Dienstag, 31. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1469

Der letzte "Sommermonat" steht vor der Tür. Die "Gedichte des Tages" begrüßen ihn mit einem sehr umstrittenen Beitrag. Einmal wieder die Frage, ob man so etwas machen kann. Hier in erster Linie inhaltlich, denn die Form ist bestimmt noch zu befeilen:


Wie weit darf man gehen?
Kunst ist nicht gebunden an Pragrafen von Straf- und Verfahrensrecht. Der einzige Richter ist der Leser, der sagt, "stimmt" oder "so kann man das nicht sagen" - womit er bereits sich zu "man" aufgewertet hätte. 
Na ja, unsicher bleibe ich, ob klar ist, was ich alles mit "Rechtfertigung für kein gedicht" habe ausdrücken wollen und ob das nicht zu viel ist ... Na, dann muss ich mich eben von "Aladins Leitspruch" getroffen fühlen ...


Beim SF-Fortsetzungsroman läuft ein generelles Befeilen. Insofern ist das hie Vorgestellte "nur" ein Tagesstand:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (130)



... Problematischer war die Situation ausgerechnet dort, wo die Belagerungssoldaten von meinen Bauernkämpfern in die Zange genommen worden waren. Hier hatten die Gegner eine solche zahlenmäßige Übermacht, dass die Erschöpfung meiner wenigen Kämpfer immer erdrückender wurde.
Zum Glück für meine Bauernsoldaten konnte ich an meinen Monitoren die Situation auf dem gesamten Schlachtfeld so gut beobachten wie sonst niemand. So konnte ich meine Landwirtschaftsflotte immer an die wichtigsten Punkte dirigieren.

Die folgende halbe Stunde war die verrückteste meines Lebens. Einen organisierten Gegner gab es nicht mehr. Es lebten aber noch etwa 30000 feindliche Soldaten, die nur durch die Lautsprecherbeschallung am organisierten Handeln gehindert wurden. Ununterbrochen hörten sie nichts anderes als sie sollten ihre Waffen wegwerfen und die Aufforderung an die bewaffneten Bauernkämpfer, sie möchten sofort zurückweichen und die, die ihre Waffen weggeworfen hatten, am Leben lassen. Allerdings waren auf meiner Seite nur noch ungefähr eintausend Bauern kampffähig. Es existierte keine Front und außer meinen Monitoren und Sprechverbindungen keine Kommunikation. Die überlegene, aber kopflose Übermacht gegnerischer Soldaten sah jeweils um sich herum viele der noch kämpfenden eigenen Männer, hörte aber nichts als die Beschallung eines im Wesentlichen unsichtbaren Gegners, vermutete also, dass wahrscheinlich meine Truppen an einer anderen Stelle des Schlachtfeldes versammelt waren, sah gelegentlich dröhnende Monster auf sich zukommen … Und so warfen immer mehr Saksmänner ihre Waffen weg und sahen sich abwartend um. Irgendwoher musste ja das Heer kommen, das sie besiegt hatte. Oder richtiger: Irgendwo musste es sein, obwohl man nur recht wenige Gegner sehen konnte. Sollte man sein Leben retten, indem man die Waffen streckte?

Wenn ich die verfügbaren Energiereserven der Phots und die Kampfkraft der überlebenden Bauern zusammenrechne, wäre meine Restarmee von der gegnerischen sogar allein mit Muskelkraft zu vernichten gewesen. Mir blieb nur ein einziges Plus: Das Chaos und mein Überblick. ...

Montag, 30. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1468

Kurz und schmerzloser Start: Die nächsten "Gedichte des Tages":


Wie schön: Dichtende Gefährten wagen weiter Antworten. Kaum resümiert ein Gedicht "Olympisches Dabeisein", dass der "angemaßte Reck" sich in sein Versteck zurückzieht, schon meldet sich Brunhild Hauschild mit einer "Antwort auf einen RECK (Hilferuf)".
Immerhin. Vor dem Erlahmen warnt auch Sebastian Deya mit "Wellenbrecher". Da hoffe ich, dass ich weder angesprochen sein soll ... noch dass die Zeit kommt, in der ich mich angesprochen fühlen sollte ...


Danach die nächste Fortsetzung für den Fortsetzungsroman:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (129)


... Natürlich lag in dem, was ich mir vorstellte, ein gewaltiges Risiko. Die Bauern, die seit Monaten in der Stadt gelebt hatten, hatten die Fahrzeuge zwar schon in Aktion gesehen, viele hatten sie bei der Ernte erlebt. Dabei hatten sie sie im Prinzip auch gehört. So hoffte ich, dass sie die auftauchenden „Monster“ als zu ihnen gehörig erkennen und sich nicht von ihnen beirren lassen würden. Für meine Absichten mussten die Motoren allerdings einen ohrenbetäubenden Krach von sich geben. Den aber hatte noch niemand erlebt.
Gleich im ersten Einsatz zeigte meine Technik eine tolle Leistung. Der gesamte Schutt wurde zur Seite gedrückt wie trockener Sand. Die Bulldozer glätteten den Weg so, dass es für die Nachfolgenden zu keiner Stockung kam. Mit voller Kraft fuhren die Mädchen auf die inzwischen wieder formierten Truppenteile des Gegners zu. Die Geräuschverstärker waren auf Maximum eingestellt. Die Mädchen hätten das nicht ohne Ohrschützer ausgehalten. Die Kolonne schwärmte sofort aus. Auf den wenigen Mähdreschern hockten Robbis, die die Strahlen ihrer Phots in die Soldatenmassen hineinhielten. Es musste ja garantiert sein, dass die Haspeln nicht versagten. Die Messerbalken waren höchstmöglich über dem Boden eingestellt. Robust waren die Maschinen auf jeden Fall. Soldaten zu überfahren war technisch unkompliziert. Hier ging es aber um Soldatenmassen, die niedergemäht werden sollten. Irgendwie hatte ich auch noch die Hoffnung, dass das Bild der auf den Monstern sitzenden zarten Mädchen den Spukeffekt sogar noch verstärkte. Natürlich hatte ich die Maschinen zwischenzeitlich mit schusssicheren Fahrerkabinen ausgestattet. Die Zeit, die den Bedrängten blieb, um sich zu einer Handlung zu entscheiden, war minimal, längst verstrichen, bevor sie handeln konnten.
Der Krach erfüllt schließlich auch seine praktische Aufgabe: Er verhinderte jede Kommunikation der Soldaten. Selbst bei größter Anstrengung konnten sich die Offiziere nichts zurufen, von Kommandos ganz abgesehen. Mir dagegen blieben die Funksignale über die Kopfhörer beziehungsweise direkt in die Datenbahnen der Robbis.
Nur dort, wo noch mit Schwertern gekämpft wurde, ging es auch für meine Truppen um die Verständigung über Sichtkontakt. Wahrscheinlich wurde selten so selbstvergessen gekämpft.
Es war eine Sache von Minuten, da war jede militärische Struktur aufgelöst. Die Formationen, die bisher die größte Bedrohung für meine kleine Truppe bedeutet hatten, behinderten sich gegenseitig. Eine chaotische Flucht, bei der der Tod reiche Ernte fand. ...


Sonntag, 29. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1467

Erst einmal letzte ununterbrochene Testgedichtrunde bei den Gedichten des Tages:

Nein, ich will mich in keiner Weise mit Wilhelm Busch vergleichen, selbst wnn "Vergleiche hinken". Insofern sollten die, die nichts wissen, nicht hinter "Versucht haben wir es ..." etwas suchen ...


