ich das auch nur so sehen? Ein paar Sätze gingen dabei wohl an mir vorbei.
Dann lauschte ich wieder aufmerksamer, denn jetzt kam Kantus zur Schlussfolgerung aus seiner Darstellung:
„Womit ich bei unserem Problem wäre. Beim Menschen ist die Grenze sehr niedrig, wo der Ausfall eines Teils des Ganzen auch der Ausfall des Ganzen bedeutet. Das heißt aber nicht, dass es eine solche Grenze bei einem Schwarm überhaupt nicht gäbe. Wenn wir also einen Mutterschwarm aufteilen, so haben wir erst einmal zwei Töchterschwärme von halber, drei von einer Drittel-, vier von einer Viertelstärke usw. Unterstellen wir, dass die erreichte Arbeitsteilung es noch nicht ausschließt, dass unter veränderten Bedingungen Bienen ihre Funktion wechseln – ich unterstelle einfach, dass sie das in vergleichbaren Umfang können, in dem Menschen ihre Funktion in einer arbeitsteiligen Gesellschaft tun, nämlich unterschiedlich gut – dann bleibt doch ein Ergebnis: Worauf auch immer der Einfluss des Schwarms nach draußen beruht, er wird entsprechend der verminderten Größe der Einzelschwärme wahrscheinlich sogar überproportional schrumpfen. Jeder Teilschwarm für sich wird eine bestimmbare Zeit brauchen, um zur Fähigkeit des Mutterschwarms zurückzufinden. In dieser Zeit ist er beherrschbar. Wer sich also sorgt, dass fehlschlagende Experimente in einem der Treibhäuser die Tiere der anderen wild machen könnte, fürchtet zu viel. Die Horrorvorstellungen, was die Monster von ihrem Gefängnis aus mit Menschen und Dingen in ihrer Umgebung anstellen könnten, entbehrt jeder Grundlage. Sie sind dann so geschwächt wie Komapatienten.“


Weiter mit der Lyrik, sprich: den Gedichten des Tages vom 27.9..

Da wäre erst einmal ein Testgedicht ("Dichter im Trotz") 
Dazu kommt im Rückblick auf 2008 die Erinnerung an Lynndie England, die durch perverse Folterfotos in die Schlagzeilen gekommen war: nach 521 tagen 

Als Gast diesmal


Von überall hört man sie brüllen und plärren 
überall Menschen, von Beschwerden beschwert 
von überall spürt man ihr Ziehen und Zerren 
überall Menschen, die durch Überfüllung entleert
Längst ist Frieden nur noch ein Patchwork aus Fetzen 
überall Menschen, die so friedlich ihre Messer wetzen 
längst dient die Wahrheit nur noch die Lügen zu hetzen 
überall Menschen, die auf der Hatz sich selber verletzen
Überall kann man sie spüren, die Riesen, die dösen 
hört die Menschen, die ihre Träume verfluchen 
verzweifelt versucht sich aus ihrer Umarmung zu lösen 
verfallen dem Fluch, im Dunkel Erleuchtung zu suchen

Samstag, 24. September 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1157

Heute wieder zuerst die Prosa. Inzwischen ist der SF-Fortsetzungs-Groschenroman  bei der inzwischen  46. Fortsetzung von Anna Roths "Das Bienenprojekt" angekommen - wieder mit einer Doppelseite:

