Mittwoch, 31. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1810

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.Slov ant Gali: Planet der Pondos (27)
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....Langsam trottete Uljana zurück in den Kälteschlafsaal, hin zu den Schalen, deren Aufweckautomatik sie nicht unterbrochen hatte. Bei dreien standen die Anzeigen nun doch auf null. Die restlichen normalisierten sich weiter. Uljana sah sich ihre künftigen Gefährten näher ansehen.
Was war denn das wieder? Ihr Entsetzen stieg von Sarg zu Sarg. Eine Frau, ein Mann – Weckvorgang abgebrochen. Ein Mädchen – Vorgang lief. Eine einzelne Frau – Weckvorgang abgebrochen, ein Mädchen – Vorgang lief.
Bei den ersten dreien hielt es Uljana noch für einen Zufall. Ging weiter. Nächste Ergebnisse: Eine Frau, ein Mann – beide abgebrochen, dann ein Junge ­ Vorgang lief. Sollte etwa…? Die folgenden Schalen bestätigten es: Es war nicht ein einziger Erwachsener unter den gerade erfolgreich ablaufenden Weckvorgängen. Nicht einer, dem sie die Verantwortung für das Leben der restlichen Eingefrosteten übergeben, den sie wenigstens würde um Rat fragen können. Ob Kinder diesen unbekannten Fehler in der Weckautomatik leichter überstanden als Erwachsene? Irgendeinen derartigen Zusammenhang musste es geben.
Uljana lief zurück an den Computer, fragte: „Warum läuft der Auftauvorgang nur bei Kindern bis 16 Jahren?“ und wartete.
„Keine ausreichenden Daten. Vergleichbarer Fall nicht bekannt.“
„Aber die übrigen Kinder könnten auch aufgetaut werden?“
„Möglichkeit besteht.“
„Möglich ja oder möglich nein?“
„Keine ausreichende Daten. Kontrollmodul kann nicht überbrückt werden.“
Uljana drehte sich weg.
Bald wären damit bald ein sechzehn und ein vierzehn Jahre alter Junge und Mädchen zwischen zehn und fünfzehn Jahren munter. Wahrlich eine tolle Mannschaft! Aber das war nicht mehr zu ändern.
Mühsam drückte Uljana den Rücken durch. Sie musste endlich zurück auf die Brücke. Bis diese künftige Mannschaft ansprechbar wäre, war noch Zeit. Sarah dagegen wartete sicher schon sehnsüchtig. Sollte sie jetzt schon erfahren, dass ihr Daddy unter den Toten war? Besser nicht.
Die Kleine lief ihr freudig entgegen. Nein, passiert sei nichts, erzählte Uljana, äu?erlich unbekümmert.
Zusammen mit Sarah checkte sie die Anzeigen. Die Kleine konnte gut lesen, und sie war auch ganz eifrig bei der Sache, wenn sie melden sollte, was wo angezeigt wurde. Aber ewig konnte dieses Spiel ja nicht gehen. Was dann? ... 
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Thomas Reich versucht sich aufs Neue im Exzessiven: "Herzfleisch". Dabei wird er wohl meinem "

Senryū Nr. 18

" nicht zustimmen wollen ...
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Dienstag, 30. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1809

.Slov ant Gali: Planet der Pondos (26)
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...Gut, dachte Uljana, das wäre entschieden. Hat viel zu viel Zeit gekostet. Und was weiter? Sarah hatte sich nicht gemeldet. Und dieser seltsame Monstermann musste längst wieder zu sich gekommen sein. So schlimm konnte ihr Treffer doch nicht gewesen sein. Wenn erst andere Erwachsene wach wären, könnten die sich um ihn kümmern. Aber wenn er gleich Hilfe brauchte? Sollte sie nicht wenigstens nachsehen, was mit ihm los war? Aber wie sollte sie ihm helfen?
Der Mann lag immer noch am Boden. Das war ?s dann, dachte Uljana irgendwie betrübt, da hörte sie ein deutliches Stöhnen – der Mann lebte also noch. Erleichtert näherte sie sich ihm; beugte sich über ihn.
Stabile Seitenlage. Etwas zu trinken? Uljana holte ein Glas Wasser, hob den Kopf des Mannes an, lie? ihn ein paar Schluck trinken und versuchte, ihn auf seinen Schlafplatz zu hieven. Schaffte es nicht. Er ließ es über sich ergehen. Uljana trat an die Konsole am Fu?ende. Drückte dabei versehentlich einen Knopf. Plötzlich verschwand die mit dem Sargdeckel verschlossene Frostschale in einem Schlitz in der Wand und an ihrer Stelle tauchte ein Bett auf. Das konnte sie bis zum Boden herunterfahren, und nun ließ sich der Mann leicht hineinrollen.
Bildete sie sich das nur ein? Als sie ihn, gekrümmt wie ein Embryo, ins Bett legte und mit zwei Decken zudeckte, war ihr, als lächelte er sie dankbar an. Oder grinste er? Oder verzerrte er das Gesicht vor Schmerz? Uljana sah schnell weg.
Der Computer! Die jetzige Gefahrensituation hatte sie nicht herbeigeführt, aber sie war da. Ging es hier nicht um Leben oder Tod? Wenn das kein Notfall war!
Ohne auf etwas Anderes zu achten, rannte Uljana aus dem Saal. Rein in den Fahrstuhl. Die letzten Schritte durch den Gang. In ihr Zimmer. Noch völlig au?er Atem warf sie sich auf den Sessel am Schreibtisch. Bekam die Bestätigung für ihre Identifizierung. Formulierte ganz langsam, im Sprechen die nächsten Worte suchend: „Es ist ein Notfall eingetreten. Ein schwer kranker Mann hat auf wahrscheinlich fehlerhafte Weise bei einem gro?en Teil der Passagiere den Weckvorgang eröffnet. Deren Leben hängt von meinem sofortigen Eingreifen ab. Erbitte Handlungsanweisung!“
Das klang gut.
„Keine Zugangsberechtigung zum Datenpool. Notfall liegt nicht vor. Durch Handlungsinstruktionen kann keine Lebensgefahr abgewendet werden.“
Schon wieder! Egal, was Uljana anstellte: Wer gerade im Sterben lag, war nicht zu retten. Wer jetzt aber normal auftaute, der würde auch überleben. Vorausgesetzt, dass wenigstens die logische Kontrolle des Computers noch arbeitete, bestand also für die Auftauenden keine unmittelbare Gefahr. ...
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Montag, 29. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1808

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....Jetzt kam der Mann auf sie zu. „Dir gehört ordentlich der Hintern versohlt!“ Dabei streckte er seine Linke nach Uljana aus.
Debbie hatte Uljana einen Reflex antrainiert, um sich angreifende Männer vom Leib zu halten. Bevor Uljana überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte, lag der Mann schon gekrümmt vor ihr. Uljana war selbst erschrocken. War sie wirklich gesprungen?
„Mister …? He, Mister …?“
Der Mann stöhnte leise.
„Sie, das wollte ich nicht.“
Keine Reaktion.
Jetzt fielen Uljana die ganzen Predigten ein, mit denen Mum ihr das Verhalten bei einem ?berfall hatte beibringen wollen, also auch, was zu tun war, wenn der eigentliche Angriff bereits abgewehrt war: Geh kein Risiko ein! Es zählt nur er oder du. Lass ihn liegen und hol die Polizei. Die wird sich kümmern.
Sehr witzig. Polizei rufen... Vielleicht die von der Erde? Und abwarten, bis sie käme?
Aber was sonst? Das Monster tat, als brauchte es Hilfe. Sollte ihr Tritt so schlimm gewesen sein? Sie hatte alle Kraft unbewusst konzentriert, klar. Aber so? Das konnte doch nicht sein! Starb nun ihretwegen der Drei?igste?
Nein. Der Mann war vorher schon nicht normal! Und er lebte noch. Wenn er nun nur so tat, als ob er schwer verletzt wäre, damit sie sich ihm näherte?
Uljana ging hinaus und replizierte ein Seil. Wieder zurück fesselte sie den Mann, der noch immer reglos dalag. Sie ärgerte sich sofort über ihre übertriebene Vorsicht. Hier war offensichtlich jemand wehrlos, brauchte Hilfe und keine Fesselung. Im selben Moment fiel Uljana ein, dass wahrscheinlich gerade 100 Weckprogramme auf den Tod zusteuerten.
Sie sprang auf, rannte von Kontrollkasten zu Kontrollkasten und stellte die Einstellungen zurück auf Kälteschlaf. Zumindest dort, wo sich noch nichts verändert hatte. Bei 28 der Särge leuchtete das grüne Kontrolllämpchen nicht mehr. Da war wohl nichts mehr zu retten. Bei den anderen vielleicht. Der Computer mochte wissen wie. Offenbar hatte es der Mann nicht gewusst. War wohl wirklich krank, geistig verwirrt.
Bei fünfzehn Gefrosteten zeigten die Überwachungsmonitore leicht erhöhte Werte. Als ob diese Menschen wirklich begannen aufzutauen. Uljana wollte, sie musste es einfach hoffen. Die erfolgreich angelaufenen Programme laufen lassen. ...
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Und die Gedichte des Tages morgen? Geplant ist Folgendes:


.Grins: Während "Senryū Nr. 17" ein ganz zweifelsfreier  ist, lässt sich das bei "Senryū Nr. 14-16" nicht ganz so sicher sagen ... Das könnten auch Haikus sein ...
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Sonntag, 28. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1807

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.Slov ant Gali: Planet der Pondos (25)
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...Uljana schluckte die Beleidigung herunter. Sah der Mann nicht, dass sie eher einer Frau als einem Spielkind nahe kam? Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Das ist aber gefährlich. Ich habe es probiert. Alle sind dabei gestorben – bis auf Sie.“
„Was hast du probiert?“ Der Mann hatte sich ihr nun voll zugewandt.
„Nun, ich hab? ein paar Weckprogramme angeschaltet, zum Testen. Nur Sie haben das überlebt.“
„Ach, du warst das.“
Der Mann setzte sich auf eine der Schalen, deren Weckprogramm er gerade aktiviert hatte. Musterte das Mädchen grübelnd.
Ob er sie nun endlich für voll nahm? Hatte er sie überhaupt verstanden? Uljana konnte es nicht erkennen. Er machte eher den Eindruck, als wäre er noch immer nicht klar im Kopf. Auch verdrehte er gelegentlich die Augen, als habe er Schmerzen. Sah Uljana an, dass sie sich nicht traute, mehr zu sagen. Sie trat an eine der Schalen, die er gerade verlassen hatte. Prüfte die Einstellung am Kontrollkasten. Versuchte sich zu erinnern. Nein. Sie täuschte sich nicht. Dieses Monster hatte nichts anderes getan als sie vorhin. Und von den 31 Programmen, die sie so aktiviert hatte, waren 29 zu Katastrophen geworden. Er hatte schon über hundert Eingefrostete aktiviert und die übernächste würde ihre Mutter sein.
„Na, ich mach jetzt weiter! Und du verzieh dich!“ Mit diesen Worten stand der Mann auf. Langsam ging er auf die nächste Frostschale zu.
War der denn übergeschnappt? Hatte er nicht gehört, was sie gerade gesagt hatte? Wenn er wusste, was beim Auftauen zuvor schief gegangen war, warum sagte er es ihr nicht? Sie hatten doch so viel Zeit!
„Das dürfen Sie nicht! Sie bringen alle um!“
„Nun geh endlich spielen!“
„Bitte, glauben Sie mir! Sie …“ Uljana hatte sich aufgerichtet.
Unwillig drehte sich der Mann noch einmal um. „Pass mal auf, du Rotznase: Wir sind hier auf einer wichtigen Reise. Wenn schon jemand unbedingt Kinder dabei haben wollte, dann hätte er ihnen wenigstens Manieren beibringen sollen.“ Damit schien für ihn der Fall erledigt. Er wendete Uljana den Rücken zu und ging um die nächste Schale herum. Der dazu gehörende Kontrollkasten war schon in seiner Reichweite.
Plötzlich rannte Uljana los. Noch bevor der Mann etwas machen konnte, war sie auf seinen Rücken gesprungen und versuchte, seinen Oberkörper zu umfassen. Der Mann brummte unwillig, richtete sich auf und streckte sich. Mit ihrem Klammergriff hatte das Mädchen keine Chance. Sie stürzte ab. Jetzt kam der Mann auf sie zu. „Dir gehört ordentlich der Hintern versohlt!“ ...
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Weiter mit den morgigen "Gedichten des Tages":
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.Senryū und Haiku sind Gedichtformen, die einer spezifischen Tradition entspringen und den Besonderheiten einer konkreten japanischen Lautsprache und Bildlichkeit. Sobald man die Form in eine andere Sprachtradition zu übertragen versucht, muss man Anfechtbares tun. Drei miteinander verbundene Senryūs versuchen eine poesietheoretische Aussage und ein einzelnes Senryū versucht, die traditionellen Trennlinien ad absurdum zu führen: Im Deutschen gibt es natürlich den "naturbildhaften" Ausdruck, etwas stiefmütterlich zu behandeln. ... Ach? Das hat etwas mit der familiären Beziehung zu tun? Doppeldeutig ... Na, dann erklärt das einmal einem Japaner ...:
"Senryū Nr. 13" (hieße wahrscheinlich Nummer 14 ...)
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Samstag, 27. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1806

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.Slov ant Gali: Planet der Pondos (24)

..Und ohne diesen Aufwand geht es nicht?“
Breckoro atmete auf. „…Ohne Zorn und Angst vor den nächsten Anschlägen der Fremden denken die Pondos zu viel darüber nach, was sie das Unternehmen kosten wird. Wir haben schon die nötigen Mittel, um die kleinen Weih für etwas zu begeistern, an dem sie eigentlich kein Interesse haben dürften. Sie werden sehen, bald werden alle von ehrlichem Zorn beseelt durch den Welaspalt drängen. Den kreativ erfolgreichen Weih werden sich riesige neue Absatzmärkte erschlie?en. Das sind die, die ihre Wiederwahl finanzieren. Für den Rest ist die Aktion Wahnsinn. Kein Weih wei?, wie viele Minen dort hochgehen werden. Na und? Ist es Ihr Leben? Oder meins? Und ganz nebenbei haben wir ein gerade ein Gerät entwickelt, mit dem eventuell lagernde Minen aufgespürt und ferngezündet werden könnten. Das gibt ein Feuerwerk, dass das ganze Tien-Tien-Massiv wackeln wird.“
Der Mittelfinger des Präsidenten tauchte in den blauen Siegellack. Dann rollte er ihn unter dem Dokument ab, das Breckoro grinsend an sich nahm. Nun würden die Karten des Planeten neu gezeichnet.