Noch nicht Schluss ist natürlich beim Test für das SF-Romanmanuskript:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (128)


... Eigentlich hätte die dritte Explosion mit dem ihr folgenden Ausbruch dem Gegner den Rest geben sollen, wenn kein dritter Ausbruch mehr erwartet werden konnte. Wie sich die Lage nun darbot, musste ich aber sofort alle Reserven aufbieten, um meine Truppen nicht hoffnungslos flüchten zu sehen.
Der dritte Krach stoppte dann auch wirklich erst einmal die Formierung der gegnerischen Truppen an den Flanken. Am meisten verwirrt waren die Katapult-Kanoniere. In welche Richtung sollten sie schießen? Über der Stelle neben dem mit der Grube blockierten Stadttor erhob sich eine undurchdringliche Staubwolke. Sie hörten Gebrüll. Sie vermuteten sicher, Opfer eines Ablenkungsmanövers geworden zu sein. Was auch immer sie letztlich bewegt haben mochte – sie warteten unsicher ab.
Inzwischen kämpften alle Bauernsoldaten. Der Frontalangriff funktionierte zumindest in dieser Phase. Ich hatte den Bauern die Fehler der ersten Ausbrecher erklärt, sie an die Bewegungen erinnert, die sie doch reichlich trainiert hatten, und sie hielten sich daran.
Leider nicht nur das. Die offensichtlich erfolgversprechende Offensive verführte die Hundertschaftsführer des zweiten Ausbruchs, sich praktisch der Hauptfront seitlich anzuschließen. Was sie aber nicht berücksichtigten: Mehrere tausend geordnet aufgestellte Söldner warteten in der ursprünglichen Stoßrichtung meiner Front zwei auf ihren Einsatzbefehl. Deren Unteroffiziere waren zum Stab geschickt worden. Ich nahm jedenfalls an, dass sich in dem sichtgeschützten Gestell so etwas wie ein Stab befand. Mehrere Söldner, wahrscheinlich Unteroffiziere oder Boten, rannten plötzlich von dort in Richtung ihrer Frontabschnitte. Die meisten erwischte ich mit meinem Phot, bevor sie ankamen. Aber nicht alle.

Ein Teil ihrer Botschaft war offensichtlich: In der Mitte der Belagerungstruppen setzte eine Rückzugsbewegung ein. In Anbetracht der Gesamtlage war aber ein echter Rückzug unwahrscheinlich. Es konnte sich nur um ein taktisches Manöver handeln. Aus dem insgesamt noch immer ungeordnet zurückweichenden Soldatenhaufen, den meine Bauern immer fester umschlangen, sollten so viel Kampffähige wie möglich neu formiert werden. Außerhalb des Getümmels. Im schlimmsten Fall fielen diese Soldaten dann von der Seite und hinten gleichzeitig über die ihnen zahlenmäßig unterlegenen Angreifer her.
Ich sah mich um. In der Stadt hatte ich noch zwanzig einsatzbereite Robbis mit Phots und die Kinder.
Die Kinder?
Meine Mädchen!
Noch einmal versuchte ich mir ein Bild vom Stand der Schlacht zu machen. In der nächsten Stunde würde wahrscheinlich die erste Front zusammenbrechen. Die dort kämpfenden Robbis hatten ihre Phots leergeschossen. Einige schwangen Schwerter und hatten bisher noch das Schlimmste verhindert. Aber auch solche Maschinen war verletzlich, gerade, weil sie in menschenähnlicher Gestalt konstruiert waren.
Die zweite und die Hauptfront rückten noch vor, allerdings ohne Schildbonus. Die ersten waren bereits gefallen. Wenn ich der zweiten Front nicht umgehend den Rückzug befahl, boten meine Bauernsoldaten in Kürze den geordneten Reserven des Gegners den Rücken zum Dreinschlagen.
Es blieb nur wenig Zeit bis zur Entscheidung.
Hast du schon einmal am Abgrund gestanden und dir ganz plötzlich an die Stirn geschlagen, warum du das Nächstliegendste hattest übersehen können? Dies war für mich ein solcher Moment. Und es schien gerade noch möglich, rettend einzugreifen. Als erstes schickte ich zehn der Robbis vor. Sie sollten die Phots so einsetzten, dass wenigstens kurzfristig die gegnerischen Truppenreserven nicht in den Zangenkampf eingreifen konnten.
Wenig mehr als fünf Minuten später heulten Motoren auf.
Ich dirigierte die drei Bulldozer nach vorn. Sie waren hochwertig, stark. Nun musste sich zeigen, ob auch stark genug. Denn bevor ich meine landwirtschaftliche Monsterflotte einsetzen konnte, musste zwischen den Schuttresten der Stadtmauer ein Weg freigeschoben werden.


Samstag, 28. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1466

Ein weiteres Aufblitzen im Testgedichtegewitter wird so angekündigt:

Es ist immer so eine Sache mit dem Können. Der eine hat´s und der Andere hätte es gerne ... Allein, das ist etwas, was man nur sehr bedingt kaufen kann. Also lasse ich ein einfaches Neidgedicht los. Allerdings ... wie man es auch dreht ... "Vergleiche hinken" und eines bin ich eben nicht: Ein "Auftragsdichter"

Das andere ist ein Kampfgewitter, bei dem sich mittelalterliche und futuristische Elemente mischen:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (127)


... Das Massaker, wovor ich ursprünglich zurückgeschreckt war, begann. Ausgeführt von meinen Bauern im Kampf. Auf jeden Fall waren mehr als 5000 der Belagerer gefallen, bevor es Opfer auf meiner Seite gab. Dummerweise machte das leichte Siegen meine Bauern nämlich unvorsichtig. Sie fingen an, die Schwerter zu schwingen, als wollten sie Getreideähren köpfen. Und anstatt weiter den Gegnern den ersten Schlag auf die kleinen, aber aufgeladenen Schilde aufzuzwingen, ermöglichten sie es den erfahreneren Soldaten, sich mit ihren Waffen gegen die eigentlich im Kampf Mann gegen Mann auf engem Raum gut geeigneten Kurzschwerter zu wehren. Und so traten die ersten Katastrophen auf. Beim Zusammenprall von Schwertern, bei denen die der geübten Belagerer die deutlich schwereren waren, verloren meine Männer ihre Kurzschwerter einfach aus den Händen. Ein Bild, über das sich jeder Witzfilmer gefreut hätte. Nur dass es hier wirklich um Leben und Tod ging. Einige Bauern waren wenigstens so gewandt, sich hinter ihren kleinen Schilden zu verbergen. Immer mehr gaben jedoch Körperfläche frei. Sie fielen beim nächsten Schlag.
Vom mittleren Abschnitt des Belagerungsringes aus formierten die feindlichen Offiziere ihre Truppen neu. Von meiner erhöhten Position aus beobachtete ich mehrere Einheiten, die dazu ins weite Feld auswichen. Es war nur eine Frage der Zeit, dass sie die Front meiner Bauern von der Seite her umschlangen.
Es wurde Zeit für den zweiten Ausbruch. Zuvor beorderte ich zehn der Reserverobbis mit Phots aufs Feld. Mit einer gnadenlosen ununterbrochenen Ballerei sollten sie jede Umgehung meiner Bauern verhindern. Kaum waren die durch die Öffnung in der Stadtmauer gestürmt, löste ich die zweite Zündung auf der gegenüberliegenden Seite aus.
Im Prinzip wiederholte sich all das, was bei der ersten Explosion passiert war. Nur kam die erste Sprengung wirklich überraschend. Diesmal waren die Belagerer konzentrierter und sie formierten ihre Kräfte schnell um. Das war leicht, weil mehr kampfbereite Soldaten weiter von der Stadtmauer entfernt standen. Deren Formationen hatten die Explosionen nicht aufgelöst. Nur ein paar Tausend Soldaten, die sich plötzlich ihres Schildschutzes beraubt sahen, wurden von der Welle meiner vordringenden Bauernsoldaten ungeordnet überrannt.
Die gegnerischen Offiziere erreichten eine bessere Verteidigungsposition. Mein Robbi ließ stoppen. Das sich ihm bietende Bild entsprach nicht meinem Programm. Darin war nirgends vorgesehen, mehrere Tausend Söldner anzugreifen, die Schild an Schild kampfbereit standen. In dieses Zögern hinein flogen plötzlich die ersten Steinbrocken. Die kleineren Katapulte waren leichter zu bewegen und hatten in der Ballung von Angreifern ein gutes Ziel. Und es gab Treffer und Verwirrung unter meinen ursprünglich 1500 Bauernsoldaten. Das Schlimmste aber war, dass ein Stein den Robbi traf und außer Betrieb setzte. ...



