Dienstag, 24. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1462

Manchmal fühle ich mich ausreichend lyrisch inspiriert, um die "Gedichte des Tages" aus eigenen "Testgedichten" zu bauen. Für morgen zum Beispiel:


Was sind "Testgedichte"?
Ich würde es in eine spontan und ursprünglich entstandene Form gebrachte Ideen für ein Gedicht oder Gedichte, bei denen ich mir zumindest noch nicht sicher bin, auch in Augenblick des veröffentlichens, ob die Form so bleiben sollte. Wie lange es dauert, ist mir selbst unerklärlich. Irgendwie warten da Ideen auf das Aufschreiben - und wenn ich den Augenlick nicht verpasse, dann stehen sie - oft relativ schnell aufgeschrieben - erst einmal da. Aktuelle Ausgeburten eines Einkaufsweges im aktuellen Sommer-Hype sind z.B. folgende:



Wie gut, dass wenigstens das Romanprojekt ein gegenseitiges Anregen zweier Autoren bedeutet:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (123)


Die folgende Nacht war die erste, in der auf dem großen Feld draußen gearbeitet wurde. Während sich die Belagerer um flackernde Beleuchtung ihrer Aktivitäten bemühten, tat ich ihnen nicht den Gefallen, sie mit Scheinwerfern zu unterstützen. Wir würden früh genug den Sinn ihrer Werkelei erfahren.
Am Morgen entstand dann die erste Lücke im Zaun. Dahinter wurde ein für Saks-Verhältnisse monströses Gebilde sichtbar. Mit scheinbarem Genuss bedienten mehrere Saks ein Gewinde. Eine Art Riesenholzlöffel wurde nach hinten gebogen. Als er die geplante Position erreicht hatte, hievten vier Saks einen Felsbrocken hinein. Ich war beeindruckt. So etwas hätte ich Gigantismus genannt. Eine Sperre wurde gelöst und der Brocken flog tatsächlich bis an den Fuß der Stadtmauer. Einige Soldaten griffen nach vorbereiteten Seilen. Kalaks wurden nach vorn getrieben. Wie übergroße Büffel.
Meine Mauer! Zumindest mehrere aufeinanderfolgende Treffer an einer Stelle würden mein wunderschönes Schutzbauwerk zum Einsturz bringen. Daran gab es kaum einen Zweifel. Mir blieb also wenig Zeit.
Ich schoss auf eine sich krümmende Bohle. Das sah richtig echt nach Materialschaden aus. Knacks und … nix war mit Löffelbelegen. Bei dem Katapult in der Mitte, also dem, das schon den ersten Testschuss abgegeben hatte, konnte ich mir nicht verkneifen, einem der Kalaks den Kopf zu erhitzen. Es brach brüllend wild aus. In gewisser Hinsicht hatten die Soldaten in seiner Nähe noch Glück. Eines der Seile riss nämlich, so dass das ganze Gestell sich nur drehte und nicht umkippte.
Weiter! Irgendwie hatte ich kindliches Vergnügen bei der Sache. Über vierzig Katapulte hatte ich bereits außer Betrieb gesetzt, ohne dass mein Beschuss als solcher erkennbar gewesen wäre. Das machte mich übermütig. Wie schwerwiegend die folgende Veränderung sein sollte, begriff ich erst am nächsten Tag. Abends feierten wir noch unseren leichten Teilsieg. Mich amüsierte die Vorstellung, dass in der Nacht die Katapulte wieder repariert werden würden, und sich dann das Spiel wiederholte.

Am übernächsten Morgen flogen 70 Felsbrocken in Richtung Stadtmauer. Also 70 in einer Salve, fast gleichzeitig. Sie flogen diesmal über den Hochschildzaun hinweg. Die Wachen auf der Mauer meldeten mir eine Erschütterung. Das hieß, es war mindestens ein Brocken eingeschlagen. Und wahrscheinlich war er nicht ohne Wirkung geblieben.
Diesmal verstärkte ich die Bauernwache durch zwanzig Robbis. Wir mussten noch drei schwächere, aber besser gezielte Salven über uns ergehen lassen, bevor wir bei jedem Katapult das Gestänge so getroffen hatten, dass es vorerst unbrauchbar war. Wir konnten es selbst nicht sehen, aber wir ahnten es: Die Stadtmauer hatte erste sichtbare Wunden davongetragen. Das musste den Eifer der Angreifer anstacheln – auch wenn sie offenbar bemerkt hatten, dass eine ihnen unbekannte Waffe bei ihnen Schaden anrichtete.
In der folgenden Nacht nahm ich alle Scheinwerfer in Betrieb. Wo immer sich Holz über dem Schilderzaun zeigte, wurde es so lange beschossen, bis es nicht mehr zu sehen war. Am nächsten Tag legten die Belagerer wieder eine Pause ein. ...



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