Die Automatiktür öffnete sich lautlos. Uljana lie? ihren Blick schweifen. Oh nein! Unwillkürlich hielt sie den Atem an. War das die Möglichkeit? Der Mann mit der seltsamen Haut ging von Sarg zu Sarg und schaltete die Weckautomatik ein! Er schwankte hin und her, als wäre er berauscht. Wahrscheinlich durch das Wecken geschädigt. Unberechenbar. Gefährlich.
Uljana schluckte ihr „Neeeeein!“ herunter. Wie sollte sie auf einen vielleicht Irren reagieren? Andererseits … wenn der Mann mehr wusste als sie? Wenn er als Erwachsener während ihrer Abwesenheit Zugang zum Computersystem bekommen und den Fehler, an dem sie gescheitert war, längst behoben hatte?
Uljana hielt den Atem an. Noch zwei Schalen und der Mann wäre bei Debbie. Gleich würde er ihre Weckautomatik aktivieren. Und wenn er es falsch machte? Die Mum tötete? Was sollte Uljana tun? Sie kam auf die Schnelle zu keiner Lösung, rief nur zaghaft „Hallo!?“ um auf sich aufmerksam zu machen.
Ganz langsam, als bemerkte er erst jetzt, dass er nicht mehr allein im Raum war, drehte der Mann sich um. Er war jetzt in eine Uniform gehüllt, die seine seltsam gefärbte Haut fast überall verdeckte. Er musste also an einem Replikator gewesen, konnte nicht völlig irre sein. Er kam Uljana deshalb weniger unheimlich vor.
„Geh spielen, Kind! Ich muss die Besatzung wecken“, knurrte er abweisend. „Das ist auch für dich gut.“
Uljana schluckte die Beleidigung herunter. Sah der Mann nicht, dass sie eher einer Frau als einem Spielkind nahe kam? ...
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..Und nun zu den Gedichten des Tages von morgen:

Schade! "vom halb gefüllten fass ohne boden" ein Gedicht zu schreiben wäre meines Erachtens nur als etwas Surrealistisches, meinetwegen "Unrealistisches" lösbar. Die Idee finde ich genial. (Sie ins Gedicht umzusetzen traue ich mir nicht zu.) Sebastian Deya nimmt seine Aussage aber ernst. So bleibt die Frage, was bleiben sollte ...

Inzwischen haben vielleicht die ersten Leser ergoogelt, was Senryūs sind. Sie haben dann herausgefunden, "japanische Gedichtform", "dem Haiku verwandt", "kein Reimrhythmus, sondern 3 Verse mit 5, 7, 5 Moren", was wir hilfsweise ins Deutsche mit Sprechsilben übertragen, und "inhaltlich nicht festgelegt" (im Gegensatz zum auf Natur fixierten Haiku). "Senryū Nr. 9" behandelt die Aufgabe etwas unkonventionell durch drei sinntragende Begriffe ... 
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Freitag, 26. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1805

Beginnen wir wieder mit der Prosa in Fortsetzungen:

.Slov ant Gali: Planet der Pondos (23)

... Musste der Präsident ihm unbedingt einen Vortrag halten über die Würde, mit der sich ein Weih als Pondo individuell entfalten konnte? Fühlte der sich etwa wirklich von höheren Mächten zu seinem Amt berufen? Oder hatte er einfach schon so viele Wahlreden gehalten, dass er ihnen selbst glaubte? Breckoro zweifelte nicht daran: Dieser machtgierige Präsident war selbst scharf auf Krieg. Warum nur musste er sich trotzdem derma?en vor ihm ausbreiten, als stünde er vor der Kamera? Wir sind wieder wer! Unsere Leistung muss sich endlich lohnen! In Wirklichkeit ging es den einfachen Weih so schlecht wie lange nicht mehr.
Wann endlich konnten sie allen zeigen, dass sie das durch diesen schmählichen Vertrag aufgezwungene Verbot der Kampffliegerforschung überwunden und Fluggeräte entwickelt hatten? Aber wozu sollten die in Friedenszeiten gut sein?
Breckoro wusste: Sie brauchten eine akute Bedrohung durch die Koom-Pondos, eine, die jeder einfache Weih auch als persönliche Bedrohung empfand. Hatte er das nicht überzeugend begründet? Aber dieser Schauspieler, der sich Präsident nannte, laberte und laberte…
Endlich fiel er seinem Gegenüber ins Wort: „Glauben Sie mir: Was Wahrheit ist, bestimmen wir. Richtiger: wir produzieren sie. Dazu sind wir da. Das kleinere ?bel zu sein, hat was für sich. Es ist doch längst in den gläubigen Pondohirnen eingebrannt, dass es anders als mit engerem Gürtel nicht geht. Das hält aber nicht ewig. Hören Sie auf, sich zu beschweren, wenn Sie in Begeisterungsstürmen zur Wiederwahl getragen werden! Alles hat seinen Preis. Ein paar Tote? In unseren Ghettos sterben laufend Tausende, ohne dass es jemand beachtet. Etwas Hunger, etwas krank, viel Bumbum – ist doch egal, woran die Loser im Einzelnen krepieren. All diese nutzlosen Verlierer unserer individuellen Wohlstandsgemeinschaft. Geben sie ihnen das Gefühl, einmal zu den Siegern zu gehören!
Gutgläubige Idioten finden sich überall. Dass die Koom gegen Banken sind, weiß jedes Kind. Das klingt echt. Dass das Wollow-Stadion gerade gegenüber von der Fun-Bank liegt, scheint ein unglücklicher Zufall zu sein. Genug Spuren zu den Koom werden wir legen. Was wissen die Weih schon von denen? Doch nur, was wir berichtet haben. Das halten sie deshalb für die Wahrheit. Warum sollten unsere so eingestimmten Weih den Koom nicht auch solch einen Anschlag zutrauen? Unser Attentäter ist präpariert. Er wird nichts Widersprüchliches sagen können. Ihre entrüstete Rede ist fertig. Jetzt geht es nur darum, dass es möglichst viele Leute im Stadion beim Heimspiel erwischt. Das wird die Masse zum Kochen bringen.“

„Und ohne diesen Aufwand geht es nicht?“... 

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.Weiter geht´s mit den Gedichten des Tages vom Samstag:

Welch Urlaub gebietendes Wetter draußen. Kann man da tiefsinnig ernste Gediche verlangen? Dazu passt doch wohl eher leichte Kost. Ein Glück, dass offenbar Gunda Jaron mit ganz frischen Impressionen "Im Watt" war ... und uns daran teilhaben lässt ... Es war gar nicht so leicht, wenigstens im weitesten Sinn dazu passend den "Haiku Nr. 8" zu finden ...






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Donnerstag, 25. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1804

.Wie gewohnt der Start: Ein Stück Prosa:

Slov ant Gali: Planet der Pondos (22)

... Du brauchst nur auf diesen Uniformknopf zu drücken, wenn du mich rufen willst!“
Wie begeistert Sarah war! Sie stand da, als läge die Verantwortung für den Weiterflug allein in ihren Händen! Sie würde vorerst nicht den Raum verlassen. Dessen war sich Uljana sicher, als sie sich auf den Weg zum Saal machte.




Vor mehr als dreihundert Jahren war auf dem Planeten, den die Kari Lonkkris nannten, ein Aufstand ausgebrochen. Viele Pondos kostete er das Leben. Die Fronten blieben lange unübersichtlich. Als sich nach mehreren Jahrzehnten für keine der Parteien ein Sieg abzeichnete, begannen Verhandlungen über einen Vertrag, der schließlich eine für beide gleich befriedigende wie unbefriedigende Lösung festschrieb: Das Festland des Planeten wurde etwa in der Mitte durch ein Hochgebirgsmassiv geteilt, das Tien-Tien. Man einigte sich darauf, dass die Anhänger der Aufständischen, die sich Koom nannten, auf der einen Seite des Gebirges siedelten, die andere Seite verblieb im Machtbereich der Weih. Weih, das hie? soviel wie herrliche Intelligenzwesen. Den Koom wurde zugestanden, in ihrem Machtbereich neue Gesetze zu erlassen, auch ihrem Namen gemäße, der übersetzt etwa etwas in den großen Topf werfen, aus dem alle gemeinsam löffeln, bedeutete. Für beide Seiten wurde eine weit gehende Abrüstung vereinbart, fliegende Kampfmittel zum Beispiel wurden generell verboten, für die Marine und für Forschungen umfangreiche gegenseitige Kontrollen festgelegt.