Sagen wir, wenn wir uns Menschen als einen der Endpunkte dieser Entwicklung betrachten, dann sind wir zwar gegenüber diesen Giganten klein, aber als Einzelwesen trotzdem von beachtlicher Größe. Für jede von der Natur als notwendig erachtete Funktion haben wir unser einzelnes Organ, in einigen Fällen noch ein zweites als Ersatz. Dieses Prinzip hat den Vorteil, dass wir hier zusammen sitzen und uns gegenseitig als Krönung der Schöpfung feiern können. Sie hat aber auch einen wesentlichen Nachteil. Nehmen wir an, ich zückte jetzt eine Pistole und feuerte sie auf die Brust unseres Chefs ab. Okay, eine solche Idee gehört zu den eher zweifelhaften Vorzügen unserer Evolution. Aber stellt euch vor: Die Zerstörung eines Bruchteils eines Promilles unseres Körpers ist ausreichend, um das weitere Funktionieren des gesamten Restkörpers zu beenden. Ein winziges Loch in der Brust und Milliarden anderen Zellen vom Gehirn abwärts werden alle wertlos. Welch Luxus der Natur!“
Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen. Kantus mit Loch in der Brust war sicher ein besonderer Luxus der Natur.
„ ... Und nun stellt euch Gehirn, Herz, Lunge usw. als eine nicht unerhebliche Zahl kleiner nicht fest miteinander verbundener Teilsysteme, sozusagen eigener Lebewesen vor! Um gemeinsam zu funktionieren, bedürften sie nur eines Systems äußeren Zusammenhalts. Kein stabiles mit tragendem Skelett und umhüllender Haut. Nein. Ein System der externen Kommunikation.
Wer sich mit der Evolution beschäftigt, stellt fest, dass die Insekten eine viel längere Geschichte aufweisen als die Masse aller Landlebewesen.
Von den Säugetieren ganz zu schweigen. Könnte das nicht schlicht daran liegen, dass diese Systeme stabiler, also weniger anpassungsbedürftig waren und sind? Schießt ruhig dieselbe Pistolenkugel in einen Bienenschwarm. Er funktioniert weiter.
Wir denken doch immer so, wie wir es verstehen. Wir halten uns für überlegen, weil wir als Einzelwesen Baumeister im Voraus genau ein Bild davon haben können, wie der Bau später einmal aussehen soll, und vergleichen uns überheblicherweise mit der einzelnen Termite oder der einzelnen Biene, die das natürlich nicht kann. Wenn wir aber fair wären, dann dürften wir die nur mit unseren Zellen oder kleinen Stücken von Herz, Lunge, Hintern, Gehirn oder so vergleichen. Die sind auch wenig vorausschauend. Was gibt uns das Recht zu dem Urteil, ein Insektenschwarm als Ganzes wäre es nicht, nur weil er so schwer vergleichbar ist mit einem ganzen Menschen – oder weil wir uns das nicht vorstellen können?
Wo liegen denn die Informationen dafür, dass wir entstehen, wie wir hier sind? Warum wird aus der Verschmelzung von Spermium und Eizelle ein fertiger Mensch bzw. noch weiter gehend eine Frau? Man muss sich doch wundern, wie die Startzelle zu einem gewaltigen Zellensystem heranreift, das mit den Eltern erkennbare Ähnlichkeiten hat. Man muss sich doch wundern, dass noch nach Abschluss eines Grundwachstums bei eben jener Frau Veränderungen eintreten, die sie dann körperlich vom Mädchen unterscheiden! Dafür gibt es doch nur eine Erklärung. Dem Datenträger befruchtete Zelle ist eine Art komprimiertes Metaprogramm eingebrannt.  

Weiter mit der Lyrik, sprich: den Gedichten des Tages vom 26.9..

Dort haben wir als Testgedicht  ist "Am Geburtstag" und von 2008  eros futurus  
Dazu kommt eine neue Autorin ((Live zu erleben ist die Autorin im Cafe am Turm am 14.10., 19.00 Uhr in Königs Wusterhausen, Funkerberg 3)):



Ganz wölfisch link im weißen Kleid
stellt er mit Volksverbundenheit
sein Schaffen und sein Heldentum
ins Sonnenlicht den eignen Ruhm.
Er spricht der netten Worte viel
nur mit dem heiß begehrtem Ziel
sein treues Wesen zu betonen,
um sich mit Reichtum zu belohnen.
Die Dummheit hat’s ihm abgekauft,
die Schafe sind ihm anvertraut.
Sie blöken nach, was er beschließt,
auch wenn er dafür Blut vergießt.
Als Lamm hat er sich präsentiert,
doch hat er Wünsche ignoriert
und sieht belustigt und in Ruh
der Schäfchenmassenschlachtung zu.
Die schreien laut in Angst und Pein
Du musst doch unser Retter sein!“
Das bin ich doch!“ lacht schallend er
und zielt bewusst mit dem Gewehr
auf fette, nette, runde Schäfchen.
Nach gutem Essen folgt ein Schläfchen.
Und wenn er aufwacht wäscht er schnell
sein blutbeschmiertes Schafswollfell,
das trocknend in der Sonne hängt
und weinend an den Schafsgott denkt.