Freitag, 27. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1465

Ein noch immer anhaltendes Dauerfeuer an Testgedichten dominiert zur Zeit die "Gedichte des Tages". Aktuell sind das folgende:


Wenn aus der "Feder" von Slov ant Gali pünktlich zum Beginn der Olympischen Spiele in London ein Gedicht mit dem Titel "Olympisches Dabeisein" kommt, dann ahnt man schon, dass sich hinter diesem Titel vieles verbergen könnte - außer den Olympischen Spielen in London ... 
.Da muss man eben ergeben schaun, was da kommt ... also ."Inschallah"


Es ist auch nicht vergessen, dass auch die Veröffentlichung des Arbeitsstandes des SF-Romanprojektes Testcharakter trägt, einige der hier in laufender Folge präsentierten Abschnitte längst anders aussehen:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (126)


... Wir ließen die Bauern in Ruhe frühstücken und sich dann in Hundertschaften aufstellen. Jede wurde inzwischen von einem aus ihren Reihen kommandiert. Sie unterstanden allerdings an den drei vorgesehenen Ausbruchsfronten je einem Robbi. Die restlichen Robbis hielt ich in Reserve.
Draußen schossen sich die Belagerer offenbar ein. An der linken Flanke hörte man in kurzen Pausen gelegentliche Freudenrufe. Wahrscheinlich bröckelte dort etwas ab. Ich setzte gerade auf diese Begeisterung. Eigentlich hätten sie doch stutzen müssen, warum wir uns nicht irgendwie aktiv verteidigten. Aber wahrscheinlich neigt wohl jede Intelligenz im Rausch des nahe erscheinenden Erfolgs dazu, den Gegner zu unterschätzen.

Der Countdown begann. Ich kontrollierte die Bereitschaft meiner Amateursoldaten. Immerhin sollten die gleich über Geröll durch eine Staubwolke stürmen und dabei Ordnung halten. Sie wirkten aber wie begeisterte Jungen vor einem Wettrennen. Also drückte ich den ersten Auslöser. Irgendwie fürchtete ich, dass auch unser Optimismus aus der Unterschätzung des Gegners gespeist wurde ...

Der Plastiksprengstoff war so montiert, dass er seine Wirkung auf die Belagerer gerichtetentfaltete. Die Hälfte aller Hochschilde fegte er dann wirklich mit einer Druckwelle wie Papier in die Luft. Natürlich wurde ein großes Mauerstück regelrecht zerrissen, ja zerstäubt. Der Rest stürzte in sich zusammen. Eine undurchdringlich scheinende Wand aus Staub ersetzte an der Flanke vorübergehend die ehemalige Stadtmauer.
Unmittelbar nach der Explosion folgte das Geheul meines Robbi-Offiziers. 1000 Bauern-Soldaten stürmten hinter ihm her durch die aufgewirbelten Teilchen. Sie trugen einen Gesichtsschutz, den ich irdischer Imkerkleidung abgeguckt hatte. Imker hatten auf der Erde ein Insekt bewirtschaftet, das eine zuckerartige Masse produzierte, aber unangenehm stechen konnte – vor allem als angreifendes Volk.
Unser Angriff hatte etwas in vielerlei Hinsicht Gespenstisches. Die Explosion für sich genommen reichte schon, um den Überraschten einen gewaltigen Schrecken einzujagen, und Tote hatte es eine Menge gegeben. Noch in das vorübergehende Chaos hinein spuckte die Mauer wild brüllende Kämpfer aus. Es gab keine feste Linie, durch Mauerstücke Verletzte versperrten Unversehrten die Sicht. Ehe die Belagerer, die ursprünglich an diesem Mauerabschnitt eingesetzt worden waren, sich neu formieren konnten, hatten sich meine Bauern in einen regelrechten Blutrausch gesenst. Anders konnte man das nicht sagen. Wie mit Sensen mähten die wirklich superscharfen Schwerter alles nieder, was sie erwischten. Die ersten Versuche zurückzuschlagen verstärkten die Verwirrung noch. Gegen die, die gerade ihre Schwerter benutzt hatten, schien ein Bann gesprochen. Erst stieben Funken und dann erstarrten die Soldaten. Widerstandslos ließen sie sich die Köpfe abschlagen. Zumindest in der Phase unmittelbar nach der Explosion. ...

Donnerstag, 26. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1464

Kann man in Sommerhitze dichten? Wer jetzt NEIN sagt, hat entweder geirrt oder für ... nicht so gut geratene ... Testgedichte eine schöne Entschuldigung geliefert:

Die beiden heutigen Testgedichte eint zweierlei: Sie arbeiten mit Reimen und entstanden unter dem Einfluss von - für Berliner Verhältnisse - ungewöhnlicher Wärme. Das entschuldigt zwar eigentlich nichts, aber vielleicht doch ein wenig "An den kritischen Dichter" und "Vom äußren Schein" ...

Da schon eine Weile am Manuskript gearbeitet wurde, zählt eine so kurzzeitige Entschuldigung beim SF-Fortsetzungsroman-Manuskript nicht:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (125)


... Das Schicksal meinte es nicht gut mir mir in dieser Nacht. Ausgerechnet in einer so wesentlichen Situation fiel einer der Replikatoren aus. Ich war überzeugt, dass es nur um eine Kleinigkeit handelte, die sogar ich reparieren konnte, aber mir fehlte eifach die Zeit, um ungestört zu fummeln. Sollte ich also schon zugeben müssen, woher im Wesentlichen das Abendbrot und Frühstück der Bewohner stammte, weil ich es nicht zur Verfügung stellen konnte?
In einer Überschlagsrechnung stellte ich fest, dass die aktuelle Replikationskapazität für etwas mehr als Phots für alle Robbis reichen würde. Dieses etwas Mehr brachte mich auf den alles entscheidenden Einfall.
Auf der Stadtmauer wachten diesmal nur Bauern. Ich hatte eine Zeichnung angefertigt, an welchen Stellen die Belagerer hofften, die Stadtmauer sturmreif zu schießen. Ich fand drei Stellen, die besonders weit von diesen Punkten entfernt lagen. Ich nahm an, dass die gegnerischen Truppen bereits auf einen Sturm hin konzentriert und formiert wurden. Entweder kannten sie dabei keine Enterhakentechnik, oder – was mir inzwischen als das Wahrscheinlichere erschien – ihre Offiziere hatten zurecht beobachtet, dass wir dagegen eine überlegene Verteidigungstechnik besaßen.
Nun aber arbeiteten die Robbis die Nacht durch. Mir war eingefallen, dass der Mauer das solide Fundament fehlte. Das, was normalerweise ein tödlicher Mangel war, sollte mir nun zum Vorteil gereichen. Die Robbis gruben nämlich einen Tunnel unter der Stadtmauer hindurch. Mein Computersystem hatte die Machbarkeit des Projekts genau berechnet. Jeder Punkt war bestimmt. Ein Robbi musste sich opfern. Der sogenannte Tunnel war ja ein Witz, eigentlich gerade einmal ein Gang, durch den eben dieser Robbi sich schlängeln konnte. Seine Aufgabe war so absurd wie verblüffend: Er baute auf der anderen Seite der Stadtmauer zwei Sprengkreise auf. Der eine würde die Belagerer beschäftigen, der andere, wichtigere, würde die Stadtmauer zum Einsturz bringen … und zwar mit der Sturzrichtung nach draußen. Nachdem dies gelungen war, ohne dass es von den Belagerern bemerkt worden wäre, wiederholte mein Maulwurf-Robbi seinen Einsatz noch an den beiden anderen berechneten Punkten.

