Das Schlimmste, was mir unterlaufen ist, heißt "Linguismus". Dem normalen Betrachter ist es wahrscheinlich ein unlösbares Rätsel, vortragen lässt es sich wie eines der berühmtesten Morgenstern-Gedichte ... aber es hat tatsächlich eine extrem tief verborgene Botschaft ..
Ein Spiel, das Kunst immer machen kann und sollte, ist das Was-wäre-wenn. Da kommt man dann auf die Frage, wie das eigentlich ist mit der Wahrheit. Da sind gleich drei Absurditäten entstanden:
"mahlzeit 3".
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (104)
... Die
Länge einer gewöhnlichen Saks-Schwangerschaft setzte ich nach allen
mir zugänglichen Daten mit 180 der einheimischen Tage an. Ich hatte
mich schon zu Beginn der „Tragzeit“ mit den Mitteln einer
technisch gestützten Entbindung beschäftigt. Weder traute ich
irgendwelchen einheimischen Geburtshelferinnen im Prinzip noch
erwartete ich eine normale Entbindung. Tschamita war 147 Zentimeter
groß, wog 35 Kilogramm und ich maß 185 Zentimeter und brachte dazu
durchtrainierte 85 Kilogramm auf die Waage. Von denkbaren
Komplikationen unserer besonderen Beziehung ganz abgesehen. Ich
erzähl dir das nur, damit du verstehst, dass in meinem Denken das
Wort Komplikationen und schwierige Geburt eine bestimmende Rolle
spielte.
Mit
einem aber rechnete ich nicht: Nach meiner Statistik war es erst
genau der 89. Tag von Tschamis Schwangerschaft. Meine kleine Herrin
konnte inzwischen den anderen Mädchen eitel vorführen, dass sie
eine Kaschara war. In unserer Beziehung war dagegen eine gewisse
Routine eingetreten. Es passierte einfach nichts Besonderes. So fiel
es mir nicht sonderlich auf, dass ich sie an dem ganzen Tag nicht
sah. Erst abends vermisste ich sie ernsthaft.
Gerade
das In-Träume-Schicken der anderen Mädchen ließ sie sich doch
sonst nicht entgehen – und sei es aus uneingestandener Eifersucht,
dass ich so viele ihrer Kameradinnen intim berührte, sei es aus
erwähnter Eitelkeit, weil sie bei dieser Gelegenheit mit ihrer
körperlichen Entwicklung posieren konnte. Ich absolvierte die
Zeremonie so unkonzentriert wie noch nie zuvor. Schließlich trat
Sanja zu mir und forderte mich auf, abzubrechen. Besser, wir suchten
erst einmal unsere Kaschara.
Ich
mach's kurz. In der Burg fanden wir niemanden. Mit Taschenlampen
herumfuchtelnd und rufend irrten wir über den Hof und an der Mauer
entlang. Irgendwann mussten wir abbrechen. Am nächsten Morgen
suchten wir gründlich überall und fanden sie zwischen Büschen im
Burggarten. Sie hatte die Haltung eines Embryos und war erstarrt.
Ich
bin ein sachlicher Mensch. Irgendwie war da durchaus der Gedanke, ich
müsste genau untersuchen, warum eigentlich was passiert war, ja, was
denn überhaupt passiert war. Es war eindeutig keine Frühgeburt.
Aber vielleicht doch? Vielleicht gab es uralte Traditionen, sich bei
sich andeutenden Wehen zu verbergen? Ich hatte nicht die Kraft, mich
an ihr als Pathologe zu vergreifen. Ob sie mir eben einfach
auftretende Schmerzen nicht hatte zeigen wollen, mir also nicht
vertraut hatte, oder ob ihr etwas Plötzliches passiert war, ich habe
es nie erfahren.
Ich
belebte frühe menschliche Traditionen. Einen Sarg. Das Versenken des
Sarges mit dem Körper darin. Eine Erinnerung darauf. Sanja machte
den Vorschlag, die Edle Krausula in Namensform auf das
Erinnerungsbeet zu säen.
Vielleicht
wäre mit Tschamita vieles anders geworden. Ich vor allem. Aber wir
verstecken uns einfach zu gern hinter dem „was-wäre-wenn“, denn
damit sind wir an nichts mehr selbst schuld. ...
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