Der einzige Landweg zwischen den beiden Gebieten war ein breites und sehr tiefes Tal quer durch das Hochgebirgsmassiv, der Welaspalt. Als sich die Weih aus dem Gebiet, das sie nun den Koom überlassen mussten, in weiten Trecks zurückzogen hatten, blieben unzählige Minenfelder zurück, über die es keine verlässlichen Aufzeichnungen gab. Dies machte jedes massenweise Vordringen durch den Welaspalt unmöglich, und siedeln konnten Pondos auch nicht darin – ein Paradies für kleine Lebewesen wie die Kari. In den folgenden Jahrhunderten hielten sich Weih und Koom an ihren Vertrag. Bald gab es kaum noch Kontakte zwischen ihnen.
Der Weih Breckoro aber hatte gerade seinem Präsidenten ein Konzept vorgelegt, diesen Zustand zu beenden. Darin ging es um ein Attentat. Nach au?en sollte es so aussehen, als gelte es der Fun-Bank. Die meisten Opfer sollte es aber unter den Besuchern des daneben liegenden Wollow-Stadions fordern. Die einfachen Weih sollten glauben, die Koom hätten den Täter geschickt. Von denen wussten sie eigentlich nur, dass sie gegen individuell geleitete Banken waren und vor Jahrhunderten Krieg gegen die Weih geführt hatten. Natürlich standen immer wieder Horrorgeschichten in der Zeitung.
Breckoro hörte den Einwänden seines Präsidenten immer widerwilliger und ungehaltener zu. Schließlich sprang er auf. Ihm reichte es. Musste der Präsident ihm unbedingt einen Vortrag halten über die Würde, mit der sich ein Weih als Pondo individuell entfalten konnte? ...

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Weiter mit den Gedichten des Tages vom Freitag:

Freuen wir uns mit Sebastian Deya: Nein er ist nicht "abgehoben". Es gibt fliegende Hunde. Aber ...
Scherz beiseite. Fahren wir lieber mit einem Liebes-Haiku fort. Das wäre dann "Haiku Nr. 7" ...



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Mittwoch, 24. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1803

.Zuerst die Prosa

Slov ant Gali: Planet der Pondos (21)
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... „Der schläft“, antwortete sie. „Der muss noch weiter schlafen. Wie alle anderen. Lass ihn!“
Sarah packte Uljanas Hand, um sich aufzurichten. Uljana suchte noch immer nach etwas, was sie der fast Zehnjährigen sagen könnte. „Wei?t du was? Wir sind jetzt in einem Raumschiff und spielen die Besatzung. Machst du mit?“
„Hmmm!“
Das klang noch nicht sehr begeistert, aber eine halbe Stunde später sa?en beide in Schalensesseln auf der Kommandobrücke. Auch Sarah trug jetzt eine Uniform. Sie sah komisch darin aus, wie in ein entschieden zu gro?es Kostüm gehüllt. Da hatte sich Uljana bei ihren Angaben für den Replikator wohl vertan.
Uljana musterte skeptisch das riesige Schaltpult. Zugegeben: Sie hatte einen Hebel entdeckt, der auf AUTO stand. Demnach regelte die Automatik alle Steuerfunktionen, egal, was sie an Tastenstellungen sonst veränderten. Alle Lämpchen blinkten wei? oder grün. Die „New Home 9“ war also nicht in Gefahr. Vorausgesetzt natürlich, die Kontrolllampen waren nicht so unzuverlässig wie das ganze Computersystem, das sich nicht mehr selbst reparierte.
„Ob wir weit von der Erde weg sind?“ fragte Uljana leise.
Eine dunkle, hohl klingende Männerstimme erfüllte plötzlich den Raum. „Nach Vergleich mit bekannten Sternkoordinaten 12732 Lichtjahre.“
Erschrocken sah Uljana zu Sarah. Das Mädchen hatte erst die Schultern eingezogen und gemurmelt „Ist das unheimlich!“, dann hatte sie Uljanas Hand gepackt und sich unsicher umgesehen. Uljana redete beruhigend auf sie ein: „Das ist doch nur der Computer. Keine Angst!“, aber im Stillen verdrehte sie die Augen. Das würde noch etwas werden.
Beide Mädchen sahen über die Hauptkonsole hinweg. Ein gewaltiger Bildschirm zeigte den Sternenhimmel. Wahrscheinlich den Ausschnitt, in den sie gerade hinein flogen. Uljana hätte gern einen Beweis gefunden, dass der Computer ihren Standort zu weit weg von der Erde angegeben hatte. Aber alle Sterne, die sie da sah, waren ihr fremd bzw. standen anders zueinander, als die wenigen Sternbilder, an die sie sich erinnern konnte.
Sarah klammerte sich an sie wie ein Koalababy. Uljana hatte nie jüngere Geschwister gehabt oder auf Kinder aufgepasst. Die Kleine bestaunte begeistert die vielen unverständlichen Anzeigen. Aber Uljana war klar, dass diese Begeisterung bald erlahmen würde. Was dann?
Ob sie sich Waffen replizieren sollte? Gegen dieses Monster, das nun auch bald munter wäre? Sie bedauerte, nur ihre Hände zu haben, um sich und Sarah zu schützen. Quatsch, versuchte sich Uljana aufzumuntern, das war ein ganz normaler Mann, der ihnen nichts tun würde. Aber schon wieder kam die Einschränkung: Wenn wir nur nicht allein mit ihm wären…
Uljana streckte sich. Sie würde die Initiative ergreifen und dem Mann sofort und ohne die ängstliche Sarah gegenübertreten.

„Wartest du hier auf mich? Es dauert nicht lange. Achte bitte auf alle Veränderungen, ja! Du brauchst nur auf diesen Uniformknopf zu drücken, wenn du mich rufen willst!“ ...

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Zum Tagesabschluss der Blick voraus auf die "Gedichte des Tages" morgen:
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Zwischendurch ein "normales" Gedicht, so eines mit Reimen gewünscht? Na, so gnz normal auch nicht. Es wäre eines, bei dem man wählen kann, ob man es politisch auslegen will oder ganz einfach nur so zum Schulterklopfen: "Mutmach-Reime - Mit und ohne Merkel-Strophe machbar" ...
Womit ich wieder beim Haiku wäre. "Haiku Nummer 6" sollte ein Versuch sein, sich mit einem inhaltlichen Merkmal der Haikus auseinanderzusetzen: Üblicherweise beschränkt sich die Form auf Naturbilder ...

Dienstag, 23. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1802

.Zuerst ein Stück Prosa:

Slov ant Gali: Planet der Pondos (20)

....Kurz nachdem sie die Annäherung entdeckt hatten, hatten die Kari den Bau eines pyramidenartigen gehirnimpulsgesteuerten Sendeanlage begonnen.
„Das ist unsere Chance, unsere einzige!“ meinten die einen.
„Und wenn wir uns irren, wenn die Fremden uns nicht helfen wollen oder können oder wenn es gar keine gibt?“ wendeten andere ein.
„Dann haben wir keine mehr.“
Sie schickten noch einen kurz gefassten Abriss ihrer Geschichte mit, Texte, Sternenkarten, mathematische Aufgaben, geometrische Figuren… Was für Wesen auch immer ihre Nachricht auffingen – sie müssten Programme haben, mit denen sie die Welt verstanden. Anders könnten sie doch dort nicht fliegen. Und jeder gro?e Verstand half dem anderen, wenn der – wie jetzt die Kari – Hilfe brauchte. So dachten sie.
Geschafft. Die Botschaft war abgeschickt. Allmählich löste sich die Verbindung zwischen den vielen Einzelkörpern.




Sarah hatte die Augen geöffnet. Als Uljana den Deckel des Behälters anhob, beobachtete die Kleine jede Bewegungen und flüsterte: „Wo bin ich?“
„Es wird alles gut!“ antwortete Uljana. So hätte Debbie ihr geantwortet. Allerdings hätte sie ihr dazu noch beruhigend über den Kopf gestrichen. Davor schreckte Uljana bei dem fremden Mädchen zurück. Aber plötzlich fiel ihr etwas ein. „Hast du überhaupt schon die Massage hinter dir?“
Sarah sah sie verständnislos an.
„Also nein. Ich seh schon!“
Uljana legte die Noppenfinger an und beobachtete, wie das Gerät über den Körper des Mädchens wanderte. Sarah lie? alles mit sich geschehen. Allmählich kam Leben in ihren trüben Blick. Uljana lächelte matt, als Sarah die Muskeln anspannte und das Becken anhob. Plötzlich aber wendete sich Uljana ab und begann zu weinen. Sie wusste nicht warum. Die Tränen lie?en sich einfach nicht aufhalten. Wenigstens weinte sie tonlos. In der Uniform war nichts, womit sie sich hätte die Nase putzen können. Sie wischte mit den ?rmeln übers Gesicht und hatte sich gerade beruhigt, als Sarah wieder zu sich kam.
Jetzt strich Uljana dem Mädchen doch noch über die Stirn. „Wir kommen schon zurecht.“
„Wo ist mein Daddy?“
An einer Antwort auf diese Frage kam Uljana wohl nicht vorbei.
„Der schläft“, antwortete sie. „Der muss noch weiter schlafen. Wie alle anderen. Lass ihn!“ ...




.Als "Gedichte des Tages" werden morgen präsentiert:

Ist ein "Haiku" nun ein richtiges Gedicht? Also eines, dass nicht nur Japaner und Mitglieder der deutschen Haiku-Gesellschaft als solches anerkennen? Dicht ist es ja. Auf jeden Fall eine Form, mit der "man" mal gespielt haben sollte. Ich habe mich bei meinem Spiel auf das Grundgerüst 5-7-5 Silben für die drei Verse beschränkt. Meist fiel mir keine zwingende Überschrift ein, die ist ja auch nicht nötig, doch es entstand manch interessante "Symbiose" .... 

Montag, 22. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1801

Beginnen wir wieder mit der Prosa:

Slov ant Gali: Planet der Pondos (19)

... Dann war alles still. Nichts rührte sich mehr. An Stelle der einzelnen Nadelkurve eine gerade Linie.
„Bitte nicht!“
Uljana bemerkte nicht einmal ihren Ruf. Sie wurde von einem einzigen Gedanken beherrscht: Die Frau vor ihr durfte nicht tot sein! Was sollte sie denn dann tun? Sie hatte gerade jemanden getötet. Aus Versehen. Nein, das musste sich einfach wieder rückgängig machen lassen. Später, wenn jemand, der davon Ahnung hätte, den Aufwärmvorgang wiederholte. In panischer Angst zog sie den Temperaturregler ganz nach unten, in der Hoffnung, die Frau damit wieder einzufrosten.
„Ich war das nicht! Ich war das nicht.“
Hektisch jagte sie von Sarg zu Sarg. Immer dasselbe. Überall fehlten die Zeichen erwachenden Lebens, die sie an Sarahs Behälter und Schaltkasten sehen konnte.
„Das hab ich nicht gewollt.“
Dazwischen einmal Grund zum Aufatmen: Der zwölfte Mann war beim Aufwachen. Voll Hoffnung rannte Uljana weiter. Doch die Anzeigen der restlichen Schalen standen auf Null.
Uljana rannte nach draußen. Zur Brücke. Nur schnell an den Hauptcomputer! Jetzt war ja wohl ein Notfall eingetreten!
Ganz au?er Atem spulte sie ihren Identitätstext herunter, erklärte den Notfall, dass das Leben von mindestens 29 Menschen gerettet werden könnte.
„Notfall abgewiesen. Kein Zugang zum Datenpool!“
Während Uljana mühsam die letzten Schritte zum Saal zurückging, beschäftigte sie die beiden logischen Erklärungen für die Antwort des Computers: Entweder war sie eine Folge des Defekts oder es war schon niemand mehr zu retten.
Sarah wäre bald ansprechbar. Nachdem sich Uljana davon überzeugt hatte, ging sie zu der Frostschale mit dem langsam tauenden Mann. Der würde ihr also bald einen Teil ihrer Ängste abnehmen.

Uljana betrachtete ihn nun aber mit wachsendem Unbehagen. Sah der nicht etwas sehr merkwürdig aus? Unter normalen Umständen hätte sie einen Bogen um ihn gemacht. Ihr grauste. Was der für eine Haut hatte! Beige bis grau und ein paar Tropfen grün dazwischen. Eine abstoßende Hässlichkeit. Der sollte bald ihr erwachsener Gefährte sein!? ...
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Weiter geht´s mit den "Gedichten des Tages" von morgen:

Klar gibt es einen Menschen, auf den sich "Im Zeitstrudel" speziell bezieht. Solche Menschen gibt es doch imme, oder?! Ob das auch bei Roger Suffos "verguckt" zutrifft? Wie war das? Jedes Gedicht hat ein Geheimnis ...


Sonntag, 21. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1800

Wie in letzter Zeit immer zuerst die Prosafortsetzung:

Slov ant Gali: Planet der Pondos (18)

... Sie sah sofort zu Sarahs Platz. Es schien, als wäre das Mädchen nicht mehr so blass wie vorher. Im Dämmerlicht… Als Uljana die Anzeigen am Instrumentenkasten betrachtete, hatte sie keinen Zweifel mehr. Die Säule für die angezeigte Körpertemperatur stand bereits bei 30 Grad Celsius. Neben mehreren Schaltern und Hebeln blinkten rote Lämpchen. Warnten die vor Abweichungen? Musste sie da irgendwie eingreifen?
Doch dann wuchsen von allein Kurven auf den Displays; lösten grö?ere Ziffern die letzten Nullen ab und die Warnlämpchen erloschen.
Uljana sank auf dem Hocker zusammen, den sie sich inzwischen geholt hatte. Sie zitterte. Fühlte sich müde und glücklich in einem. Der erste Weckvorgang ging dem Ende entgegen. Alles schien auf dem richtigen Weg. Das Experiment war gelungen. Bald konnte sie die wesentlichen Entscheidungen Erwachsenen überlassen.
Erwachsenen?! Uljana entschied, einen weiteren Test mit einer kleinen Gruppe zu starten, bevor sie an alle, vor allem an Debbie ginge. Jeweils fünfzehn gegenüberliegende Frostschalen zu aktivieren schien ihr das Sicherste. In den Behältern an der Tür waren die Namen mit militärischen Dienstgraden versehen. Das war offenbar die Besatzung des Raumschiffs. Die sollte sie als erstes wecken. Uljana beeilte sich, überall an den Schaltkästen den grünen Knopf zu drücken, der bei Sarah die Weckautomatik ausgelöst hatte. Irgendwie fürchtete sie sich vor neuen Zweifeln.
Was jetzt? Nun fing wieder diese zermürbende Warterei an. Könnte sie nicht während der Zeit, in der ihr sowieso nichts Sinnvolles zu unternehmen blieb, noch einmal ins Kasino laufen und den Replikator beauftragen, ihr Eis zu servieren – mit Eierlikör und Schokokrümeln? Hmmm! Zu diesem Vergnügen käme sie bestimmt nicht so schnell wieder. In ein paar Stunden gäbe es auf dem Schiff keinen unbeobachteten Flecken mehr. Da fiele dieses Verlangen als kindlich auf. Und das war ja nun das Letzte, was sie riskieren wollte. Nach einem Blick auf die Behälter machte sich Uljana auf den Weg.
Als sie wieder zurückkam, stutzte sie. Was war denn das? Hrummm-klickkk … Hrummm-klickkk … Das Geräusch allein machte Angst. Wie wenn sie einen Turbo kurzschloss, der anfuhr, sich dann aber von allein wieder abschaltete.
Uljana lief zum Kontrollkasten der ersten Kälteschale. Alle Ziffern Null. Eine einzige Kurve schlug spitz wie eine Nadel nach oben aus, und in dem Moment kam dann jeweils das Geräusch. Uljana presste ihren Daumen auf einen Knopf, über dem „Stimulation“ stand. Es knatterte kurz. Dann war alles still. Nichts rührte sich mehr. An Stelle der einzelnen Nadelkurve eine gerade Linie.

„Bitte nicht!“ ...

***

So, und nun fehlt nur noch der Blick auf die morgigen "Gedichte des Tages":

Also Jürgen Polinske hat mich verführt. Ich musste auch einmal versuchen, ein Gedicht zu konstruieren, das aus drei Haikus besteht. Herausgekommen ist ein "Albtraumbild". Zumindest sind die Regeln beachtet, oder? Allerdings musste ich danach etwas regellos Zügelloses machen. Da ging "Lyrik" nicht, da ging nur "lyrische Prosa". Passend zum vorigen habe ich es "Eingangsbild" genannt. Wer es schwülstig mag, nehme es so ... Es geht auch anders ...

Samstag, 20. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1799

Als Erstes die Prosafortsetzung:

Slov ant Gali: Planet der Pondos (17)

Die gerade geweckte Sympathie bremste sie, das Leben jener Sarah zu riskieren. Wieder zögerte sie. Wenn Sarah bei dem Versuch starb?
Uljana streckte den Oberkörper vor: „So, Miss Silberbaum, dann wolln wir mal!“ Ihre Stimme klang fest. Sie sprach sofort weiter. „Einfach drücken! ... Hm, stimmt!“
Wie das beruhigte! Uljana gab sich zwar die Antworten selbst, aber sie hörte eine Stimme, die überhaupt nicht hilflos klang.
Sie drückte den grünen Knopf. Nichts geschah. Genauer fast nichts, denn nach mehreren Atemzügen merkte Uljana, dass ein erster Anzeigebalken in Zeitlupentempo zitterte, kletterte. Eine der digitalen Anzeigen stand nicht mehr auf Null. Ermüdend lange dauerte das! Uljanas eigener Puls raste. So viel unsichere Hoffnung. Sollte es wahr sein? Sollte wirklich das Programmpaket zur Wiederherstellung aller Körperfunktionen ohne Komplikationen durchlaufen? Einfach nur so, nach einem Knopfdruck – trotz Defekts? Langsam, ganz allmählich löste freudige Erwartung die anfängliche ungläubige Angst ab. Ganz unspektakulär änderten sich die Körperfunktionsdaten. Die Anzeigen versprachen erwachendes Leben.
Nun spürte Uljana Hunger. Einen richtig knurrenden Hunger. Wahrscheinlich war er schon eine Weile unbemerkt da gewesen. Uljana vergewisserte sich: Bis sie wirklich gebraucht werden könnte, war noch viel Zeit. Sie lief also zum Hauptfahrstuhl, gab ihr Ziel an und betrachtete den an der Rückwand aktivierten holographischen Schiffsplan, mit dem die Passagiere jeden Punkt im Schiff finden konnten. Sobald eine Etage angetippt wurde, baute sich das Hologramm des Lageplans der Räume wie eine Schublade vor der Wand auf. Uljana zuckte zusammen, als eine weibliche Stimme verkündete: „Wir befinden uns noch immer in Ebene zwei. Sollten Sie ihr Ziel neu definieren wollen, so tun sie dies jetzt. Die Tür schlie?t in drei Sekunden.“
„Nein, nein!“ Uljana wiederholte ihr Ziel und stellte sich ordentlich mit Blick zur Tür zurecht. Die schloss und öffnete fast in einem.
Uljana ging hinaus durch den Gang ins Mannschafftskasino. Dort beschrieb sie einem der Replikatoren eine kräftige Mahlzeit mit vielen Früchten, a? drei gehäufte Teller leer und schlurfte danach wohlig satt zum Fahrstuhl.
Auf dem kleinen Stück von der Fahrstuhl- zur Automatiktür wurden Uljanas Schritte immer schwerer. Gleich würde es sich entscheiden.
Bitte mach, dass sie lebt, bitte! Lieber Gott!

Uljana sagte es nicht laut, aber bis zu diesem Tag wäre sie nie darauf gekommen, jemals einen Gott anzurufen, an den sie nicht glaubte. Debbie hatte ihr immer erklärt, dass es für alle Erscheinungen sachliche Erklärungen gab. Die wären mitunter nur unbekannt. Das leuchtete Uljana eher ein als der Schöpfungsgedanke aus der Schule. ...

***

Als Zweites wie gewohnt die "Gedichte des Tages":

Zuerst die Auflösung des Tulipana-Geheimnisses: Bei dem Gedicht handelt es sich um drei Haikus. Weniger wichtig: "nach Frost" steht hier für Frühling ... aber andere Interpretationen sind auch gant nett ...
Thomas Reich lässt bei "Spielgeld" wohl kaum ein "Geheimnis" offen, was er mit seinem Gedicht sagen will.
Vielleicht ist es aber einfach mein Problem und "Von Sinnhabern", eben immer nach einem Sinn des Lebens suchen zu müssen und dabei so oft festzustellen ... Also das ist er nicht ...

Freitag, 19. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1798

Erstens: Prosafortsetzung:

Slov ant Gali: Planet der Pondos (16)

... Uljana hoffte wieder. Ein Glück, dass ihr das mit dem Nachwuchs eingefallen war. Natürlich starb sie irgendwann auf jeden Fall. Wie weit der Hauptcomputer Zugang zu ihren Körperfunktionen hatte, war schwer zu sagen. Zum einen bestritt er zwar, dass sie geweckt worden war, zum anderen zeigte ihr Kontrollkasten aber ihre Daten an. Der implantierte Überwachungschip sendete also. Einen akuten medizinischen Notfall konnte sie dem Computer demnach nicht vorgaukeln.
„Nachwuchs erst für Siedlungsphase vorgesehen. Reife unvollständig. Bei Erreichen der Volljährigkeit Prüfung der Zugangsberechtigung wiederholen.“
Auf Anhieb erfasste Uljana die zwingende Logik des Computers. Als KIND würde sie sowieso kein Kind bekommen. Also sollte sie zweieinhalb Jahre einsam durch den Raum fliegen... Sie dachte an Robinson, der ja nicht gewusst hatte, wie lange es bis zu seiner Rettung dauern würde. Sie konnte am Kalender verfolgen, wie der Tag der Befreiung näher rückte. Aber wenigstens dessen wollte sie sicher sein.
„Bei erreichter Reife habe ich also Zugang?“
„Keine Aussage möglich. Keine Zugangsberechtigung zum Datenpool.“
„Das ist ja zum Kotzen!“
„Kommentar unlogisch. Wahrscheinlich Beleg für mangelnde Reife.“
Das hätte auch Mum gesagt, aber bei ihr wäre es wohlmeinender Spott gewesen. Hilflos sah sich Uljana in dem Raum um, woran sie ihre Wut auslassen konnte. Die Vorstellung, erst 800 Tage auf eine Antwort zu warten, um dann vielleicht zu erfahren, dass sie nun aus einem neuen Grund, den sie sich jetzt nicht ausmalen mochte, weiter ohne Computerhilfe bliebe, war zu viel für sie. Sie stürmte in den Nebenraum. Auch hier gab es kein Kuscheltier, keine Projektion der Nashörner– der absolut besten Band des Jahrhunderts – an der Wand, einfach nichts. Sollte sie jetzt auf ihr sicher zu weiches Bett eindreschen?
Uljana stürmte aus der Kabine.
Nach wenigen Minuten fand sie sich vor einer der Frostschalen wieder. Wenn sie einfach Gift nähme? Eines, das nicht zu schnell wirkte? Dann müsste der Computer den Notfall erkennen und als Gegenmaßnahme…
Aber war denn sicher, wie das wahrscheinlich defekte System reagierte? War sicher, dass es logisch fand, sie medizinisch ausgebildete Erwachsene wecken zu lassen, damit die sie retteten – obwohl die dann ja entgegen der Grundzielstellung des ganzen Unternehmens geweckt worden wären und sie mit dem Gift ihren Wunsch ausgedrückt hätte, gleich zu sterben?
Eigentlich wäre auch ein Notfall, wenn sie ein Weckprogramm auslöste und es drohte schief zu gehen. Der Computer müsste nur eine Chance der Rettung für die fehlerhaft Geweckten sehen, dann gewährte er ihr wohl den Notfallzugang zum gesperrten Datenpool. Das war vielleicht die Lösung. Uljanas Angst, mit einem Fehler Menschen zu töten, schrumpfte.
Konnte sie das Risiko weiter verringern? Warum sollte sie über Leben und Tod wildfremder Leute entscheiden, Gott spielen? Nur eines stand au?er Frage: An Debbies Kasten ginge sie erst zum Schluss, wenn eigentlich nichts mehr schief gehen konnte.

Eine Weile stand Uljana reglos vor einer der Frostschalen. Beschriftet war sie mit Sarah Huntington, 9 ? Jahre. Lange schwarze Haare, dunkelbraune Augen, blassbraune Haut … Je länger Uljana sie anstarrte, umso sympathischer wurde ihr das Mädchen. Bestimmt eine liebe kleine Schwester, überlegte sie. Was war das schon wieder? Die gerade geweckte Sympathie bremste sie, das Leben jener Sarah zu riskieren. Wieder zögerte sie. Wenn Sarah bei dem Versuch starb? ...

***

zweitens Gedichte des Tages von morgen::


Ich würde mich über Diskussionen über Jürgen Polinskes "Tulipana" freuen. Spannend wäre, wer das wichtigste (?) Geheimnis dieses Gedichtes zu lüften vermag ...
 Noch nicht zur Diskussion im Dichterkreis gestellt wurde "Böllern wir!" - eine leichte Überarbeitung von Bekanntem. Hier stellt sich die Frage, ob "man" "Menschen" als überstandene Krankheit verstehen kann ...

Donnerstag, 18. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1797

Erstens: Prosafortsetzung:

Slov ant Gali: Planet der Pondos (15)

... Nichts verriet, wie viel in diesem Raumschiff defekt war. Das war nur durch Probieren herauszubekommen.
Uljana erschrak. Hatte sie nicht gerade jemanden zum Testobjekt gemacht, der für die anderen sterben müsste, sollte sie falsch schalten? Aber wenn das die einzige Chance war, eine sichere Entscheidung zu treffen? Für die fast 300 ?brigen?
Vielleicht gelang es doch, das Computersystem zu überrumpeln und Zugang zu den gesperrten Daten zu bekommen? Vielleicht bei den Erste-Klasse-Passagieren? In deren Kabinen gab es nicht nur eigene Replikatoren, sondern auch eigene Systemzugänge. Wenn der zentrale Analysecomputer ihr Zugang und Existenz verweigerte und in diesem Saal das System nicht auf ihre Stimme ansprach, brauchte das von dort aus nicht genauso zu sein.
Im Hauptfahrstuhl hatte Uljana plötzlich Hemmungen. Sie erinnerte sich, dass die Kabinen nach dem Rang der Reisenden nummeriert waren. Nummer eins wagte sie nicht zu sagen. „Kabine zwei!“ musste reichen. Letztlich lagen beide auf derselben Ebene.
Die Wandpolsterung in dem Gang war in lindgrün gehalten. Uljana ging an einer verschnörkelten 8, einer 6, und der 4 vorbei. Da war die 2, aber nun wurde sie sich ihres Fehlers bewusst. Sie hatte das Gefühl, als grinste sie das kleine runde Auge für den Zugang spöttisch an. Versuche nur, ob du den Sensor repliziert bekommst…
Warum griffen die hier auf ein solch antiquiertes Sicherheitssystem zurück? Na ja, die moderneren Akustiksperren waren noch schlimmer. Dort hätte sich die Tür nur nach Stimmenvergleich mit dem autorisierten Bewohner geöffnet. Bei Fremdzugang also nur nach Anruf beim Berechtigten und dem Vergleich der Rufzeit. Egal! Runter in die 147. In ihre eigene Kabine lie?e sie das System ja wohl hinein.
Als sich die Tür ihrer Wohneinheit hinter ihr schloss, war Uljana au?er Atem. Wütend über ihren Denkfehler war sie das Stück gerannt und nun…
„Ist hier der Computer in Betrieb?“ fragte Uljana.
„System aktiv.“
Sollte sie sich an den Schreibtisch setzen? Oder auf einen der beiden Sessel? Jetzt also von vorn.
“Ich erbitte die Schaltkombination zur mechanischen Auslösung der Weckautomatik für die Passagiere der New Home.“
Der Satz klang richtig wie von einem Erwachsenen.
„Keine Zugangsberechtigung.“
Also leider auch das von vorn. War denn der Schleife überhaupt nicht zu entkommen? Es einfach mit einem Notfall zu probieren hatte sicher keinen Sinn. Aber vielleicht ... Der Computer hatte logisch zu reagieren. Die Zielstellung der Expedition Siedeln auf einem Planeten war ihm das Wichtigste.
„Ich werde hier ohne Nachwuchs sterben.“

Uljana sagte es betont laut. Eigentlich war dies ein Fall, der der Bestimmung des Systems widersprach. Ein Not-Fall? Einen Moment schwieg der Computer. Uljana hoffte wieder. Ein Glück, dass ihr das mit dem Nachwuchs eingefallen war. Natürlich starb sie irgendwann auf jeden Fall. Wie weit der Hauptcomputer Zugang zu ihren Körperfunktionen hatte, war schwer zu sagen. ...




***

Zweitens: Gedichte des Tages von morgen:

Nur auf interne Weise sind die heutigen beiden Gedichte aktuell: Sie waren gestern die Kandidaten zum Durchdiskutieren im Friedrichshainer Autorenkreis. Dafür wiederum wurden sie ausgewählt, weil
- "Katerle" eigentlich hätte bei der FAK-Gartenparty hätte vorgetragen werden sollen und in die "Liebe GmbH" aufgenommen werden soll,
- "Am Ozean dem Stillen" bis zum 11.9. reif zum Vortragen bei einem Programm anlässlich des 40. Jahrestages des Putsches gegen die demokratische Allende-Regierung werden soll. 