Nein, unwichtig war der erste Sprengring nicht. Sollte er den Zaun der Belagerer nicht beseitigen, dann war der Kampf wahrscheinlich verloren, bevor er richtig begonnen hatte.
Eigentlich war das alles grob gesagt eine verrückte Konstellation: Auf einer Seite etwa 100000 ausgebildete Söldner mit der Bewaffnung ihrer Zeit und Erfahrung im Kampf. Auf der anderen Seite etwa 5000 Bauern ohne Kampferfahrung, aber hoffentlich überlegener Technik, unterstützt von rund 50 Robotern mit kleinen handlichen Photonenstrahlern und dem Vorteil der totalen Überraschung.
Am nächsten Morgen geschah unsererseits nichts. Wir bangten natürlich, dass die Sprengsätze bemerkt werden könnten. Diese Sorge war aber überflüssig. Man achtet fast nur auf etwas, was man kennt und erwartet. ...


 


Mittwoch, 25. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1463

Das ist jetzt richtig Sommer, wie uns das bei der allgemeinen Klimaerwärmung auch in Deutschland zusteht? Oder nur ein Zwischenspiel? Die "Gedichte des Tages" sind kein Zwischenspiel sondern feste Tradition:


Diese beiden sind wie die gestrigen typische Testgedichte aus dem Wortbaby-Kreißsaal.

Feste Tradition ist auch das häppchenweise Angebot einer Prosa, nun schon eine Weile das utopische Fortsetzungsroman-Projekt:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (124)


... Photonenstrahler zu verteilen hätte meine gottgleiche Macht beendet. Jeder beliebige Bauer hätte mit einem Fingerkrümmen nicht nur jeden anderen missliebigen Saks auslöschen können, sondern auch mich. Ich hätte die Saks in jene Erdzeit versetzt, in der die Menschheit von einer Selbstzerstörungsmöglichkeit zur nächsten taumelte – ohne jede Reife im Umgang mit der Natur.
Aber war das wirklich das, was mich antrieb? Steckte nicht in mir eine völlig irrationale Hoffnung, dass sich im entscheidenden Augenblick noch eine bisher übersehene Lösung zeigen würde, nach der ich Herrscher meiner Teilwelt bliebe und diese Belagerer, von deren Herkunft und Handlungsgründen ich fast nichts wusste, zogen sich zurück, um nicht mehr wiederzukommen? Nachher sind mir so viele Entschuldigungen eingefallen, dass ich jetzt nicht mehr weiß, was mich tatsächlich zu dem letztlich so folgenschweren Handeln getrieben hat. Vielleicht hatte ich mich in meiner Überheblichkeit nur einfach über- und meinen Gegner unterschätzt oder ich war mit einer solchen Situation schlicht überfordert …

Obwohl die Belagerer die Art meiner Waffentechnik nicht ahnen konnten, hatten sie letztlich doch erfasst, dass sie beschossen worden waren, und eine Lösung des Problems gefunden: Kleinere Steinschleudern. So viel kleinere, dass ich nicht mehr direkt auf sie zielen konnte.
Es dauerte eine Weile, bis sie sich eingeschossen hatten. Die Wirkung, die die nun verwendeten wesentlich kleineren Brocken erzielten, war im Einzelnen bescheiden. Aber jede Beschädigung der äußeren Stadtmauerfläche war von meiner Seite aus nicht zu reparieren. Die Angreifer konnten sie erkennen und feiern – schon die ersten drei Salven blieben offensichtlich nicht ohne Wirkung. Auch wenn ich die wesentlichen Truppenbewegungen hinter dem Schilderzaun nicht sah, konnte ich einige erahnen. Offensichtlich hatten sich die unsichtbaren Kanoniere für vier Stellen entschieden, an denen sie die Masse der Katapulte zusammengezogen. Dort flogen deutlich mehr Brocken gegen die Mauer als anderswo. Sollte die Munition der Angreifer ausreichen – und warum sollte sie das nicht – konnte es nicht lange dauern, dann würde mein Mauerwerk nicht mehr standhalten.
Nun versuchte ich nachzuholen, was ich bisher – zumindest in der Konsequenz – versäumt hatte. Ich versuchte die Deckungen zu zerstören. Nach zwei Stunden gab es keinen verwendbaren Phot mit Dauerstrahl mehr. Das kostete die Belagerer 14 Hochschilde, die Saks, die sich dahinter verborgen hatten, und viele Katapulte auch. Bei der Masse an Belagerern war das aber nicht einmal ein Teilerfolg, weil offenbar genügend Reserveschilde vorhanden waren, um die Lücken schnell wieder zu schließen.
Ich probierte verschiedene Einstellungen an den normalen Phots aus … und ich fand eine relativ günstige. Wenn ich bei dieser Fixierung in Höchstleistung dreimal hintereinander abdrückte, brannte das aus den Schilden Löcher von 15 bis 20 Zentimetern Durchmesser heraus. Klar, dass dies nicht nur ein paar dahinter verborgene Saks tötete, sondern auch für Verwirrung sorgte, da nun die Robbis sich nach meinen Vorgaben an dem Beschuss beteiligten.
Am Abend waren die Speicher aller Phots leer und nur noch knapp ein Drittel aller Schilde hatten kein Guckloch. Glücklicherweise ahnten die Belagerer nichts von meiner Schwäche. Wer weiß, was sie dann unternommen hätten. Mir reichte schon, dass sie offenbar eine Katapultnachtschicht einlegten. Es war ja nicht zu kompliziert, im Dunklen eine Mauer zu beschießen. ...





Dienstag, 24. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1462

Manchmal fühle ich mich ausreichend lyrisch inspiriert, um die "Gedichte des Tages" aus eigenen "Testgedichten" zu bauen. Für morgen zum Beispiel:


Was sind "Testgedichte"?
Ich würde es in eine spontan und ursprünglich entstandene Form gebrachte Ideen für ein Gedicht oder Gedichte, bei denen ich mir zumindest noch nicht sicher bin, auch in Augenblick des veröffentlichens, ob die Form so bleiben sollte. Wie lange es dauert, ist mir selbst unerklärlich. Irgendwie warten da Ideen auf das Aufschreiben - und wenn ich den Augenlick nicht verpasse, dann stehen sie - oft relativ schnell aufgeschrieben - erst einmal da. Aktuelle Ausgeburten eines Einkaufsweges im aktuellen Sommer-Hype sind z.B. folgende:



Wie gut, dass wenigstens das Romanprojekt ein gegenseitiges Anregen zweier Autoren bedeutet:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (123)


Die folgende Nacht war die erste, in der auf dem großen Feld draußen gearbeitet wurde. Während sich die Belagerer um flackernde Beleuchtung ihrer Aktivitäten bemühten, tat ich ihnen nicht den Gefallen, sie mit Scheinwerfern zu unterstützen. Wir würden früh genug den Sinn ihrer Werkelei erfahren.
Am Morgen entstand dann die erste Lücke im Zaun. Dahinter wurde ein für Saks-Verhältnisse monströses Gebilde sichtbar. Mit scheinbarem Genuss bedienten mehrere Saks ein Gewinde. Eine Art Riesenholzlöffel wurde nach hinten gebogen. Als er die geplante Position erreicht hatte, hievten vier Saks einen Felsbrocken hinein. Ich war beeindruckt. So etwas hätte ich Gigantismus genannt. Eine Sperre wurde gelöst und der Brocken flog tatsächlich bis an den Fuß der Stadtmauer. Einige Soldaten griffen nach vorbereiteten Seilen. Kalaks wurden nach vorn getrieben. Wie übergroße Büffel.
Meine Mauer! Zumindest mehrere aufeinanderfolgende Treffer an einer Stelle würden mein wunderschönes Schutzbauwerk zum Einsturz bringen. Daran gab es kaum einen Zweifel. Mir blieb also wenig Zeit.
Ich schoss auf eine sich krümmende Bohle. Das sah richtig echt nach Materialschaden aus. Knacks und … nix war mit Löffelbelegen. Bei dem Katapult in der Mitte, also dem, das schon den ersten Testschuss abgegeben hatte, konnte ich mir nicht verkneifen, einem der Kalaks den Kopf zu erhitzen. Es brach brüllend wild aus. In gewisser Hinsicht hatten die Soldaten in seiner Nähe noch Glück. Eines der Seile riss nämlich, so dass das ganze Gestell sich nur drehte und nicht umkippte.
Weiter! Irgendwie hatte ich kindliches Vergnügen bei der Sache. Über vierzig Katapulte hatte ich bereits außer Betrieb gesetzt, ohne dass mein Beschuss als solcher erkennbar gewesen wäre. Das machte mich übermütig. Wie schwerwiegend die folgende Veränderung sein sollte, begriff ich erst am nächsten Tag. Abends feierten wir noch unseren leichten Teilsieg. Mich amüsierte die Vorstellung, dass in der Nacht die Katapulte wieder repariert werden würden, und sich dann das Spiel wiederholte.

