Sonntag, 30. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1781

.Noch ein Stück weit weiter mit dem Bild aus "Gemeinschaft der Glückssüchtigen" von Slov ant Gali:

"... Gäbe es die Wasserverdrängung nicht, hätte der Mann sie nicht erkennen und ausnutzen können. Die Gesetze in der menschlichen Gesellschaft kann man natürlich nur beim Handeln der Menschen beobachten, weil sie eben die Gesetze sind, nach denen sich dieses Handeln richtet … und das heißt, man sollte sie kennen, wenn man wissen möchte, ob das, was man will, zum Schluss auch herauskommen kann.

Für die menschliche Entwicklung ist es natürlich NICHT belanglos, wie der Prophet sein „Experiment“ durchführt. Geht es ihm nämlich darum, dass durch das Handeln der Menschen eben das Wasser übers Ufer steigt, dann kann anfangs die Prophezeiung des Wunders sich als Triebkraft eignen. Er könnte natürlich auch einen Trupp Soldaten anführen, der alle Menschen der Gegend zusammen ins Wasser treibt. Das hätte den Nachteil, dass die auf diese Weise zum Bad gezwungenen das Wasser nicht zu lieben begännen. Er könnte es mit dem Kitzeln der Neugier und dem Selbstbewusstsein probieren, ihnen also vorschlagen, sie sollten selbst einmal probieren, ob sie es schaffen, das Experiment durchzuführen. Er könnte sie reizen, indem er behauptete, sie schafften es wahrscheinlich doch nicht. Sie bekämen nicht genug Mitmacher zusammen und so weiter Er könnte auf das Vergnügen verweisen, die das Baden gerade in diesem See verursache. Das Spannende: Gehen die aufgeforderten Menschen in der Erwartung des Vergnügens ins Wasser, tritt es wahrscheinlicher ein. Er könnte auch gerade die letzten beiden Methoden miteinander verbinden. Dann stiege nicht nur der Wasserspiegel an, sondern die das erreichten, hätten noch einen irren Spaß dabei … Wunder unnötig.
Der moderne Marxismus steht gerade vor diesem Problem.

Die Entwicklung der Materie führt vom Niederen zum Höheren. Das ist ein „Naturgesetz“ der Dialektik. Das Höhere gegenüber dem Kapitalismus wäre dabei (denken zumindest die Kommunisten) der Kommunismus, aber sobald die Menschen meinen, sie wären schon in diesem Gewässer gewesen (was ein Trugschluss ist) und der Wasserspiegel ist nicht gestiegen, wollen sie nicht „noch einmal“ hinein. Bekommt die Masse nicht aus einer neuen Richtung einen Anstoß zum erneuten Tun unter neuen Bedingungen, tritt das alte Gewässer nie über seine Ufer und verfault. Die Menschheit geht unter.


Marx hatte es in dem Punkt leichter. Er war noch in der Rolle des Mannes, der zu „Unschuldigen“ sprach. Ihn bremste „nur“, dass „natürlich“ die Gegner der von ihm gewollten Entwicklung alles unternahmen, damit sein Wort einfach nicht genug Menschen für das richtige Handeln erreichte.
Das tun ihre modernen Nachfolger heute immer noch. Die „Erben“ der Macht im Kapitalismus unternehmen natürlich weiter alles, um ihre „Erbschaft“ zu bewahren. Ihre Möglichkeiten sind weiter gewachsen. Unter anderem nutzen sie die Begrenztheit des „gesunden Menschenverstandes“. Der nur mit solchem ausgestattete Betrachter sieht Menschen, so wie sie gerade sind und wie er sie gut verstehen kann. Die verhalten sich nicht so, dass man mit ihnen „Kommunismus machen“ könnte, und der Betrachter schlussfolgert vereinfachend: „DIE Menschen sind eben so.“ und „Kommunismus kann man nicht machen.“ ...
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.Natürlich passt dazu nicht, was gerade als "Gedichte des Tages" im Rennen ist, aber das war ja immer so:

Also ich hätte hinter der Überschrift "autonom" etwas Anderes vorgestellt. Das liegt vielleicht an mir. Was Meas Wolfstatze daraus gemacht hat, ist jedenfalls ... nicht misslungen ... 
Recht anspruchslos kommt daneben "unwörtlich" daher.


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Samstag, 29. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1780

.Zwischendurch einmal etwas eher "Populärwissenschaftliches". Die autobiographischen Teile wurden schon berücksichtigt. Diesmal ein wenig Filosofie aus "Gemeinschaft der Glückssüchtigen" von Slov ant Gali - und zwar aus dem "abstrakten" Teil:

... Mit der Herausbildung der menschlichen Intelligenz hat sich die Natur eigentlich die Kraft geschaffen, mit der sie sich bewusst selbst regeln könnte. Man könnte in Gelächter ausbrechen, wenn man die „heutigen Menschen“ zum Maßstab nimmt. Aber übernehmen nicht auch heute Menschen Verantwortung für ihre Umwelt? Wir sollten nicht vorschnell verallgemeinern.

Sagen wir, es findet sich ein Mensch, der auf andere glaubhaft wirkt, wodurch auch immer.
Sagen wir weiter, dieser Mensch behauptet, dass wenn die anderen Menschen zu einem von ihm bestimmten Zeitpunkt in einen See steigen, der ewige Schöpfer der Welt machen wird, dass dieses Gewässer über seine Ufer tritt.
Sagen wir, genug andere Menschen handeln, wie dieser eine es ihnen sagte.
Was passiert? Das Gewässer tritt tatsächlich über sein Ufer. Der Mensch hat ein „Wunder“ eines angeblichen Schöpfers vorgeführt, das gar keines war. Er hat etwas vorausgesagt, das unter den von ihm genannten Bedingungen notwendig so eintreten musste.
Stellen wir weiter fest: Wären nicht genug Menschen, der Wunderverkündung glaubend, ins Wasser gestiegen, so wäre der Wasserspiegel nicht gestiegen, also das vorher verkündete Wunder ausgeblieben. An der Existenz der naturgesetzlichen Wasserverdrängung hätte sich nichts geändert. Ihr hätten nur die Voraussetzungen gefehlt, wirklich wirksam zu werden.
Die Kraft der Idee (der Übereinstimmung seiner Erkenntnis mit dem tatsächlichen Handeln seiner Mitmenschen) des Mannes hat, unabhängig, ob ehrenwert begründet oder nicht, zu einer sichtbaren Veränderung geführt.

„Einfache“ Wasserverdrängung? Falsch!!! Es geht in diesem Beispiel darum, dass die vorangegangene „Prophezeiung“ des Mannes das Handeln der anderen Menschen und dieses wiederum das Wirken eines Naturgesetzes hervorrief, das potentiell immer vorhanden war, ist und sein wird – unter bestimmten Voraussetzungen …
Nun sind eben „gesellschaftliche Gesetze“ solche, die immer erst durch das Handeln von Menschen wirken. Das Handeln des Menschen erwächst wie das Denkniveau, auf dem es beruht, aus dem „Entwicklungsstand der Produktivkräfte“. Beim heutigen Durchschnittsdeutschen würde unser Prophetenspiel nicht funktionieren - der kennt die Wasserverdrängung aus der Schule gut genug, um den „Propheten“ zu belächeln. (Heute müsste er also fragen „Wollen wir einmal zeigen, dass wir diesen See über sein Ufer treten lassen können?“)

Bei unserem Beispiel bliebe es gleich, ob der Mann die anderen betrügen will, um zu Macht zu kommen, oder ob er den Menschen zeigen will, welche Macht sie über die Naturgewalten haben. Entscheidend ist, er hat über die Wasserverdrängung nachgedacht, die richtigen Schlüsse gezogen … und über das Handeln der Massen die beabsichtigte Wirkung wirklich eintreten lassen.
Dies ist eine, wenn auch etwas makabre, Verbildlichung von Marxens Satz „die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift.“1 ...


