Was sind "Testgedichte"?
Ich würde es in eine spontan und ursprünglich entstandene Form gebrachte Ideen für ein Gedicht oder Gedichte, bei denen ich mir zumindest noch nicht sicher bin, auch in Augenblick des veröffentlichens, ob die Form so bleiben sollte. Wie lange es dauert, ist mir selbst unerklärlich. Irgendwie warten da Ideen auf das Aufschreiben - und wenn ich den Augenlick nicht verpasse, dann stehen sie - oft relativ schnell aufgeschrieben - erst einmal da. Aktuelle Ausgeburten eines Einkaufsweges im aktuellen Sommer-Hype sind z.B. folgende:
Wie gut, dass wenigstens das Romanprojekt ein gegenseitiges Anregen zweier Autoren bedeutet:
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (123)
Die
folgende Nacht war die erste, in der auf dem großen Feld draußen
gearbeitet wurde. Während sich die Belagerer um flackernde
Beleuchtung ihrer Aktivitäten bemühten, tat ich ihnen nicht den
Gefallen, sie mit Scheinwerfern zu unterstützen. Wir würden früh
genug den Sinn ihrer Werkelei erfahren.
Am
Morgen entstand dann die erste Lücke im Zaun. Dahinter wurde ein für
Saks-Verhältnisse monströses Gebilde sichtbar. Mit scheinbarem
Genuss bedienten mehrere Saks ein Gewinde. Eine Art Riesenholzlöffel
wurde nach hinten gebogen. Als er die geplante Position erreicht
hatte, hievten vier Saks einen Felsbrocken hinein. Ich war
beeindruckt. So etwas hätte ich Gigantismus genannt. Eine Sperre
wurde gelöst und der Brocken flog tatsächlich bis an den Fuß der
Stadtmauer. Einige Soldaten griffen nach vorbereiteten Seilen. Kalaks
wurden nach vorn getrieben. Wie übergroße Büffel.
Meine
Mauer! Zumindest mehrere aufeinanderfolgende Treffer an einer Stelle
würden mein wunderschönes Schutzbauwerk zum Einsturz bringen. Daran
gab es kaum einen Zweifel. Mir blieb also wenig Zeit.
Ich
schoss auf eine sich krümmende Bohle. Das sah richtig echt nach
Materialschaden aus. Knacks und … nix war mit Löffelbelegen. Bei
dem Katapult in der Mitte, also dem, das schon den ersten Testschuss
abgegeben hatte, konnte ich mir nicht verkneifen, einem der Kalaks
den Kopf zu erhitzen. Es brach brüllend wild aus. In gewisser
Hinsicht hatten die Soldaten in seiner Nähe noch Glück. Eines der
Seile riss nämlich, so dass das ganze
Gestell sich nur drehte und nicht umkippte.
Weiter!
Irgendwie hatte ich kindliches Vergnügen bei der Sache. Über
vierzig Katapulte hatte ich bereits außer Betrieb gesetzt, ohne dass
mein Beschuss als solcher erkennbar gewesen wäre. Das machte mich
übermütig. Wie schwerwiegend die folgende Veränderung sein sollte,
begriff ich erst am nächsten Tag. Abends feierten wir noch unseren
leichten Teilsieg. Mich amüsierte die Vorstellung, dass in der Nacht
die Katapulte wieder repariert werden würden, und sich dann das
Spiel wiederholte.
Am
übernächsten Morgen flogen 70 Felsbrocken in Richtung Stadtmauer.
Also 70 in einer Salve, fast gleichzeitig. Sie flogen diesmal über
den Hochschildzaun hinweg. Die Wachen auf der Mauer meldeten mir eine
Erschütterung. Das hieß, es war mindestens ein Brocken
eingeschlagen. Und wahrscheinlich war er nicht ohne Wirkung
geblieben.
Diesmal
verstärkte ich die Bauernwache durch zwanzig Robbis. Wir mussten
noch drei schwächere, aber besser gezielte Salven über uns ergehen
lassen, bevor wir bei jedem Katapult das Gestänge so getroffen
hatten, dass es vorerst unbrauchbar war. Wir konnten es selbst nicht
sehen, aber wir ahnten es: Die Stadtmauer hatte erste sichtbare
Wunden davongetragen. Das musste den Eifer der Angreifer anstacheln –
auch wenn sie offenbar bemerkt hatten, dass eine ihnen unbekannte
Waffe bei ihnen Schaden anrichtete.
In
der folgenden Nacht nahm ich alle Scheinwerfer in Betrieb. Wo immer
sich Holz über dem Schilderzaun zeigte, wurde
es so lange beschossen, bis es nicht mehr zu sehen war. Am
nächsten Tag legten die Belagerer wieder eine Pause ein. ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen