Unser Experiment Umzug bereiteten wir natürlich gründlich vor. Esther, die sonst nie selbst ihre Meinung in die Runde warf, sondern das immer Paul überließ, lästerte, keine der Bienen könne auch nur mit einem Flügel schlagen, ohne dabei gefilmt zu werden. Yong-Browns neues Treibhaus war größer als alle vorigen und in mehrere Biosphären gegliedert. Es war einfach Spitze, und bald verstand ich selbst nicht mehr, warum ich mich eigentlich geziert hatte.
Dann war alles bereit. Wir hatten einen Geräuschkorridor von etwa 50 Zentimeter Durchmesser in etwa 2,5 bis drei Metern Höhe berechnet. Die Umzugsschleuse insgesamt war vier Meter hoch. Als wir den Generator einschalteten, nachdem wir eine „Tür“ bei beiden Treibhäusern geöffnet hatten, geschah genau das Erwartete. Wie bei einem Unterdruck fühlten sich die Bienen – und zwar alle – angezogen. Ein bestaunenswertes Bild. Innerhalb ihres bisherigen Heims sammelten sich die Bienen zu einem schlauchförmigen Gebilde. Dieser Bienenschlauch tauchte in die Schleuse ein, strebte unbeirrt gerade der anderen Seite entgegen, überflog zur Hälfte die Mitte, dort, wo unter ihm völlig unbeachtet die mit großen Luftlöchern nach oben versehenen Kleinsäugerbehälter standen ... und plötzlich fiel die Stromversorgung des Generators aus. Es vergingen nur wenige Sekunden, da hatte sich der Bienenschlauch aufgelöst. Tausende Tiere stürzten abwärts. Ich hatte mich vorher längst an die Schreie der Futtertiere gewöhnt. Aber diese Gewöhnung hatte auch etwas damit zu tun, dass alles erwartet kam. Das entsetzte Quietschen und Kreischen aber kam diesmal völlig unerwartet. Wir hatten ja beweisen wollen, dass sie unbeachtet bleiben würden.
In einem Behälter saß sogar ein Kaninchen. Endlich fiel mir auch ein, woran mich das Verhalten der Bienen schon vorher hätte erinnern können: Piranhas! Ich konnte einfach nicht woanders hinsehen. Wenigstens erlaubte mir mein Unterbewusstsein, die Hände vor die Ohren zu halten.
So hörte ich das leise Aufbrummen des Generators nicht sofort. Die Bienen aber brachen ihre Orgie augenblicklich ab. Nur wenige Sekunden vergingen und die Schleuse war von Bienen frei. In den Behältern lagen tote Tiere. Einige waren nur noch Gerippe, andere waren noch als das zu erkennen, was sie einmal gewesen waren, an der Oberseite grauenvoll aufgerissen. Jemand schaltete den Generator wieder ab. Nie zuvor in meinem ganzen Leben hatte je eine derart schwere Stille auf mir gelastet. Mit einer Stimme, die mir völlig fremd vorkam, murmelte ich: „Los, Leute, für heute machen wir besser Feierabend!“
Ich fertigte nicht einmal mehr meinen Tagesbericht. Dazu fehlte mir einfach die Kraft. Irgendwie war mir in diesem Augenblick auch alles egal. Yong-Brown würde schon aus anderer Quelle erfahren, was uns passiert war. Wahrscheinlich würde er sich irgendwann bei mir melden. Wahrscheinlich würde das das Ende meiner Karriere bedeuten. Es war mir so fern. Lissy begleitete mich schweigend. Sie hatte meine Hand genommen. Vielleicht wartete sie auf ein Wort von mir, eine Geste. Aber ich war ihr nur dankbar, dass sie einfach da war. Und schwieg. Und sich im Bungalow von mir mit kalter, hilfloser Wut nehmen ließ. Und keinen ihrer spitzen Schreie ausstieß wie sonst immer.
Weiter mit den Gedichten des Tages vom 3.9.2011 - sozusagen vorbehaltlich kurzfristige Änderungen natürlich.
Da erwartet den Leser zum einen zwei schon erprobte Gedichte ( "Nachruf eines Orionalen auf frühere Terraner" und von 2008 ... der nächste
Dazu kommt zum Testen:
Es hatte einst ein Dichter
beachtliches Niveau
(wo)
da war er noch ein junger
bei allen Ehren froh
(oh)
Da füllte sich sein Konto
mit vielen Zahlen an
(Mann!)
die selten ein Erfolgslos
nem Dichter bringen kann
(wann)
Was er danach geschrieben
es war nur Grund für Scham
(lahm)
doch wurde es gepriesen
weil es vom Dichter kam
(Gram)
Drum bist auch du ein Dichter
und noch dazu recht jung
(Trunk!)
die besten Blüten blühen
liegt drunter sehr viel Dung
(stunk ...)
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