Montag, 31. Dezember 2012

Impressum

Slov ant Gali
Adele-Sandrock-Str.89
12627 Berlin
frieden@slovantgali.de

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1611


 Passt Spitzweg in die Weihnachtszeit? Vielleicht wegen seiner Idyllenbilder ... Sind wir nicht manchmal alle kleinbürgerlich "spitzwegig"?!




Adventsfenste3--21.jpg

Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (22)

... Ich schlage Folgendes vor: 1. Wir replizieren einhundert kleine automatische Sender. 2. Wir versehen sie mit einer Endlosschleife Text. Etwa unser Standort und dass wir Hilfe brauchen. 3. Wir schicken sternförmig acht Teams los, die im Abstand von fünf bis zehn Kilometern die Sender aussetzen, wenn sie nicht direkt die Kari finden. Hoffen wir auf die Chance, dass uns der Replikator noch das gönnt, was wir von ihm wollen.“
Komuna hatte ums Wort gebeten. „Im Großen und Ganzen ist der Vorschlag vernünftig. Die Endlosschleife geht sogar noch einfacher: Zum einen wissen wir unseren Standort selbst nicht genau zu beschreiben, zum anderen wissen ihn die Kari selbst. Schwieriger sind die Teams. Bei achten wären sie bis fünf Mitglieder stark, wenn keiner hier bliebe, was ich ablehne. Wir sollten nur los schicken, wer unbekannten Gefahren gewachsen ist. Große Technik können wir nicht mehr replizieren. Also müssen die Teams viel schleppen. Wenn was passiert, müssen sich die Teams teilen können. Ich schlage vor, mit vieren zu arbeiten. Höchstens sechs.“
Wer danach noch alles was sagte, weiß ich nicht mehr. Die Diskussion wurde immer unangenehmer. Je deutlicher sich zeigte, dass sein Vorschlag nicht haarklein so angenommen wurde, wie er ihn gemacht hatte, um so gereizter wurde Hank, ja, um so schlechter war er als Moderator. Zum Schluss brüllte er nur noch „Macht doch, was ihr wollt, wenn ihr alles besser wisst.“
Er ist dann einfach gegangen, ohne die Wahl des nächsten Moderators abzuwarten. Seine Jungs folgten ihm. Ich ahnte schon, was er vor hatte. Aber so schlimm konnte es ja nicht sein. Hauptsache, er hinterließ eine Markierung, welche Richtung er gewählt hatte, damit wir uns insgesamt gut verteilten. Zu viert verließen sie uns noch am selben Abend. Beim Restpalaver zog sich dann immer mehr eine Schlinge um meinen Hals zusammen: Jemand musste im Lager bleiben, am Sprechfunk überwachen, was zwischen den Teams eventuell zu koordinieren war, auf die Jüngsten aufpassen ... Und genau dafür schien ich am geeignetsten. Nicht genug damit. Onja und Jenny übernahmen jeweils ein Team. Mir blieb gerade einmal Sarah und ­ - freiwillig! - auch Xu-Li als Gesellschaft im langweiligen Hinterland. Salio schloss sich bei dem bevorstehenden Abenteuer seiner richtigen Schwester Onja an.
Es war eine bescheuerte Nacht. Immer wieder wurde ich von Albträumen gequält. Immer wieder wachte ich auf und konnte mich an nichts richtig erinnern. Immer wieder schlief ich ein und alles fing von Neuem an. Dabei war ich doch für die langweiligste Aufgabe überhaupt ausgewählt worden.


Tag 25
Ich hätte ihr sonst was antun können. Machs gut, Lagerälteste!“ verabschiedete sich Jenny. Aber ich konnte ihr ja nichts antun. Durch Komunos Tod gewarnt hatten wir richtige Raumanzüge repliziert, solche schweren für Vakuum und mit eigenem Lebenserhaltungssystem. Der Replikator brauchte viel Zeit dafür. Welche Wahnsinnsangst, er könnte schon schlappmachen. ...

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1610


Als ich Petra Namyslos Gedicht "Klassenunterschied" las, fragte ich mich, wie viel Augenzwinkern verbirgt sich dahinter oder wie viel Vergnügen an den Paarreim-Paaren. Vielleicht aber erreicht sie schon mit diesem Hinterfragen das, was sie wollte ...




Adventsfenste3--20.jpg








Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (21)

...
Sarah hatte Recht. Niemand wollte in diesem Kasten schlafen. Was sicherte, dass wir am nächsten Tag aufwachten und nicht mehr wieder raus kamen? Die restlichen Systeme Stück für Stück ausfielen? Die Schleusenverriegelung deaktivierten wir. Die Luken ließen wir offen. Wer sollte schon kommen? Als der Computer noch funktioniert hatte, hatte er keine Lebenskonkurrenz entdeckt, die bei uns hätte eindringen können ...




Tag 24
Es war das Verrückteste, was wir bisher miteinander erlebt hatten. Eigentlich war nichts. Aber schon beim Aufstehen geisterte der Gedanke durch unsere Köpfe: Welche Frage wir auch haben sollten, wir konnten von nun an zumindest vorerst nicht mehr uns in die Schaltzentrale hinstellen, „Computer, ...“ rufen und eine Antwort erwarten. Also ich vermisste diese Möglichkeit sofort, so sehr ich mich vorher mitunter über die Antworten geärgert hatte.
Bei unseren Frühstücksbestellungen merkten wir dann mit lachenden und heulenden Augen, dass der eine verbliebene Replikator eine akustische Macke hatte: Er ignorierte alle i-Laute, richtiger alle Begriffe, in denen i-Laute vorkamen, und ü war für ihn auch ein i-Laut. „Milch“ gab es also nicht und „viel“ konnte man auch nicht verlangen. So tranken wir viel Tee an diesem Morgen.
Wenn alle fertig sind, raus zum Palaver“, hatte Onja gerufen.
Diesmal war Hank dran mit Moderieren.
So“,begann er seine Situationszusammenfassung, „zurück können wir nicht mehr. Um hier wieder sicher zu leben mit den gewohnten Annehmlichkeiten, müssen wir unbedingt die Kari finden. Gehen wir davon aus, dass sie mit ihren kurzen Beinen nicht Hunderte Kilometer gelaufen sind, selbst, wenn sie die ganze Zeit unterwegs gewesen wären. Gehen wir weiter davon aus, dass wir nicht wissen, in welche Richtung sie gezogen sind. Das heißt, wir können nicht einfach eine Gruppe hinterher jagen.
Gehen wir drittens davon aus, dass wir noch nie gesehen haben, wie sie zusammen wohnen. Es wäre nur geraten, wenn wir annehmen, sie bauen sich Termitenhügel. Weiß jemand mehr?“
Das war eigentlich gut gemacht, einmal von dem Annehmlichkeiten-Satz abgesehen, der so klang, als wäre das etwas Schlechtes. Alle erwarteten, dass er weiter sprach.
Wenn das nicht der Fall ist, bleibt die Frage, wie wir jetzt vorgehen können. Wir müssen dazu noch eine vierte Annahme als zutreffend setzen: Dass sich die Kari finden lassen wollen. Wenn nicht, haben wir keine Chance.
...




Dienstag, 18. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1609


  Die Versuchsreihe mit den "Rede-Wendungen (6)" sollte als Test dieses Jahr abgeschlossen werden. Deshalb heute also Produkte, die wohl etwas weniger geraten scheinen ...




Adventsfenste3-19.jpg


Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (20)


... 
Hank lief vor uns her. Er lief recht schnell, und ich nahm unauffällig den linken Arm vor, um nicht allzu unsanft gegen die unsichtbare Mauer zu prallen, wenn dieser merkwürdige Tagtraum zu Ende war. Aber nichts kam. Wir liefen die wenigen Schritte weiter, und dann haben wir die nächstbesten Bäume, die, die wir gerade erreichten, umarmt. Mir kam meiner gar nicht so wie eine Pflanze vor. Eher fast so wie Onja, als ich sie das erste Mal umarmt hatte, ganz vorsichtig noch. Wie schön! Wir waren frei! Endlich frei. Und diese Bäume waren unsere Freunde. Vielleicht empfanden die Koom das sogar noch stärker. Irgendwie waren sie ja so was wie menschliche Pflanzen. Ach Quatsch. Ich werde Onja natürlich nicht danach fragen. Sie nimmt mir das noch krumm. Aber dieser Moment... Nun erst waren wir wirklich richtig hier angekommen. Siedler. Ansiedler in einer neuen Welt. Voller Hoffnungen und Chancen.
Wir ließen die Bäume los, umarmten einander. Tanzten. Zum Tanzen waren die Bäume nun wirklich nicht geeignet. Tanzten bis zur kurzen, glücklichen Erschöpfung. Dann, noch immer wie berauscht, schlenderten wir zum Schiff. Es nahm uns auf wie immer. Wir gingen zuerst in die Steuerzentrale, um uns mit eigenen Augen von Henks Beschreibung zu überzeugen.
Es sah wüst aus. Ziemlich sinnlos war eine Brandschleife wie Graffiti gezogen. Es stank auch nach verbranntem Plast. „Bloß raus hier! Das ist bestimmt giftig“, sagte jemand, und wir strömten raus wie wir reingeströmt waren.
„Frühstück, Leute!“
Ich weiß nicht mehr, wer das rief, aber ja, genau das war es, was wir jetzt brauchten. Ein total ausgeflipptes Frühstück. Wir zogen also alle zusammen in unsere Mensa, die früher einmal das Offizierskasino des Traumschiffes gewesen war.
„Wie immer“, rief Nori in die Luke. Es passierte nichts. Absolut nichts.
Nacheinander versuchten wir alle unser Glück, wenn auch mit immer weiter schrumpfender Erwartung; vielleicht nur noch zur Selbstbestätigung, dass man selbst auch vergessen war.
Sagen wir mal ... eine eiskalte Dusche war ein guter Vergleich. Wir standen dumm rum. „Also ausschwärmen“, rief Jenny, „hier waren doch sechs Replikatoren.“
Das Ergebnis blieb ernüchternd, wenn auch nicht ganz vernichtend. Fünf der Replikatoren waren zu keiner Reaktion zu bewegen. Der sechste entpuppte sich als Witzbold. Man gab ihm einen Auftrag. Meist führte er ihn aus, er versuchte es zumindest, und immer, wenn er es versuchte, ging auf der Etage die Hauptbeleuchtung aus, und was er dann ausgab, war jedes Mal eine Überraschung. Vielleicht wäre vieles notdürftig instand zu setzen gewesen, aber es gab niemand, der etwas von der Technik verstand. Dann stellten wir fest, dass wir keinen Zugang zum Hauptspeicher bekamen, vorausgesetzt, er war nicht zerstört. Wir verbrachten den ganzen Tag damit, herauszubekommen, was alles noch funktionierte und was nicht. Sagen wir, wir mussten uns davon überzeugen, dass der weitaus größere Teil aller Technik nicht funktionierte. Ausnahmen waren Teilsysteme, die nicht in der Zentrale gesteuert wurden. Dieses Blog zum Beispiel. Aber das waren alles keine sonderlich wichtigen Sachen. Der Preis für unsere Freiheit war hoch. Immerhin: Unser Wasser bekamen wir. Allerdings brummte der verbliebene Replikator so verdächtig laut, dass ich sicher war, auch er würde bald den Geist aufgeben.
„Und wo schlafen wir jetzt?" 
...





Montag, 17. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1608


  Also ich bedarf schon Google´s, um Ursprung vom "Moloch" nachzuschlagen. Bis dahin wurde Thomas Reich längst davon verschluckt ...
Nichts bleibt unbestraft. Kaum hatte ich den "Nonono"-Floh-Nonsens eingestellt, meldete sich Brunhild Hauschild mit "Der italienische Floh" ... Oh wie schön, noch albern sein zu dürfen ...





Adventsfenste3--18.jpg






Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (19)


...
Tag 18

Immer noch dieser Regen. Wie war das mit tropischen Regenzeiten? Wir hatten noch nicht genügend Verpflegung gebunkert. Sind ins Schiff geflüchtet. Wir fünf waren die letzten. Jenny hat eine Kampfsportstunde vor jeder Mahlzeit eingeführt. Mir machte nur Spaß, mit einem kurzen Schrei diesen ganzen Frust rauszubrüllen. Für lange half es nicht.


Tag 22

Nein, ich habe keinen Tag ausgelassen. Es war wirklich nichts zum Berichte. Draußen Wolken. Kein Regen. Wir haben den ganzen Tag lang Tüten, Büchsen und Gläser mit was Essbarem raus geschafft. Ich glaube, alle dachten nur an Krieg gegen den Computer. Daniel hat sich vor mir verbeugt, „Hoi!“ gerufen und mir mit einem Ruck wieder auf die Beine geholfen. Ich hatte nichts begriffen. Er übe schon die ganze Zeit, erklärte er, und ob ich das lernen wolle. Wie gern! Oh, werde ich lange brauchen. „Mal sehn!“ habe ich geantwortet. Hat er mich nun angesprochen?


Tag 23

Ich wachte mit einer bösen Ahnung auf. Auf der Erde, zu anderen Zeiten, wäre ich vielleicht Seherin oder so was geworden. Die anderen waren schon wach und Salio fragte mich, ob er frisches Frühstück rüberholen solle oder ob wir rauf frühstücken gehen wollten. Wir wollten ins Schiff. Zum einen gab es keinen Grund, jetzt schon die Reserven anzugreifen, zum anderen war jede Minute, in der wir mit etwas beschäftigt waren, und wenn es der Weg zum Frühstück war, ein Gewinn und zum Dritten: wir hatten zu spät einen Fehler bemerkt: Bei unseren ganzen Futterreserven fehlte schlicht frisches Wasser. Wir mussten uns mit welchem eindecken und Fässer rausschaffen für den nächsten Regen.
Wir kamen nicht weit. Vom Schiff aus kam uns Henk entgegen. Er torkelte wie ein Betrunkener oder als hätte er einen Schlag über den Kopf bekommen.
Wir sind frei!"grüßte er. Dann fing er an zu lachen. Еs war so leicht! Mann, war das leicht.
Allmählich kamen alle zusammen. Es stellte sich heraus, dass Henk weder alkoholisiert war noch einen Schlag, welcher Art auch immer, bekommen hatte. Er war offenbar nur gnadenlos verwundert. Wie wir aus ihm heraus quetschten, hatte er sich ursprünglich nur ein paar Teile replizieren wollen. Da war ihm die Idee gekommen, einfach einmal zu probieren, was er die ganze Zeit schon gewollt hatte. Er war in die verwaiste Steuerzentrale rüber gegangen. Nichts hatte ihn davon abgehalten. Wie er dann dort gestanden hatte und überlegt hatte, was er nun tun sollte, hatte er einfach ­ - während seines Geredes musste er mehr als 50 Mal einfach gesagt haben ­ - den Strahler genommen und einfach auf den Hauptschrank gerichtet und einfach abgedrückt. Die Beleuchtung habe kurz geflackert, und er habe sich mit freiem Strahl gedreht und irgendwann aufgehört. Er müsse schnell zum Waldrand. 
...