Am übernächsten Morgen flogen 70 Felsbrocken in Richtung Stadtmauer. Also 70 in einer Salve, fast gleichzeitig. Sie flogen diesmal über den Hochschildzaun hinweg. Die Wachen auf der Mauer meldeten mir eine Erschütterung. Das hieß, es war mindestens ein Brocken eingeschlagen. Und wahrscheinlich war er nicht ohne Wirkung geblieben.
Diesmal verstärkte ich die Bauernwache durch zwanzig Robbis. Wir mussten noch drei schwächere, aber besser gezielte Salven über uns ergehen lassen, bevor wir bei jedem Katapult das Gestänge so getroffen hatten, dass es vorerst unbrauchbar war. Wir konnten es selbst nicht sehen, aber wir ahnten es: Die Stadtmauer hatte erste sichtbare Wunden davongetragen. Das musste den Eifer der Angreifer anstacheln – auch wenn sie offenbar bemerkt hatten, dass eine ihnen unbekannte Waffe bei ihnen Schaden anrichtete.
In der folgenden Nacht nahm ich alle Scheinwerfer in Betrieb. Wo immer sich Holz über dem Schilderzaun zeigte, wurde es so lange beschossen, bis es nicht mehr zu sehen war. Am nächsten Tag legten die Belagerer wieder eine Pause ein. ...



Montag, 23. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1461

Es läuft gemischt bei den "Gedichten des Tages":


Sollte es neben so vielen denkbaren falschen Interpretationen meiner "Predigt" auch eine richtige geben, so wiß ich nur, dass, wüsste ich sie, ich sie nicht verriete ...
Irgendwie unchristlich geht es auch bei Thomas Reich in "Hire & fire"  zu.


Dazu kommt das nächste Stückchen des SF-Romanprojekts:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (122)



... Die Erntezeit kam heran, ohne dass sich etwas getan hätte.

Die Saks lasen die Wetterentwicklung damals an Farbnuancen des Himmels am Abend ab. Der Sprecher der Gemeinschaft der Genossenschaften war am Vortag zu mir gekommen. Seiner Erwartung nach war einerseits für mindestens die nächsten zehn Tage gleichmäßig warmes trockenes Wetter zu erwarten und andererseits war der Weizen derart golden, der müsse „knusprig reif“ sein. Er bat darum, mit dem Training zu pausieren und erst einmal ernten zu dürfen.
Was sollte ich tun? Damit die Ernte mit den vorhandenen Kräften ablaufen konnte, ließ ich Sicheln ausgeben. Das war ein technischer Rückschritt im Vergleich zu den Sensen, die die Bauern gewohnt waren. Ich konnte ihnen doch aber nicht erklären, dass die wegen der langen Stiele nicht replizieren konnte! Die Mädchen durften dagegen drei der Mähdrescher verwenden, auch wenn sich bei den Handtuchfeldern der Einsatz großer Technik nicht lohnte.
Die erste Dämmerung sah dann fast alle Stadtbewohner auf den Beinen, um mit der Ernte zu beginnen. Anstatt dessen trafen alarmierende Meldungen meiner Robbis ein, die den Belagerungsring beobachteten, und die Saks stürmten auf die Stadtmauer, um mit eigenen Augen zu sehen, war dort geschah.
Dieses Bild werde ich nie vergessen. Diesmal drängten an allen Abschnitten Soldaten auf das Feld. Sie sammelten sich zwar mit der gewohnten Bedächtigkeit wie bisher immer, aber diesmal waren es so viele, dass der Hochschildzaun sie nicht verdeckte. Dies, obwohl jetzt auch an den Flanken Hochschilde aufs Feld getragen wurden. Es waren mindestens zehn Soldatenreihen in der ganzen Länge des Ringes, die nun schon vor den Gruben Position bezogen hatten. Langsam, aber unerbittlich rückten sie näher. Nie zuvor hatte ich eine solche Wand der Bedrohung gesehen.
Immer näher kamen sie, immer näher. Und nirgendwo eine Lücke.
Und was tat ich? Ich schickte die, die am Vortag zum Ernteeinsatz Eingeteilten, tatsächlich auf ihre kleinen Felder, als ob mich der gegnerische Aufmarsch überhaupt nicht beeindruckte. Es konnte für meine Saks nur einen vernünftigen Grund dafür geben: Wenn mir die Ernte wichtiger war als 100000 anrückende Soldaten, dann konnten die Soldaten keine so große Bedrohung sein. Das beruhigte …
Natürlich war die Gefahr wirklich noch nicht akut. In dem bisher erkennbaren Tempo würden die Söldner bis zum Abend brauchen, um die Stadtmauer zu erreichen. Bisher war auch noch nicht zu erahnen, wie sie die dann bezwingen wollten. Also hatte ich einige Stunden Zeit.
Mittags hatte die vordere Linie der Belagerer gerade einmal die halbe Strecke zurückgelegt. Und dann schien es nicht mehr weiterzugehen. .


..

Sonntag, 22. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1460

Der Start der "Gedichte des Tages" in die neue Woche wird geprägt von Testgedichten:


Als Neuvorstellung heute zwei sehr gegensätzliche Testgedichte. Als Erstes wird jeder Leser hier verstehen, was er nie hat wissen wollen, nämlich was ein Somstag ist. Dies erklärt nämlich das tüfsünnige Gedicht "Wenn du am somstag kommst".
Absolut anders ist dagegen "Am Anfang war ...?!" Vorsorglich meine Entschuldigung gegenüber all denen, die in diesem Text genderistische Klischees entdecken. Wem nicht sofort eine passende Sprache einfällt ... nehmt einfach Englisch ...


Natürlich ist auch die Veröffentlichung eines Arbeitszwischenstandes des SF-Romans ein Test:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (121)


... Die Schwerter waren von höchster Qualität, scharf und recht leicht. Aber im Prinzip waren es trotzdem wirklich nur besonders gute Minischwerter. Anders sah das bei den Schilden aus. Sie wirkten eher wie Schmuck. Grundmaterial hartes Holz, außen mit kleinen Pyramiden bedeckt. Jede dieser Pyramiden aber barg eine starke elektrische Ladung – gleich viele positive wie negative. Sie waren sozusagen dafür gemacht, sich bei Berührung durch Metall zu entladen. Zwar würde der Träger der Schlagwaffe diese Entladung mit ziemlicher Sicherheit überleben, aber der elektrische Strom musste ausreichen, um ihm elektroschockartig seine Waffe zu entreißen. Die Stärke des Impulses hing natürlich von der Menge der sich entladenden Pyramiden ab. Die Gesamtpyramidenzahl musste mehrere Angreifer unschädlich machen können, die dann durch das Kurzschwert ihr gewaltsames Ende fänden.
Wahrscheinlich würde die Luftfeuchtigkeit kleine Minientladungen bewirken und meine Schildwaffe durfte keinem Regen ausgesetzt werden … und natürlich durfte man die Außenflächen zweier solcher Schilder nicht aneinanderlehnen, aber ich wollte die Belagerung ja nicht unendlich ausdehnen.
Meine Soldaten brauchten nur eine gewisse Routine im Umgang mit ihrer Bewaffnung. Training. An Rekruten mangelte es mir nicht. Die einzelnen Genossenschaften konnten ohne Mangel bei ihrer Landbewirtschaftung erst ein und schließlich zwei Drittel ihrer Männer abstellen. Schwieriger war die Ausbildung der Ausbilder.
Die Robbis führten die Griffe exakt wie in einem sich wiederholenden Film vor. Bei ihnen litten ja auch nur die Übungsholzwaffen. Aber so, wie sie miteinander umgingen, durften das die Bauern im Rahmen ihrer Übungen nicht nachmachen. Richtiger: Einige versuchten es, was für meine Medizin-Mädchen eine große Herausforderung war. Das brachte aber wieder den erhofften großen Trainingssprung. Die im Waffenumgang ungeübten und zum Teil ungeschickten Bauern achteten nun wenigstens auf Eines: Den Schild immer mit der breiten Fläche zwischen sich und dem zuschlagenden Gegner zu halten. Das war eine plumpe, einseitige Kampfweise, aber eine, die genau auf die besondere Qualität meiner Bewaffnung ausgerichtet war, und wahrscheinlich die einzige, die man ohne Fechtmeister vermitteln konnte. ...



