Das Spannende an der Lyrik ist, dass man für manches auf schmalem Grat herumturnt. Das, was gerade als Fehler angekreidet worden war, kann im nächsten Moment ein gelungenes stilistisches Mittel sein ... und wenn man lange genug sucht, findet man immer jemanden, der ruft "Aber ..."
Ich habe zwei Gedichte von Brunhild Hauschild im Pack bekommen. Ich beginne mit dem, was ich beanstanden möchte: "Potzblitz! Sommer 2012". Was entsetzte mich? "Davon" auf "Ozon" zu reimen ist ähnlich schmerzhaft wie "Känguruhs" auf "Regenschirm-Muss". Das Gedicht als Ganzeskommt als ernstes Lamento rüber. Es ist sachlich vom Inhalt. Also ist naheliegend, dass es eine sachliche reine Reimstruktur hat.
Anders das zweite: "Eichen-Prozessionsspinner -2-". Das geht mit einem Schuhsohlenaufklappreim los: "Nachtfalter" auf "ins Alter" betont normalerweise andere Takte. Aber ... Ich lachte, schüttelte den Kopf, las weiter ... und entdeckte, dass dies genau die Absicht des Gedichts war. Mit genau diesem Einstiegsreim erzeugt die Autorin exakt die Leserstimmung (laut reimgerecht falsch gelesen besonders wirksam), mit der sich der Rest erschließt. Ich war schlicht von der Verbindung einer Naturerscheinung mit dem knallharten politischen Aussagekern begeistert. Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen! "Sauber" glatt gereimt hätte ich der Autorin den unreinen (aber treffenden) Ausdruck "Staatsschutz" verübeln müssen. Das Gedicht ist auf seiner Bildebene "unmöglich", was aber seine Kraft verstärkt.
Übrigens: Wenn man von Anfang an klar stellt, auf welcher Ebene man gelesen werden will, dann kann man verschiedene "Waldwege" gehn. In diesem Text ist m. E. "von Puppen" oder "vom Puppen" gleich gut möglich ...
Beim SF-Roman-Manuskript taucht das Schulmotiv nur eher peripher auf:
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (120)
... Gleichmäßig
und gerade rückte sie auf das Tor zu. Dahinter bildeten sich weitere
Reihen und langsam blitzen auch Soldatenkörper durch. Dort
marschierten offenbar Männer ohne Schilde. Ich schloss nicht aus,
dass das Ersatzschildträger waren.
Ich
beobachtete das Treiben von meinem Monitorraum aus. Als sich der
beeindruckende Trupp dem Stadttor auf ungefähr 500 Meter genähert
hatte, ging ich wieder zu meiner Schießscharte hinaus. Das
Einfachste wäre, so dachte ich zumindest, das Spiel mit den Phots
wie am Vortag zu wiederholen. Ich stellte die breiteste Streuung ein,
grinste. Erst als nichts passierte, wurde ich unruhig. Sollten die
Schilde etwa Photonenstrahlen gewachsen sein? Ich fixierte den
Streuungswinkel genau auf die Breite der anrückenden Front. Auslöser
und … nichts!
An
den folgenden Tagen lernte ich, dass die Schilde zwar kein echter
Schutz vor Photonenstrahlen waren, aber doch verhinderten dass ich
auf einzelne Gegner zielen konnte als auch mein Spiel mit breit
gestreuten Strahlen wiederholen konnte.
Dann
begannen die Angreifer meine Bauern als arbeitende Geiseln
einzusetzen. Auf die eigenen Männer konnte ich doch nicht schießen!
Und sei es nur, um es mir nicht mit der Masse der Stadtbewohner zu
verderben.
Letztlich
musste ich tatenlos zusehen, wie die gefangenen Bauern unmittelbar
vor dem Tor eine riesige Grube aushoben.
So,
wie die Verteidiger der Stadt keinen Ausbruch unternehmen konnten,
war zwar nunmehr auch dem Sturm auf die Stadt durch das Tor verbaut.
Aber die belagernden Saks wussten nicht genau, wie vielen
Verteidigern sie gegenüberstanden, nur dass wir schon zahlenmäßig
hoffnungslos unterlegen waren. Also lohnte eine Belagerung an breiter
Front. Jeden Mauerabschnitt würde ich nicht gleich gut verteidigen
können. Und die der Belagerer wussten um die geringste
Kampferfahrung meiner Stadtbürger.
In
den Momenten solcher Grübeleien reifte der Gedanke, dass ich genau
daran etwas ändern musste. Ich konnte bei aller technischen
Überlegenheit mit meinen wenigen Robbis nicht einer
100000-Mann-Armee standhalten. Ich hatte ja nicht einmal eine
Vorstellung, wie sich die Saks den Sturm auf die Stadt praktisch
vorstellten. Sie zeigten auch wenig Eifer, mir das zu zeigen. Alle
Soldaten und Arbeiter verließen ihre Positionen unmittelbar vor dem
Tor wieder. Sollte es Tote gegeben haben, so schleppten sie die mit.
Vielleicht einhundert Meter vor dem Grabenring errichteten sie eine
Art Zaun aus diesen Hochschilden. Wie viele Männer sich dahinter
verbargen und ob überhaupt, war von der Stadtmauer aus nicht zu
erkennen.
Von
nun an geschah nichts. Zumindest nichts, was ich hätte beobachten
können.
Wenn
hinter dem Schilderzaun nur 20000 Söldner lauerten und 80000 waren
auf der Jagd oder bei der Ernte oder wie auch immer mit der
Versorgung der Truppe beschäftigt … ich würde es nicht einmal
bemerken. Da andererseits die da draußen nichts von Replikatoren
ahnen konnten, aber wussten, dass mehrere Tausend Bauern zu versorgen
waren, die im Winter zuvor ihre Reserven hätten verbraucht haben
müssen – was sonst? – durften sie erwarten, dass wir früher
oder später wegen Hungers aufgeben mussten. Ein Kampf war dann gar
nicht nötig …
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