Sonntag, 16. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1607


  Soll man sich bei Gedichten nicht gelegentlich überraschen lassen? Versuchen wir das also bei Thomas Reichs "Brüder der Nacht" ... was ja irgendwie nach Grusel klingt ...
Bevor wir aber das Türchen des Tages öffnen, fragen wir, was es mit Brunhild Hauschilds "Weis(s)heitsspruch" auf sich hat:






Adventsfenste3--17.jpg


Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (18)


... Tag 16

Eigentlich wollte ich nicht.
Was? Alles wollte ich nicht. Aufstehn zum Beispiel. Oder frühstücken in unserer Mensa.
Ich kam mir vor wie ein Computer, den jemand durchprogrammiert hat für den Tag. Wozu Cornflakes? Amerikanische mit Milch. Von einer Replikunstkuh. Aber die anderen funktionierten ja auch. Das ist es wahrscheinlich. Alle sehen so aus, als funktionierten sie, genauso wie man selbst, und man möchte nicht die erste sein, die nicht funktioniert. Dabei warten die anderen vielleicht nur, dass einer anfängt. Ob das vererbter Herdentrieb ist? Oder die Erfahrung, dass du als erste die meisten auf die Schnauze bekommst? Es waren noch 40 andere da. Mir war gerade nicht danach, was auf die Schnauze zu bekommen.
Wenn wir in der Baracke standen, duftete es richtig nach frischem Holz. Urlaub im Sperrgebiet Ökoland. Debbie hatte mir später erzählt, was das gekostet hatte und welche Bestätigungen wir in unseren Kennkarten hatten eintragen lassen müssen, um rein zukommen. War ja nicht für Masse und Präkies. Aber romantisch. Und hier bauten wir uns das selbst – ohne Genehmigungsdokumente. Zwei Zimmer mit je zehn mal zehn Fuß. Einmal zwei, einmal drei Liegen zum Klappen und Pennen.
Salio teilt sich sein Kabuff mit Sarah und Xu-Li. Nein, nicht umgekehrt. Sarah hat die ganze Zeit gelacht. „Der macht immer son Quatsch. Er hat gesagt, wenn er nicht hier auf mich aufpassen darf, legt er sich draußen schlafen, und ich sei schuld, wenn er am Boden anwächst.“
Ob das gut geht mit den dreien? Ich müsste mich eigentlich mal mit den beiden Mädchen unterhalten. Langsam müsste bei ihnen doch was passieren. Ob Salio da der richtige Zimmergefährte ist? „Lass,“ hatte Onja gesagt. „solange sie ihn annehmen, ist gut. Er braucht das. Und weißt du, für mich ist er doch zu jung, um den großen Bruder zu spielen und ...“ Ich hatte Onja in den Arm genommen und irgendwie war ich ihr dankbar, dass sie jetzt mit mir darüber sprach. Oder richtig: Gesprochen haben wir nicht, aber jede hatte das Gefühl verstanden zu werden.
Wir werden es uns hübsch machen. Und unsere Kajüten bleiben uns ja.


Tag 17

Schon am frühen Morgen hatte es so stark geregnet, dass man kaum die Nachbarbaracke sehen konnte. Salio erklärte uns Tschiotscho. Ich hoffe, ich habe es richtig ausgesprochen. Es ist ein dreidimensionales Damespiel. Salio hatte drei solche Spiele eingeschleppt. Ein Glück. Er spielte synchron gegen uns alle. Ich wunderte mich erst, dass er alle Spiele verlor. Aber dann flüsterte mir Onja zu, das mache er mit Absicht. So hatte sein Bruder Pedo das auch immer gemacht, wenn sie schlechte Laune hatte. Es war trotzdem irgendwann langweilig. Die Fenster haben aber gehalten. Wir sind früh schlafen gegangen.
...






Samstag, 15. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1606


 Hurra, der Tag für die Kerze 3 ist heran. Der gut erzogene deutsche Konsument ist natürlich gegen die Sorgen, als "Die Leiden der jungen W(eihnachtsmänner und -frauen" immun. Das liegt alles hinter ihm. Den rührt auch die tierische Philosophie "Was bleibt" nicht, die auf einer Beobachtung beruht, die man kaum im Dezember machen kann:





Adventsfenste3-16.jpg







Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (17)


... „Das werden wir natürlich gleich tun, aber für so einen kleinen Dialog mit dem Computer brauchten wir uns nicht vorher zum Palavern zusammen zu setzen. Ich gehe auch davon aus, dass die Idee scheitert. Deshalb habe ich weiter gesucht. Was haltet ihr von Folgendem: Wir zerstören den Computer wenigstens teilweise, damit er nicht mehr die Kraft aufbringt, uns hier festzuhalten. Nachher müsste es doch möglich sein, die Kari zu finden, die das Computersystem ja schon einmal repariert haben. Sie könnten dann auch ihre eingefügte Programmschleife entfernen oder vernünftig abwandeln. So. Jetzt seid ihr dran.
Fritzi meldete sich recht ungeduldig. Ich fürchtete das Schlimmste. Wir hatten auf der letzten Beratung Jenny zur Moderatorin bestimmt. Ich hätte ihr noch ein Zeichen geben wollen, aber da sagte sie schon. „Fritzi, bitte!“
Fritzi stand auf, wartete einen Moment, sah sich in der Runde um. „Also ich weiß nicht, was es da viel zu palavern gibt. Ich bin dafür. Ich könnte mir niemand vorstellen, der freiwillig hier versauern möchte. Ich schlage vor, Uljana geht gleich rüber zum Schiff, da können wir hier sitzen bleiben, und versucht es mit überzeugen. Dann bleibt nur noch die Frage, wie wir den Computer fertig machen können. Also meine Meinung: Überlasten wär elegant, geht aber nicht. Wir wissen nicht, wie viel Prozent der gesamten Energie für das Feld nötig ist, wie viel Leistung wir also aufbringen müssten, damit die nicht mehr da sind. Aber dann? Wenn er nun ganz ausfällt? Dann sind wir Näse....“
Weißt du überhaupt, was Prozent heißt?“ rief Henk dazwischen.
Henk, immer einer nach dem andern“, schimpfte Jenny.
Schon gut. Ich weijedenfalls, dass Henk mitunter das 101. Prozent ist, das man manchmal in die Tonne hauen kann.“ Fritzi wartete die Lacher ab. „Also so was Kompliziertes fällt aus. Bleiben die Strahler. Die haben noch den Vorteil, dass wir selektiv vorgehen können. Wir entschärfen nur die nötigsten, also für uns störenden Baugruppen.“
Nein. Ich will die folgende Diskussion nicht festhalten. Es gab letztlich keinen, der Onjas und Fritzis Vorschlag abgelehnt hätte. Es stellte sich nur heraus, dass keiner so richtig wusste, welche Baugruppe wofür zuständig war. Und zum Computer gehen und ihn fragen, welche seiner Teile man zerstören solle, damit er seine neueste Programmschleife nicht mehr fahren konnte, da waren wir uns einig, dass das nicht ging. Wir waren noch voll am Diskutieren, als ich los sollte, den Computer zu befragen und überzeugen.
Muss ich das jetzt beschreiben? Besser nicht. Es war eine glatte Nullnummer. Ich will auch gar nicht wissen, ob ich mich blamiert habe. Ich glaube, eher weniger. Die Idee war einfach doof, und das Ergebnis las man mir von weitem am Gang ab.
Als ich in Hörweite war, hatte Hank das Wort: „Habt ihr Schlauberger eigentlich dran gedacht, dass sich der Computer seine Teilzerstörung vielleicht nicht gefallen lässt? Da könnten wir ihn ja auch anders einfach abschalten. Er muss uns sichern. Das hat er als Funktion. Um uns zu sichern, muss er funktionieren. Also ist seine Selbstverteidigung im Sinne seiner und damit unserer Sicherheit. Und wenn er ein Kraftfeld um das ganze Gelände aufbauen konnte, dann dürfte er auch eines um die Baracken hier aufbauen können. Dann hat er sich gesichert und damit uns. Oder umgekehrt. Wenn euch das lieber ist ...
Ich glaube, vorher wären alle begeistert mit gezückten Strahlern los gezogen, um das Raumschiff zu stürmen. Nun hockten sie da und niemand wollte mehr das Wort. Ich gebe zu, mir fiel auch keine Antwort ein, und die Vorstellung, unser Gefängnis könnte auf den Barackenplatz zusammenschrumpfen, jagte mir einen lähmenden Schrecken ein. Im Raumschiff verfügten wir wenigstens über alles Lebensnotwendige. Wie sarkastisch klang dann Jennys Zusammenfassung der ganzen Debatte: „Also bauen wir erst mal unsere Außenunterkünfte...“ (Sie sagte wörtlich Außenunterkünfte.) „...fertig. Dann sehen wir weiter.“
So endete dieser heroische Tag. Einige von uns überwanden sich wirklich. Es war ja noch so viel zu tun, bis wir notdürftig in den Holzbaracken wohnen konnten. Es sprach keiner aus, aber alle guckten sich jetzt unsere Ausstattung draußen unter dem Gesichtspunkt an, dort dauerhaft leben zu müssen. Da konnte einem schon das Heulen ankommen. Von wegen Abenteuer.
...