Samstag, 21. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1459

In den morgigen "Gedichten des Tages" aktiviere ich aufgehübschte neue "Erfolgsgedichte":

Wie soll man es behandeln, wenn die Hinweise bei zwei im Autorenkreis vorgestellten Gedichten sich auf echte Winzigkeiten beschränken? Das eine hatte seinen Vorschliff durch das Finden der 3. Strophe gefunden. "Lied, beim Mondenschein zu krächzen" heizte sogar kurzzeitig eine Diskussion über das Wohnungsloswerden an. Da wurde allerdings die denkbare musikalische Unternalung als "Sakrileg" bezeichnet. Beim "Rudi aus Rühstädt" stand die Pointe schon fest ... aber immerhin habe ich ein neues Tiergedicht ...

Das SF-Roman-Projekt ist noch lange nicht soweit, als "Erfolgsprojekt" nur noch aufzuhübschen zu sein:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (120)




Wenn auch die Belagerer in dieser Hinsicht von irrigen Voraussetzungen ausgingen, so unterlagen in der Stadt mehrere Tausend Männer einer anderen, noch nie erlebten Folter, wenn das so weiterging. Was konnte es Schlimmeres für einen Bauern geben, als keine Saat einbringen zu dürfen und stattdessen hilflos auf fruchtbares, aber brach bleibendes Feld hinausschauen zu müssen.
Glücklicherweise hatte ich dann zwei Ideen, mit denen ich ernstlich Hoffnung fasste.

Die erste war schon alt. Es gab schon in der ursprünglichen Planung der Stadt Flächen für Parks, Gärten und Getreideanbau. Nun verzichtete ich nur auf die Ästhetik der Parkanlagen, wo dies ohne totale Dauerverwüstung möglich war, und ließ kleine Felder anlegen. Außerdem verwandelte ich einige leer stehende Häuser in Ställe. Vor allem an die jungen Schweine hatten sich die meisten Bauern bereits gewöhnt. Ich ließ die Bauern etwas gründen, was man auf der Erde Genossenschaften genannt hätte. Feste Gruppen für bestimmte Wirtschaftseinheiten. Im Prinzip eine echte Landwirtschaft – allerdings würde ich genau planen müssen, wie die Bewirtschaftung im Folgejahr aussehen könnte, damit die Bodenqualität nicht absackte. Zwar konnten die Bauern auf diese Art innerhalb der Stadt im Höchstfall ein Drittel der benötigten Lebensmittel ernten, schlachten und so weiter, aber das überblickten sie ja nicht. Sie wären beschäftigt und erlebten sich mit Vertrautem als nützlich. Ganz nebenbei konnten die ersten Kindergruppen vorführen, was sie an wissenschaftlicher Landwirtschaft erlernt hatten. Sie hatten eigene Felder neben denen der erfahrenen Bauern und waren in Erwartung einer kleinen Sensation sofort mit Feuereifer bei der Sache.
Die zweite Idee war eine echte technische Erfindung. Mein Ausgangsproblem war die Leistungskraft der Replikatoren. Sie waren einfach zu klein für große Objekte. Und eine Großmontage hätte mehr Fertigkeiten bei mir und den Saks, aber auch Korrekturen in den replizierbaren Bauzeichnungen und -teilen erfordert. Dann aber fiel mir eine Möglichkeit ein, selbst aus ungeübten Bauern akzeptable Soldaten zu machen. Die Waffe war so simpel, dass ich selbst fast an ihrer Einsatzmöglichkeit zweifelte und erst an sie glauben wollten, wenn sie funktionierte.
Im Prinzip sah das Ganze für die Saks vertraut und fast verspielt aus. Jeder Bauer hatte schon Soldaten gesehen mit Schwertern und Schilden. Die Schwerter und Schilde, die ich meine Replikatoren ausspucken ließ, waren allerdings des Ausgabebereiches wegen deutlich kleiner als normal. Mit 45 Zentimeter Länge beziehungsweise Durchmesser schienen sie für Kinder gemacht.






Freitag, 20. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1458

Die morgigen "Gedichte des Tages" haben einen Hauch "Schule der Lyrik" abbekommen. Da geht es um "Feeling":


Das Spannende an der Lyrik ist, dass man für manches auf schmalem Grat herumturnt. Das, was gerade als Fehler angekreidet worden war, kann im nächsten Moment ein gelungenes stilistisches Mittel sein ... und wenn man lange genug sucht, findet man immer jemanden, der ruft "Aber ..."
Ich habe zwei Gedichte von Brunhild Hauschild im Pack bekommen. Ich beginne mit dem, was ich beanstanden möchte: "Potzblitz! Sommer 2012". Was entsetzte mich? "Davon" auf "Ozon" zu reimen ist ähnlich schmerzhaft wie "Känguruhs" auf "Regenschirm-Muss". Das Gedicht als Ganzeskommt als ernstes Lamento rüber. Es ist sachlich vom Inhalt. Also ist naheliegend, dass es eine sachliche reine Reimstruktur hat.
Anders das zweite: "Eichen-Prozessionsspinner -2-". Das geht mit einem Schuhsohlenaufklappreim los: "Nachtfalter" auf "ins Alter" betont normalerweise andere Takte. Aber ... Ich lachte, schüttelte den Kopf, las weiter ... und entdeckte, dass dies genau die Absicht des Gedichts war. Mit genau diesem Einstiegsreim erzeugt die Autorin exakt die Leserstimmung (laut reimgerecht falsch gelesen besonders wirksam), mit der sich der Rest erschließt. Ich war schlicht von der Verbindung einer Naturerscheinung mit dem knallharten politischen Aussagekern begeistert. Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen! "Sauber" glatt gereimt hätte ich der Autorin den unreinen (aber treffenden) Ausdruck "Staatsschutz" verübeln müssen. Das Gedicht ist auf seiner Bildebene "unmöglich", was aber seine Kraft verstärkt.
Übrigens: Wenn man von Anfang an klar stellt, auf welcher Ebene man gelesen werden will, dann kann man verschiedene "Waldwege" gehn. In diesem Text ist m. E. "von Puppen" oder "vom Puppen" gleich gut möglich ...


Beim SF-Roman-Manuskript taucht das Schulmotiv nur eher peripher auf:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (120)


... Gleichmäßig und gerade rückte sie auf das Tor zu. Dahinter bildeten sich weitere Reihen und langsam blitzen auch Soldatenkörper durch. Dort marschierten offenbar Männer ohne Schilde. Ich schloss nicht aus, dass das Ersatzschildträger waren.
Ich beobachtete das Treiben von meinem Monitorraum aus. Als sich der beeindruckende Trupp dem Stadttor auf ungefähr 500 Meter genähert hatte, ging ich wieder zu meiner Schießscharte hinaus. Das Einfachste wäre, so dachte ich zumindest, das Spiel mit den Phots wie am Vortag zu wiederholen. Ich stellte die breiteste Streuung ein, grinste. Erst als nichts passierte, wurde ich unruhig. Sollten die Schilde etwa Photonenstrahlen gewachsen sein? Ich fixierte den Streuungswinkel genau auf die Breite der anrückenden Front. Auslöser und … nichts!