Mittwoch, 17. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1797

1. Prosafortsetzung:

Slov ant Gali: Planet der Pondos (14)

... Trotzdem gibt es in unserer Gemeinschaft eine schleichende Katastrophe. Woher sie kommt, haben wir noch nicht herausgefunden. Vielleicht haben wir keine Zeit mehr dazu. Es ist eine Bedrohung für das Überleben von uns allen: Im Kreislauf der Generation hat etwas die meisten „Fs“ vernichtet. Sie wachsen auch nicht neu nach. Bei uns hat jeder seine feste Funktion. Wir sind so klein, da müssen wir uns gegenseitig ergänzen. Zusammen werden wir ein neues starkes Wesen, dessen Organe Gruppen von Spezialisten wie die Fs sind. Gedankenkraft haben wir viel. Deshalb kommt unsere Nachricht auch bei euch an. Entschuldigt, wenn wir euch erschreckt haben sollten. Wir haben euch schon lange beobachtet. Ihr könnt uns dadurch helfen, dass ihr die Kari von Planeten Lonkkris holt. Sie sollen kommen. Mit Fs und Heilern. Wir haben ihnen schon einen Hilferuf geschickt, aber sie haben nicht geantwortet. Es sind zu wenige Bs unter ihnen. Wir geben euch jetzt die Koordinaten für Lonkkris in euren Speicher ein. Hoffentlich könnt ihr sie decodieren…“





Langsam wankte Uljana von der Brücke. Sie sah an sich hinunter wie an einer Fremden. Sie existierte also nicht... Sie war doch aber da! Blöder Computer! Dummerweise brauchte sie aber Hilfe...
Den Weg zum Saal legte sie wie eine Schlafwandlerin zurück. Wären nicht alle Türen automatisch aufgegangen, gegen eine von ihnen wäre sie sicher geprallt.
Was jetzt? Das Wecken beginnen? Wäre das nicht egoistisch? Nur, weil sie den Wunsch hatte, nicht allein zu sein, verbaute sie allen die Chance, auf einem besiedelbaren Planeten anzukommen. Schlie?lich waren sie aufgebrochen, um sich an einem noch nicht entdeckten Ort im Raum eine neue Heimat zu schaffen. Bestimmt wollte niemand in diesem Raumschiff sterben. Die Reise konnte aber noch Jahrhunderte oder Jahrtausende dauern. Besiedelbare Planeten waren selten.
Und wenn sie nichts tat? Die anderen merkten nichts! Allein sie würde warten. Warten. Warten. Alt werden und sterben.
Wenn alle geweckt wären, würden sie gemeinsam alt. Bekämen Kinder. Überließen die Suche nach einem besiedelbaren Planeten den Kindern ihrer Kinder. Könnten, mussten im Raumschiff leben. Zumindest überleben.
Konnte sie sich selbst wieder einfrosten? Prinzipiell war das möglich, aber nicht ohne funktionierende Automatik. Uljana blieb keine Wahl, sie musste so oder so hier leben. Auch wenn sie nicht wollte.

Sie hatte ihre Kälteschale wieder erreicht, setzte sich auf die Kante. Stand wieder auf, prägte sich die Einstellungen am Kasten ihrer Mutter ein, verglich sie mit den nächsten, ging zurück zu ihrem Platz, überlegte. Es gab es an den Kästen leider mehr als einen Knopf, auch mehrere Hebel und einen runden Regler. Piktogramme daneben erklärten, wozu die gut waren. Normalerweise lief das Programm automatisch ab, sobald es eingeschaltet war. Zum Beispiel per Druck auf den grünen Button mit der Eins daneben. Oder wenn nicht? Dann musste es einer der anderen sein. Aber wenn auch hier ein unerkannter Fehler verborgen war? Nichts verriet, wie viel in diesem Raumschiff defekt war. Das war nur durch Probieren herauszubekommen. ...

***

1. "Gedichte des Tages" für morgen:

Sebastian Deya lässt mich mit dem Gedichttitel "wusst’ ich’s doch! (vom friedhof der nuscheltiere)" etwas allein. Zweifelsfrei spielt er auf den Stephen-King-Roman an ... aber ich kann ihn nicht nachvollziehen ...
Na gut ... Ich hänge eine kleine Spielerei an. Anlass hierfür war die Frage, wie denn heute Philosophie ernsthaft zu schreiben sei. In "Verdrehte(r) Faust" ist die Antwort klar: Filosofisch ... (oder doch viel-o-so-fisch???). Also etwas Un-Sinn ...

Dienstag, 16. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1796

1. Prosafortsetzung:

Slov ant Gali: Planet der Pondos (13)

... Uljana presste mit den Händen die Lehnen des Kapitänssitzes zusammen. Was sollte sie jetzt noch fragen, ohne gleich auf die Antwort mit der Zugangsberechtigung zu stoßen. Ihr fiel nichts ein. Langsam aber stutzte sie. Computerantworten hatten logisch zu sein, aber steckte in dem, was sie bisher gehört hatte, nicht ein logischer Fehler? Uljana richtete sich wieder auf.
„Warum bin dann ich, Uljana Silberbaum, geweckt worden, wenn keine Bedingungen für einen Weckvorgang erfüllt sind?“
Es vergingen etwa zwei oder drei Sekunden, bevor die Antwort ertönte, als hätte der Computer selbst überlegen müssen: „Disposition inkorrekt. Uljana Silberbaum ist nicht geweckt worden. Besatzung ist nicht geweckt worden. Niemand ist geweckt worden. Frage Warum… kann nur bezogen auf eine Realität gestellt werden. Wecken irreal. Grund nicht vorhanden. Frage korrigieren! …“
„Aber ich bin doch hier!“ Das brüllte Uljana bereits verzweifelt.
Der Computer schwieg nur kurz. Dann ertönte dieselbe monotone Stimme: „Inkorrekt. Wahrscheinlichkeit null Komma null null vier Prozent. Aussage korrigieren!“
„Du hast doch meine Stimme erkannt. Also hast du mich erkannt. Ich bin wach, also geweckt und hier, verdammt, hier…“
„Bestätigt. Unterprogramm Stimmodulationsprüfung wurde ausgeführt. Übereinstimmung erkannt. Erklärung offen. Weckprogramm nicht aktiviert.“
Uljana holte tief Luft. „Programm Selbstdiagnose durchlaufen lassen! Automatische Fehlerbehebung! Protokoll ausdrucken!“
„Programm Selbstdiagnose gesperrt. Fehler unbekannt. Zugangsberechtigung Protokoll Funktionsanalyse nicht vorhanden.“
Uljana ballte ihre beiden Hände zu Fäusten, quiekte gequält und schaukelte mit dem Oberkörper hin und her. Zum Schluss schüttelte sie nur noch mit dem Kopf. „Fehler unbekannt…! Wozu hab ich nur gefragt? Das war ja so was von klar.“ Zumindest wusste sie nun, dass mehrere wesentliche Teile des Systems defekt waren. Auch die, die ihr verraten hätten, auf welche noch Verlass war.



Die Behauptung, in der Unendlichkeit berührten sich Parallelen, versucht Unendliches mit endlichen Vorstellungen (falsch) darzustellen.“




Wir sind die Kari. Bitte helft uns. Seit unzähligen Generationen leben wir auf unserem Planeten und wenn er auch für anderes denkendes Leben ungeeignet sein mag, uns gefällt er. Trotzdem gibt es in unserer Gemeinschaft eine schleichende Katastrophe. Woher sie kommt, haben wir noch nicht herausgefunden. Vielleicht haben wir keine Zeit mehr dazu. ...

***

2. Gedicht des Tages" - Vorschau auf den Folgetag:

.Ist es ein schlimmes Zeichen, wenn man ein Gedicht "Dem Veteranen" widmet, einem jener aussterbenden Generation, die den Beginn der DDR und ihr Werden noch ganz aus eigenem Erleben beschreiben kann? Oder ist es ein Zeichen des eigenen Alterns??? Dazu noch der Ton ... Aber keine Sorge: Ganz abgestorben ist die Kreativität noch nicht ...
.Es wäre interessant, ob Sebastian Deya mit "vom lied der stille" andere erreicht und ob die es ihm als Sonett abnehmen ... Ich finde, man muss sich jeden Tag neu ausprobieren ...

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