Freitag, 14. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1605


 Man kann das Voranschreiten der Zeit positiv sehen oder, wenn man eine Eintagsfliege ist dem "Fliegenden Fatalismus" verfallen. Das folgende Gedicht kommt allerdings nicht so total überzeugend rüber, wenn draußen alles nach weißer Weihnacht aussieht - wobei wohl problematischer sein könnte, dass der Zusammenhang zwischen der Flüchtlingsjagdagentur Frontex mit dem Vorweihnachtsgefühl nicht verstanden wird ...:





Adventsfenste2-15.jpg




Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (16)


... So wachte ich auf. Mit einem schlechten Gewissen. Wer mich schon alles gesucht haben mochte? Bis hier unten war keiner gekommen.
Hunger hatte ich. Hatte ja das Abendbrot ausfallen lassen. Das ist zwar bei meiner gedrungenen Figur nicht weiter schlimm, aber das einzige, was wir in den kommenden Jahren würden genießen können, waren Speisen so viele und so schöne, wie wir sie den Replikatoren schildern konnten.
Ich hab Salio gesagt, du wolltest nicht gefunden werden.“ Onja begrüßte mich mit fragendem Blick. „Вingo! Danke!“ Was sollte ich sonst sagen? Ich wollte sie ja nicht beleidigen, aber wenn man tagein-tagaus immer nur ein und dieselben Leute sehen muss, dann können einem manchmal auch die Liebsten über werden. Фnd ich habe ein groes Palaver vorgeschlagen auf dem kleinen Platz zwischen unseren Baracken nachher.
Ich sah Onja überrascht an. Was gab es bei dieser Situation zu palavern? Es sei denn, ... Und Onja sah nicht so geknickt aus wie ich wahrscheinlich und die meisten anderen.
Ich aß mich also richtig satt. Gelegentlich schielte ich zu Onja rüber, aber über irgendwelchen Smalltalk hinaus war keine Andeutung aus ihr herauszuholen. Immerhin waren wir dann fast die letzten, die zu dem großen Sitzkreis draußen stießen. „Schön, dass ihr schon alle da seid!“ sagte Onja, sicher nur, um locker rüberzukommen.
Na weit weg können wir sowieso nicht.“ Das war Henk. Er sah uns nicht an dabei.
Genau darum geht es. Darf ich anfangen?
Was darauf aus der Runde kam, konnte man notfalls als zustimmendes Gemurmel durchgehen lassen. „Also nehmen wir Fall 1: Der Computer hat die Fürsorgeaufgabe der Kari als Vormundschaft über Kinder und Jugendliche aufgefasst. Dann können wir uns umgucken. Die jüngsten sind gerade einmal elf. Also zehn Jahre Kraftfeld. Inzwischen könnten die ersten Kinder bekommen haben, wenn auch nur aus lauter Langeweile.“ Onja wartete einen Moment, bis alle sich wieder beruhigt hatten. Auf jeden Fall hörten ihr jetzt alle aufmerksam zu. „Dann ginge das Ganze wieder von vorn los. Ich glaube nicht, dass das Feld selektiv für die ersten Volljährigen abgebaut wird, damit die raus und rein können. Darauf brauchten wir dann nur etwa vier Jahre warten.“
Hört, hört!“ Wieder Henk.
Genau. Ich fürchte aber, dass der Computer die Funktionsschleife grundsätzlich verstanden hat. Begriffe wie Müdigkeit, Volljährigkeit usw. müssen zwar im Speicher des Computers definiert sein, da aber das Programm von den Kari stammt, dürfte es derartige Beschränkungen nicht kennen, ganz einfach, weil die sie nicht kennen.
Nun murrten viele. Die gestrige vage ohnmächtige Verzweiflung suchte vergeblich ein Ventil. Warum machte Onja das?
Halt, halt! Oder hört, hört, wie Henk vorhin sagte, ...“ Augenblicklich hatte sie die Aufmerksamkeit zurück. Иch habe keine Lust mitzuerleben, wie wir uns gegenseitig im Lagerkoller gegenseitig fertig machen. Obwohl ich anfangs auch das für eine Möglichkeit gehalten hatte. Wenn der Computer es als wahrscheinlich ansehen müsste, dass wir uns seiner Gefangennahme wegen gegenseitig umbrächten, dachte ich, müsste er uns, seiner eigenen Logik folgen, frei lassen.
Krass! Das ist ne Idee!“
Die Idee hat nur einen Haken: Komuno ist wirklich tot. Der Computer wird also diese Möglichkeit wahrscheinlich nur in Betracht ziehen, wenn es schon tatsächliche Tote gegeben hat. Wen aber sollen wir umbringen, damit er uns glaubt?
Und wenn wir es einfach probieren? Das schadet doch nichts.“ Ojora hatte es vorgebracht, weil Onja ihre erhobene Hand gesehen hatte. ...