An den folgenden Tagen lernte ich, dass die Schilde zwar kein echter Schutz vor Photonenstrahlen waren, aber doch verhinderten dass ich auf einzelne Gegner zielen konnte als auch mein Spiel mit breit gestreuten Strahlen wiederholen konnte.
Dann begannen die Angreifer meine Bauern als arbeitende Geiseln einzusetzen. Auf die eigenen Männer konnte ich doch nicht schießen! Und sei es nur, um es mir nicht mit der Masse der Stadtbewohner zu verderben.
Letztlich musste ich tatenlos zusehen, wie die gefangenen Bauern unmittelbar vor dem Tor eine riesige Grube aushoben.
So, wie die Verteidiger der Stadt keinen Ausbruch unternehmen konnten, war zwar nunmehr auch dem Sturm auf die Stadt durch das Tor verbaut. Aber die belagernden Saks wussten nicht genau, wie vielen Verteidigern sie gegenüberstanden, nur dass wir schon zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen waren. Also lohnte eine Belagerung an breiter Front. Jeden Mauerabschnitt würde ich nicht gleich gut verteidigen können. Und die der Belagerer wussten um die geringste Kampferfahrung meiner Stadtbürger.

  In den Momenten solcher Grübeleien reifte der Gedanke, dass ich genau daran etwas ändern musste. Ich konnte bei aller technischen Überlegenheit mit meinen wenigen Robbis nicht einer 100000-Mann-Armee standhalten. Ich hatte ja nicht einmal eine Vorstellung, wie sich die Saks den Sturm auf die Stadt praktisch vorstellten. Sie zeigten auch wenig Eifer, mir das zu zeigen. Alle Soldaten und Arbeiter verließen ihre Positionen unmittelbar vor dem Tor wieder. Sollte es Tote gegeben haben, so schleppten sie die mit. Vielleicht einhundert Meter vor dem Grabenring errichteten sie eine Art Zaun aus diesen Hochschilden. Wie viele Männer sich dahinter verbargen und ob überhaupt, war von der Stadtmauer aus nicht zu erkennen.
Von nun an geschah nichts. Zumindest nichts, was ich hätte beobachten können.
Wenn hinter dem Schilderzaun nur 20000 Söldner lauerten und 80000 waren auf der Jagd oder bei der Ernte oder wie auch immer mit der Versorgung der Truppe beschäftigt … ich würde es nicht einmal bemerken. Da andererseits die da draußen nichts von Replikatoren ahnen konnten, aber wussten, dass mehrere Tausend Bauern zu versorgen waren, die im Winter zuvor ihre Reserven hätten verbraucht haben müssen – was sonst? – durften sie erwarten, dass wir früher oder später wegen Hungers aufgeben mussten. Ein Kampf war dann gar nicht nötig …







Donnerstag, 19. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1457

Es ist doch ein schönes Gefühl, wenn man weiß, was kommt ... und wenn es nur die nächsten "Gedichte des Tages" sind:


Man könnte natürlich Sebastian Deya zurufen, dass Geld längst die Welt regiert und wir bereits "ungebremst" den Abhang herunter rasen ... aber wir wollen ihm gönnen, das als Vision zu malen ...
Sicherheitshalber warne ich: Bei "Sagen Wir Neun!" haben ich nicht EIN konkretes Ereignis vor Augen. Besonders die, die an die Neun als Glückszahl und an das Nein als Aber glauben, werden mich wohl verstehen ...


Und auch die utopische Geschichte geht weiter:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (119)


  Ich hatte mir eine speziell ausgestattete Schießscharte bauen lassen. Dort erwarteten mich mehrere Phots. Unsere Photonenstrahler waren mit Stufenreglern und stufenlos regelbar ausgestattet. Im Normalfall wurde die engste Stufe verwendet. Der Strahl war dann punktförmig konzentriert. Die Stufenregler waren dagegen für die Energiemenge zuständig. So konnte man ein lebendes Ziel betäuben, anstatt es zu töten. Stufenlos war dagegen die Streuweite einstellbar. Voll hatte ich die Weitenstreuung noch nie ausgelastet, im Höchstfall hatte ich, wenn ich Angst hatte, ein Ziel zu verfehlen, eine Streuung auf einen großen Punkt zugelassen. Diesmal stellte ich die absolut weiteste Streuung ein.
Ich begann mit niedrigster Leistung, aber schneller Stoßfolge. Die Garde bestand aus etwa 1000 ausgesucht großen Saks, überwiegend auf Reittieren. Zumindest denen in den ersten drei Reihen sah ich auf Anhieb das Gefühl an, direkt in Feuer zu laufen. Die Herrschaften oben hätten ja versucht, wenigsten Haltung zu bewahren. Die Tiere aber wurden sofort von Entsetzen gepackt und scheuten.
In Sekundenschnelle war alle Eleganz verschwunden. Der tierische Fluchtreflex fand kein Ziel. Die Kalaks rannten wild durcheinander, nach rechts, links oder rückwärts. Damit brachten sie natürlich auch den Rest durcheinander.
Nun begann ich, gezielt zu schießen. Die zehn höchsten Würdenträger und diejenigen, die Ordnung in die Truppe zu bringen versuchten, tötete ich. Den anderen Offizieren und Gardesoldaten verpasste ich Betäubungen oder demütigende Verletzungen, bevorzugt solche, die sie für eine Weile am Hinsetzen hindern würden. Das hatte mich das Ende der vorigen Belagerung gelehrt.
Schon nach gefühlten fünf Minuten stellte ich meinen Beschuss wieder ein. Zufrieden lächelnd trat ich nach draußen. Die meisten meiner Stadtbewohner hatten zugesehen – die meisten Soldaten des Belagerungsrings auch. Meine Stadtbewohner glaubten fast schon an ein Scheitern der Belagerung …

 Ich war da nicht so optimistisch. Zu Recht. Am nächsten Morgen lagen keine Saks mehr auf dem Feld. Dafür begann ein für meine Seite gespenstisches Schauspiel:
In den Lücken zwischen den Gruben tauchten an allen dem Stadttor gegenüberliegenden Abschnitten Hochschilde auf. Ein Spukbild. Die Männer, die sie trugen, blieben dahinter vollständig verborgen. Die Schilde wurden sehr langsam bewegt. Sie mussten sehr schwer sein. Immer wieder verharrte alles am gerade erreichten Punkt. Eigentlich konnten solche Waffen nur extra für diese Belagerung gefertigt worden sein, dachte ich, denn für Kämpfe Mann gegen Mann erschienen sie völlig ungeeignet. Wenige Schritte hinter, also aus meiner Warte vor den Gruben rückten sie zur Seite, um Nachrückenden Platz zu machen. Inzwischen näherten sich etwa 100 Schilde nebeneinander. Wie eine gewellte Wand. Und hinter ihnen kamen immer neue Schildträger aufs Schlachtfeld. Begann nun die eigentliche Belagerungsschlacht? Dagegen sprach, dass sich mittlerweile die Schildfront nicht mehr zu verbreitern schien. ...



Mittwoch, 18. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1456

... und täglich grüßt das Murmeltier ...
Es fragt, wie die nächsten "Gedichte des Tages" aussehen werden, und bekommt diesmal diese Antwort:


Ein neues Liebesgedicht von Sebastian Deya in der Art von Sebastian Deya? Klar ... was sonst?! "Ein weiteres Mal". 
Was passt da meineseits am wenigsten dazu? Vielleicht "Unpoetischer Sturz auf die Karriereleiter"?


