Mittwoch, 11. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1449

Diesmal ein Gästeprogramm bei den "Gedichten des Tages", wenn auch eines mit vertrauten Gästen:

So sollte ich "Bad Girl" von Thomas Reich übernehmen. Bei einem so markanten Gegenstand und der griffigen Bearbeitung des Stoffs hätte natürlich auch eine Autokorrektur gut getan ... es sei denn auch in den Vertippern liegt eine Aussage - was nicht auszuschließen ist ... Aber alles kann natürlich auch auf ein "missgefühl" meinerseits zurück gehen, wie dasSebastian Deya als Begriff geprägt hat.

Vertraut sollte den Lesern inzwischen die Welt sein, in der ein Mensch zum "Gott" wurde:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (111)


  ... Auf der Erde war es selbstverständlich, dass jeder Mensch seine Wohnraumgestaltung unter extrem individuellen Formen auswählte. Es hatten sich dort auch viele gleich Gesinnte zusammengefunden, die Wohnstrukturen, für die es keine Muster gab, selbst konstruierten. Einzig das abgetrennte Verbauen von Landflächen war schon vor einigen Generationen gestoppt worden. Und wer abgerundete Erkerfenster wünschte, bekam sie auch neu gebaut. Daran konnte ich mich nicht orientieren. Ich konnte doch nicht jedem Haus irgendetwas Individuelles verpassen. Den Dörflern musste, zumindest am Anfang, eine Einheitsbauweise genügen.
Dich wird das wohl kaum interessieren. Mich aber nahm die Aufgabe, eine Stadt mit allem Drum und Dran zu entwerfen und diesen Entwurf in extrem kurzer Zeit umzusetzen, total gefangen. Das war das Wichtige. Allerdings stieß ich damit an die Grenzen meiner Energietechnik. Was tun? Ich war sicher, ... fast sicher, dass irdische Methoden der Energieerzeugung sich prinzipiell nicht nachahmen ließen, während andere mir unlösbar erscheinende Aufgaben vielleicht von Fachleuten hätten bewältigt werden können. Ich sah also in Wind, Kernenergien, Geothermik keine Möglichkeiten. Außer meinen Sammlern von Sonnenenergie als Hauptenergiequelle war nur noch in geringer Menge Wasserkraft nutzbar. Auf allen Häuserdächern konnte ich Sammler und Einspeiser installieren. Deren Sinn brauchte ich nicht einmal zu erklären. Trotzdem musste ich die Toleranzmenge Energie auf 10 Prozent für Notfälle in den Speichern senken. Aber auf fließend warmes Wasser verzichtete ich aus Prinzip nicht – und zwar in allen Häusern.
Erzähl ich durcheinander? Das würde zu meinem damaligen Zustand gut passen. Ich sprang geistig oft von einem zum anderen. Die Abende waren dabei die einzigen Ruhepunkte. Sanja hatte ich als erste bemeistert und sie wurde mir eine gute Frau. Nicht nur, dass sie mich an vielen Stellen überzeugend vertrat, unsere Ansichten ähnelten sich auch verblüffend – ich konnte sie mitunter sogar um Rat fragen – vor allem aber …
Gemocht hatten wir uns von Anfang an. Sanja aber war … wie soll ich das erklären … sie besaß eigentümliche Fähigkeiten. Sie sah sofort, meine Schwächen und dann massierte sie mich. Versteh mich richtig: Sie massierte den Rücken, den Nacken, den Kopf … Anderes auch … aber nie so, als wollte sie etwas von mir. Wahrscheinlich hätte ich sie so kurz nach Tschamita sonst nicht akzeptiert. Sie war es, die mich darauf hinwies, dass Ann-shi-Moon bemeistert werden müsste, weil ihr Tropfenfest anstand. Sanja hatte also in diesen Monaten immer dann den Überblick, wenn ich allein ihn verloren hätte.
So praktisch, wie diese Frau beschaffen war, wie sie oft ohne viel nachzudenken die naheliegendste Lösung erfasste, verblüffte mich oft. Hätte ich sie wirklich nach Saksmaßstäben von Kind auf an die Technik meiner Erdwelt heranführen können, wäre sie eine beeindruckende Technikerin geworden. Sie war aber schon so alt, dass sie bereits für Vorgänge Lösungen anbieten musste, die sie erst hätte erst lernend verstehen müssen. Ich brauchte sie als sehr reife Frau, als Frau auf einem Niveau, auf dem die normalen Saksfrauen wohl nur noch das seit Jahrhunderten Erprobte anwendeten.   

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