Donnerstag, 13. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1604


Mit "Nonono" betrete ich das Feld des reimreichen animalischen Nonsensens oder wie das heißt. Aber auch die Weißheit für frisch Verliebte sollte man nicht zu wörtlich nehmen:    


Adventsfenste2-14.jpg







Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (15)

...Wir sind dauerhaft innerhalb des Feldes gefangen, sozusagen in Sicherheitsverwahrung?!“
Korrekt.“
Was soll denn daran korrekt sein?!“Ich schrie vor Wut.
Lebenssicherheit von Menschen und Koom hat allerhöchste Priorität. Erreichbar nur bei Ausschließung von Gefährdungssituationen.“
Das war keine Frage, das war ein Vorwurf, du Computer du!“
Erhöhte Stimmlage am Satzende definierte Frage. Antwort korrekt. Definition Computer korrekt.“
Ich rannte zur Innenschleuse. Eigentlich hätte ich rennen wollen bis zur Grenze des Kraftfeldes, mich dagegen werfen wie ein Idiot gegen die Wände seiner Gummizelle und mit Fäusten auf diese Antigravitationsmauer eindreschen, aber die Kammertüren bremsten mich, und als ich draußen war, konnte man meinen Gesichtszügen nicht sofort entnehmen, was in meinem Kopf vor sich ging. Trotzdem. Alle standen um mich herum und ahnten irgendwie schon meine Antwort. Ich schluckte ein Fass Heulen herunter und presste einen einzigen Satz hervor: „Bauen wir unsere Häuser weiter!“
Das war nun genau das, was wir an diesem Nachmittag nicht taten. Natürlich sprach sich unsere Gefangenschaft wie das berüchtigte Lauffeuer herum. Es gab kaum noch ein anderes Gesprächsthema. Seltsamerweise wurde am heftigsten am Grab von Komuno diskutiert. Einige von uns Menschen hatten darauf bestanden, ein Kreuz zu replizieren, die Koom hatten einen glatten kugligen Stein beigesteuert. Nun gingen wir immer wieder dorthin, um dem, der alles hinter sich hatte, unser Leid zu klagen, leise, manche auch, um ihn anzuklagen, weil er irgendwie Schuld hatte, dass wir jetzt gefangen waren. Wenigstens, wenn Komuna in der Nähe auftauchte, schwiegen wir.
Nein, die anderen ließen mich nicht allein auf der Baustelle. Aber es gab keinen, der so richtig gezielt zugefasst hätte wie in den vergangenen Tagen. Wie drückte es Jenny aus? „Da ist ja die Wiese nur ein Stück Schiff mit Fremdnaturbeleuchtung und Regen. Da können wir auch in den Kajüten bleiben.“


Tag 15

Irgendwelche Kleinigkeiten hat es gestern noch gegeben. Ich habe sie vergessen. Sie sind ersoffen in einem Meer schlechter Laune. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben. Bei mir war es jedenfalls so, dass ich niemand sehen wollte. Verstecken. Ich suchte mir den Ort aus, den ich eigentlich am meisten hasste: Den Maschinenraum, dort wo die Aggregate stehen. Sie sehen ganz unschuldig aus. Riesige Metallbehälter, vor denen ich Angst habe. Niemals wird es irgendwo eine Situation geben, wo etwas ganz sicher ist. Wenn aber die Wahnsinnskraft hier frei kommt, bleibt Sekunden später, ich weiß nicht in welchem Umkreis, nichts, wirklich nichts übrig. Ich bin so klein, so unendlich klein. Aber der Platz ist so gut: Niemand würde mich hier vermuten, am allerwenigsten Onja oder eine meiner anderen Freundinnen.
Übrigens weiß ich jetzt wenigstens, wie der Typ heißt, der mich so angestarrt hat am Tag 1 hier: Daniel. Das konnte ich damals wirklich nicht wissen. Er war mir ja vorher erst einmal aufgefallen. Damals vorm Start, als ich Frank vermisste und er auch so gestarrt hat, aber mit Zulächeln. Dass ich dachte, es geht doch alles weiter. Ob ich von ihm Kinder wollte? Er kommt ja nicht ran. Frank wäre gleich zu meiner Gruppe gestoßen. Er aber ... Hier müsste er sich trauen. Hier guckt keiner zu, wie er sich anstellt. Ich fürchte, ich muss ihn ansprechen, sonst wird’s nix. Er wird mir doch keinen Korb geben? Aber in diesem Gefängnis gibt es nirgends einen Ort zum Ungestört sein. Debbie hatte mir mal Filme gezeigt über Sex, wie er gut ist für Mädchen. Die Frauen waren alle laut. Das nervt doch. Komisch: Zum Schlafen haben wir nie die privaten Kajüten im Schiff benutzt. Immer den Gemeinschaftssaal. Sind wir irgendwie krank? Ich hätte den Strahler nehmen können und volle Energie auf einen der Generatoren. Ruhe wärs gewesen. ...
 

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1603


  Was dächten wohl Tiere, wenn sie denn Menschen wären ... oder so ähnlich? Eine Antwort schlägt "Der Leitwolf" vor ...
Zum "Vorfreude"-Adventstürchen-Motiv könnte man den Spruch ergänzen, "...denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt" ...:



Adventsfenste2-13.jpg




Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (14)


...Inzwischen waren wir wieder draußen. „Komm bloß!“ rief Fritzi, bevor sie ... Jetzt hatte auch sie diese „Mauer“ erreicht. Sie zögerte nicht, den Strahler zu ziehen und auf den dicken Baum zielend abzudrücken.
Was sie dann sahen, ließ sie den Mund offen stehen: An einer Stelle in der Luft breitete sich der Photonenstrahl wie eine Funkenfontäne aus, um gespiegelt zurückzukommen. „Ein Glück, dass ich nicht gerade drauf gehalten habe, ich hätt mich selbst, ich hätt mich selbst...“
Fritzi wiederholte den Satz noch, als schon fast alle um sie herumstanden und einer festgestellt hatte „Ein Kraftfeld. Da ist kein Durchkommen.“
Plötzlich war alle Barackenbauerei vergessen. Wir versuchten, die Grenzen dieses Kraftfeldes zu erkunden. Das war einfach: Es umgab unsere etwa 20 Hektar große Wiese als Kreis in unmittelbarer Waldrandnähe. Bald fanden wir auch heraus, dass es dort vom Waldrand abwich, wo er einen größeren Abstand zum Raumschiff hatte. Mir kam ein schlimmer Verdacht. Ich packte Jenny am Handgelenk, zog sie weg von den noch immer irgendwie faszinierten Gruppen. Onja folgte uns, Sarah, Xu-Li und Salio – wie fast immer, könnte man sagen.
Computer: Bitte Analyse Kraftfelderscheinung am Waldrand!“ Vor unterdrückter Wut zitterte meine Stimme.
Feldstärke ...?“ „Кeine technischen Details. Was ist das für ein Feld?
Antigravitation. Abstoung. Schutzfeld. Gesamtform: Ring. Verhindert Kontakt mit Leben bedrohenden Erscheinungen.
Das heißt, es könnte kein Tier oder hnliches auf die Wiese und keiner von uns kann in den Wald?
Korrekt.“
Und das Feld ist ein vom Schiff, also vom Zentralcomputer generiertes?
Korrekt.“
Schutzfeld abschalten!“
Abschaltung durch derzeitige Besatzung nicht zulässig. Konflikt mit Aufgabe der Priorität AA Null: Sicherheit gewährleisten.“
Aber anfangs ...“ Ich ahnte die Antwort bereits.
Anfangs lag definierte Gefahrenwahrscheinlichkeit im Normalbereich. Undefinierbares Ereignis begründet allgemein erhöhte Sicherheitsrisiken.“
Ich konnte das Luft holen meiner Freunde hören. Aber ich setzte noch einmal an: „Das Kraftfeld ist also Ergebnis der Programmerweiterung durch die Kari?“
Korrekt.
Und nur die Kari könnten sie rückgängig machen?
Korrekt.
Und sie könnten sie praktisch nicht rückgängig machen, weil sie sich außerhalb des Schutzfeldes befinden?“
Korrekt.“ ...

Dienstag, 11. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1602


 Kann man als bekannt unterstellen, dass "Laika" das erste von Menschen ins All geschickte Lebewesen, also eine "Weltraum-Hündin" war? Und erfasst man das Gedicht als Ironie?


