Die beiden heutigen Testgedichte eint zweierlei: Sie arbeiten mit Reimen und entstanden unter dem Einfluss von - für Berliner Verhältnisse - ungewöhnlicher Wärme. Das entschuldigt zwar eigentlich nichts, aber vielleicht doch ein wenig "An den kritischen Dichter" und "Vom äußren Schein" ...
Da schon eine Weile am Manuskript gearbeitet wurde, zählt eine so kurzzeitige Entschuldigung beim SF-Fortsetzungsroman-Manuskript nicht:
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (125)
... Das
Schicksal meinte es nicht gut mir mir in dieser Nacht. Ausgerechnet
in einer so wesentlichen Situation fiel einer der Replikatoren aus.
Ich war überzeugt, dass es nur um eine Kleinigkeit handelte, die
sogar ich reparieren konnte, aber mir fehlte eifach die Zeit, um
ungestört zu fummeln. Sollte ich also schon zugeben müssen, woher
im Wesentlichen das Abendbrot und Frühstück der Bewohner stammte,
weil ich es nicht zur Verfügung stellen konnte?
In
einer Überschlagsrechnung stellte ich fest, dass die aktuelle
Replikationskapazität für etwas mehr als Phots für alle Robbis
reichen würde. Dieses etwas Mehr brachte mich auf den alles
entscheidenden Einfall.
Auf
der Stadtmauer wachten diesmal nur Bauern. Ich hatte eine Zeichnung
angefertigt, an welchen Stellen die Belagerer hofften, die Stadtmauer
sturmreif zu schießen. Ich fand drei Stellen, die besonders weit von
diesen Punkten entfernt lagen. Ich nahm an, dass die gegnerischen
Truppen bereits auf einen Sturm hin konzentriert und formiert wurden.
Entweder kannten sie dabei keine Enterhakentechnik, oder – was mir
inzwischen als das Wahrscheinlichere erschien – ihre Offiziere
hatten zurecht beobachtet, dass wir dagegen eine überlegene
Verteidigungstechnik besaßen.
Nun
aber arbeiteten die Robbis die Nacht durch. Mir war eingefallen, dass
der Mauer das solide Fundament fehlte. Das, was normalerweise ein
tödlicher Mangel war, sollte mir nun zum Vorteil gereichen. Die
Robbis gruben nämlich einen Tunnel unter der Stadtmauer hindurch.
Mein Computersystem hatte die Machbarkeit des Projekts genau
berechnet. Jeder Punkt war bestimmt. Ein Robbi musste sich opfern.
Der sogenannte Tunnel war ja ein Witz, eigentlich gerade einmal ein
Gang, durch den eben dieser Robbi sich schlängeln konnte. Seine
Aufgabe war so absurd wie verblüffend: Er baute auf der anderen
Seite der Stadtmauer zwei Sprengkreise auf. Der eine würde die
Belagerer beschäftigen, der andere, wichtigere, würde die
Stadtmauer zum Einsturz bringen … und zwar mit der Sturzrichtung
nach draußen. Nachdem dies gelungen war, ohne dass es von den
Belagerern bemerkt worden wäre, wiederholte mein Maulwurf-Robbi
seinen Einsatz noch an den beiden anderen berechneten Punkten.
Nein,
unwichtig war der erste Sprengring nicht. Sollte er den Zaun der
Belagerer nicht beseitigen, dann war der Kampf wahrscheinlich
verloren, bevor er richtig begonnen hatte.
Eigentlich
war das alles grob gesagt eine verrückte Konstellation: Auf einer
Seite etwa 100000 ausgebildete Söldner mit der Bewaffnung ihrer Zeit
und Erfahrung im Kampf. Auf der anderen Seite etwa 5000 Bauern ohne
Kampferfahrung, aber hoffentlich überlegener Technik, unterstützt
von rund 50 Robotern mit kleinen handlichen Photonenstrahlern und dem
Vorteil der totalen Überraschung.
Am
nächsten Morgen geschah unsererseits nichts. Wir bangten natürlich,
dass die Sprengsätze bemerkt werden könnten. Diese Sorge war aber
überflüssig. Man achtet fast nur auf etwas, was man kennt und
erwartet. ...
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