Ist das allgemein verständlich oder Grund zum Aufatmen, dass es endlich mit den "Gedichten des Tages" weitergeht?
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.Kleinigkeiten ... Manchmal sind sie es, auf die man in der Lyrik besonders achten sollte. Streiten wir nicht über Meas Wolfstatzes "Gefühle", nehmen wir das Gedicht, wie es eben ist. Und doch könnte es fast nur durch einen anderen Buchstaben genauer werden. Man nehme den Vers 4 der 2. Strophe. Dort wäre mit Blick auf die vorigen Verse die Frage erlaubt "all der"? welcher Schmerzen denn (i.e.S. ein Rückbezug ohne Bezug)? Diese Unklarheit wäre bereits geheilt, stände dort "aller Schmerzen". Rhythmus und Reim blieben unverändert - was sonst ja bei gereimten Texte die Bearbeitung so kompliziert macht. Und wahrscheinlich will der Autor das auch sagen. Oder nicht? Oder ist es eine Korinthe? Mir fällt sie in all der "Böllerzeit" eher bei anderen auf, während ich ihre Schwestern beim eigenen Text übersehe ... Aber wir wollen ja gemeinsam Bestes erreichen.
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Freitag, 28. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1779

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.Wir setzen die All-Reise fort:

.Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (7 = Schluss).
Wir leben in einer ungewöhnlichen Zeit: Milliarden von Jahren gibt es diese Erde, Hunderte Millionen wird sie von Lebewesen bevölkert. Vor Millionen Jahren begann unmittelbar jene Entwicklung, an deren Endpunkt die Menschen stehen, die wir jetzt sind. Nach Tausendstel von Jahrmillionen zählt die Zeit, in der aus dem Naturwesen ein Wesen geworden ist, das sich selbst und die Natur regulieren kann - zumindest auf dem Planeten Erde. Wir sind immer noch vom Eidotter der Kreatur bedeckt, aus der wir erwuchsen, und müssen doch alle uns berührenden komplexen Vorgänge beherrschen. Wir müssen sie beherrschen, weil wir auch in sie eingreifen, wenn nicht wir sie, sondern sie uns beherrschen. Wir tun es schon alltäglich. Jeder tut es – nur unterschiedlich bewusst als Einzelne. Wir haben in den letzten Zehntausendsteln einer Jahrmillion uns und diese Erde in einem Umfang verändert, wie es die Entwicklung der Materie nur an ganz wenigen Punkten zulassen kann. Wir müssen durch ein Nadelöhr der Evolution. Entweder wir kommen durch oder irgendwo im Weltraum versucht es die Materie anders. Sollten wir diesen Moment meistern, gibt es vielleicht in Millionen Jahren etwas, was dann Menschheit ist, und etwas, was dann Natur ist, und in uns bislang noch unbekannten Speichermedien wird etwas über so genannte Klassengesellschaften aufgezeichnet sein, von Sklaven, Kriegen, Kapital, von Fortschritten für Wenige, von Dingen, die sich die Menschen dann nicht mehr vorstellen können müssen. Ein paar wenige Altertumsforscher werden den Namen Marx gehört haben. Ein kleiner Teil von ihnen wird etwas mit der Theorie der ökonomischen Gesellschaftsformationen anzufangen wissen. Begreifen brauchen sie die nicht. Sklaverei, Feudalismus, Kapitalismus, Sozialismus … alles irgendwie ähnlich unangenehm … aber eben notwendig, dass der junge Keim das harte Korn durchbrach. Eigentlich wäre es schön zu wissen: Da sind wir dabei gewesen. Aber … wenn wir erführen, dass die Menschheit der Jetztzeit dank ihres Kapitalismus das intelligente Leben auf der Erde auf das Niveau von Ratten zurückgeworfen haben wird, gäbe uns das die Kraft, im Wissen um den Abgrund noch einmal „die Kurve zu bekommen“ und die Erde doch zu dem Paradies zu machen, das sie eigentlich sein sollte? Das zwischen zwei Hartz IV-Antragsformalitäten so ganz nebenbei gelöst zu haben, steht als unsichtbare Aufgabe an unserer Wand ...
Einen so größenwahnsinnigen Gedanken wie den Kontakt mit „anderen Intelligenzen“ können wir uns eigentlich erst erlauben, wenn wir uns selbst als „Intelligenz“ erwiesen haben. Diese Prüfung haben wir noch nicht bestanden.
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.Und wir setzen natürlich die Tradition fort, die "Gedichte des Tages" immer schon einen Tag früher vorzustellen:

Sebastian Deyas "Reise" hat mich inspiriert. Inspiration aber geht mitunter seltsame Wege: Ich gehe einmal davon aus, dass niemand auf die Idee käme, dass das eine Gedicht zu seine Entstehung des anderen bedurft hatte, der Anregung. Deshalb zählt am Schluss auch nur, was da steht und nicht, wie es zustande kam. Genausogut hätte ich behaupten können, ein liebessüchtiger "Romanticus" zu sein ...
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Donnerstag, 27. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1778

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.Wir setzen die All-Reise fort:

.Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (6)..
...Es ist logisch, dass alle Intelligenzen, die in der zweiten Hälfte der Entwicklung ihres jeweiligen Sonnensystems existieren, eine solche Phase durchlaufen haben. Es ist logisch, dass diese Phase im Verhältnis zu ihrer Gesamtexistenz von Milliarden Jahren extrem kurz war – selbst wenn sie  Jahrtausende länger als bei uns Menschen gedauert haben sollte. Allerdings ist auch logisch, dass all diese Intelligenzen um die geringe Wahrscheinlichkeit des Passierens dieses „Entwicklungsspaltes“ wissen, dass sie wissen, wie viele Wesenheiten den Spalt nicht passiert haben, mit ihrer sich entfaltenden Gesellschaft untergegangen sind. Ein Eingriff in ein derart instabiles System kann nur sinnvoll erfolgen, wenn man alle wesentlichen „Fäden“ fest in der Hand hält. Das käme eine Kolonisierung unserer Erde gleich. Oder man greift an einer Stelle ein – dann riskiert man, TNT in ein Lagerfeuer geworden zu haben.
Ich will nicht behaupten, dass uns Außerirdische beobachten, sondern nur, dass wenn sie dies tun sollten, sie alles, was auf einen Kontakt hinausläuft, vermeiden werden - und ihres Entwicklungsstandes wegen - auch vermeiden können. Und entdeckt zu werden steht dabei weit oben. Dass wir zumindest nicht in unmittelbarer Weise beobachtet werden, legt die zu erwartende Schwierigkeit beim Überwinden de großen Entfernungen nahe – selbst, wenn die Fremden mit Raum und Zeit relativ frei umgehen könnten.
Höhere Intelligenzen befinden sich mit an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit in einem Gesellschaftszustand, den wir „Kommunismus“ nennen würden. Sie verstehen sich als Bestandteil ihres Systems Natur, das sie selbst bewusst harmonisieren. Produktionsmittel, die einzelnen gehören, um andere daran arbeiten zu lassen, kennen sie nicht. Und für den Durchschnitts-Alien meine ich das genau so. Es ist ein ausgestorbener Gedanke. Insofern hätte er etwas mit besiegten Seuchen gemein. Oder mit außerirdischen. Käme ein Krankheitskeim fremder Natur zu uns, könnte er wegen unentwickelter Antikörperentwicklung verheerende Folgen haben. Eine solche Sorge wäre bei deren Kontakt mit der irdischen Gesellschaft praktisch akut: Die Menschen wären bemüht, sich das technische Niveau der fremden Höheren schnellstens „anzueignen“. Die allgemeine Nutzung bekannten Wissens ist in kommunistischen Gesellschaften selbstverständlich. Eine negative Nutzungsmöglichkeit ist jedem Fortschritt immanent. Dass die Menschen zuerst eine militärische Anwendungsmöglichkeit fortgeschrittener Technologien prüfen würden, liegt sowohl in deren allgemeinem Entwicklungsstand als auch in der Erwartung begründet, dass eine tatsächliche Kontaktmöglichkeit mit Außerirdischen Vertretern den irdisch Herrschenden vorbehalten bliebe. Mindestens würde also auf der Erde der reaktionärste Trend gefördert, im schlimmsten Fall müssten die Außerirdischen mit einem Angriff auf ihre Welt rechnen, wenn sich das für das Erdkapital als lohnend darstellen sollte. ...
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..Manchmal darf man mit "allmachtsfantasien" verrückt spielen - ich doch auch oder ist das zu bedenklich? Das ist immer noch besser als ein allzu großkotziger Titel wie "2013" ...
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Mittwoch, 26. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1777

.Wir setzen die All-Reise fort:

.Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (5).
... Intelligente Wesen werden auf jeden Fall Organe für einen inneren Stoff- und Energieaufbereitungskreislauf (mit Ein- und Ausgang) haben sowie für die Aufbereitung von Informationen – sprich Sinnesorgane und ein Gehirn. Weiterhin werden Organe zur Fortbewegung benötigt und einer eigenständigen Verarbeitung von Sinnesabstraktionen. Also außer Beinen oder Ähnlichem – von denen zwei ausreichen, weil vier als Fortbewegungsmittel die Notwendigkeit der gedanklichen Aufbereitung senken – etwas, was sich mit menschlichen Händen vergleichen lässt, und Organe zur differenzierten Signalbildung. Dass letztere im Mund liegen, kann man als wahrscheinlich ansehen, da sich eine differenzierte Reizverarbeitung schon vor dem Formen der Lautzeichen herausgebildet hatte. Sehr wahrscheinlich ist Geschlechtlichkeit. Nur durch sie vermag sich eine Art selbst in den natürlichen Ausleseprozess einzubringen. Die Intelligenz perfektionierenden Wesen müssen keine Säugetiere sein – sie sollten aber eine Version gefunden haben, bei der Sexualität zwischen konkreten Wesen mit fortzupflanzenden Eigenarten korrespondiert. Letztens müssten intelligente Wesen bestimmten Größenoptimierungen entsprechen. Also groß genug für ein entsprechendes Gehirn, für den Körperbau entsprechend der Gravitation usw., aber wiederum nicht so groß, dass allein die Größe zum Überlebensvorteil wird. Es wäre also verwunderlich, wenn eine Fremdintelligenz extrem von menschlichen Größenverhältnissen abwiche. Das träfe auch zu, sollte sich unwahrscheinlicher Weise eine höhere Intelligenz im Wasser herausbilden.
Bei der bisherigen Betrachtung habe ich eines angedeutet: Fünf Milliarden Jahre läge die geistige Entwicklung der „Menschenartigen“ über unserem Niveau. Wie weit das sein kann, kann man nur mit einem Schwindelgefühl erahnen, wenn man sich vorstellt, wie die Gedankenwelt eines Menschen vor 20000 und eines vor 200 Jahren beschaffen gewesen sein muss – und bei dem, was wir hier betrachten, ist noch eine ganze Million an Jahren eine zu vernachlässigende Kommastelle, ein denkbarer Rundungsfehler! In solchen Größenordnungen nach vorn gedacht ist die bewusste Gestaltung von Organen, Sinnesaufnahme- und -verarbeitungsleistungen nicht absurd. Es ist also unwahrscheinlich, dass wir eine Vorstellung über das Aussehen späterer Menschengeschlechter erhalten, indem wir die Entwicklung der letzten Jahrtausende fortschreiben. Wenn wir uns Intelligenzen aus fernen Systemen vorstellen, so befinden diese sich wahrscheinlich auf der Ebene „künftigster“ Menschengeschlechter.
Im Sinne der Entwicklung sich selbst organisierender Materie befindet sich die Menschheit sehr wahrscheinlich gerade an einem Punkt, den man nach innen „Revolution“ nennen kann, und der so einschneidende Wirkungen für die Gesamtentwicklung hat wie die schlimmsten Meteoriteneinschläge und Ähnliches. Mit einem Unterschied: Während Zeitpunkt und Wucht von natürlichen Brüchen in der inneren Entwicklung eines Sonnensystems zufällig und in jedem Einzelfall also unterschiedlich sind, hat der Marxismus das Durchlaufen der Klassengesellschaften für die Menschheit als notwendig für ihren Fortschritt erkannt. Also: Wäre der Untergang der Saurier nicht von außen erzwungen worden, hätte sich in anderer Geschwindigkeit (langsamer) auch eine Situation herausgebildet, bei der sich Intelligenz ausgeprägt hätte. Aber diese wäre genauso an einen Punkt gekommen, an dem die ersten  Kopfarbeiter ihre Leistung noch und schon allein durch den Gebrauch anderer Ausführender entfalten können und müssen. Dieser Prozess scheidet erst endgültig das Intelligenzwesen vom Tier. Er umfasste auf der Erde ca. 6000 Jahre. Man beachte innerhalb dieser Zeit die extreme Beschleunigung aller Entwicklungen in den letzten 500 Jahren. Der Vergleich mit einem durch ein „Schwarzes Loch“ eingefangenen und mit wachsender Nähe zum Gravitationszentrum zunehmend schneller werdenden Raumschiff drängt sich auf. Beim „Schwarzen Loch“ ist das Ergebnis klar: Das Raumschiff verschwindet. Zumindest eines ist uns Menschen, die wir mitten drin sind im Geschehen, bewusst: Das System Leben auf der Erde ist gerade besonders instabil.
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.Manchmal muss eine lyrische Idee einfach festgehalten werden. Gut, dass es dafür die "Gedichte des Tages" gibt:
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..Kann es eine "Grabrede" geben, bei dem Redner und Trauergäste überlegen, ob sie lachen sollen oder weinen? Das ist wohl vom Anlass abhängig ...
.Den Ausdruck "Spiegularium" gibt es nicht, okay. Aber man kann sich doch etwas darunter vorstellen, oder?
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Dienstag, 25. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1776

.Ein paar Tage noch bedeutet "Prosa" zugleich "schwer verdauliche Kost". Also weiter ins All:

.Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (4)
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... Das bedeutet für außerirdische Intelligenzen vielerlei:
Menschenähnliche auf einem etwa mit unserem vergleichbaren Niveau sind so gut wie auszuschließen.
Formen von Intelligenz, die als Gemeinschaft die Bindung an ihr Herkunftssystem ganz lösen, also nach dem Untergang ihres eigenen Sonnensystems anderswohin weitergezogen sind, würden wahrscheinlich Eigenschaften entwickeln, durch die wir sie nicht verstehen, wahrscheinlich nicht einmal bemerkten. Aus Vereinfachungsgründen fasse ich sie hier als Wesen auf einem in weitesten Sinne höheren „kulturellen Niveau“ zusammen.
Wenn unser Sternensystem etwa ein Drittel seiner Gesamtexistenzzeit brauchte, bevor sich höhere Lebensformen herausgebildet hatten, spricht außer der geringen Möglichkeit der Expansion im All nichts dagegen, dass auch andere Systeme entsprechend lange in relativer Konstanz brauchen, dass von 10000 Lebenswelten 3-4000 also Vor- oder Frühformen von Leben aufweisen, aber eben nur solche. Das schließt ein, dass diese andere Energiegewinnungsmechanismen (z. B. Gärung), bei denen freier Sauerstoff nicht erforderlich und nicht vorhanden ist, verwenden. Es ist fraglich, ob „Hochkulturen“ solche Systeme „kolonisieren“.
Wenn wir von irdischen Erfahrungen ausgingen, dann gäbe es in etwa 1000 der 10000 Fälle etwas, was wir als „Natur“ erkennen könnten. Das heißt nicht, dass wir dort leben können, sondern dass es dort Lebewesen gibt, die sich an die chemische Struktur der vorhandenen Atmosphäre angepasst haben - und zwar solche, die wir mit bloßem Auge als Lebewesen erkennen könnten.
Der größere Teil dieser Lebewesen wäre nach unserem Verständnis „Tier“oder „Pflanze“ zu nennen oder etwas, was Merkmale von beiden aufweist. Die Wahrscheinlichkeit, dass Lebewesen mit sich entwickelnder Intelligenz Wirbeltiere sind, ist hoch. Theoretisch vorstellbar ist auch eine „Schwarmintelligenz“, bei der die Einzelwesen wie Organe eines Gesamtorganismus oder gar nur Organteile funktionieren, und diese vielen Einzelwesen ein besonderes Kommunikationsnetz aufbauen. Die Wahrscheinlichkeit ist aber relativ hoch, dass dieses Netz relativ früh als Anpassung an die Umwelt ausreicht. Damit entfiele der Anpassungs- und Auslesedruck. Anders ausgedrückt: Die relativ hohe Zahl von „Insekten“, die das bewältigen könnten, was beim Menschen das Gehirn bewältigt, wäre in der Natur eine Verschwendung.
Wegen der extrem hohen Menge von widersprüchlichen Informationen, die zu verarbeiten sein müssten, um überhaupt „Erfahrung“ und „Intelligenz“ sinnvoll zu machen, sind zumindest in uns bekannten Formen Pflanzen als Intelligenzträger auszuschließen. Es ist zwar schwer zu sagen, wie groß der Umfang an Informationen widersprüchlicher Art sein muss, aber dass er sehr groß ist, erscheint eindeutig. In einer Wüste kann also kein intelligentes Leben entstehen. Wahrscheinlich wählt die Evolution eine so komplizierte Variante auch erst, wenn alle Extreme „ausgereizt“ sind, wenn also der Aufwand, noch schneller, geschickter und für einzelne Reize aufnahmefähiger zu sein als die bisherigen Lebensformen, nicht mehr vertretbar ist. ... 

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Ein wenig versucht sich die Lyrik diesmal zumindest inhaltlich anzupassen:

. Andere Leute hätten filosofische Schwergewichtslyrik drau gemacht, dass man mit gerade dem, was man gerade hat, nicht zufrieden ist. Nicht so Gunda Jaron. Sie stellt fest, "Stein-reich" zu sein ...
.Durchaus vergnüglich finde ich dagegen dialektische Denkspiele, die als Gedicht daherkommen. "Versteh mich" versteh ich als ein solches ...



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Montag, 24. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1775

.Wir setzen die All-Reise fort:

.Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (3)
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... Wir müssen immer wieder versuchen, alles von der Ebene der allgemeinen Entwicklung aus zu betrachten. Nähmen wir den Übergang vom Einzeller zum Zweizeller nur um ein Prozent früher oder später an – etwas, was wir gar nicht genau bestimmen können – und verändern die folgenden Entwicklungszeiten nicht, dann wären entweder noch Saurier auf der Erde oder etwas, worüber heute nur SF-Autoren spinnen können.
Wir wissen (etwa), welcher Art Leben es heute auf der Erde gibt, und glauben die meisten Lebensformen zu kennen, die es gegeben hat. Bei vielen haben wir einleuchtende Theorien, warum untergegangene untergegangen sind. Grundformel: Sie waren nicht ausreichend an sich verändernde Umweltbedingungen angepasst. Ihr Untergang war insofern „gesetzmäßig“. (...wie ihre Entstehung?)
So ausgedrückt ist das mindestens ungenau, wenn nicht sogar falsch. Jedes System von Lebensformen ist dynamisch. Alle Elemente solch eines Systems haben eine unterschiedlich lange Anpassungszeit an veränderte Umweltbedingungen. Jede Umweltveränderung trifft die einzelnen Wesen unterschiedlich hart. Ja, die „Strategie“ der Natur besitzt sogar zwei entgegengesetzte Trends: Je primitiver ein Lebewesen konstruiert ist, umso weniger ist es an konkrete Einzelbedingungen angepasst und umso leichter fällt es ihm deshalb (!), veränderten Bedingungen wieder vollständig zu entsprechen. Auf der anderen Seite steht eine permanent wachsende Vielzahl miteinander in Wechselwirkung stehender, sich von einander unterscheidender Wesen. Für die gilt, dass sie umso lebensfähiger sind, umso genauer sie in ihre Nische des Lebenskreislaufs passen. Damit aber wächst die Schwierigkeit, beim Verschwinden dieser Nische eine neue zu finden. Aus dieser scheinbaren Sackgassenproduktion erwächst eine völlig neue, dritte Strategie: das abstrahierende Denken. Die Anpassungsgeschwindigkeit wächst dabei expotential. Es wird also zuerst erkannt, dass außer roten auch violette Früchte essbar sind, nicht nur Frucht, sondern auch Fleisch … bis hin zur chemotechnischen Synthese der Nahrungsbestandteile.
Aber die Anpassungsgeschwindigkeit bleibt ein Problem. Wer spricht heute über die ersten Ansätze anderer Kulturen, wo die Verschlechterung der Lebensbedingungen einen Teil der frühen Menschen vor sich her trieb, sie in Kollision mit den vorher sesshaften aber zerrieben wurden? Erst als am Nil aus einer solchen Grundsituation ein tatsächlicher Produktivitätssprung, die dauerhafte Scheidung geistiger und körperlicher Arbeit hin zu Klassen mit Macht und Besitz von solchen ohne erfolgt ist, gab es „Fortschritt“. Die meisten anderen Situationen führten eben zu stillen Untergängen. Und eben solche „stillen Untergänge“ sind auch für die Zukunft nicht ausgeschlossen.
Die Natur findet für jedes Problem eine Lösung. Die Frage ist nur, in welcher Geschwindigkeit und ob diese Lösung den konkreten Wesen noch nutzt … oder ob inzwischen die Saurier eben ausgestorben sind. Und Veränderungen der äußeren Bedingungen – die für Entwicklungssprünge praktisch immer Verschlechterungen der Lebensumstände bedeuten – führen immer zu neuen Gleichgewichten. Wesen, die bisher ein Schattendasein fristeten, erweisen sich unter Umständen nun passender.
Die Zahl der Ereignisse, bei denen Genosse Zufall das Kommando führte, wann sie auf der Erde so eingetreten sind, wie sie eingetreten sind, ist groß. Nur dass eine Entwicklung vom „Niederen“ zum „Höheren“ erfolgt ist, ist eine Grundaussage, die für alle sich selbst organisierende Materie an allen Orten des Weltalls zutrifft....
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.So. Im Moment sollte dieser "Happen" reichen. Der nächste heißt "Gedichte des Tages":
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..Wie seltsam: Ohne Überschrift hätte ich gesagt, ich verstehe Thomas Reichs Gedicht und könnte einen spannende Abi-Arbeit drüber schreiben (aber nicht kürzer) ... Mit dem Titel "Zu einem Gesicht in der Menge werden" halte ich dann aber einen Schlüssel in der Hand und wage ihn nicht ins Schlüsselloch zu stecken ...
Fällt "Lied für einen traurigen Moment" noch unter exprerimentelle Lyrik? Heutzutage wohl lange nicht mehr ... und ein "Lied" ist es ja sowieso nicht ...
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Sonntag, 23. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1774

Wenn ein Text begonnen ist, verpflichtet das, ihn weiter zu veröffentlichen - normalerweise bis zu einem Schluss ...

Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (2)

... Was bedeutet das bezogen auf außerirdische Intelligenzen?
Prinzipiell gibt es nicht nur welche, man kann auch Aussagen über deren Beschaffenheit treffen. Wie viele es in wie vielen (Millionen) Lichtjahren Entfernung zur Erde gibt, kann man erst nach tatsächlichen Beobachten schätzen. Rein mathematisch kann man „Unendlich“ durch eine beliebige rationale Zahl teilen – es bliebe „Unendlich“. Praktisch kann man immer einen realen endlichen Ausschnitt der Unendlichkeit betrachten. Für diese Betrachtung wäre „unser“ Universum noch zu klein – und sei es, dass darin noch zu viele Zufälligkeiten auftreten. Wir brauchten also einen so großen Betrachtungsraum, dass die Möglichkeit eines Kontakts kein realistisches Thema mehr sein kann. Nehmen wir an (!), in diesem wahnsinnig großen Raum gäbe es auf einer Million Himmelskörpern (Planeten?!) 10 000 mit Lebensformen.
Die „Lebenserwartung“ unserer Sonne schätzen wir auf 10 Milliarden Jahre. Nehmen wir an, dass dies durchschnittlich jene Zeit ist, die für vergleichbare Lebenszyklen relevant ist, weil die Wahrscheinlichkeit für einen Lebensgürtel in Sternensystemen wesentlich anderer Größe / Schwere deutlich niedriger ist. Nehmen wir weiter an, dass der Abstand zwischen der Entstehung geeigneter Sonnen und ihrer Planetensysteme zu vernachlässigen ist. (Im unserem heimischen Fall ist die Erde ca. 0,14 Milliarden Jahre nach der Sonne entstanden. Dies kann man als Rundungsdifferenz ansehen.) Das Entstehen erster Lebensformen schätzt man auf etwa eine Milliarde Jahre nach Erdentstehung. Allerdings dauerte es noch etwa zwei Milliarden Jahre bis zu echten Zellen und deren Kombination zu etwas, was wir als „Lebewesen“ erkennen können. Noch einmal eine halbe Milliarde dauerte es, bis zwischen „Tieren“ und „Pflanzen“ unterschieden werden konnte, eine weitere halbe Milliarde hat etwa die Ausbildung von „Skeletten“ in Anspruch genommen. Höhere Lebensformen waren erst nach dem Wirken bestimmter niederer (Cyanobakterien als Sauerstoffschöpfer) möglich. Also verbrauchte die Entwicklung von Vorstufen potentiell denkfähigen Lebens etwa 4 Milliarden Jahre – anders ausgedrückt: 40 Prozent der Gesamtlebensdauer des Systems. Es ist dabei ohne Belang, ob Lebensvorformen per Kometen oder Meteoriten wie Impfserum die Entwicklung der Erdoberfläche beeinflusst haben. Es verkleinerte die Wahrscheinlichkeit analoger Entwicklungen in weit entfernten Regionen des Alls nicht wesentlich. Während der Dauer der folgenden Zeitabschnitte sind uns wesentlich größere Zufälligkeiten bekannt geworden. So, wie der Einschlag eines großen Meteoriten prinzipiell zu erwarten war und ist, hätte dieser Zeitpunkt um viele Millionen Jahre vorher oder nachher erfolgen können. Krasser ausgedrückt: Mathematisch wahrscheinlich wäre „unsere“ Menschheitsentwicklung noch in ihrer affenartigen Vorform, wäre jener Dino-Meteorit nur zwei Millionen Jahre später eingeschlagen.
Dies als eine Variante. Eine weniger wahrscheinliche wäre, dass bis dahin (oder überhaupt) im Spektrum der Saurierartigen eine Art mit höherer Denkfähigkeit aufgetaucht wäre. Die Wahrscheinlichkeit stiege deutlich, verschöbe man jenen Meteoriten um weitere Jahrmillionen an die Gegenwart heran … oder ließe ihn ausfallen.
Fakt ist, dass die Entwicklung denkfähigen Lebens prinzipiell mit Sprüngen innerhalb der letzten 0,1 Milliarde Jahre erfolgte, dass sich der der denkende Mensch innerhalb von 0,001 Milliarde Jahre herausgebildet hat und dass es die Scheidung in „Klassen“ erst seit 0,000 01 Milliarden Jahren gibt. In diesem Zeitraum gab es so viele äußerliche Zufälle, dass - bezogen auf die anfangs angenommene Zahl von 10 000 Lebensräume - nicht mehr mit ausreichender Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann, dass es auch nur eine einzige der menschlichen vergleichbare in diesem Riesenraum gibt – egal, ob man das alte Ägypten oder die neuen Vereinigten Staaten von Amerika als „vergleichbar“ ansieht. Dabei habe ich noch nicht gefragt, welcher Art die Wesen sein könnten, die solche „Staatsstrukturen“ gebildet hätten. Ich rechne bereits alle denkbaren und weniger denkbaren zusammen.
Um das noch einmal hervorzuheben: Dies ist nicht die astronomische Wahrscheinlichkeit für die Existenz von Leben, sondern die Wahrscheinlichkeit von uns vergleichbarem Leben, wenn die Frage des Lebens auf einem Himmelskörper bereits bejaht ist. ...

Das ist bei den Gedichten einfacher. Die meisten hängen weniger direkt miteinander zusammen:

Es gibt Reime, die liegen so richtig nahe auf der Hand. "Reim für Reim" bei Schleim anzukommen ... dieser Verführung bin ja auch ich erlegen.Sebastian Deya jedoch entdeckt auch das Bild einer Befreiung von Krankheit: das Abhusten ...
Für Slov ant Gali kommt es häufiger vor, dass er versucht, sich kurz zu fassen. Dabei ist diese "Kontraktion" von Wachsen und Schrumpfen ein widersprüchlicher Prozess ...

Samstag, 22. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1773

Soweit es die "Prosa" betrifft, wurden hier ja schon die unterschiedlichsten Texte vorgestellt. Da gab es Romanmanuskripte und Erzählungen unterschiedlicher Länge - meist als Fortsetzungshappen - und natürlich Buchvorstellungen, sprich Rezensionen. Bisher schwach vertreten waren bisher eher essayistisch gehaltene "Abhandlungen". Aber möglich sind sie natürlich auch - und da sich einiges um Science Fiktion dreht, ist natürlich auf deren Grundfrage einzugehen (vgl. "Außerirdisches")

Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (1)

Auf den ersten Blick scheint diese Frage wenig praktische Bedeutung für das Leben auf der Erde zu haben - wenn man einmal von den Autoren der SF-Literatur und ihren Lesern absieht. Auf den zweiten allerdings schon. Dann geht es nämlich darum, WIE man zu einer Antwort kommt.
 Man kann z.B. einfach sagen, ja, ich glaube, außerirdisches Leben gibt es und da wird dann wohl auch intelligentes darunter sein. Dann ist das sozusagen pseudowissenschaftliche Spekulation. Man kann die dann noch untermauern durch in den letzten Jahren entdeckte erste Planeten. Es bleibt Spekulation.
Man kann das sogar mathematisch untermauern: Geht man davon aus, dass das All unendlich ist, gibt es darin auch unendlich viele Formen - warum ausgerechnet auf der Erde welche, die es allein dort geben sollte?
Ich versuche es anders. Ich versuche es mit zwei philosophischen Grundaussagen:
Die Welt ist unendlich in Zeit und Raum und die Entwicklung in der Welt ist bestimmten Gesetzen unterworfen, die überall unter gleichen Voraussetzungen auch gleich wirken. Man kann also unter Nutzung des Inhalts und der Methodik des „dialektischen und historischen Materialismus“ (vereinfachend „Marxismus“ genannt) Science Fiktion machen.
Diese weltanschaulichen Grundaussagen führen notwendig in logischer Konsequenz zu einem klaren Ja auf die Ausgangsfrage. Sie lassen sogar Annahmen zu, wie es um die Aliens bestellt ist bzw. wie es sehr wahrscheinlich nicht um sie bestellt ist.
Alles ist natürlich ein Problem unseres Denkhorizonts. Der Eifer der Wissenschaft lag und noch stark auf den Prozessen, die mit dem Big Bang zusammenhängen, jenem für uns einzigartigen Urknall. Man muss aber schon sehr versponnen sein, ihn wirklich als so einzigartig aufzufassen. Wer keinen Gott erfindet, dem eben eine Eingebung kommt, eine Laune, „Es werde ...“ und es wurde …, der kommt nicht an der Überlegung vorbei, dass auch vor dem Urknall „etwas“ da gewesen sein muss – selbst wenn das „ein Nichts“ gewesen wäre." Ein Nichts" in diesem Sinne, billigen uns auch Physiker zu, ist etwas Anderes als „nichts“. Da dieses Nichts nicht eng begrenzt sein kann, muss es unendlich gewesen und immer noch sein. Es gibt keinen Grund, dass es innerhalb einer Unendlichkeit nur eine Stelle gibt, an der aus diesem „Nichts“ ein materiell fassbares Etwas geworden ist, wird und werden wird. In dieser Rechnung sind Millionen Jahre eine zeitlich „kleine“ Einheit. Akzeptiert man die „Unendlichkeit“, muss man auch akzeptieren, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es in ihr irgendetwas nur genau einmal gibt, extrem (!) gering ist.
Was macht denn überhaupt erst Wissenschaft möglich? Man hat noch nicht erlebt, dass wenn ein Mensch in einem Moment einen Stein losgelassen hätte, er zu Boden gefallen, beim nächsten Mal in der Luft geblieben wäre. Inzwischen weiß man schon viel über die Gravitation, die daran „Schuld“ hat (wenn auch noch längst nicht alles). Inzwischen ist man insgesamt schon viel in die Geheimnisse der Natur eingedrungen. So ist man inzwischen relativ sicher, dass es nicht DAS kleinste Teilchen gibt, sondern dass man im Mikrobereich auf dialektische Beziehungen stößt, also auf Teilchen, Energie und Erscheinungen, die nur in / durch  gegenseitige(n) Wechselbeziehungen existieren. Worauf man nicht gestoßen ist: Dass unter gleichen Bedingungen etwas Anderes passiert ist. Fälle, bei denen man dies annahm, lösten sich nachher auf: Die Rahmenbedingungen erwiesen sich doch als unterschiedlich.
Nun mögen die gesetzmäßigen Zusammenhänge unter neuen Bedingungen andere sein, nun mögen diese auch noch nicht erkannt sein – bisher ist niemandem der Beweis gelungen, dass es keine gibt....

So. Schweiß abgewischt als Pausensport und Wechsel zur Lyrik:

Eines hat Sebastian Deya mit seinem Gedicht "Wir gewinnt" bereits erreicht: Er lässt mich wegen der Werbe-Deppen der SPD grinsen. Aber er wollte uns doch wohl eher in eine Spielhölle namens Leben führen. Egal ... Suchen wir einfach seine versteckten poetischen Brillianten ...
Bei meinem "Ein Rätselgedicht:Welche Reime stimmen nicht?" ist dagegen zumindest eines sicher: Man sollte es nicht zu genau nehmen ...

Freitag, 21. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1772

.Irgendwer hat - glaube ich - einmal gesagt, dass ein Journalist derjenige sei, der aus einem Text genau den einen Satz herausfände, auf den es dem Autor ankäme - und zur Veröffentlichung streicht er den. Das kann ich dem "Neuen Deutschland" nicht vorwerfen. Die "Leseprobe", mit der die "Gemeinschaft der Glückssüchtigen" in der Zeitung vorgestellt wurde, ist gut gekürzt. Zwar ist sie zu kurz, aber nicht sinnentstellend:

Hier schreibe ich – ich kann nicht anders. … Ich möchte einladen zum Be-Denken von Alternativen im Zusammenleben der Menschen. Schluss mit dem Glauben, es gäbe keine. Ihr müsst mir ja nicht folgen. … aber lest! Gerade ihr, die ihr meint, einer, der in der DDR aufgewachsen ist, der muss entweder den „Kommunismus“ restlos satt haben oder ein unbelehrbarer Sturkopf sein. … Ich wünsche mir die freieste, individuellste, menschlichste Gemeinschaft, die sich Menschen zum Zusammenleben gestalten können. Es graust mich davor, was passieren wird, wenn wir nicht rechtzeitig anfangen, sie zu schaffen: Wahrscheinlich vernichten wir unsere Existenz. Da muss man doch etwas tun …
Nein, Herr Bundespräsident, ich kann mir „glückssüchtig“ nicht als Schimpfwort vorstellen. So wenig, wie ich mir wünsche, von meinen Kinder erfahren zu müssen, sie sind bei XY „im Kampf“ für … gefallen oder sie haben keinen „Job“ und damit kein Auskommen, ihr Leben zu fristen, überhaupt, sie seien „unglücklich“, so wenig wünsche ich das irgendeinem anderen Erdenbürger. Ich finde es richtig danach zu suchen, wie am besten gesichert werden kann, dass jeder sich als nützlich empfinden, das Gefühl haben kann, gebraucht zu werden, dass er rundum zufrieden ist, glücklich eben. ...

Fangen wir an! Suchen wir die Stelle, von der aus wir nicht nur die vorhandene Welt in Frage stellen, sondern über ihren Tellerrand hinaus denken. Wer sich beschwert, meine „Philosophie“ reiche nur für einen Stammtisch, … dem sage ich, setz´ dich doch dazu! Philosophiert mit mir gemeinsam. Nur weil ich Wasser trinke, braucht ihr euch ja das Bier nicht zu verkneifen. Also Prost! Denken wir uns die Welt neu! Und dann machen wir sie uns so … ...


Lassen wir einen entspannten Blick auf die "Gedichte des Tages" Nummer 2001 folgen. Die sind nämlich so kurz ... kürzer geht es kaum:

Diesmal wird es einfach etwas verrückt, utopisch ... wie immer man das nennen will:
Slov ant Gali: "Reise 1"
                              "Reise 2".:



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Donnerstag, 20. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1771


Anna Roth: Die Stunde vor dem Suizid (9 = Schluss):

"Das in deinem Kopf hat IHM zu viel Stress gemacht. Weißt du, vielleicht ist noch kein neue Kunde für mich da. Setzt du dich dann zu mir?" ...
Maja hatte sich zugeslipt, den Blusenknopf geschlossen, den Rock um die Hüften geschlagen und mit einem kurzen Blick in den Spiegel ihre Frisur akzeptiert. Dabei hatte sie den Mann im Hintergrund begutachtet, wie er abwartend nackt auf der Bettkante saß, als käme noch etwas.
"Und wenn ich morgen noch einmal auftauche? Vielleicht findet das von heuteein gutes Ende."
Maja machte einen Schritt rückwärts aus der geöffneten Tür. "Das würde mich freuen. Ich bin da."
Wie um den beiden einen Moment gemeinsamer Ruhe zu gönnen, ging Daisy mit ihrem Kunden aufs Zimmer.
Ben spielte mit seinem Daumen.Maja stellte ihm Cola auf den Tisch. Er murmelte abwartend: "Und du machst solche Massagen oft?"
Maja sah ihn offen an: "Solche??? Nein. Ich lass mir von keinem Kerl in den Schritt fassen. Eigentlich mal an den Hinter, wenn er nicht gefragt hat."
Ben lächelte.Maja hatte wirklich "in den Schritt fassen" gesagt.
"Du bist was Anderes. Dieter zum Beispiel ist zwar ein Stammkunde, er bringt mir jedes Mal Geschenke mit,  ... aber ich treib doch keine Mumienschändung."
Sie unterhielten sich lange, bis eine der Massageraumzimmertüren aufging.
"Komm, ich bring dich raus."
In der Tür hauchte Maja Ben einen kurzen Schmatz unters Ohr, wie er ihn vor Jahren von seiner Tochter bekommen hatte und eine Geliebte ihm etwas anders gegeben hätte. Draußen war es noch immer drückend heiß. Für einen Moment blieb Benjamin wie schockgefroren in der Sonne stehen. Was hatte er eigentlich hier gewollt?