Adventsfenste2-12.jpg



Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (13)


Einige lachten.
Koiana hatte das Wort ergriffen: „Wir werden hier wahrscheinlich zusammen leben, bis wir alle gestorben sind. Henk hat angeboten, uns allen zu helfen, wenn er fertig ist. Wenn er schneller und besser arbeitet als wir anderen, wird er die meisten Erfahrungen sammeln. Sein Haus ist der Test, unsere Häuser werden seine Meisterschaft sein. Jeder finde seinen Weg. Wir können beide gehen: Wer allein an seinem Haus gebaut haben will, der tut dies, wer für alle gleich gut gearbeitet haben will, tue dies.“ Sie setzte sich wieder.
So wurde es denn beschlossen. Die Häuser von Henks Gruppe und von Fritzis würden in den Lostopf nicht eingeworfen werden.
Ich war nachher zu Onja gegangen. „Entschuldige.“ „Wofür?“ „Du wirst es noch schwer haben mit uns Menschen.“ „Ihr mit uns auch ... bis ...“ „Okay“, Ich lachte, „bis keiner mehr bei uns und bei euch sagt. Aber ob wir das noch erleben?“


...
Tag 14
Die folgenden Tage vergingen ohne besondere Vorkommnisse. Zehn Tage, nachdem wir mit dem Bau begonnen hatten, stand der erste Rohbau. Eigentlich ja sogar nach nur neun Tagen, denn am ersten hatten wir nichts als Teile rausgeschleppt. Es war übrigens nicht Henks Haus, das zuerst stand, denn fast nebenbei hatten sich die sieben Los-Teams zu den meisten Arbeiten jeweils in einem der Häuser zusammengefunden. Es war ja egal, wessen es sein würde.
Fritzi war ein Unikum. Ständig sprang ein verschmitztes Lächeln von einem Grübchen ihres Gesichts zum anderen. Ihre Augen hatten ein Blau wie ein Hochsommer-Badewetterhimmel mit Schäfchenwolken drauf. Mit ihren, rechnete man die ganzen Reisebesonderheiten einmal weg, vierzehn Jahren hatte sie es geschafft, dass drei der Jungen sie ausdauernd anbaggerten, allerdings ohne dass sich ein nennenswerter Erfolg dabei herumgesprochen hätte. Immerhin hatte sie aber nichts dagegen, dass alle drei „ihre Gruppe“ geworden waren. Ihre Baracke war die vom Raumschiff am weitesten entfernte. An jenen noch unbeschwerten 11. Bautag hatte sie eine eigentlich verführerische Idee. Sie erzählte mir nachher, wie sie ihre Gruppe gewonnen hatte: „Wisst ihr, Jungs, Henk is n Spinner. Wenns nach dem geht, stehn unsere Häuser hier wie militärisch ausgerichtete Grenadiere oder wie diese Preußensoldaten hießen. So was will ich nicht. Von wegen Holz! Riecht zwar so, ist aber nur echt Replikator. Das da draußen ist Natur-Holz von hier. Strahler habt ihr zum Schneiden, Kraft habt ihr zum Ranschaffen - hoff ich doch ... Wolln doch mal sehen, wer hier das originellste Haus haben wird. Seid ihr dabei?
Das war natürlich keine Frage. Die Blöße, ihr einen solchen Wunsch abzuschlagen, hätte sich keiner der drei gegeben. Vorsichtshalber zogen sie heimlich los, als wir Pause im Schiff machten. Sie brauchten nicht lange zu laufen, da fehlten ihnen nur noch etwa 15 Meter bis zum Rand des Waldes.
„Jungs, es ist ja nur, wenn das so ne Art Farne sind, dann haben wir uns wahnsinnig blamiert, wenn wir damit ankommen. Also müssen wir den ersten richtigen Baum gefällt haben, bevor die anderen was merken, oder wir sind weg hier.... Petz, gehst du mal von rechts an den geraden Riesen da?“
Der stärkste der drei, der sich eigentlich darüber ärgerte, dass auch Fritzi ihn Petz nannte, stand noch etwas hilflos da.
„Mann, der da ... der wie eine Buche aussieht. ... Ach lauf einfach geradeaus.
Genau das versuchte Petz. Aber nach gut der Hälfte der Strecke ... Fritzi und die anderen beiden Jungen lachten laut, ohne sich weiter darum zu kümmern, ob das jemand hörte. Es war wie in einem Stummfilmspot. Genau dort, wo die Krone dieses buchenähnlichen Gewächses begann, hatte Petz ... ja, es sah wirklich aus, als wäre er gegen eine unsichtbare Mauer geprallt. Und zurückgeprallt vor allem. Nun stand er da wie mit Soße bekleckert und starrte auf etwas, was dort nicht zu sehen war. Ja, es sah sogar so aus, als hätte er Schmerzen im rechten Arm. ...





Montag, 10. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1601


  Ein weißer Bär ... das ist ein anderes Wort für Eisbär. Wenn er sich das Fell bräunt, hat wohl die Klimaerwärmung zugeschlagen ... aber erkennt man die Wurzeln von "Animageddon" - also animal und Armageddon? Die Zeit, wenn wir Menschen den Staffelstab der Evolution an die Tiere weitergeben? Ich bin noch unsicher bei meinem eigenen Produkt ... Mehr zumindest als in der "Spruchzeitwelt":


Adventsfenste2-11.jpg




Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (12)


... Tag 5

Am dritten Bautag sah es aus, als hätten sich die Bewohner der künftigen einzelnen Häuser zusammengerauft. Zwei gemischte Gruppen, dreimal eine nur aus Menschen und vier nur aus Koom. Ich war der Meinung, wir könnten uns ja alle nachher neu entscheiden; da hatten die meisten genickt und weiter gemacht. Als die ersten echten Unsicherheiten beim Bauen aufgetreten waren, berief Onja einen großen Rat ein, wie sie das nannte. Alle hockten sich im Kreis zusammen hin und Onja machte ihren Vorschlag: Es sollte nicht jeder sein eigenes Haus bauen, sondern wer in welches Haus einzöge, das sollte das Los nachher entscheiden, wenn sie mit allen Häusern fertig seien. Verschönern sollten die jeweiligen Bewohner ihr bezogenes Haus dann so, dass man es von den anderen unterscheiden könnte. Sie nehme doch an, dass alle damit einverstanden seien. So sei jeder für alle verantwortlich und zwar mit allen seinen Fähigkeiten.
Nein“, meldete sich Henk, „ich bin auch dagegen, dass wir das abstimmen. Schließlich seid ihr immer noch 21 und wir nur 16.
Aber vielleicht kannst du auch die Koom für dich gewinnen?“ Ich sagte das, klang dabei aber selbst nicht überzeugt. Ich fand es ganz schön unverschämt, dass Henk so sicher schien, dass wir Menschen seiner Meinung sein mussten, weil wir Menschen waren, und das „immer noch“ war einfach geschmacklos. Klar hatte er das nicht so gemeint, aber raus gekommen war es, als wäre Komunos Tod ein für uns Menschen glückliches Ereignis, dem nur noch ein paar folgen mussten.
Na, jeder hat seine eigene Bauweise und jedem ist was Anderes wichtig. Bei mir muss alles akkurat sein. Glatte Fluchten, Alles astrein. Ihr habt es vielleicht nicht bemerkt: Ich racker immer noch ne halbe Stunde länger als ihr. Dann ist es ungerecht, dass der Kindergarten die besten Häuser bekommen soll, mit denen er nachher sowieso nichts anfangen kann. Und nicht, dass ihr denkt, ich denk da nur an mich: Ich helfe allen, die meine Hilfe brauchen. Aber ich will wissen, dass man mein Haus als mein Haus erkennt.
Wen meint er denn mit Kindergarten?“ flüsterte Sarah neben mir Xu-Li zu. Die zuckte mit den Schultern. „Ich mag ihn auch nicht.“
Henk“,sagte Onja, „bei uns war es üblich, dass in einem solchen Fall alle Betroffenen das Wort bekommen, wenn vorher keine Einstimmigkeit vorliegt. Bist du damit einverstanden?
Da geht es eben los: 21 zu 16. Da kann ich machen, was ich will.
Was sagt dir eigentlich, dass alle Menschen auf deiner Seite sind?“ Ich stand auf. Ich bin es jedenfalls nicht. Ich wei゚ zwar nicht, wie viel du wirklich besser bist als Baumeister als ich, aber ich möchte das nicht ewig vor Augen geführt bekommen. Du brauchst dir nicht so viel darauf einzubilden, dass du von Natur aus geschickter bist. Du bist dadurch kein besserer Mensch und im Moment bist du ...
Ich stockte kurz und das ließ sich Jenny nicht entgehen: „... ein ganz schönes Arschloch“, beendete sie meinen Satz. ...


Sonntag, 9. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1600


  Eigentlich müsste ich schon beim Titel entsetzt sein. Thomas Reich entwickelt in seiner Bildsprache eine geradezu perverse Fantasie. Wenn man seinen Titel "Stachanow kauft ein" in Beziehung zum Gedicht setzt, muss man erst einmal wissen, dass der Namensgeber der sowjetische Vorgänger des DDR-Staats-begeisterten Superbestarbeiter Adolf Hennecke war, der eine Bewegung den Namen gab, mit viel und noch mehr Arbeit dem Fortschritt zum Sieg zu verhelfen. Ich hoffe begriffen zu haben, was das mit den Weihnachtseinkäufen zu tun hat ... und gebe über youtube einen Tipp ab ...


Adventsfenste2-10.jpg






Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (11)


... Keiner von uns hatte jemals auch nur etwas Ähnliches wie eine größere Montage, ein Hausbau oder etwas von der Art von nahem gesehen, mitgemacht natürlich sowieso nicht. Es herrschte ein heilloses Chaos. Die Replikatoren spuckten Runde für Runde auf ihre Tische, was nach der Gesamtlogik des Computers für den Bau von neun Holzhäusern erforderlich war. Zuerst die Baupläne. Onja hatte darauf bestanden, dass alle Häuser nach den gleichen Plänen gebaut werden sollten. Da reichte ein Satz Pläne. Dann aber folgten Hölzer. Große Balken, kleine Splinte. Jenny fand, dass Nageln doof sei, und wenn schon aus dem Replikator, dann könne man ja die Teile so geliefert bekommen, dass sie ineinander fugenfrei passten. Alle Teile nicht länger als zwei Meter lang, damit wir sie gut tragen konnten. Überm Boden Holzparkett. Unten drunter ein Fundament war eigentlich nicht nötig. Das wäre entweder schwere Arbeit oder wir hätten uns schwere Technik replizieren lassen müssen. Wozu das? Im schlimmsten Fall konnten wir ja immer ins Schiff zurück. „Falls es hier auch Unwetter geben sollte.“ Und nicht nur Jenny lachte bei der Vorstellung, denn das Schiff war selbst im ärgsten Hurrikan sicher.
So kamen halt die Teile in schneller Folge, und wer gerade vor einem der Replikatortische stand, griff so viel, wie er gut tragen konnte, schaffte sie nach draußen und legte sie ab, wo gerade Platz war. Es waren schon drei Stunden vergangen, da kam Henk auf die Idee, man sollte doch eine lange Strecke bilden mit den größten Teilen am einen und den kleinsten Teilen am anderen Ende. Die meisten lachten. Ohne, dass das irgendwer so angeordnet hatte, lagen schon alle möglichen Teile zwar zerstreut herum, doch die meisten gleichartigen zusammen. Es war echt günstig, dass rechtzeitig vor dem Dunkelwerden Regenwolken aufzogen. So kam Jenny auf die Idee, mehrere riesige Planen replizieren zu lassen, Gewichte, sie seitlich zu beschweren, und Heringe und solch Zeug wie beim früheren Zelten. Die Planen waren gerade alle ausgelegt und beschwert, da setzte der Regen ein – es war sowieso schon so dunkel, dass wir nicht hätten weitermachen können. So war die Stimmung entspannt und nach so viel ungewohnter Beschäftigung an frischer Luft waren keine Einschlafpillen nötig. Schutzkleidung aus, Abendbrot, duschen, Schluss.


Tag 4
Am nächsten Morgen strahlte die Sonne wieder. Also hieß es Planen weg, die wenigen im Raumschiff verbliebenen Teile holen und nun ging es ans Sortieren. Ein paar Mal schüttelte ich verwundert den Kopf. Es gab fast überhaupt keinen Streit, kaum einmal wurde jemand geärgert, aber es fanden sich schnell Gruppen zusammen, bei denen sich meistens drei andere um den mit dem schnellsten technischen Überblick scharten. Kein Fluchen, einfach machen, viel Lachen. Der erste Fehler war schnell behoben. Jede Gruppe bekam ihren eigenen Bauplan. Was war das für ein Herumspringen: Jenny hatte den Computer angewiesen, jedes Teilchen (bzw. jeden Behälter für eine Art Teile) mit einer Nummer zu versehen und einer Markierung oben, unten, rechts und links. Henk hatte sich in den Bauleiter verwandelt, als er das Setzen der Eckpfeiler organisierte und den anderen erklärte, wie sie die exakten Abstände und Winkel bestimmen konnten. Wenigstens kannte die Koom Messgeräte. Es war alles eigentlich idyllisch. Niemand störte. Wenn wir nicht aus Jux meckerten, meckerte niemand. ...






Samstag, 8. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1599


 Liebe Brunhild Hauschild, du magst es diesmal geschafft haben, tatsächlich aus einzelnen Sprüchen ein Gedicht zu machen (Zeitsprüche   oder  Ökonomie der Zeit) ... aber diesmal antworte ich gleich auf eine deiner Weisheiten:

"Was du heute tätst besorgen,

klaut ein andrer dir schon morgen" ...



Da heute 2. Advent ist, kann man ja hinter dem Türchen mehr als einen Spruch erwarten:
      .
Adventsfenste2-9.jpg




Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (10)


Wieder Schweigen. Jenny machte ein Zeichen. Wir packten den Körper, der im Brustraum ein großes Loch aufwies, auf einer Krankentrage, trugen ihn nach draußen. Konnten nicht wegsehen. Am Waldrand legten wir ihn ab. Holten Komunos Kältekammer, gruben gemeinsam eine Grube, versenkten den Notsarg. Keine Rede. Zugeschüttet das Loch. Es war sowieso dunkel geworden. „Wir sind doch erst angekommen“, schluchzte Sarah. Ein Stichwort, dass die ersten anfingen zu reden, leise, aber alle irgendwie befangen.
Wir können rein. Ich hab einen Totalaustausch der Luft im Schiff angewiesen“, erklärte Jenny halblaut. Es sah aus, als wollte keiner ihrer Aufforderung folgen. Нun los! Jeder kriegt eine Pille zum Schlafen. Auf Träume könnt ihr wohl verzichten.“ Die ersten setzten sich in Bewegung. Als eine Gruppe Koom vorbei kam, die einander angefasst hielten, Komuna in der Mitte, murmelte Jenny: Du kriegst natürlich zwei.“ Dabei sah sie das Koom-Mädchen nicht an.