Dann will es wissen, ob denn Fortschritte beim SF-Roman-Manuskript zu verzeichnen sind ... und die Antwort lautet, ja, diese:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (118)


... Wahrscheinlich werden Brüder von uns, die noch da draußen sind, sich durch Dienste an den Soldaten ihr Leben erhalten müssen. Niemand weiß, wovon sich die vielen Soldaten ernähren werden, wenn sie zu einer längeren Belagerung hierbleiben. Vielleicht werden sie das Fleisch ihrer Diener brauchen. Vielleicht auch unseres, sollten sie unsere Stadt stürmen. Aber noch hat der Kampf nicht begonnen. Noch steht jedem die Entscheidung offen, die Stadt zu verlassen. Ihr könnt gehen, wenn ihr wollt. Wenn die feindlichen Soldaten sich nicht dem Tor nähern, wird es bis kurz vor Sonnenuntergang geöffnet bleiben. Diejenigen, die dann noch innerhalb der Stadtmauern geblieben sind, rufe ich auf, alles in ihrer Macht Stehende zu unserer Verteidigung beizutragen! Brüder, ich werde so viel zu einem sicheren und guten Leben für euch beitragen, wie ich kann.“
Ein wenig pathetisch vielleicht und irgendwie hatte ich dabei weggelassen, dass es vielleicht auch nur um mich gehen könnte, aber plötzlich breitete sich ein Geräusch aus, das an Stampfen, Hoho-Gebrüll und Gesang zugleich erinnerte. Wenn ich das richtig deutete, ein Mikro vorm Mund und mehrere Bildschirme vor Augen, die das Geschehen auf dem Platz weitgehend einfingen, dann sah ich gerade so etwas wie einen spontanen Kriegstanz.

 Tatsächlich stand danach das Stadttor breit offen. Etwa 300 Bewohner verließen uns. Darunter waren viele der Kinder, die wir aus unwillig gebliebenen Siedlungen gewaltsam entführt hatten und die zu ihren Familien zurückwollten. Aber selbst ein Teil der Entführten blieb. Wer die anderen waren, habe ich nicht herauszubekommen versucht. Ich freute mich riesig über dieses Ergebnis – sowohl darüber, dass die Masse blieb, als auch, dass ich die los war , die sonst bestimmt als Erste gemault hätten.
Amüsant war die Reaktion des Belagerungsringes. Die Offiziere brauchten etwa eine halbe Stunde, um zu begreifen, dass sie wirklich einem offenen Tor gegenüberstanden, in das sie offenbar nur hätten einziehen müssen. Dann baute sich ein feierlicher Zug auf. Der bestand aus so etwas wie einer traditionellen Garde. Voran zehn Männer auf Kalaks, monströs hergerichteten Reittieren, die sich behäbig vorwärts bewegten und Sänften auf ihren Rücken trugen. Darin saßen so übertrieben geputzte Würdenträger, dass sie in meinen Augen eher lächerlich als würdig wirkten. Leider sollte sich meine Vermutung bestätigen, dass im Stab dieser Riesenarmee keine einheitliche Entscheidung zustandegekommen war. Es hatten sich die eitelsten Fürsten zusammengefunden, die, die meinten, einen leichten Sieg zur Schau stellen zu müssen. Vor allem der Erste Tributan war nicht unter ihnen.
Gerade ihre gemessene Art des Anrückens kam aber meinen Absichten entgegen. Natürlich war das auch mit ein Schattenprodukt der praktizierten Belagerungstaktik. Zwischen den Gruben kam beim besten Willen und nur mit sehr großer Vorsicht je einer der bereitbaren Fleischballen nach dem anderen hindurch.
Die Saks, die sich aus der Stadt abgesetzt hatten, waren längst nicht mehr zu sehen. Kurz bevor die feierliche Prozession sich dem Tor auf Rufweite genähert hatte, begann ich, das Tor zu schließen. Es war die größtmögliche Demütigung, den hohen Herren fast vor der Nase die Tür zuzuschlagen. Aber auf sie wartete noch eine schlimmere Schlappe …





Dienstag, 17. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1455

"Gedichte des Tages" morgen wieder einmal nur mit Testgedichten? Stimmt. Aber welchen von der heiteren Art.


Optimistisch behaupte ich einfach: Über das Subjekt des hier präsentierten Gedichtes darf ruhig geschmunzelt werden - so etwas gibt es ja heute nicht mehr: "Eine hausfrau alten schlages" ...
.Da kann man sich noch so sehr echauffieren, die sei eine "Eigentümliche Dialektik" ...



Das SF-Projekt ist insgesamt weniger "von der heiteren Art - aber es schreitet hier stetig voran:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (117)


... Wie gewohnt ließ ich die Robbis mit den Monstern eine breite Reihe bilden und direkt auf das Zentrum des gegnerischen Heeres zurasen. Natürlich waren die Geräuschverstärker aktiviert. Wenn die auf einen zukamen, konnte einem schon das kalte Grausen ankommen. Leider war aber auch eine lange Wegstrecke zu überwinden und damit Zeit genug für die Soldaten, sich zu formieren. Und ihre Formation gefiel mir absolut nicht. Von meinem sicheren Beobachtungspunkt aus hatte ich schon ein paar Flammen bemerkt. Nun aber …
Das neue Heer floh nicht. Als meine Kampffahrzeuge nahe genug waren, spannte die erste Reihe imposante Langbögen. Ein Hagel von Hunderten Pfeilen ging über meinen Monstern nieder. Hätten meine Mädchen drauf gesessen, wären sie tot herabgestürzt. Von den Robbis prallten die Treffer noch ab, … Die vordere Reihe der Gegner ging in die Knie zum Auflegen und Spannen … und die nachfolgende schoss ihre Pfeile ab. Die aber waren in etwas Brennendes getaucht worden.
Verstehst du meinen Schreck? Das Schlimmste, was mir passieren konnte, war, dass die Angreifer das Prinzip der Fahrzeuge durch Zufall begriffen, also dass es nur auf das Wesen ankam, das sie steuerte. Brandpfeile konnten durchaus Schaden anrichten. Bevor dies passierte, musste der Stoßtrupp aus der Gefahrenzone! Ich riskierte den psychologischen Sieg der Belagerer. So schnell, wie sie gestartet waren, ließ ich meine Robbis flüchten. Als alle unversehrt hinter der Stadtmauer in Sicherheit waren, atmete ich auf und … ahnte, dass mich hier eine andere Situation als bei der ersten Belagerung erwartete. Aber es sollte noch schlimmer kommen.

Unter den Saks in der Stadt gingen die verschiedensten Gerüchte um. Viele erfuhr ich über den Umweg über die Kinder und deren Lehrerinnen. Bisher herrschte wohl ein gewisser Fatalismus vor. „Herrscher ist Herrscher. Wenigstens haben wir noch zu essen. Vielleicht bekommen wir das auch, wenn wir keine Saat und dann keine Ernte einbringen können.“ Dann aber sprach sich herum, dass Mitglieder der eigenen Siedlungen beim Ausheben der Gräben mitarbeiteten. Sollte ich mich etwa auf kindliche Zuträger, auf Infos in Form von stiller Post verlassen? Am Ende rebellierten die Saks, ehe ich begriffen hatte, was los war. Ich entschied mich zur Offensive.
Alle Bewohner ließ ich auf dem Burghof antreten. Da er nicht ausreichte, sollten sie eben auch die angrenzenden Areale nutzen. Schon das hatte natürlich seinen Sinn. Zum ersten Mal erlebten sich die Saks hier als Masse. Dicht an dicht standen sie. Auf dem Hof, auf den Wegen. Der Blick zum Ende der eigenen Masse überall durch Nebenleute versperrt. Das minderte natürlich die Wirkung des Ausblicks nach draußen. Sich selbst hatten sie noch nie als Masse erfahren. Und plötzlich erschallte dann von verschiedenen Stellen her eine ungeheuer laute Stimme: „Brüder! Wir werden belagert. Es ist möglich, dass unsere Feinde da draußen keinen von uns am Leben lassen wollen. Es ist möglich, dass sie zuvor unser Leben schrecklich erschweren werden. Unser ganzes Land haben sie besetzt. Wahrscheinlich wird in diesem Jahr keine Ernte eingebracht. ...



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