.***

Bei den "Gedichten des Tages" gibt es morgen etwas zu feiern:

Wäre diese Ausgabe der "Gedichte des Tages" heute eine normale, sähe sie so aus, dass ich mein Testgedicht "Reise 3" mit Meas Wolfstatzes "Was ist Freundschaft?" in einen "Topf" gesteckt hätte. Mal was Verrücktes, mal was Einfaches. Ausloten, was alles möglich ist.
Es ist aber die Nummer 2000.
Dies sollte Anlass zum Blätter sein. So ein Blog versammelt die unterschiedlichsten poetischen Schätze. Einige heauszugreifen als Beispiele für alle wäre eine Abwertung für den Rest. Dabei ist von allem etwas dabei. Die besondere Perfektion in manchen Werken von Hanna Fleiss, das vulkanische Gären in den Versen eines Sebastian Deya, die Individualität einer Ursula Gressmann, Humorfarben a la Gunda Jaron oder Wolfgang Reuter, Inspiratives von Petra Namyslo oder sorgsam Erarbeitetes von Brunhild Hauschild ... schon habe ich doch angefangen, ungerecht zu sein - zu den damit nicht Erwähnten sowieso, aber auch im Versuch, bei den Erwähnten ein Schild draufzukleben.
Vielleicht ist sogar wichtig, wenn ein Leser ausruft, DAS hat mir nicht gefallen. Nicht deshalb, weil es wirklich schlecht gemacht wäre, sondern weil Lyrik eben als Erstes tief individuell und persönlich ist - sogar dann, wenn das Gedicht "Der Mensch ist ..." sagt, sagt es ja "nur", dass "ich Dichter" finde, dass ...
Nicht zuletzt aber sind Gedichte in die Welt gesetzte Kinder, die ein eigenes Leben führen - wir sollten uns den Spaß nicht nehmen lassen, welche zu "machen" und uns daran erfreuen, was aus ihnen wird mit der Zeit ...

...



...

Mittwoch, 19. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1770


Anna Roth: Die Stunde vor dem Suizid (8):


... Für einen Augenblick erstarrte der Traumfilm. Ja. am Außenpfad, den linken Hügel hinauf, prankte wirklich eine taubeneigroße fast zugenarbte Wunde.
Ben schwieg mit Mund und Fingerspitzen, doch Maja überbrückte den Misston mit dem Griff zur Babyölflasche. Sie spritzte ein paar Tropfen auf Bens nicht mehr umhäuteten Mannspunkt.
"Du bekommst das in den Griff mit Max. Ich drück dir die Daumen. Obwohl ... Du bist viel zu schade für ihn ..."
...und für mich solltest du dir nicht zu schade sein. Nein. Das sagte er nicht, aber er hoffte, dass sein wortloses Signal vom Kopf duch die Lenden über ihre Finger zu ihrem Gehirn dringen möge. Doch wieder war seine Stimme aus seinen Lenden nur noch ein kaum merkliches Flüstern.
Zögernd wanderte Majas fragender Blick von der halb welken Pflanze in ihrer Hand über Bens Gesicht zur Tür und wieder zurück. Erneut klang ein Weckeralarmton durch die Massagewohnung.
"Meint das uns?" fragte Ben.
Maja senkte den Kopf. "Du, wir sind schon über der Zeit. Die werden unruhig draußen. Zeit heißt Geld."
Als sie ihre Hand zurückzog, löste sich der letzte Blutstaurest auf. Resignierend folgten Bens Augen dieser Veränderung an seinem Körper.
"Das in deinem Kopf hat IHM zu viel Stress gemacht. Weißt du, vielleicht ist noch kein neue Kunde für mich da. Setzt du dich dann zu mir?" ...


***

Wie war das? Sei tierisch, bevor es zu spät ist?!
Kann auch anders gewesen sein. Auf jeden Fall probiere ich mal wieder was kleines Unernstes: "Nacktschneckliche Weisheit".
Ja, wir haben wieder oder immer noch etwas von Meas Wolfstatze. Diesmal heißt das Gedicht "Splitter" und ich bin sicher, dass wir nichts voneinander wussten, als mir seinerzeit die Idee zu ".Slov ant gali: das spiegellied ." gekommen war ... Die Ähnlichkeit der Bilder ist doch beeindruckend, oder?!

Montag, 17. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1769

Die Prosa ist mit einer gewissen Logik den Ereignissen der Tage ferner als die Gedichte:

Anna Roth: Die Stunde vor dem Suizid (7):


Nein. Pause vor dem letzten Akt.

"Warum siehst du mich so traurig an? Immer noch ...?"
Ben tauchte seine Finger in den feuchtesten Ton, prüfend, ob er ganz darin würde untertauchen können.



"Wenn ich so weit bin, sag ich´s. Ich nehm´s mir. So schnell hatte ich es nicht erwartet."
Ben ließ sich los. Er bestand nur noch aus Fingern auf Wellen einer harmonischen Melodie.
Als der Konzertsaal längst verschwunden war, kamen Bens Gedanken langsam zurück, sich über das Pfeifchen in Majas Händen wundernd. Dieses prustende Pfeifchen.  Welch kunstvolles Spiel hatte diese Frau offenbar erreicht. So viele Übungsstunden hatten geholfen. Doch auch ein Orgelbass erkennt sich mitunter in einr Schilfrohrflöte wieder. Weiches Rohr. So sehr Maja sich mühte, der eine der allerletzte Schlussakkord war nicht möglich.
Sie hockte sich auf die Kante der Pritsche, konzentrierte sich ganz auf die Spannung in Bens Instrument. Die musste der Entspannung durch ihre Massage vorausgehen.. Dabei hatte Ben ihre beiden unterschiedlich kleinen, unwahrscheinlich reizenden Brüste genau in Blick und Griff. Unbeholfen, doch behutsam strichen Bens Finger den rechten Hügel hinauf. Das Nippelchen hatte sich in eine braune Leuchtkirsche verwandelt. Ob wohl ein Kern drin war? In allen Kirschen war doch einer. Doch Majas halb verdrehte Sitzhaltung ließ Bens Mund nicht an die Frucht.
Ben registrierte, dass die rechte Brust wesentlich größer als die linke zu sein schien. Auch Majas rechtes Auge schien größer als das linke. Ben begeisterte sich für Mädchen mit großen braunen Augen. Ob das linke Äuglein wohl größer würde, wenn das Kernchen zwischen den Lippen ein- uns ausglitt. Hauptsache, das Mädchen empfand das nicht als unangenehm. Wie leicht waren Brüste überreizt. Noch dazu kannte er das von Babetts, die doch für Maurerpranken gemacht waren, während Maja mit welchen für musikalische Hobbygärtner ausgestattet war.
"Da sind sie empfindlicher. Wegen der Wunde, weißt du? Max ist wieder mal da. Er hat sich nicht geändert."
Für einen Augenblick erstarrte der Traumfilm. Ja. am Außenpfad, den linken Hügel hinauf, prankte wirklich eine taubeneigroße fast zugenarbte Wunde.