Tag 3
Am nächsten Tag hetzten wir, um mit dem Frühstück fertig zu werden. Von jeder Wand schien der widerliche Gestank auszugehen, ja selbst die Tische schienen ihn auszuströmen. Als ich mit Sarah, um wenigstens einmal frisch durchzuatmen, durch die Schleuse getreten war, begrüßte uns Sonnenschein eines verblüffend der Erdsonne ähnelnden Zentralgestirns. Kein Windzug. Ein Wetter, das selbst für eine Idylle zu idyllisch zu sein schien. Sarah brabbelte was von „Sogar die Gräser auf der Wiese haben sich wieder aufgerichtet.“ Wenn wir nicht da gestanden hätten, wir hätten unsere eigene Landung nicht geglaubt. Wir sahen uns um. Alles sah unbeschreiblich friedlich aus. Aber Sarah presste sich an mich, als käme uns einfürchterliches Monster entgegen. Ich weiß nicht, ob Angst das richtige Wort war für das, was sie zu empfinden schien, aber ich flüsterte ihr zu: „Ich weiß!“ Irgendwie unheimlich war mir auch.
Auch die anderen tröpfelten nach draußen. Nein. An Toben war nicht zu denken. Es fanden sich zwar fast dieselben Grüppchen zusammen, aber sie standen dicht beieinander und wir sahen irgendwie aus wie bekiffte Schüler während der großen Hofpause, die zum ersten Mal in ihrem Leben sehnsüchtig auf das Stundenklingeln warten, das doch schon längst hätte erklungen sein müssen.
Neben mir raunte einer der Koom-Jungen seinem Nachbarn zu: „So hab ich mir das nicht vorgestellt.“ „Tja, Kodijo, da hätten wir auch zu Hause krepieren können.“ antwortete der. „...Aber nicht mit mir. Wenn hier der nächste Ausflug losgeht, bin ich dabei.“ „Ach was. Die ham doch alle Schiss.“ „Du etwa nicht?“ „Ich nicht.“ „Wolln wir alleine...?“ „Willst du etwa?“ „Nö, wieso?“ Du?“ „Hab ich das gesagt?“
Ich musste unwillkürlich lächeln. Die beiden Jungen waren wohl gar nicht auf die Idee gekommen, dass Sarah und ich ihr Gespräch mithörten. „Wie bescheuert! Ich habs! ... Jenny!“
Jenny kam gespielt lässig näher. „Wo brennts denn?“
Wir bauen hier drauen eine notdürftige Barackenstadt. Da haben alle zu tun und es wächst erstmal Gras über die Sache. Oder weit du was Besseres?“
Komm, komm! Mit dem Psycho-Scheiß lass mich in Ruhe. Dafür bist du die Richtige. Aber die Idee ist gut. Bewegung an frischer Luft. Ich kann diesen allgegenwärtigen Onkel Computer nicht ertragen. Bei George war wenigstens klar, dass er ein Arschloch ist, aber dieses Ding da meints immer nur zu gut. Dem darf man nicht mal böse sein ... Wow ... Moment! Aber er kann uns helfen: Super saubere Baupläne und dann ordentlich alle Teile aus dem Replikator spucken. Und wir richten uns hier drauen ein.
Worauf warten wir noch? ...







Freitag, 7. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1598


   Es ist modern, kraft eigener Künstlerschaft zu entscheiden, was ein Gedicht ist. So nahm Brunhild Hauschild die Idee der Sprüche als Gehirnjogging auf, verfolgte sie auf ihre individuelle Art, fasste Ergebnisse zu einem Thema zusammen ... und schrieb es zu Strophen, als sei es ein gereimtes Gedicht "Tatensprüche". Wer allerdings genauer hinschaut, entdeckt trotzdem eigenständige Bonmots.
Wie nennt man das eigentlich, wenn sich Bosheit und Ehrlichkeit zu einem Gemeinsamen werden? Diesmal Adventstür-Klick-Bonbon:


Adventsfenster8.jpg







Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (9)

Vielleicht wäre es ohne ihre Fürsorge sogar schneller gegangen. Endlich lag der Schutz, der hier nicht genügt hatte, am Boden. Der Fleck auf Komunos Brust war über zehn Zentimeter groß und hatte einen rosa leuchtenden Farbton, genauer, die Haut auf der Brust. Alle Grünspuren waren dort verschwunden. „Das brennt so!“
Was mochte das sein? „Die Anzüge sollen doch allen Chemikalien widerstehen.“ Ich betrachtete die Wunde, als könnte das die Lösung bringen.
Na, egal, was das ist, wir sollten zusehn, dass wir zum Schiff kommen. Das sieht echt gefährlich aus. Kannst du?
Komuno nickte Jenny zu. Also liefen wir los, als wären Werwölfe hinter uns her. Gegen einfache Wölfe hätten wir uns ja mit den Strahlern wehren können.
Komuno stolperte, fiel, Jenny drängte Komuna zur Seite, packte den Jungen und warf ihn sich wie einen Sack über den Rücken. Komuna rannte voraus. Wie ein irres Gespenst musste sie dann wohl auf der Lichtung aufgetaucht sein, wild gestikulierend und so eindringlich, dass den Zurückgebliebenen sofort das Lachen verging. Aufgeregt umringten sie das Koom-Märchen, das noch „Helft ihm!“ röchelte und dann zusammensackte. Inzwischen hatten wir alle die Lichtung erreicht. Die Unbekleideten verdrehten augenblicklich die Augen, hielten sich die Nasen zu. „Spinnt ihr oder was?“, fluchte Jenny, die nur kurz Luft holte, um weiter dem Raumschiff entgegenzustolpern. Als sie es erreicht hatte und ihre Last verlagerte, fiel ihr Blick auf Komunos Oberkörper. Die Knochen lagen frei; Komuno war – wahrscheinlich schon seit einigen Minuten – tot.
Da standen wir nun etwas sehr unbeholfen da. Die, die bisher auf der groen Wiese getobt hatte, bildeten ein weites Halbrund.
Jenny rief ihre Kennung, die Außenschleuse öffnete sich. „Packt mal einer mit an?“
Ich griff zu, und nach kaum zwei Minuten lag das, was von Komunos Körper übrig war, in einem der Medanalysekammern. „Computer: Reanimation. Gesamtbild, Zusammenfassung!“
Jenny lehnte sich an die Zimmerwand, vollführte eine fast vollständige Geste des Stirnabwischens, weil sie offenbar zu spät wahrnahm, dass sie noch immer den Schutzanzug trug. Sie öffnete den Helm, rief „Ouhh!“ und schloss ihn wieder. Wir beobachteten sie entgeistert. Warum drückte sie den Sauerstoff-Duschknopf?
Mann, stinkt das!!! Lasst bloß eure Anzüge zu! ... Computer, ich höre nichts...“
Das stimmte nicht. Zumindest merkten wir am auf- und abschwellenden Brummen, dass der Computer beängstigend intensiv arbeitete, kein Grund also zu ungehaltenen Äußerungen, eher zur Angst, er könnte abstürzen. Übrigens waren unabgesprochen nur wir, die wir den Ausflug zusammen gemacht hatten, zusammen ins Raumschiff gegangen. Die Anderen warteten ängstlich draußen.
Plötzlich Stille. Durch die Verstärker in den Anzügen hörten wir einander atmen. Keiner sagte etwas. Wir wagten kaum uns zu bewegen.
Reanimation nicht möglich. Gesamtbild mit ausreichender Genauigkeit nicht möglich. Vorgang der Totalzersetzung aufgrund Kontakt mit unbekannter Komplexverbindung auf Schwefelsäurebasis schreitet fort. Verbleib vorliegender Reste im Schiffskörper nicht anzuraten. Maßnahmeempfehlung nicht mölich.

Follower