Sonntag, 11. September 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1144

aWir beginnen wie in den vergangenen Tagen mit dem SF-Fortsetzungs-Groschenroman, mit der inzwischen  33. Fortsetzung der Rohfassung von Anna Roths "Das Bienenprojekt" - wieder mit einer Doppelseite:

Der einfachste Weg war natürlich, zur Haustür zu gehen, zu klingeln und abzuwarten, auch wenn es für einen unangekündigten Besuch entschieden zu spät war. Ich tat es trotzdem.
Die Glocke klang jetzt merkwürdig laut. Ich stand im Schatten eines kleinen Regenschutzes. Wartete. Nichts geschah. Ich klingelte erneut. Diesmal wütender. Trat zurück. Hatte irgendwie das Gefühl, die einzigen, die mich zur Kenntnis nahmen, waren die Leute der Institutssecurity. Allerdings war auch von denen noch keiner zu sehen.
Wenn ich mich festnehmen ließe wegen Ruhe störenden Lärms?
Und Lissy? Die sollte die ganze Nacht allein bleiben?
Jeder Bungalow hatte einen kleinen Garten auf seine Rückseite. Aber irgendwo waren die stillen Melder installiert. Blieben noch die Fenster. Wenn ich wenigstens gewusst hätte, welches Fenster zu welchem Raum gehörte! Aber immerhin fand ich genügend Steinchen, um sie gegen alle erreichbaren Fenster plautzen zu lassen. Noch immer keine Security. Aber eben auch kein Zeichen im Haus.
Plötzlich packte mich eine unbändige Angst. Ich vergeudete hier meine Zeit, Lissy aber schlief allein ahnungslos daheim. Ich musste sie beschützen. Wenigstens sie und zumindest diese Nacht. Am Morgen würde sich schon ... ach egal! Mir war plötzlich klar, dass ich zu keiner vernünftigen Entscheidung in der Lage war. Ich rannte wie von einer Bande Scharfschützen gejagt zurück zum eigenen Bungalow.
Tief durchatmen! Ganz ruhig jetzt! Dass Esther und Paul nicht in ihrem Bungalow zu erreichen waren, musste überhaupt nichts bedeuten. Überhaupt nichts!!!
Es kam mir so unwirklich vor. Im Wohnzimmer lag Lissy noch immer unverändert an derselben Stelle, an der ich sie zurückgelassen hatte.
Mein Gott! Sie ist schon tot!
Vergeblich versuchte ich, den heftigen eigenen Atem zu bändigen. Näherte mich der Couch.
Da, Lissy bewegte sich. Brummte unwillig.
Den Stein, der mir da heruntergepurzelt war, hatte sie kaum hören können. Ich nahm sie auf die Arme, trug sie ins Schlafzimmer, zog sie vorsichtig aus und deckte sie zu. Unwillig brabbelte sie vor sich hin. Aber als wäre sie sturzbesoffen, wurde sie nicht richtig munter dabei. Zum Ausgleich lag ich danach über eine Stunde neben ihr und wurde nicht müde. Eine Möglichkeit, wie ich mich aus der ganzen Situation herauswinden konnte, fiel mir nicht ein. Als das Weckprogramm mit Musik und Ansage „Heiterkeit“ einsetzte, war ich gerade eingeschlafen. Ich fühlte mich, als hätte ich in der vergangenen Nacht dem amtierenden Boxweltmeister im Schwergewicht im Ring gegenüber gestanden. Lissy merkte nichts.

Während der wenigen Minuten bis zum Dienstantritt versuchte ich mich zu sammeln. Was sollte ich Lissy, was sollte ich überhaupt sagen? Wie konnte ich vielleicht sogar erreichen, dass ich an einer Stelle etwas sagen konnte, an der die Monsterbienen sich nicht einmischen konnten. In ihrer unmittelbaren Nähe würden sie sich garantiert einmischen.
Esther und Paul standen an Gregs Rechner und debattierten so erregt, dass sie erst beim zweiten Gruß reagierten.
Schaut euch das mal an!

Die Gedichte des Tages vom 13.9.?

"Vergeblicher Sturm" - etwas Heiteres zum Herbst


... und ein Testgedicht, der einen neuen "Beruf" lyrisch interpretiert:



Irgendwo in der
freiesten der freien Welten
setzt du dich pünktlich an
deine Spielkonsole
für Erwachsene
richtest am Bildschirm
deine Gedanken
auf das Treffen
beweglicher Ziele
und drückst den Knopf
wenn der Computer
identifiziert
Terrorist im Focus.

Wenn es Zeit ist,
gehst du heim vom
Krieg spielen.
Irgendwo
weit weg
gibt es ein paar
Menschen
namens Terrorist
weniger
Zum Monatsende
wird die Zahl
auf deinem Konto
größer.

Wenn aller Strom
ausfiele
wäre dein Konto
virtuell Null aber
der Mensch
der nie
Terrorist gewesen war
immer noch
tot.

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