Wie geht man mit Verbrechen um, die man nicht direkt ändern kann?
Wer sich einbildet, Künstler zu sein, zumindest erst einmal dadurch, dass er sie als die Verbrechen bezeichnet, die sie sind, dass er den Unangepassten eine Stimme gibt. Einfach gesagt: Krieg ist ein Verbrechen. Was bei "unserem" NATO-Verbündeten Türkei passiert, ist Krieg, wobei die Demonstranten erst einmal immer durch besonders heitere Friedlichkeit auffielen. Allerdings singt es sich schlecht unter einem Hagel von Tränengasgeschossen und im Strahl der Wasserwerfer. Da sollten diejenigen, die sich mit unterschiedlichem Geschick sich "ihren" "17. Juni" erfinden, besonders aufmerksam beobachtet werden, wenn sie bei Ihresgleichen Krokodilstränen absondern.
Die Frage ist, wie wir unsere eigene Rolle dabei sehen. Sammeln wir zur Offensive oder erst einmal zum Lecken der eigenen Wunden in eine gallischen "Die Wagenburg". Wobei Meas Wolfstatzes Umsetzung im Gedicht gefällt mir dabei sehr ...

Sonntag, 16. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1768

Fortsetzung der Prosa:

Anna Roth: Die Stunde vor dem Suizid (6):

 "Das hat dir wirklich gut getan, oder?"
"Ach, ihr Männer seid doch alle gleich. Das solltest du ja wohl gemerkt haben, dass das kein Spiel gewesen ist. Ich bin schließlich kein trockenes Holz, oder? ... Rutsch!"
Nun lag Maja neben Ben auf der Liege wie eine zierliche Venus. ...
Nun lag Maja auf der  Liege als zierliche Venus. Während ihre Finger beschwörend an Ben entlangstrichen, suchte der nach dem Bergbach, der aus ihrer Gletscherspalte geschossen war. Endlich fand er das Nass wieder. Es sprudelte immer noch und Bens Finger ertasteten Ufer und Untiefen, ließen sich zum Baden einladen. Bens Stämmigeres war aber auch nur noch 30 bis 40 Zentimeter vom Eintauschen entfernt. Die Wellen leckten am Ufer, riefen nach Schwimmern, wo doch nur ein müder Wanderer seine Fingerkuppen in ihnen erfrischte.
Nur noch 25 Zentimeter. Benjamin keuchte: Sag, dass du es auch willst! Gib es zu! Bitte! Jetzt!"
Maja wehrte nicht ab, krampfte nur für einen Moment zusammen, schüttelte fast unmerklich den Kopf. "Das war nicht ... Das kommt dann doch zu schnell."
Der ganze Benny lag wieder auf dem Laken. Die "Fünf" im Klassenbuch enttäuschte als peinliche Fleck.
Majas Stimmbänder vibrierten. "Bist du mir jetzt böse?"
"Böse nicht. Nein, böse nicht."
Der Klang von Bens Fingerspielmelodie wurde geschluckt von dem kleinen Raum. "Hab ich dich unterbrochen?"
"Wenn ich einmal fließe, dann komme ich schnell wieder rein."
Das hatte Ben hören wollen. Es Maja gönnen. Es sich gönnen.
Er fand die richtigen Tasten. Es war keine Kleine Wassermusik, es war eine Meeressonate in L-Dur, die Mozart, Händel und Schönberg noch nicht entdeckt hatten. Im Widerhall seines immer mutigeren Speils begann die Konzerthalle zu beben. Durch die Erschütterungen löste sich erster Putz, fielen erste Mauern. Gleich würden sich die Töne auflösen im weiten Universum.
Nein. Pause vor dem letzten Akt.
"Warum siehst du mich so traurig an? Immer noch ...?"
Ben tauchte seine Finger in den feuchtesten Ton, prüfend, ob er ganz darin würde untertauchen können. ...

***
Die Gedichte des Tages:
.
Mir fiel nur Sarkastisches ein. Aber still sein wollte ich auch nicht. Also galt es, "nur ganz kurz" einen kleinen Reim auf die Ereignisse in unserem NATO-Bruderland im Kampf für die Werte der westlichen Welt zu machen.Meas Wolfstatze wird es mir hoffentlich verzeihen, wenn ich dies mit seinem Liebesgedicht "An deiner Seit" verbinde .... 

Samstag, 15. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1767

Im Scheinwerferlicht heute die Fortsetzung der angestaubten Prosageschichte ...

Anna Roth: Die Stunde vor dem Suizid (5):

... Mindestens acht Schamlippen schien dieses Mädchen zu haben, welch ungewöhnliches Geschenk der Natur, das einfühlsame Zärtlichkeiten sofort mit einem Bad aus Tau belohnte. Majas Massagegriffe nahm Ben dagegen kaum noch wahr. ...
"Ich kann es mir denken: Die weißen sind für die fröhlichen Lieder und die schwarzen für die traurigen."
Die Klavierlehrerin hatte mitleidig gelächelt über das, was sie für einen Scherz gehalten hatte. Dabei hatte es Benny ganz ernst gemeint.
Der große Junge hielt in Erinnerung an diesen Moment die Augen geschlossen. Angeblich könnten Blinde am besten blind Klavier spielen. Sie sähen mit den Fingerspitzen. Benjamins Kuppen besahen alle Tasten. Ganz unmerklich und für eine leise Melodie. Ben erkannte sich im Forellenquintett. Er sah den Bach plätschern. Frisches, glitzerndes Wasser, das zum Trinken einlud. Er sah silberschuppige Fische springen. Er griff nach ihnen. Sie ließen sich fangen, entglitten aber seinen Fingern wieder, weil Ben nicht zu fest zupacken wollte.
Die Töne klangen erhaben, als ob sie durch ein gewaltiges Kirchenschiff vibrierten. Und aus dem kleinen Sprudeln, als der Junge die Quelle im Fels gefunden hatte, wurde ein Fluss, breit und tief genug, um große Boote auf seinem Wasser gleiten zu lassen,
Bens Träume wurden durch vergeblich unterdrückte Zuckungen des an seine Wangen gepressten Körpers unterbrochen. Er hörte noch den Kirchenengel singen: "Komm, ich leg mich zu dir, da brauchst du deine Arme nicht so zu verkrampfen."
Ben entließ Majas Tastatur aus seiner Umarmung. Er konnte sich nicht zurückhalten: "Das hat dir wirklich gut getan, oder?"
"Ach, ihr Männer seid doch alle gleich. Das solltest du ja wohl gemerkt haben, dass das kein Spiel gewesen ist. Ich bin schließlich kein trockenes Holz, oder? ... Rutsch!"
Nun lag Maja neben Ben auf der Liege wie eine zierliche Venus. ...

***
... und die "Gedichte des Tages" vom Sonntag:

Automaten denken nicht mit. Drückt der Finger die Taste, dann läuft der Vorgang los. Das ist so bei den Leuten, die Drohnen nutzen, das ist so, wenn ein Sebastian Deya ein Gedicht veröffentlicht. Es kommt der Text in der Augenblicksfassung an. Ich wollte ihn gerade darauf hinweisen, dass "Wie besessen (1)" einen Fehler enthielte, da fiel mir noch rechtzeitig ein, mir das Gedicht auf seinem eigentlichen Blog anzusehen ... und siehe, es war an der strittigen Stelle dort längst korrigiert. Bei Gedichten geht das eben. Bei Morddrohnen nicht. Ein Mechanismus, irrtümlich Getötete sozusagen aus der Luft wieder zu reanimieren, ist ins Milliarden schwere Programm samt Programm nicht eingearbeitet ...

Slov ant Gali dagegen verbeißt sich in einen Trend "In jüngster Geschichte". Wer hätte 1973 gedacht, dass die Pariser Vereinbarungen, die offiziell den Abzug der US-Amerikaner aus Vietnam zum Gegenstand hatten zusammen mit dem Sturz der Regierung Allende einen Rückbau des Geschichtsfortschritts einläuten könnten?

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