Samstag, 31. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1345

In den "Gedichten des Tages" schärfen wir unseren Blick für besonders geeignete und poetische Mittel. So wird dies wohl auch übermorgen sein:


Thomas Reich testet Google. Ich gebe zu, ich war gespannt auf das Ergebnis, aber es fiel eindeutig aus: Für Google war der eingebaute Fehler nicht gravierend genug, um mir nicht sofort anzuzeigen, was er wirklich gemeint hatte. Dabei meine ich nicht seinen Titel "Wollt ihr die totale Freiheit?". Leider würde ich auch eine inhaltliche Aussage als unzutreffend anstreichen. Welche mag das wohl sein?
.In gewisser Hinsicht ist Sebastian Deya mit seinem "Das Tor zur Wahrheit" in sicher ungewollte Nähe zu Esoterikern geraten. Denselben Text hätten die nämlich - mit anderer Bedeutung selbstverständlich - auch bei sich veröffentlicht. Wir sollten immer darauf achten, wenn wir Abstrakta oder Metaphern gebrauchen, ob sie gegen uns interpretiert werden können ...


Das SF-Fortsetzungs-Prosamanuskript dagegen geht "normal" weiter:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:                    Ich wurde Gott (8)



... Den eigentlich nötigen Tests hatte ich mich verweigern dürfen. Ich war ja so eine Art Selbstmörder im Dienste der Menschheit und bekam dafür die Freiheit, beliebig die selbst gewählte Einsamkeit abzubrechen. Alle, die mit mir flogen, hatten ihre Zustimmung gegeben.
Mein Raumschiff war nicht das einzige. Jeder, der sich freiwillig der friedlichen Eroberung neuen Lebensraums verschrieb, durfte dies nach Prüfung der technischen Möglichkeiten auch tun.
Vielleicht bereitete ich schon mit dieser Entscheidung meinen Weg zum Verbrecher vor – wer weiß? Es waren ja auf der Erde keine mehr bekannt. Vielleicht entfernte ich mich erst mit meinem Einzelgängerleben unterwegs vom Dasein als Mensch. Ich weiß wirklich nicht, warum ich so wenig darauf erpicht war, eines der hübschen eingefrosteten Mädchen zu wecken. Erst in den letzten Tagen hier habe ich gründlicher darüber nachgedacht. Eigentlich ist mir nur eine Erklärung eingefallen: Ich hatte Angst, Angst vor einer Abfuhr oder Angst vor der Vorstellung, ausgerechnet die, die mir gefallen hätte, wäre mir überlegen gewesen. Und dann … Es ist so eine Sache mit dem In-einer-Gemeinschaft-Leben: Haben sich erst einmal Normen herausgebildet, dann bedarf es immer besonderer Kraft, sie zu durchbrechen – egal, ob sie gut oder böse sind. Und irgendwie reizte mich schon, dass gerade die Raumfahrerteams eigene Regeln entwickeln konnten, weil sie das mussten. Also lebte ich freiwillig ganz bewusst zwei Jahre lang allein zwischen lauter eingefrosteten Menschen. Wenn ich nicht die Sicherheit gehabt hätte, jeden bei Bedarf zu wecken, wäre mir das wahrscheinlich nicht gelungen. So aber studierte ich ungestört eine ungeheure Menge an Wissen meiner Zeit. Zeit, ja, das war ein tolles Gefühl. Ich besaß sie im Überfluss. Lebenszeit und überhaupt. Es kann ja sein, dass ich auch Angst hatte. Sollte unser medizinisches Experiment scheitern, hätte das ja indirekt auch mich betroffen: Wenn ich jemanden aus der Kälte holte, begänne der vielleicht zu altern und ich bliebe jung daneben. Nein. Keine angenehme Vorstellung. Dieses Risiko wollte ich frühestens auf dem Rückflug oder zur erfolgreichen Erforschung eines entdeckten Lebensplaneten eingehen. Bis dahin blieb ich lieber als Einziger munter. Für die eigentlichen Flugoperationen wurde kein Mensch gebraucht. Jedes Raumschiff verfügte über einen Super-Computer mit mehreren Kurs- und Optimierungsprogrammen. Keine bekannte Situation konnte von Menschen so schnell und so optimal bearbeitet werden. Theoretisch ließen sich unsere Raumschiffe natürlich auch durch Menschen steuern. Aber wozu? Gerade weil eigentlich keine echte Verantwortung darin lag, war die Bildwand auf der Brücke eine herrliche Spielerei. Hier konnte man den Weltraumabschnitt, in den man gerade flog, überblicken. Objekte, die der Computer als potentielle Gefahr einordnete, markierte er mit einem roten Kreis. Er verstand darunter vorrangig große Objekte auf Kollisionskurs und Schwarze Löcher, überhaupt Massekonzentrationen, die das Raumschiff voraussichtlich aufsaugen würden, und andere Erscheinungen, die eher gefährlich als interessant wirkten. Griff kein Mensch ein, umflog er diese Räume selbstständig in großem Bogen. Um Erscheinungen, die etwas enthielten, was unbekannt war und gleichzeitig erforschenswert schien, ohne das bereits eine Katastrophe für das Raumschiff zu erwarten war, setzte er gelbe Kreise. Die Daten über solche Kreise ließen sich gesondert abrufen. Wenn er keine Anzeichen fand, einen grünen Kreis zu setzen, steuerte der Computer das Raumschiff ausnahmsweise in die Nähe eines solchen gelben.... 

Freitag, 30. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1344

.Was ist ein Standardprogramm? Na, wenn man das macht, was man meistens macht.
Dann gehören also die "Gedichte des Tages" vom übernächsten Tag ins "Standardprogramm":


Auch "ein tag am meer" gehört zu Ursula Gressmanns "Helgolandgedichte" - Inselerleben in jedem Wort ...
.Können wir Sebastian Deya in die Augen sehen und ihm erklären, seine poetische Predigt sei "Gegenstandslos"? Auf diesem Blog hoffe ich, ja, das können wir ...


Dazu kommt dann der Fortsetzungsroman:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:                    Ich wurde Gott (7)




...Vielleicht hätte man kleine Familien gründen können, innerhalb derer dann die nächsten Generationen sich mit ihren Eltern hätten vermischen müssen. Eine nicht gerade verlockende Aussicht.
Man fantasierte einen Flug schneller als das Licht herbei. Vielleicht innerhalb der nächsten dreihundert Jahre oder so. In Wirklichkeit hatte man es in diesem Zeitraum nicht einmal geschafft, allen Menschen der Erde ein würdevolles Leben und Sterben zu sichern. Ich halte die Zeit und die Materialien, die man in den Raumflug gesteckt hätte, für ein besseres Leben alle auf der Erde für sinnvoller eingesetzt.
Das Einzige, was man während der Zeit geschafft hatte, waren praktisch verwendbare Technologien für einen Dauerschlaf. Wir Menschen waren nun in der Lage, alle Lebensfunktionen in Kältebädern anzuhalten und danach wieder zum Leben zu erwecken. Aber, gib zu, so toll ist die Vorstellung auch nicht, sich einfrieren zu lassen, Hunderte an Jahren irgendwohin geschossen zu werden, nur zufällig auf anderes Leben zu stoßen und im Idealfall, also wenn du wirklich auf demselben Weg zurückkommen solltest, auf einer Erde aufzutauchen, auf der du nach so vielen Generationen keinen Menschen oder Baum, wahrscheinlich nicht einmal irgendein Gebäude wiedererkennst. Vorausgesetzt, ein solches Unternehmen wäre erfolgreich gewesen.
Aber nun, mit den Nanniten ...
Wenigstens theoretisch war plötzlich vorstellbar, nach einer zig tausend Jahre langen Reise die eigenen Schulkameraden wiederzutreffen! Und jeder, der für längere Zeit die Erde verließ, war sich der Dankbarkeit der Zurückbleibenden sicher. Er war ein Held, schuf er doch Platz für nachrückendes neues Leben, den vorher die Sterbenden geschaffen hatten, und vielleicht entdeckte er sogar Planeten, zu denen es sich zu reisen lohnte, zu denen also Menschen in Massen auswandern konnten.
Die Langeweile allerdings blieb. Es blieben alles besondere Menschen in einer Welt von gleichen, die sich solch ein Unternehmen zur persönlichen Aufgabe machten, Pioniere, Abenteurer … und Sonderlinge wie ich ....
Wer weiß, wie weit die Erdmenschen jetzt sind, aber zu der Zeit, als ich den Entschluss traf, eine solche Expedition mitzumachen, steckte alles noch absolut in den Kinderschuhen. Zum Beispiel war noch unerforscht, ob die Kälte auf die Nanniten wirkte und wenn ja, wie. Sprich: Man konnte zwar wagen, eine ganze Gemeinschaft auf Reisen zu schicken. Aber wenn die Leute aufgetaut worden wären, wären sie vielleicht wieder nannitenfrei … mit der früheren kurzen Lebenserwartung. So als eine Möglichkeit.
Nach diesem Schicksal hatte ich kein Verlangen. So verrückt war ich nun auch wieder nicht. Ich gehörte zwar zu den Wenigen, die als kleine Testcrew fliegen wollten, aber als Mitglied, dessen Nanniten auf jeden Fall intakt blieben. Dazu musste ich eben wach bleiben, egal, wie langweilig das würde, und von den Eingefrosteten durfte ich nur im äußersten Notfall jemanden wecken. Gegen die Langeweile hielt ich weder einen menschlichen Partnerkörper zum Erregen noch Menschen zum miteinander Unterhalten für erforderlich. Gefährlich war das nicht. Sollte mir etwas zustoßen, hätte das System die Anderen automatisch geweckt. Sollten wir auf einen Planeten stoßen, würden wir ihn sowieso gemeinsam erforschen. Die medizinische Überwachung bliebe auf jeden Fall aktiv. Ich fühlte mich als Held der Menschheit und der Aufgabe gewachsen. 
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Donnerstag, 29. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1343

