Samstag, 31. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1345

In den "Gedichten des Tages" schärfen wir unseren Blick für besonders geeignete und poetische Mittel. So wird dies wohl auch übermorgen sein:


Thomas Reich testet Google. Ich gebe zu, ich war gespannt auf das Ergebnis, aber es fiel eindeutig aus: Für Google war der eingebaute Fehler nicht gravierend genug, um mir nicht sofort anzuzeigen, was er wirklich gemeint hatte. Dabei meine ich nicht seinen Titel "Wollt ihr die totale Freiheit?". Leider würde ich auch eine inhaltliche Aussage als unzutreffend anstreichen. Welche mag das wohl sein?
.In gewisser Hinsicht ist Sebastian Deya mit seinem "Das Tor zur Wahrheit" in sicher ungewollte Nähe zu Esoterikern geraten. Denselben Text hätten die nämlich - mit anderer Bedeutung selbstverständlich - auch bei sich veröffentlicht. Wir sollten immer darauf achten, wenn wir Abstrakta oder Metaphern gebrauchen, ob sie gegen uns interpretiert werden können ...


Das SF-Fortsetzungs-Prosamanuskript dagegen geht "normal" weiter:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:                    Ich wurde Gott (8)



... Den eigentlich nötigen Tests hatte ich mich verweigern dürfen. Ich war ja so eine Art Selbstmörder im Dienste der Menschheit und bekam dafür die Freiheit, beliebig die selbst gewählte Einsamkeit abzubrechen. Alle, die mit mir flogen, hatten ihre Zustimmung gegeben.
Mein Raumschiff war nicht das einzige. Jeder, der sich freiwillig der friedlichen Eroberung neuen Lebensraums verschrieb, durfte dies nach Prüfung der technischen Möglichkeiten auch tun.
Vielleicht bereitete ich schon mit dieser Entscheidung meinen Weg zum Verbrecher vor – wer weiß? Es waren ja auf der Erde keine mehr bekannt. Vielleicht entfernte ich mich erst mit meinem Einzelgängerleben unterwegs vom Dasein als Mensch. Ich weiß wirklich nicht, warum ich so wenig darauf erpicht war, eines der hübschen eingefrosteten Mädchen zu wecken. Erst in den letzten Tagen hier habe ich gründlicher darüber nachgedacht. Eigentlich ist mir nur eine Erklärung eingefallen: Ich hatte Angst, Angst vor einer Abfuhr oder Angst vor der Vorstellung, ausgerechnet die, die mir gefallen hätte, wäre mir überlegen gewesen. Und dann … Es ist so eine Sache mit dem In-einer-Gemeinschaft-Leben: Haben sich erst einmal Normen herausgebildet, dann bedarf es immer besonderer Kraft, sie zu durchbrechen – egal, ob sie gut oder böse sind. Und irgendwie reizte mich schon, dass gerade die Raumfahrerteams eigene Regeln entwickeln konnten, weil sie das mussten. Also lebte ich freiwillig ganz bewusst zwei Jahre lang allein zwischen lauter eingefrosteten Menschen. Wenn ich nicht die Sicherheit gehabt hätte, jeden bei Bedarf zu wecken, wäre mir das wahrscheinlich nicht gelungen. So aber studierte ich ungestört eine ungeheure Menge an Wissen meiner Zeit. Zeit, ja, das war ein tolles Gefühl. Ich besaß sie im Überfluss. Lebenszeit und überhaupt. Es kann ja sein, dass ich auch Angst hatte. Sollte unser medizinisches Experiment scheitern, hätte das ja indirekt auch mich betroffen: Wenn ich jemanden aus der Kälte holte, begänne der vielleicht zu altern und ich bliebe jung daneben. Nein. Keine angenehme Vorstellung. Dieses Risiko wollte ich frühestens auf dem Rückflug oder zur erfolgreichen Erforschung eines entdeckten Lebensplaneten eingehen. Bis dahin blieb ich lieber als Einziger munter. Für die eigentlichen Flugoperationen wurde kein Mensch gebraucht. Jedes Raumschiff verfügte über einen Super-Computer mit mehreren Kurs- und Optimierungsprogrammen. Keine bekannte Situation konnte von Menschen so schnell und so optimal bearbeitet werden. Theoretisch ließen sich unsere Raumschiffe natürlich auch durch Menschen steuern. Aber wozu? Gerade weil eigentlich keine echte Verantwortung darin lag, war die Bildwand auf der Brücke eine herrliche Spielerei. Hier konnte man den Weltraumabschnitt, in den man gerade flog, überblicken. Objekte, die der Computer als potentielle Gefahr einordnete, markierte er mit einem roten Kreis. Er verstand darunter vorrangig große Objekte auf Kollisionskurs und Schwarze Löcher, überhaupt Massekonzentrationen, die das Raumschiff voraussichtlich aufsaugen würden, und andere Erscheinungen, die eher gefährlich als interessant wirkten. Griff kein Mensch ein, umflog er diese Räume selbstständig in großem Bogen. Um Erscheinungen, die etwas enthielten, was unbekannt war und gleichzeitig erforschenswert schien, ohne das bereits eine Katastrophe für das Raumschiff zu erwarten war, setzte er gelbe Kreise. Die Daten über solche Kreise ließen sich gesondert abrufen. Wenn er keine Anzeichen fand, einen grünen Kreis zu setzen, steuerte der Computer das Raumschiff ausnahmsweise in die Nähe eines solchen gelben.... 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower