Diesmal geht es um ... Naturlyrik?!
Eigentlich weniger. Es geht um Gedichte, die sich Naturbilder und -metaphern auf eigene Weise nutzbar machen.
Da wäre zum einen Jürgen Polinske, der eine "Menage a trois" entdeckt, und Slov ant Gali, der die chemische "KÖNIGSWASSER"-Mischung zur "Verallgemeinerung" nutzt ...
Das die Fortsetzung des utopischen Romanprojekts dort anknüpft, wo sie am Vortag angekommen war, versteht sich dagegen von selbst:
Slov ant Gali / Gunda Jaron: Ich wurde Gott (5)
... Und
dann machten wir eine unsere Welt total verändernde Erfindung. Du
weißt ja, dass wir alle aus Zellen bestehen. Und jede Zelle arbeitet
ihr spezielles Programm ab, lebt sozusagen ein eigenes Leben im
großen Organismus. Das Problem ist nur, … wie sag ich´s ... Stell
dir vor, du verletzt dich. Dann entstehen an dieser Stelle allmählich
neue Zellen. Das ist ein normaler Prozess. Jede Zelle stirbt ab, auch
jede intakte, und wird durch eine Art Kopie ersetzt. Das sind normale
biologische Heilungs- und Erneuerungsmechanismen. Nur schleichen sich
irgendwann mit dem immer weiteren Kopieren der Kopien und durch
verschiedene Umwelteinflüsse immer mehr Fehler ein. Dann geht es
nicht mehr richtig. Der ganze Körper funktioniert nur noch bedingt,
man braucht immer mehr Pflege Anderer, bis man eben ganz stirbt. So
war das seit Ewigkeiten, bis ... ja, bis wir die Nanniten
entwickelten.
Nanniten
oder Nannys, wie wir sie liebevoll nannten, sind ganz winzige
biochemische Programme, Nanoroboter, die genetisch ins Körpersystem
eingeschleust werden und das gesamte Zellreparatursystem auf immer
gleich bleibendem Niveau halten. Verstehst du: Exakt die Programme,
die zum Zeitpunkt des Nanniteneinbaus stofflich ablaufen, werden
immer wieder neu hergestellt, für die einzelnen Zellen und für den
ganzen Körper als System. Jede Veränderung machen diese Nanniten
relativ schnell rückgängig. Also nicht nur ungewollte.
Es
dauerte lange, bis wir erkannt hatten, was das praktisch bedeutete.
Das hatte nämlich zur Folge, dass die Manipulationen mittels der
eingeschleusten Nanniten nicht im Kindesalter, sondern frühestens
dann erfolgen konnten, wenn der Körper ausgewachsen war. Sonst wären
wir nämlich ewig Kind geblieben. Und Veränderungen anderer Art
durfte der Körper auch nicht mehr durchmachen müssen, egal ob
erwünscht oder nicht. Den Zyklus einer Frau zum Beispiel,
Schwangerschaften sowieso nicht. Nur das Gehirn konnte immer neue
soziale Lerninhalte und Wissen aufnehmen, da wurden ja nur
Verknüpfungen zwischen vorhandenen Zellen hergestellt; die Menschen
wurden also immer weiser. Ihre Körper dagegen blieben unverändert
jugendlich. Ewig jugendlich sozusagen, soweit man das sagen kann,
wenn man erst 200 Jahre Erfahrungen mit diesen Nanniten hat. Es kann
kann sein, dass sie irgendwann aufhören zu funktionieren oder sich
doch Fehler einschleichen.
Wir
hatten wie gesagt die Zeiten jeden egoistischen Besitzdenkens lange
hinter uns. Es gab also keine Kriege mehr. Im Prinzip waren auch die
verbliebenen Geißeln Krankheit und Tod besiegt. Ahnst du, was das
bedeutete? Stell dir einfach vor, es lebten vorher schon mehr als
achtmal Tausend Millionen Menschen auf unserer Erde. Die starben aber
alle - früher oder später. Neue Geburten mussten die Sterbenden
ersetzen. Da ja jeder starb, mussten zum Überleben der Menschen
insgesamt letztlich so viele Menschen neu geboren werden wie starben.
Du verstehst sicher, dass das über Jahrtausende das Denken der
Menschen, ihre Riten, ihre Normen, Vorstellungen, ihre traditionelle
Lebensplanung bestimmt hatte. Plötzlich aber war das nicht mehr
wahr. Plötzlich sollten alle umdenken.
Neues
Leben bedeutete nicht mehr, die eigenen Erfahrungen weiterzugeben, so
gut es ging, sondern wurde zum gefährlichen Luxus, weil jede Geburt
die Zahl der auf der Erde lebenden Menschen unmittelbar erhöhte...
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