Wie an allen Alltagen hat unser Journal 2 Runden. Runde 1: Die Gedichte des Tages, die für übermorgen geplant sind:


Diesmal melden sich zwei Stammautoren mit Gedichten, die ihnen Stammleser sicher richtig zuordnen würden.
Da wäre zuerst einmal Ursula Gressmann mit "am meer".
Als nächstes folgt Sebastian Deya mit "Am Fusse des Traumes", bei dem mir der Autor einem gängigen Missverständnis zum Opfer gefallen scheint. Deshalb sei hier darauf hingewiesen: Es ist nicht wahr, dass die "neue deutsche Rechtschreibung" (nicht mit der neuen deutschen Welle zu verwechseln) alle ß durch ss (für Schutzstaffel gegen Piraten u.a.) ersetzt hat. Das gilt nur bei kurzem Vokal davor. Beispiel Kuss, aber Kuhß ...


Runde 2 ist dann der Fortsetzungsroman, bei dem es langsam losgeht ...



Slov ant Gali / Gunda Jaron:                    Ich wurde Gott (6)


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... Und unsere Moral schloss Verbote aus. So etwas wie in der Urzeit der Menschheit, als ein Staat aus Angst vor Übervölkerung die Ein-Kind-Ehe zur Zwangsnorm erklärte und Abweichungen bestrafte, wäre undenkbar gewesen. Als es losging mit den Nannys, gab es noch eine bremsende Erscheinung: Diese seltsamen Programme verhinderten Schwangerschaften im Körper der Frauen, waren also eine dauerhaft sichere Verhütung. Aber du weißt ja selbst, wie wunderschön es sein kann, das selbst Gelernte an andere weiterzugeben – noch dazu, wenn du es von den eigenen Eltern her so kennst und du das, was du an Fehlern bei denen beobachtet hast, endlich besser machen möchtest. So entstanden zwei neue Trends: Zum einen verewigten sich die Frauen meist erst, nachdem sie ihre gewünschten Kinder bekommen hatten, zum anderen wurden immer mehr Kinder außerhalb des eigenen Körpers gezeugt. Manche in Brutkästen, manche im Bauch von Leihmüttern. Wundere dich nicht! Leihmutterschaften wurden sogar so etwas Ähnliches wie Mode, da sich ja auch die Leihmutter nachher an ihrem Kind erfreuen konnte. Meist lebten diese Kinder in Gruppenfamilien wie hier. Wie gesagt, eine Staatsgewalt, die die Vermehrung hätte verbieten und ein solches Verbot durchsetzen wollen und können, gab es nicht mehr.
Als ich zum Erwachsenen herangewachsen war und mir die Möglichkeit auf ein solches ewiges Leben einpflanzen ließ, existierte die Nanniten-Technologie, wie schon erwähnt, etwa 200 Jahre. Das heißt, wie lang diese „Ewigkeit“ wirklich dauern würde, hätte da niemand sicher vorhersagen können. Ob diese Zellregulatoren in - sagen wir - 800 Jahre alten Körpern noch funktionieren, ob sie also wirklich relativ ewiges Leben bewirken oder nur das Leben extrem verlängern, weiß man eben erst, wenn wenigstens einmal 800 Jahre um sind – und man noch lebt. Auch der Umfang der Überbevölkerung war noch nicht vorhersehbar, aber die Zahl der nebeneinander lebenden unterschiedlichen Generationen war schon gewaltig groß geworden. Und auch wenn es mit jeder späteren Generation etwas weniger neue Geburten gab, ein Ende war noch nicht abzusehen.
Also rückten Menschen wie ich in den Mittelpunkt des Interesses: Raumfahrer. Die erschienen zumindest als eine der Möglichkeiten, die befürchtete Bevölkerungskatastrophe zu mildern, Wege zu neuen Traditionen zu eröffnen, solange die alten noch wirkten.
Der Mensch als Beherrscher der Galaxis. Die ersten verrückten Ideen von der Allmacht unserer Art im Kosmos waren ja schon vor Jahrtausenden aufgetaucht, also kaum, dass es technisch erstmals möglich geworden war, überhaupt die Erdanziehung zu überwinden. Dann verlor die Kosmosforschung für lange Zeit an Bedeutung. Eigentlich ist der Himmel ja auch langweilig. Zwischen den vielen Sternen, in deren Nähe meistens absolut kein Leben möglich ist, menschenähnliches schon gar nicht, bewegt sich viele, viele Jahre lang das Licht, ohne je auf irgendetwas zu stoßen. Nichts, fast absolut nichts. Was sollten Menschen dort? So extrem lange brauchte die Menschheit nicht, um herauszufinden, dass in relativer Nähe unserer Erde keine vergleichbare Lebenswelt oder ein neuer Siedlungsraum vorhanden war. Relativ nahe nannten wir da den Raum, den das Licht während eines vollen Menschenlebens durchquert. Und selbst wenn dort andere uns ähnliche Wesen existiert hätten oder ein bewohnbarer Planet … wie groß hätte ein Raumschiff denn sein sollen für eine Reise dorthin? Nach kurzer Zeit musste zum Beispiel einfach tödlich zermürbende Langeweile aufkommen. Es wäre nichts Anderes zu sehen gewesen als das, was man Tag für Tag, Stunde für Stunde zuvor genauso gesehen hatte.....

Mittwoch, 28. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1342

Man muss nicht alles anders machen, nur weil man es lange gleich gemacht hat. Also beginnen wir auch wieder mit den übermorgigen "Gedichten des Tages":


Diesmal geht es um ... Naturlyrik?!
Eigentlich weniger. Es geht um Gedichte, die sich Naturbilder und -metaphern auf eigene Weise nutzbar machen.
Da wäre zum einen Jürgen Polinske, der eine "Menage a trois" entdeckt, und Slov ant Gali, der die chemische "KÖNIGSWASSER"-Mischung zur "Verallgemeinerung" nutzt ...


Das die Fortsetzung des utopischen Romanprojekts dort anknüpft, wo sie am Vortag angekommen war, versteht sich dagegen von selbst:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:                    Ich wurde Gott (5)



... Und dann machten wir eine unsere Welt total verändernde Erfindung. Du weißt ja, dass wir alle aus Zellen bestehen. Und jede Zelle arbeitet ihr spezielles Programm ab, lebt sozusagen ein eigenes Leben im großen Organismus. Das Problem ist nur, … wie sag ich´s ... Stell dir vor, du verletzt dich. Dann entstehen an dieser Stelle allmählich neue Zellen. Das ist ein normaler Prozess. Jede Zelle stirbt ab, auch jede intakte, und wird durch eine Art Kopie ersetzt. Das sind normale biologische Heilungs- und Erneuerungsmechanismen. Nur schleichen sich irgendwann mit dem immer weiteren Kopieren der Kopien und durch verschiedene Umwelteinflüsse immer mehr Fehler ein. Dann geht es nicht mehr richtig. Der ganze Körper funktioniert nur noch bedingt, man braucht immer mehr Pflege Anderer, bis man eben ganz stirbt. So war das seit Ewigkeiten, bis ... ja, bis wir die Nanniten entwickelten.
Nanniten oder Nannys, wie wir sie liebevoll nannten, sind ganz winzige biochemische Programme, Nanoroboter, die genetisch ins Körpersystem eingeschleust werden und das gesamte Zellreparatursystem auf immer gleich bleibendem Niveau halten. Verstehst du: Exakt die Programme, die zum Zeitpunkt des Nanniteneinbaus stofflich ablaufen, werden immer wieder neu hergestellt, für die einzelnen Zellen und für den ganzen Körper als System. Jede Veränderung machen diese Nanniten relativ schnell rückgängig. Also nicht nur ungewollte.
Es dauerte lange, bis wir erkannt hatten, was das praktisch bedeutete. Das hatte nämlich zur Folge, dass die Manipulationen mittels der eingeschleusten Nanniten nicht im Kindesalter, sondern frühestens dann erfolgen konnten, wenn der Körper ausgewachsen war. Sonst wären wir nämlich ewig Kind geblieben. Und Veränderungen anderer Art durfte der Körper auch nicht mehr durchmachen müssen, egal ob erwünscht oder nicht. Den Zyklus einer Frau zum Beispiel, Schwangerschaften sowieso nicht. Nur das Gehirn konnte immer neue soziale Lerninhalte und Wissen aufnehmen, da wurden ja nur Verknüpfungen zwischen vorhandenen Zellen hergestellt; die Menschen wurden also immer weiser. Ihre Körper dagegen blieben unverändert jugendlich. Ewig jugendlich sozusagen, soweit man das sagen kann, wenn man erst 200 Jahre Erfahrungen mit diesen Nanniten hat. Es kann kann sein, dass sie irgendwann aufhören zu funktionieren oder sich doch Fehler einschleichen.
Wir hatten wie gesagt die Zeiten jeden egoistischen Besitzdenkens lange hinter uns. Es gab also keine Kriege mehr. Im Prinzip waren auch die verbliebenen Geißeln Krankheit und Tod besiegt. Ahnst du, was das bedeutete? Stell dir einfach vor, es lebten vorher schon mehr als achtmal Tausend Millionen Menschen auf unserer Erde. Die starben aber alle - früher oder später. Neue Geburten mussten die Sterbenden ersetzen. Da ja jeder starb, mussten zum Überleben der Menschen insgesamt letztlich so viele Menschen neu geboren werden wie starben. Du verstehst sicher, dass das über Jahrtausende das Denken der Menschen, ihre Riten, ihre Normen, Vorstellungen, ihre traditionelle Lebensplanung bestimmt hatte. Plötzlich aber war das nicht mehr wahr. Plötzlich sollten alle umdenken.
Neues Leben bedeutete nicht mehr, die eigenen Erfahrungen weiterzugeben, so gut es ging, sondern wurde zum gefährlichen Luxus, weil jede Geburt die Zahl der auf der Erde lebenden Menschen unmittelbar erhöhte...

Dienstag, 27. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1341

Wem ist es aufgefallen? Bei den "Gedichten des Tages" ist ein Übermorgen verloren gegangen. Das sei hiermit nachgeholt:


Immer ein besonderes Ereignis sind Liebesgedichte von Autoren, die nicht viele Liebesgedichte geschrieben haben. Thomas Reich gehört dazu. "Salzig" kann man getrost auf die Zunge nehmen ...
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..Jürgen Polinske: "Meine Frau bittet mich:" Wenn ein Gedicht so anfängt, kann eigentlich nur etwas herauskommen, bei dem der Leser / Zuhörer schmunzelnd das Gesicht verzieht. Oder?!


So. Jetzt können wir beruhigt mit dem Roman fortfahren:


Slov ant Gali / Gunda Jaron: Ich wurde Gott (4)




... Mit einer mütterlichen Geste einem Kind gegenüber, das gerade seine Angst zugegeben hat vor der nächtlichen Dunkelheit, strich sie ihm über den Kopf. „Du radist wirr.“ Aber offenbar war auch sie der Meinung, dass der Mann bald sterben würde, und sie ihm deshalb seinen letzten Willen nicht abschlagen durfte. „Klar, ich hör dir zu. Natürlich hör ich dir zu ...“
Einen Moment schwieg der Mann noch, dann begann er zu erzählen. Er erzählte mit einer festen Stimme, die wenig zu dem gebrochenen, entrückten Gesamteindruck des Mannes passte. Nur manchmal stockte er und die Handbewegung, die er dabei machte, erinnerte an das Drücken eines unsichtbaren Aufnahmegeräts, mit der er die eigenen Tonaufzeichnungen unterbrach, um dann konzentriert fortzufahren.


Ich wurde als ganz normaler Mensch geboren. Auf einem Planeten wie diesem mit Namen Erde. Weit weg von hier. Das weißt du ja. Wenn du mich fragst, wie weit, dann kann ich nur ehrlich sagen, ich weiß es nicht. Das ist ein Teil meiner Geschichte. Auf jeden Fall weiter weg, als du dir vorstellen kannst. Aber es war eine Erde, die dieser verblüffend ähnlich war. Natürlich lebten dort andere Wesen und sie hatten ihre Welt mehr von ihrem natürlichen Ursprung weg verändert mit ihren Pflanzen und Tieren und so. Dort lebten lauter solche Menschen wie ich und keine Saks wie ihr. Wenn du hier durch das Land wanderst, kannst du noch immer Deinesgleichen begegnen, bei denen man sich fragt, wie unnötig mühselig die leben und arbeiten. So muss das doch nicht sein. Du hast Unrecht. Umgekehrt wäre es richtig. Wenn irgendwo etwas nicht normal ist, dann überall dort, wo ich, wo wir … Verflucht, ist das kompliziert! Also, weißt du, jede umgesetzte kleine Idee, wie man etwas herstellen kann, verbessert das Leben. Aber eben zuerst nur das Leben Einzelner. Erst später sind so viele Ideen da, dass dieses bessere Leben allen Menschen zugute kommen kann. Dazu müssen auch die Beziehungen zwischen den Menschen anders sein,also nicht eine darf und der andere nicht und .. . Ach eigentlich ist das für das, was ich erzählen will, gar nicht so wichtig. Wichtig ist nur, dass auf meiner Erde dieser Punkt schon viele, viele Generationen vor meiner Geburt erreicht war. Weil es danach nicht mehr darum ging, dass sich Einzelne auf Kosten Anderer bereicherten, wurden immer neue Geräte entwickelt, damit jeder besser leben konnte. Die meisten, die du kennst, stammen aus dieser, meiner Welt und all unser Wissen stammt letztlich auch daher. Ich habe es mitgebracht wie die fremden Pflanzen, die hier neuen, fruchtbaren Boden fanden. Und anfangs hielt ich auch meine Vorstellungen von der Art, wie man so miteinander umgeht, für so fruchtbar … Na, dazu später. Anderes ist nämlich wichtiger. Zum Beispiel, dass zu einem guten Leben gehört, gesund zu sein, dass man Andere durch das, was man macht, erfreuen kann und sich sozusagen selbst wieder an deren Freude erfreut. Als wir Menschen es endlich geschafft hatten, unser eigenes kleines Glück nicht auf Kosten der Nachbarn aufzubauen, trat gerade die Gesundheit immer mehr in den Mittelpunkt unserer Forschungen. Was wurden da alles für Anstrengungen unternommen, um das Leben zu verlängern – aber eben nicht das Leben schlechthin, sondern das Leben in seinen besten Jahren, wie unsere Vorfahren sagten, also in seiner lebenswertesten Form ...

Montag, 26. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1340

Haben die "Gedichte des Tages" übermorgen etwas Überraschendes zu bieten? Das muss schon der Leser selbst entscheiden:

Vor den folgenden zwei Testgedichten von Slov ant Gali sei vorsorglich gewarnt: Sie sind nichts für empfindsame Seelen. Was da aus dem Motiv der "KÖNIGSKINDER" geworden ist, fordert bereits heraus zum Grübeln, was das soll, und das "ALPHABET" mag vieles sein, als Arbeitshilfe für Unterstufen-Deutschlehrer ist es wohl ungeeignet ...

Klarer ist das schon beim utopischen Fortsetzungsroman. Dort liegt eine Art "Prolog" vor und die Vorstellung des Haupthelden hat begonnen:


Slov ant Gali / Gunda Jaron: Ich wurde Gott (3)




... Endlich kam der Mann etwas zur Ruhe. Offenbar hatte er sein Ziel erreicht. Er war auf einer Lichtung angekommen, sah sich zufrieden um. Ja, so weit oben würde ihn niemand suchen. Man konnte es leicht in seinem Gesichtsausdruck lesen. Aber der veränderte sich schnell wieder. So unbeobachtet konnte sich der Mann seinem Schmerz hingeben. Also warf er sich ins Gras. Nachdenken! Endlich Ordnung in die Erinnerungen bringen. Der Mann war erschöpft. Aber nicht nur. Als er seine Hose ausgezogen hatte, kam eine eiternde, etwa acht Zentimeter lange Wunde zum Vorschein. Der Mann hatte sie angestarrt wie eine absolut unerklärbare Erscheinung. Mit den Fingerspitzen der linken Hand berührte er sie, als wollte er sich noch einmal von ihrer Existenz überzeugen. Vor Schmerz verdrehte er die Augen. Für einen Moment nahm er die Umgebung nicht wahr. Diesen Moment nutzte die Frau, um an ihn heranzutreten. Leicht gebeugt stand sie vor ihm. Ihr Blick spiegelte totale Verwirrung wider. Sie sah einen Menschen vor sich, der ihr so grenzenlos vertraut wie fremd in einem war, im Augenblick aber ungeheuer fremd.„Bitte lass mich sterben!“ Gequält blinzelte der Mann zu der Frau hoch.
Das sieht nicht gut aus. Wird aba wieda wardn, Frad! Ich ward dich pflagn, so gut as gaht.“ Suchend sah sich die Frau um. Dann zuckte sie mit den Achseln, streifte ihr Kleid ab, legte es sorgsam zusammen, hob den Kopf des Mannes, schob das weiche Päckchen darunter und betrachtete, sichtlich unzufrieden, das Ergebnis. Noch immer lag der Kopf des Mannes zu niedrig. Aber in der Nähe lag nichts, was als Unterlage für den Körper geeignet schien.„Gaht´s?“ Und ohne eine Antwort abzuwarten, zerriss sie ihren Unterrock, spuckte auf einen der Stofffetzen und begann den Dreck aus der Wunde zu wischen.
Hast du das etwa von mir gelernt?“, fragte er, verkrampft lächelnd.
Sie antwortete nicht. Erst als sie fertig war und einen zweiten Fetzen relativ fachgerecht zum Verbinden benutzte, lachte sie: „... aba das!“
Ich habe dich nicht verdient. Euch alle nicht“, murmelte er.
Du hast Fieba. Das wird schon.“ Die Frau strich dem Mann, den sie Frad genannt hatte, übers Gesicht.
Lass! Ich bin ein Verbrecher. Ich habe so ziemlich die schlimmsten Verbrechen begangen, die ein Mensch überhaupt begehen kann. Bitte! Lass mich meine Strafe empfangen! Keiner soll mich so in Erinnerung behalten. Auch du nicht. Gerade du nicht. Ich ...“ Der Mann machte eine Pause, überlegte angestrengt, schien nach längerem Schweigen zu einem Entschluss gekommen zu sein. „Vielleicht hast du Recht und es ist besser so. Du hast doch bestimmt viel Zeit?“ Und als sie, anstatt zu antworten, ihm nur durch die verwirbelten Haare strich, fuhr er fort: „Klar hast du Zeit. Lujann. Ich danke dir für jeden schönen gemeinsamen Augenblick. Ich dachte, es wäre besser, wenn du alles mit den Augen von früher in Erinnerung behältst. Denn was ich dir jetzt alles erzähle, wird dir weh tun, obwohl du das am allerwenigsten verdient hast. Aber es gehört wohl zu meiner Strafe, dass ich dir weh tun muss, wenn ich mich selbst bestrafen will ... Versprich mir bitte, dass du mich nicht unterbrichst. Ich glaube, dann verliere ich die Kraft für die ganze Geschichte. Merke sie dir gut und entscheide, was du mit ihr anfängst, wenn ich hier meine ewige Ruhe gefunden habe. Und nimm dein Kleid mit. Gib es weiter an deine liebste Tochter mit der Bitte, es an ihre liebste Tochter zu geben und so weiter. Es soll euch an mich erinnern ... selbst wenn du nachher fluchen magst, du wärst mir besser nie begegnet.“...

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1339

Die "Gedichte des Tages" entfalten übermorgen wieder ihre Eigenheiten:



Das folgende Thomas-Reich-Gedicht habe ich bishe ohne böse Absicht noch nicht vorgestellt. Vielleicht ... weil hier so viele mitlesen, die sich nicht angesprochen fühlen müssen bzw. ähnlich "ticken"?! "Sorgenreich".
Das Gegenbild zu dieser Wohlstandswelt entwirft Jürgen Polinske. Wie viele Menschen fühlen sich angesprochen? Die erste Aussage von Herrchen und Hund und Pythagoras ist klar ... aber wie wenige wissen von Vallejo? "Im Vorbeigehen immer wieder Vallejo" ...



Dann wurde gestern ein utopisches Romanprojekt in Fortsetzungen begonnen:



Slov ant Gali / Gunda Jaron: Ich wurde Gott (2)


Immer wieder stoppte der Mann. Er sog die trockene Herbstluft in sich ein, lauschte auf die Geräusche der Umgebung, schien innerlich zu nicken. In der Nähe knackte es. Ein Kasal, ein aufgescheuchter, was sonst? Harmlos also. Zu sehen war jedenfalls nichts. Der Mann atmete gepresst, beugte sich vor, befühlte sein rechtes Bein, drückte den Rücken wieder durch und schüttelte den Kopf, als ließen sich so die lästigen Gedanken vertreiben. Dann setzte er seine Wanderung fort. Längst lagen die befestigten Wege hinter ihm, inzwischen auch die unbefestigten Pfade. Dort, wo er jetzt entlangschlich, gab es nicht einmal mehr Spuren von Tieren. Der Mann drängte sich durch eine Ansammlung von Gewächsen, deren Stachelarme alle normalen Lebewesen auf Distanz hielten. Diesen Fluchtweg würde kaum jemand für möglich halten. Mitunter erinnerten die Bewegungen des Mannes an eine geschmeidige Katze, meist aber an einen Greis oder ein angeschossenes Tier in den letzten Zügen. Endlich war er davon überzeugt, alle eventuellen Verfolger abgehängt zu haben. Und es schien auch niemand da zu sein, der den Mann verfolgt hätte.
Oder doch? In etwa 30 bis 50 Meter Entfernung bewegte sich eine Frauengestalt. Mit den Händen umklammerte sie einen hölzernen Stock. Manchmal stützte sie sich darauf, manchmal hielt sie ihn, als wollte sie ihn dem Mann über den Schädel schlagen. So, wie er alles dafür tat, alle möglichen Verfolger abzuschütteln, so tat sie alles, um nicht bemerkt zu werden. Ihr kam dabei zugute, dass sie fast einen halben Meter kleiner gewachsen war als er. Eigentlich hätte ein Stock zum Gehen eher zu dem Mann gepasst. Aber sein tatsächliches Alter war schwer zu schätzen. Sein Kopfhaar war voll, wenn auch grau, und reichte ihm über die Schultern. Es wirkte gepflegt, genau wie der Bart. Die Haare umrahmten ein kantiges Gesicht, ein ausdrucksstarkes, vom Wetter gebräuntes, mit einem leichten Hauch ins Olive. Am auffälligsten an dem Flüchtling waren aber die Augen. Gelegentlich schienen sie gütige Weisheit zu verraten, freundlich blau zu glänzen, einen Moment später aber flackerten sie irre, um im nächsten voll stählerner Härte aufzublitzen. Der Mann strotzte vor Entschlossenheit. Einem ahnungslosen Gegenüber hätte er wahrscheinlich unwillkürlich Angst eingeflößt. Dabei war der Mann unbewaffnet und trug grobes Lederzeug wie ein einfacher Bauer.
Die Frau schien vorauszuahnen, wann er lauschend stehen bleiben würde. Sekundenbruchteile früher verharrte sie. Ihr Gesicht musste man nicht wirklich weiblich oder schön finden. Am ehesten erinnerte es an das einer Indianerin oder Mongolin. Etwas ledrig, etwas zu rund. Ihre Augen waren groß und schauten mit der Güte der ewigen Mutter Erde. Dem ahnungslosen Beobachter der Szene wäre die Verbissenheit, mit der sie den Mann im Blick behielt, unverständlich geblieben. Sie passte zu wenig zur Sanftmut des ersten Eindrucks. Hätte dieser Betrachter genauer hingesehen, wäre seine Verwirrung durch die Kleidung der Frau komplett gewesen. Auf den ersten Blick harmonierten die Mokkasins, die unverkennbar aus dem Leder einer gegerbten Tierhaut gefertigt waren, und das farngrüne, weich über die Knie fallende Kleid ja wunderbar miteinander. Aber auf den zweiten gab das Material des Kleides ein unlösbares Rätsel auf. Der Stoff war eindeutig kein Leder. Für Baumwolle, Leinen oder ein anderes natürliches Material, das man an der Frau vermutet hätte, und das vergleichbar anschmiegsam gewesen wäre, bot es einfach zu sicheren Schutz gegen die in etwa einem Meter Höhe angreifenden Stachelarme. Jeder normale Stoff wäre inzwischen längst zerrissen. ...

Sonntag, 25. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1338

Eine einfache Aufgabe: Die Gedichte des Tages vom Montag. Der Plan steht:


Nicht nur, dass irritierend ist, dass "Tschernobyl Nordslawisch Wermut" heißen soll, sondern beim Lesen muss man darauf achten, dass von Wermut-Gesöffen liebenden Dichtern die Rede ist, wovon einer der Oscar ist, muss man natürlich wissen. Grins: Danke, Jürgen Polinske.
Slov ant Gali wagt ein Abenteuer: Wie interpretiert der nichts Ahnende das Gedicht "Wasserspeier"? Oder entzieht es sich jeder Interpretation und verursacht nur Verunsicherung? Soll man es persönlich oder gesellschaftlich oder wie sonst verstehen???

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.Ansonsten plagt Slov ant Gali das schlechte Gewissen: Von "Ich wurde Gott" sollte eigentlich längst der zweite Teil entworfen sein. Gemeinsam mit Gunda Jaron. Etwas wahrlich Spannendes, was wohl Jahre bis zur Fertigstellung brauchen könnte. Auch in den ersten Teil ist schon viel Gemeinsames eingeflossen und wird weiter fließen müssen, denn die Fehler in Buch 1 rächen sich in Buch 2. Unglücklicherweise sind auch noch Stücke unwiederbringlich verloren gegangen. Lohnt es sich hier, sich an den erreichten Arbeitsstand "heranzuarbeiten"?


Ich wurde Gott (1)

Klappentext



Fred lachte laut. Es klang nicht echt. Der Schreck war zu frisch, um ihn zu überspielen. Doch die anderen 16jährigen merkten es nicht. Schließlich war er in das Zelt gegangen und hatte das „Abenteuer Zeitreise“ gewagt. Nun lauschten sie, wie er wild gestikulierend erzählte: „... Stellt euch vor, vor noch nicht 2000 Jahren haben die Leute solchen Humbug geglaubt! Na, war auch ne echt starke Show. Gruselig. So haben die das damals bestimmt gemacht. Die Beleuchtung, die Kugel, die Maske, der hypnotische Blick. Und die Stimme erst! Ein Tonfall, da läuft´s einem kalt den Rücken runter: Sie werden einmal mehr Mädchen haben, als Sie sich jetzt vorstellen können. Ein ganzer Kontinent wird Ihnen zu Füßen liegen. Sie werden ein Gott sein. Mächtig und rücksichtslos. Sie werden sich vor sich selbst fürchten, sich fragen, was bin ich nur für ein Mensch?! Alles, was Sie jetzt noch als normal empfinden, wird Ihnen ferner sein als die fernste Vergangenheit. Aber noch können Sie diesem Schicksal entgehen. Reisen Sie nicht! Ich flehe Sie an, reisen Sie nicht!“ Am Abend nach dem Jahrmarktsspaß gingen die Jugendlichen tanzen. Bald hatte Fred alles vergessen. ...

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… „ … Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen...“

… Fantastisch, diese Gebete! Sie haben das einfach vor sich hin gemurmelt. Die Formel beschwor einen allmächtigen Gott, er möge ihnen ihre Schuld, welche auch immer, vergeben, und er vergab ihnen. Musste er ja, denn es gab ihn doch nur in ihrer Einbildung. Dafür vergaben sie dann auch allen Anderen deren Schuld. Hauptsache Vergeben. Die Menschen damals waren echt gut dran. Von Bösem erlöst werden - musste das nicht ein herrliches Gefühl gewesen sein? So viel Böses machen zu dürfen und eine Einbildung vertreibt das schlechte Gewissen? Immerhin hatten sich die Leute in diesen Jahrtausenden etwas bewahrt: Die Angst vor der Versuchung. Sie fürchteten, Böses zu tun, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten, hofften, gar nicht erst in eine solche Situation zu geraten. Ich habe solche Angst nicht. Was sollte ich auch je wirklich Böses anrichten? Wir tun doch alle nur unser Bestes ... 

Aus einer Textinterpretation, geschrieben von Fred Majorus im Alter von 12 Jahren, festgehalten im Erinnerungsbuch der 3. Europäischen Oberschule Merkurville für ihren verschollenen ehemaligen Schüler
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Freitag, 23. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1337

.Wenn als erstes nicht die "Gedichte des Tages" vom übernächsten Tag als Plan präsentiert würden, müsste dies gesondert erklärt werden - sie folgen aber jetzt:


.Jürgen Polinskes Definition, wer oder was "Gott ist ...", dürfte einige Leser verstören. Es ist wohl eine Mischung aus "moderner Astronomie" und "schuf ... nach seinem Bilde ..." ...

..Wie verwirrend: "es ist nicht alles katzengold,was glänzt" ... Hier werden wohl "volksweisheiten" etwas umgedeutet ...


.Etwas Anderes ist es mit den Rezensionen. Zumindest die äußere Gestaltung lässt die Variante, sie aus lovelybooks.de herauszukopieren, nicht attraktiv erscheinen. Diesmal aber noch ein Roger Suffo, und zwar zu Steven King "Friedhof der Kuscheltiere". (Übrigens blieb dabei die irreführende Übersetzung des Titels unerwähnt. Es geht natürlich um echte Lieblingstiere und keine "Teddies" zum Kuscheln ...)

Rezensionen dieses Buches gibt es ja schon mehr als genug. Es gibt also wohl kaum jemanden, dem man noch die eigentliche Handlung erzählen müsste. Das Spezielle ist auch etwas Anderes. Das Buch fällt ja in die Kategorie "Horror". Am spannendsten ist es aber durch das Anschleichen eben dieses Horrors. Viele Seiten sind nur erfüllt von lieben Familienbeziehungen. Die Helden werden sympathisch gemalt, etwas idyllisch, mindestens harmlos lieb. Die potentielle Bedrohung ist immer gegenwärtig, abe sie nähert sich noch langsamer als schleichend. Man ahnt, es geht weiter, mit dem Wiederbeleben des Lieblingstiers ist es nicht getan. Man ahnt, dass wenn schon die wieder zu einer irdischen Existenz erweckten Tiere nur mehr ein Schatten ihrer selbst sind, dass das mit dem Menschen eher noch grausiger werden muss. Und doch nimmt das Verderben seinen Lauf. Es ist letztlich aber deshalb ein ergreifendes Grauen für den Leser, weil er sich mit dem Helden, seinen Beweggründen identifizieren kann. Ich zumindest. Als dann endlich das Monster umgeht, war bei mir schon viel Spannung weg. In solchen Romanen muss ja der Held überleben. Irgendwas würde schon Erlösendes passieren. . Im Nachhinein fand ich das Buch zu dick. Wo aber was hätte gestrichen werden können - ich weiß es nicht..
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Lyrik-Prosa-Wortkultur 1336

Die "Gedichte des Tages" versuchen augenblicklich, einen Ein-Blick in die Lyrikwelt des "Weltpoeten" Jürgen Polinske zu geben:


.Wir gehen Ostern entgegen - Zeit also, ein Gedicht im Test zu präsentieren, das dieses Motiv der Märchenwelt ins "arbeitsleben" überträgt ...
.Der große "Gastarbeiter" der GdT heißt aber zur Zeit nicht Osterhase sondernJürgen Polinske, diesmal mit "wortlos". Ich gebe zu, dass ich mit dem Gedicht ein Problem habe: Meint der Autor es nun ernst oder stellt er die "übergeschriebene" These in Frage ...?

Und eine Rezension. Slov ant Gali über Alexander Kröger "Der Untergang der Telesalt":

Es ist mitunter ein besonderes Erlebnis, dass man vor Jahren einmal gelesen hatte, neu zu entdecken.
An Krögers „Der Untergang der Telesalt“ war nur ein dunkler Schimmer zurückgeblieben, dass es mir beim ersten Mal gefallen hatte und der Hauptstrang, dass eine Expedition von der Erde auf die Überreste einer Gemeinschaft stößt, die einst von der Erde aufgebrochen war, um den Kosmos zu besiedeln, nun aber in eine matriachalische Urgesellschaft versunken ist.
Die Fassung ist die von 1989 unter „spannend erzählt“ in der DDR veröffentlichte. Angeblich hat der Autor eine überarbeitete Version herausgebracht. Ein Vergleich zwischen den beiden Fassungen ist sicher interessant. An der vorliegenden ist das Symbolhafte besonders reizvoll. Die Geschichte der ca. 1000 Siedler liest sich wie eine Metapher auf die Geschichte des „Realsozialismus“ mit dem weisen Kommentar, „das konnte so nichts werden“. Heute würde ich gegen den Vergleich entschiedenen Protest anmelden: Wer sich auf der Erde einbildete, den Sozialismus aufbauen zu können, musste es mit den vorhandenen Bedingungen versuchen. Die Siedler der „Telesalt“ hätten in der ganzen Zeit des Beginns ihr riesiges Schiff gehabt, das ihnen über 10 Jahre Heimstatt gewesen war. Es bestand kein Grund, wie eine Herde ungestümer Kinder in die fremde Natur hinauszustürmen und ohne gründliche Untersuchung der Umweltbedingungen im weitesten Sinn unbedingt ein neues fertiges Leben außerhalb des bewährten Schutzes des Raumschiffes zu wagen. All die von Kröger angeführten Katastrophen haben irdische Parallelen; nicht ist so ausufernd ausgedacht, dass die Möglichkeit solcher Ereignisse den Handelnden nicht hätte einfallen können – wodurch ein Teil ganz ein anderer im Schadensumfang hätte vermieden werden können. Kröger lässt sowohl die Führung einen unverantwortlichen Aktionismus an den Tag legen als auch die Masse dem folgen. Als Autor vergleichbarer Szenarien frage ich mich, ob eine angeordnete Schufterei unter relativ unfreundlicher Atmosphäre zwecks „Planerfüllung“ nicht mindestens einer längeren Anpassung bedurft hätte.
Kröger löst viele Probleme, welche Wertungen ER (nicht) abgeben wollte, durch die Sicht der am plastischsten nachempfindbaren Figur der Lehrerin Fanny. Hier stimmt alles:Die kritische Sicht und der Selbstzweifel, ob denn der eigene Blickwinkel nicht nur kleinmütig ist, bis hin zu den Formen ihrer Vereinsamung und Depression.
Auf den „Prolog“ hätte ich ganz verzichtet. Er ist handwerklich mehrfach ungeschickt. Zwar bildet sich Kröger ein, dass durch den Auftrag, im Nachhinein ein Buch über die ungewöhnlichen Entdeckungen zu schreiben, die Spannung / Neugierde steigen könnte, die ist aber beim Lesen eines Buches, bei dem sich eine menschliche Besatzung einem Planeten mit möglichen intelligenten Lebensformen darauf bei allen Lesern solche Art Literatur sowieso gegeben. Auch wird der Faden nicht mehr wieder aufgenommen. Man erfährt nicht, was aus dem Projekt am Ende wird. 
Auch tritt Kröger auf die Spannungsbremse, wenn er potentielle Konflikte zwischen dem neuen kleinen Raumschiffteam zwar anfängt aufzubauen, aber nie zu praktischen Handlungskonsequenzen führt. Wahrscheinlich hatte der Ich-Erzähler Sex mit Lisa, bevor er ihr nicht beistand in ihrem Wunsch, bei den hilfebedürftigen Menschen zu bleiben, bis ein nächstes Raumschiff eintrifft, und dann haben sich die Beziehungen abgekühlt, aber nichts „bricht aus“. 
Der Ich-Erzähler ist Anthropologe. Es ist schwer zu vermitteln, dass sein „Schliemann-Instinkt“ nicht stärker geweckt worden sein soll bei der vorliegenden Degeneration einer Gemeinschaft.
An einer Stelle musste ich sehr grinsen: Der Autor brachte es wirklich fertig, das Alter eines „Mädchens“ zu umgehen, das die Raumschiffgemeinschaft so indiskret in ihren Nacktheits-Handhabungen beobachtet. Sie hätte ebenso gut fünf wie 19 sein können, am wahrscheinlichsten zwischen 10 und 12. Ich hätte Spannungen zwischen den Besatzungsmitgliedern wegen der Achtung der Intimität dieses Mädchens irgendwie erwartet. 
Insgesamt ist das Ganze durchaus lesenswert, weil es auf durchaus neue Weise die Frage aufwirft, was denn die Menschen zu dem macht, was sie sind … oder eben noch nicht oder nicht mehr sind ...
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Mittwoch, 21. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1335

Bei den "Gedichten des Tages" erscheint das erste Gedicht eines Autors aus dem Friedrichshainer Autorenkreis.


Jürgen Polinske hatte ein Problem, als es darum ging, Autor beim Gedicht des Tages zu sein: Soll er sich dann um ein tägliches Gedicht bemühen? Bestimmt nicht. Nur ein eigenes Fach bekommen beteiligte Autoren erst, wenn sie mindestens mit 6 Gedichten dabei waren ... In diesem Fall beginnen wir mit einem ohne Titel (***), weil der ursprünglich angedachte im FAK-Kreis auf heftigen Protest stieß ...
Auch Thomas Reich ist mit seinem Gedicht diesmal nicht durchs "Raster" gefallen ... auch wenn ich mir eine Autorin vorstellen könnte, die gegen eines der verwendeten Bilder protestiert ...


Dazu kommt eine Rezension. Diesmal wieder Roger Suffo zu Angela und Karlheinz Steinmüller "Pulaster"

Auf Karlheinz Steinmüller stieß ich über ein dünnes, bei Amazon nicht auffindbares Kompass-Bändchen "Der letzte Tag auf der Venus", in dem SF-Erzählungen, u.a. Der Traum vom Großen Roten Fleck veröffentlicht waren. Beeindruckend fand ich, wie unterschiedliche Welten utopische Geschichten nebeneinander bereisen können. "Pulaster" ist dagegen eine vollständig erzählte Welt. Ein Schicksalsschlag trifft einen, der als Raumfahrer bisher gewohnt war, Zeitsprünge von eine Zukunft in die nächste zu vollziehen: Eine Krankheit bindet sein Restleben an einen extrem öder Planeten. Ödes Regenwetter und ein Kleinkrieg zwischen Bürokraten. Menschen leben ein paar da. Einige wollen alles modernisieren. Aber irgendwie wirkt der Planet wie die Erde ohne den Meteoriteneinschlag vor 64 Millionen Jahre. Die Hreng sind einigermaßen intelligente Echsen, die moderne Zivilisation abzulehnen scheinen. Ausgerechnet da soll eine Expedition in ein Gebiet mit einer Anomalie führen. Sumpf. Ödnis. Fremdenfeindliche "Eingeborene". Und jene Anomalie liegt in einem Tabu-Bereich. Da darf niemand hin. Aber der "Tral" ... eine Art kollektiver Liebesrausch. Da müssen die geschlechtsreifen Echsen auf Wanderschaft. Freie Bahn ins verbotene Gebiet... Alles kommt natürlich anders. Der Held erlebt mit einem Hreng zusammen ein "Roadmovie" --- nur ohne Straße. Langsam beginnen beide, einander zu begreifen. Eine Entdeckung aus alten Zeiten lässt die Geschichte der Planetenzivilisation in neuem Licht erscheinen. Offenbar gab es schon eine höhere Entwicklung. Die Hreng jedoch drehten vorsätzlich ihre Entwicklung zurück. Eine Welt des Friedens. Ohne alle "Zivilisationskrankheiten". Doch in der Raumstation, dem Außenposten galaktischen Fortschritts wird schon an einer grundsätzlichen Änderung des Ökosystems gearbeitet, durch die sich die Lebenswelt der Hreng unumkehrbar verändern würde. Sind die Hreng noch zu retten? Das fragt ausgerechnet Fabius, der losgezogen war in die Urwelt, um sie zu verändern ...

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1334

Was uns bei den Gedichten des Tages bevorsteht?
Na das:


Ein Thomas Reich wie er beeindruckt. Hätte ich bei einigen der letzten Gedichte überlegt, ob noch eine weitere "Verdichtung" dem Text gutgetan hätte, so hielte ich "Strömung" für einen lyrischen Treffer - obwohl die Metapher keine so gaaaaanz neue ist ...
Eine eher allgemein-philosophische Aussage verpackt dagegen Sebastian Deya in "Der Wahnsinn". Dazu fiel mir die Griechenweisheit ein: "Ich weiß, dass ich nichts weiß. Also weiß ich schon viel" ... oder so ähnlich ...


Und Rezensionen haben wir auch im Angebot:

Roger Suffo zu

Alexander Kröger "Antarktis 2020"

Alexander Kröger hat an der Bergakademie in Freiberg studiert und unter Tage gearbeitet. Offenbar gerne. Man muss dies wissen, um zu verstehen, weshalb er überdurchschnittlich viele technische Vorgänge solcher Vorgänge sehr detailliert beschreibt. Es ist anzunehmen, dass sich der Autor heute für dieses Buch schämt. Es ist ein Arbeitspoem, ein Propagandawerk, wie wunderbar schöpferische Arbeit sein könnte, wenn sie die freie Entfaltung der freien kommunistischen Persönlichkeit beflügelte. Vorsichtig ausgedrückt: Mitunter übers Ziel hinausgeschossen. Nach einer radikalen Kürzung um technische Details, mit denen nur Fachleute etwas anfangen können, entdeckt man durchaus Spannung, wobei DDR-Träume durchschimmern: Die Helden reisen kreuz und quer durch die Welt, von komplizierten zu exotischen Orten und weiter zu profanen. Für Interessierte an ökologischen Fragen reizvoll, weil sehr vielschichtig gedacht. Man meint, in der DDR sei man theoretisch bei Fragen des ökologischen Gleichgewichts der Natur sehr weit gewesen. Hübsch am Rande: Die Jugendlichen, die ihr Selbstbewusstsein aufbauen wollen, lassen sich "Herkulesaufgaben" stellen. Das sind dann komplizierte Arbeitsaufgaben unter widrigen Bedingungen, deren Bewältigung Grund zum Stolz auf die eigene Leistungsfähigkeit ist.

Dazu müsste angemerkt werden, dass Roger Alexander Kröger als "Lieblingsautor" bezeichnet hat ...

Montag, 19. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1333

Das Literaturjournal beginnt traditionell. Dabei sind wohl die beiden Beiträge zu den Gedichten des Tages vom Mittwoch sowohl Gewohntes als auch Neues in einem ...


Zugegeben: Die Schöpfungsgeschichte hat es mir angetan. Zu sehr ist sie vollgestopft mit grundsätzlichen Beziehungsmetaphern des Seins. Aber auch hier gilt manchmal, "Wie man´s macht, ..."
Ob da die Grammatik Klarheit schaffen kann? Eine Antwort (?) finden wir bei Gunda Jaron  "Konjunktiv"


Nach so viel Grammatik-Unterricht schon im Lyrikteil wundert dann der "Prosaschluss nur noch wenig:

Slov ant Gali zu "Lyrischer Lorbeer 2011" von Pascal Cziborra (Hrsg.)


Anthologie ist nicht gleich Anthologie. Es ist schon ausschlaggebend, ob für eine Auswahl zeitgenössischer Lyrik auch wirklich aus dem Vollen geschöpft werden konnte. Diese Lyriksammlung erweckt zumindest diesen Eindruck. Nun ist Lyrik in besonders großem Maße Geschmackssache. Aber wer einen Band moderner Gedichte zum Verschenken sucht, kann mit diesem Buch nichts falsch machen- Oder doch: Drin blättern sollte er vorher selbst ...

Slov ant Gali zu "Wider alle Welt" von Alois Jirasek


Wer weiß etwas über die Hussiten? Bei wem klingen die Glocken, wenn er Tabor(iten) hört? Interesse an Geschichte und dem ausgehenden Mittelalter sollte man schon mitbringen. Die Erzählweise des "klassischen" Romans ist mit der Patina von 100 Jahren belegt und die Fülle der Personen bereitet Probleme, sich mit "seinem" Helden zu identifizieren. Vielleicht aber finden sich noch mehr Interessierte, die durch die Zeit reisen möchten, die eine Welt verstehen möchten, das Damals. Vor Martin Luther kam eben Jan Hus und vor den aufständischen deutschen Bauern gab es wehrhafte revolutionäre Tschechen, die Schlachten in der Art der ausgedachten Gallier wirklich gewannen - gegen kaiserliche Deutsche. Ein Nationalepos? Eine Abenteuergeschichte über eine Gemeinschaft, die ihrer Zeit voraus war ...

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1332

Wir kennen hier natürlich schon die "Gedichte des Tages" von übermorgen ... zumindest die geplanten. Wir stellen sie auch hier vor:


Gunda Jaron hat mit "Ausgebrannt" in gewisser Weise das lyrische "Gegenstück" zu meinem Gedicht "Warteschleife" geschafft. Tja, es ist so eine Sache für sich mit dem Immerstarkseinmüssen ...

Der interessanteste Teil der Schöpfungsgeschichte ist wohl der Baum der Erkenntnis. Er trägt sicher noch viele kreative Früchte, aber seine Nutzung hat nicht nur Folgen für die vertriebenen Menschen: Slov ant Gali ... "Schöpfungsgeschichte, letzter Akt"


Und wir möchten zum Schreiben von Rezensionen und Prosatexten anregen, die sich zur "Anregung" zu Leseerlebnissen eignen ... so wie zur Warnung:

Roger Suffo zu Bertholt Brecht "Mutter Courage und ihre Kinder":

Das Stück zum Verhältnis "kleiner Mann" und Krieg. Der "Kleine Mann" ist hier eben die Mutter Courage. Sie möchte ihr kleines Geschäft mit dem Handelswagen unterwegs mit der Truppe machen. Der Dreißigjährige Krieg eignete sich gut als Hintergrund: Die Fronten wechseln unübersichtlich, wer erst wie der sichere Sieger aussah, ist bald auf der Flucht und mit dem Prager Frieden scheint mittendrin schon alles zu Ende. Dies ist Brechts bestes Bild: Der Soldatensohn ist gewohnt zu plündern und zu morden. Weil e es an einem Tag tut, als gerade Frieden befohlen ist, wird er dafür hingerichtet. Fast wäre er freigekauft worden, aber das Plündern und morden geht weiter. Kind für Kind geht der Mutter verloren, jedes irgendwie "durch den Krieg" und jedesmal macht die Mutter weiter. Einzig die Tochter Kathrin stirbt wenigstens, weil sie menschlich handeln wollte, ein Gemetzel verhindern. Alle anderen eigentlich sinnlos. Und der Karren der Mutter zieht weiter. Das einfache Volk hat nichts zu gewinnen beim großen Krieg. Der Leser / Zuschauer sieht es, sieht die Frau ihren Lebensinhalt verspielen - und gerade das ist das Starke: Es gibt keine Läuterung der Heldin. Vielleicht erfolgt die bei dem, dem das 17. Jahrhundert furchtbar fern ist.

Slov ant Gali zu "Collection Deutscher Erzähler ..." des R.G.Fischer-"Verlages":

"Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul", sagt der Volksmund. Ein inzwischen verstorbene Freund schenkte mir mehrere Jahre so ein Buch fürs Regal aus Eitelkeit, etwas Gedrucktes veröffentlicht bekommen zu haben. Das besonders Peinliche dabei: Seine Texte innerhalb der Reihe waren sogar nicht einmal schlecht! Aber es ist der tiefste Punkt in der Entwicklung eines Autors, Zeichen seiner Ahnungslosigkeit und Verzweiflung, zwischen für ihre Veröffentlichung teuer bezahlten Texte niederster Qualität zu hoffen, als Perle gefunden zu werden. Eine Anthologie bietet immer die Wahrscheinlichkeit, dass zwischen Texten, die dem einzelnen Leser gefallen, welche sind, die ihm weniger gefallen. Diese "Collection" versammelt aber ihre Texte nach dem ausschließlichen Kriterium, wer die Seiten bezahlt hat. Wenn also ein Freund fragt, ob er dort veröffentlichen soll, gebt ihm die einfache, klare Antwort NEIN oder sagt JA, wenn ihr sicher seit, dass das Machwerk des Freundes nichts taugt. (Mein Freund hatte mich nicht gefragt ...)

Samstag, 17. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1331

.Es stehen keine Überraschungen auf dem Programm. Als erstes also wie gewohnt die geplanten "Gedichte des Tages" von übermorgen:


Ob Sebastian Deyas Hilfe-Ruf " Herr, lass es Hirn regnen! (1)" die richtige Reaktion auf die aktuellen Ereignisse in NRW ist? Wenn man mal von der Spaßpartei absieht, hoffen ja alle auf Zusatzgewinn ...
Slov ant Gali .stellt die "gewagte" These auf, dass auch im Weltraum noch der Mensch seinem Gott hinterherjagt ... sich selbst:"Heimwärts"

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Wenn ich mir Mühe gebe, erinnere ich mich auch noch an den Namen der Spaßpartei.
Zur Überbrückung gibt es zwei weitere kurze Rezensionen von Roger Suffo für "lovelybooks":

1. Jorge Amado "Der Ritter der Hoffnung"
An sich verstehe ich nichts von Biografien. Wie viel biografisch real so belegt ist, weiß ich nicht. Wichtiger ist, dass Jorge Amado hier einer Legende ein Gesicht gibt: Luis Carlos Prestes, der zu Unrecht im Vergleich zu Che Guevara zumindest für Europa in Vergessenheit geriet. Dabei habe ich kaum so eine Mischung aus nachvollziehbarer Schilderung eines Kilometer langen Fluchtmarsches durch wildes brasilianisches Hinterland und der mit lebhaften Bildern geschilderten Anarchie eines Banditen erlebt. Als Amado das Buch schrieb, muss er noch sehr dem kommunistischen Menschenideal angehangen haben. Welche Brutalität legt jener Lampiao an den Tag. Auch er nimmt für sich in Anspruch, gegen die Reichen zu kämpfen. Letztlich ist er nur ein Bandit. Gewalt als Mittel der Selbstbefriedigung - letztlich Mittel, um den zu diskreditieren, der das System der Ausbeutung, dass im Brasilien jener Zeit sehr nackt und offen brutal wirkt, grundsätzlich beenden möchte. Wie beweist man auf der Flucht, dass man ein einem untergeschobenes Verbrechen nicht begangen hat?
2. Jorge Amado: Herren des Strandes"
Die Rezension ginge leicht schnell: Beim ersten Lesen, so mit 15 hab ich geheult. Eine zukunftslose Liebe, die einmal Erfüllung erleben möchte. 14jährige, die verurteilt sind. Man kann es nur kleinreden: Amado gelingt es hier einfach, sich ganz eng verbunden zu fühlen mit diesen Jugendlichen, egal, was sie getan haben. Dieses Gefühl bleibt zurück: "Die armen Schweine" haben doch auch ihre großen Gefühle. Die anderen Mitglieder der Bande verlieren ihr Gesicht wieder. Die in einer Begegnung erfüllt Liebe bleibt ...

Kann man so Rezensionen schreiben?!

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Freitag, 16. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1330

Beim Beginn bleiben wir beim Gewohnten: Wir schauen auf die Prognose, wie die "Gedichte des Tages" wohl übermorgen aussehen könnten:


Hoffen wir, dass unser Deutschland einmal einen Präsidenten bekommt, der die Freiheit des Anderen mit anderer Meinung achtet, der tolerant ist, der die Friedensbotschaft des Neuen Testaments in seiner Amtsführung zum Maß seines Handelns macht, der sich um das Wohl aller Menschen dieser Erde, zu aller Erst derer, die sich nicht kraft eigener Gewalt mehr als ihr Recht nehmen können, der nicht korrumpierbar ist durch Macht und Geld ... Irgendwann werden wir ihn haben oder nicht mehr sein ...
Eine Besonderheit der Lyrik ist, dass sie mit anderen Künsten korrespondieren kann. So ist ein Gedicht zu einem Bild interessant - wenn es seine Wirkungen sowohl entfaltet, wenn man das Bild kennt / vor sich hat als auch, wenn es für sich allein steht. Slov ant Gali probiert dies mit einem Prosatext, der Erzählung "Der Flaschenteufel" von R. L. Stevenson ...
Besonders unernst spielt Gunda Jaron mit der Doppelbödigkeit der Sprache. Die zu entdecken ist ja eins der Vergnügen, die uns die Arbeit am Wort bereitet ... "Zwei Fünfzeiler - teegekesselt ..."


Solange noch kein geeigneter Fortsetzungstext vorliegt, genieße ich ein Bumerang-Erlebnis: Nachdem ich "lovelybooks" entdeckt hatte, empfahl ich es u.a. Roger Suffo. Und nun erhalte ich Rezensionsvorschläge, die er dort veröffentlicht hat. Da wir hier ja auch Rezensionen veröffentlichen, folgen vielleicht noch einige weitere:

zu Gerhard Branstner "Der falsche Mann im Mond"

Die Welt ist am Abgrund vorbei. Der Weltkrieg fiel aus, weil eine Gruppe von amerikanischen Unternehmern einen sozialistischen Aufstand unterstützten. Sie blieben wirtschaftlich mächtig, ein besonders pfiffiger von ihnen will einer baldigen Enteignung zuvor kommen, indem er sein Unternehmen gegen eine angemessene Entschädigung abstößt, bevor es zu spät ist. Dazu möchte er den Wert des Unternehmens in die Höhe treiben. Die Chance dafür sieht er in dem "Beweis", dass sein Unternehmen ein Verfahren zur Überwindung der Gravitation entwickelt hat. Ein böser Schwindel wird inszeniert. Nichts ahnend gerät ein Deutscher in eine sich anbahnende Liebesgeschichte auf dem Mond, die durch anfangs unerklärliche Ereignisse gestört wird. Aber er erlebt das kollegial-freundschaftliche Verhältnis der sowjetischen Forscher, wird Objekt erheiternder Forschungen, weiß, dass auch auf der "richtigen Seite" es noch nicht soweit ist mit der Gravitationserforschung ... und letztlich wird der ganze Schwindel auf vergnügliche Weise entlarvt.
Für einen, der sich nichts unter kommunistischem Zusammenleben vorstellen kann, ein geeigneter Einstieg. Insgesamt flüssig geschrieben. Es gibt allerdings für einen utopischen Roman keine Highlights und die Action löst sich in Schmunzeln auf ...

Donnerstag, 15. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1329

Beginnen wir - als ob wir dies nicht fast immer täten - diesmal mit den "Gedichten des Tages" von übermorgen. Dort ist Folgendes geplant:


Manche aktuellen Ereignisse entziehen sich mit aller Kraft eine lyrischen Abbildung - abe sie schreien danach, abgebildet zu werden, versichtet ausgeformt zu werden - in der Hoffnung, dass die Abbildung die Änderung befördere. Einer solchen Aufgabe unterzog sich Thomas Reich mit "Karstadt Hertie Schlecker".
Und nun wird´s biblisch. Die Titelzeile ist original aus der Schrift von Juden und Christen herauskopiert. Die Konsequenzen des Gedichts kann jeder selbst erdenken: "... bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht ...(Genesis 1.28)"


Ja, wie macht man weiter in einem Literaturjournal, nachdem so "Profanes und so "Göttliches" aufeinanderprallten?

Vielleicht mit einer Rezension? Roger Suffo wies nämlich auf ein besonderes Buch hin, dass "man" gelesen haben sollte: "Der König David Bericht" von Stefan Heym.

Sollte man auch gelesen haben, wenn man keine historischen Romane mag - es ist nämlich keiner. In der DDR entstandene beste umschriebene künstlerische Kritik. Heym lässt seinen Helden nach den wirklichen Ereignissen forschen, ihn immer wieder entdecken, was für ein Schwein der zum Helden zu erhebende alte König doch war und wird durch die Diener der Macht auf verschiedene Wege dazu genötigt, aus Verbrechen und Feigheiten Heldentate zu machen. Da die Könige David und Salomo als die historischen Vorbild-Gestalten gelten, stellt der Jude grinsend den Gedanken daneben, dass sie das nur wegen der Art der Beschreibung ihres Lebens geworden sind. Schwer zu glauben, dass er dies auf diese Gestalten bezogen meinte. Er zielte offenbar auf die jüngere Geschichte, die immer wieder "umgedeutet" wurde - wie Stalin ehemalige Kampfgefährten aus Fotos retuschieren ließ, sobald sie in Ungnade gefallen waren, und wie heute die DDR-Geschichte zu einem Haufen Unrecht umgeschrieben wird. Wer die Macht hat, hat das sagen. Wer die Geschichte schreibt, gibt vor, wie sie gewesen sein soll. Alles im Flair einer Erzählung aus grauer Vorzeit und doch so gut als heutig erkennbar. Ein kluges Buch, das man nicht vergessen sollte.

Mittwoch, 14. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1328

Beginnen wir mit den Gedichten des Tages von übermorgen:


Brunhild Hauschild hat es versucht: Sie schickte mir ein Gedicht mit dem Titel "Demenz", um zu überprüfen, ob ich erste Anzeichen aufweise. Mal sehen, ob ... Ich hatte Glück: Ich erkannte das Gedicht als Überarbeitung von einem gleichen Titels. Aber es lohnt wirklich einBlick auf das Ergebnis ...
Ein Problem von Gedichten kann sein, dass sie Metaphen und Zusammenhänge zu vermengen versuchen, die letztlich die verknappende Form überfordern. Als ich mit "Von der Kokosnuss" begann hoffte ich noch, der Gefahr zu entgehen ...



Fortfahren können wir dann also mit der aktuellen Fortsetzungsgeschichte, die ja noch in ihrer "vorgeburtlichen" Phase steckt:


Slov ant Gali: Kein Zurück zur Natur (5 = Schluss)  

... Was er nun sah, fesselte seine Aufmerksamkeit. Gerade hatte die Monsterkiefer - oder wie immer dieses Gewächs genannt werden sollte - ihren Blütenstempel zu einer Kussmundgeste verzogen. Dann schoss ein Fladen blassweißen Glibbers auf Rons Kopf. Der breitete sich aus und … die Haare, der Kopf … Vor Käsichs Augen löste sich Ron allmählich auf. Blasen schlagend. Langsam. Und was das Verwirrendste war:Obwohl der Soldat längst hätte tot sein müssen, stand er noch immer aufrecht. Regungslos.
Ohne viel zu überlegen eilte Käsich nach draußen. Dem Kameraden helfen. Vielleicht … Er merkte gar nicht, dass er völlig sinnlos sein Magazin leerschoss. Erst die eingetretene Stille danach weckte ihn. Er sah noch, wie mehrere Riesenblüten ihre Stempel auf ihn anlegten. „Jetzt bin ich dran“ schrie eine Stimme in ihm, während ein inzwischen kopfloser Ron kippte wie ein professionell gefällter Baum. Da wurde auch Käsich getroffen.

Für die folgenden Ereignisse gibt es eine amtliche Darstellung:
Aus nicht nachzuvollziehenden Gründen brach zwischen 5.45 und 6.00 Uhr in den zum Standort K-R gehörenden Baracken unter den dort anwesenden Soldaten und Offizieren eine Massenpsychose aus. Übereinstimmend behaupteten alle, sie wären von Kiefern mit riesigen Blüten angegriffen worden. Genauso übereinstimmend sei ihnen im selben Moment der Gedanke gekommen, die von ihnen testweise bombardierte Natur wolle wieder ihre Ruhe haben und sie sollten eiligst flüchten und die Menschen warnen. Trotz der entstandenen Panik gelang dies allen Armeeangehörigen. Allein die beiden Wachhabenden wurden nicht gefunden. Es wurde ein außerordentliches Manöver angeordnet. In mehreren Staffeln wurde die Fläche des Stützpunkts mit dem angrenzenden Baumbestand geglättet. In den nachfolgend analysierten Rückständen der Kiefern wurden keine Anzeichen von Mutationen, Modifikationen oder andersartigen Veränderungen nicht mechanischer Art festgestellt. Es muss angenommen werden, dass eine zumindest THC-ähnliche Substanz die allgemeine Bewusstseinsverwirrung hervorgerufen hat. Da als dritte Übereinstimmung alle Betroffenen der Meinung sind „Dann sind die Monsterbäume weitergezogen und kommen wieder“, wird eine Behandlung des Phänomens in geschlossener Psychiatrie und eine komplett neue Besatzung des Stützpunktes empfohlen.
Zwei Soldaten blieben abgängig.

Die Heide hat wieder ihren Bombentestfrieden zurück. Gelegentlich berichten Jagdflieger im internen Kreis von fluoreszierendem Leuchten zwischen den Bäumen. Früher hätte man das Seemannsgarn genannt. Und wieso sollte sich denn die Natur an den Menschen rächen?



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