Freitag, 23. September 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1156

Heute zuerst die Prosa. Inzwischen ist der SF-Fortsetzungs-Groschenroman  bei der inzwischen  45. Fortsetzung von Anna Roths "Das Bienenprojekt" angekommen - wieder mit einer Doppelseite:

Überhaupt machte er keinen hyperintelligenten Eindruck. Ein Mann fürs Grobe? Wer hatte ihn ins Team gesteckt? Warum den?
Ausgerechnet da passierte es. Romana verdrehte die Augen genau in einem Moment, in dem ich sie unauffällig zu betrachten versuchte. Mein Blick erwischte ihren, ihrer meinen. Ich sah schnell verlegen zu Mitch, sie sah verlegen zu Mitch. Ich fühlte mich ertappt und andererseits war mir zum Lachen ... und sie ...
Wenn Mitch während seines Vortrags irgendeine Fähigkeit unter Beweis gestellt hatte, dann die, mit möglichst vielen Worten nichts zu sagen, also Talent zum Politiker zu haben. Er dürfte kaum geahnt haben, dass sein Beitrag den Rahmen für ein Blickspiel zwischen Romana und mir abgegeben hatte – und ich hätte allzu gern gewusst, ob mich diese Frau nun verführen oder veräppeln wollte, was bei Frauen gelegentlich auf dasselbe hinausläuft.
Als Kantus die Hand hob wie beim Misstrauensvotum im Abgeordnetenhaus, obwohl Mitch fertig und er sowieso dran war, ahnte ich schon, dass das Herumeiern um den heißen Brei vorbei war. Ich nickte ihm einfach zu und im Gegensatz zu den beiden vorigen Diskutanten stand er auf. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er dabei einen unsichtbaren Mantel abwarf, einen von der Art, wie ihn Boxer auf dem Weg in den Ring tragen.
„Wir sollten uns die Sache nicht zu schwer machen. Die Lösung unseres Problems ist wahrscheinlich einfacher, als man denkt. Es soll ja mitunter vorkommen, dass man einen Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Was Betriebsblindheit ist, brauche ich wohl nicht zu erklären. Aber für das, was ich erklären möchte, muss ich etwas ausholen ...“
Er sah mich an, bekam das gewünschte Zunicken und mein „Wir haben Zeit.“, sah sich im Kreis um, um dann bedächtig seine Ausführungen zu beginnen. Ich möchte viel so wiedergeben, wie er es wirklich gesagt hat. Vielleicht wird dabei deutlich, warum ich den Eindruck hatte, er hätte seinen Text auswendig gelernt. Das Band lief und war nicht zu stoppen, aber beim Sprechen hielt Kantus die Schwebe. Er verlor nie den Faden, wirkte jedoch immer so, als rufe er einen Text aus dem Hinterkopf ab, der nicht zu seinem Naturell passte. Man hätte ihm den impulsiven Totschläger abgenommen, doch diesmal kam jedes Wort und jede Bewegung bedächtig. Ich musste lügen, wann mir die Idee zum ersten Mal kam, aber während seiner Rede stellte ich mir vor, die Monsterbienen hätten ihm seinen Text unter Hypnose ins Gehirn eingegeben. Das war der Grund, weshalb ich nicht euphorisch wurde. Natürlich noch das Andere. Aber dazu später.
„Ich brauche euch als Wissenschaftler ja nichts vorzumachen. Von wegen Gott hat das Leben einmalig erschaffen. Wir wissen, es hat sich entwickelt. Der uns vertraute Weg ist dabei der von der Ursuppe über Ein- und Mehrzeller zu komplexen Lebewesen mit Organen. Zellen mit gleicher Funktion sind eine im Prinzip untrennbare Einheit eingegangen, eben Organen, und haben mit Zellen einer andern Funktion eine ebenfalls feste symbiotische Gemeinschaft gebildet: Den ganzen Körper, das große Lebewesen. Die Saurier haben es dabei auf Arten von gigantischen Körpermaßen gebracht.

Weiter mit der Lyrik, sprich: den Gedichten des Tages vom 25.9..
Da wäre erst einmal  Gunda Jaron mit "Fünfzeiler - querbeet (3)", dann von 2008  datenmüll
und zu guter (?) Letzt


Und reimt sich
noch so vieles 
nicht auf Revolution,
so müssen wir
uns doch einen
Reim darauf machen.
Es geht nicht
ohne und wenn
wir nicht tun,
was zu tun 
die nach uns
gerne leben möchten
von uns erwarten,
dann wird es
die gar nicht
mehr geben können.

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