Dienstag, 13. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1327

Immer wieder beginnt alles mit der Frage, wie denn voraussichtlich die Gedichte des Tages übermorgen aussehen könnten. Heutige Antwort: Vielleicht so?!


Die Kategorie Testgedichte" hat einen Vorzug: Ich kann Gedichte zur Diskussion stellen, hinter denen ich noch nicht uneingeschränkt stehen dürfte. Und dann steht die Frage, welcher Fehler ist beispielsweise der mich bei Slov ant Gali: "Das Imperium" verunsichernde ... oder ist es keiner ... oder sind es sogar mehrere?!
Tja, der eine schreibt mehr Gedichte, der andere eine Weile so wenige, dass er Angst haben muss, vergessen zu werden. So zumindest könnte man Roger Suffos "Back again?!" verstehen ... 




Slov ant Gali: Kein Zurück zur Natur (4)  


... Plötzlich drehte Ron durch. Fast wie von allein beschossen die Kugeln im Dauerfeuer den Stamm der mittleren Kiefer. Dumpf hallten die Schüsse im Wald wider. Jedenfalls kam es den beiden Soldaten so vor. Irgendwo draußen in der Siedlung zog Kati die Decke über die Ohren. Sie trug ein Nachthemd und einen blassgrünen Slip, denn nach Erotik stand ihr der Sinn nicht. Nein, sie hörte nichts.
Käsich aber stand reglos da.
Auf den Krach hin, vielleicht auch, weil eine der Kugeln in den Stamm eingedrungen war, das juckte bestimmt, klatschten die Krakenwurzeln wie zum Zeichen der Empörung auf den nadligen Boden. Vielbeinig rannten nun mehrere Bäume auf die Männer am Schlagbaum zu. Etwa zwei Meter vor ihnen blieben alle ruckartig stehen. Der mittelste begann zu fluoreszieren. Besonders kräftig leuchtete seine Spitze. Zuerst in einem immer heller werdenden Grün, dann gelblich, zum Schluss – wie beim Reifen einer süßen Frucht – wurde sie rot. Und dicker war sie geworden, viel dicker.
Käsich und Ron starrten wie hypnotisiert auf die Erscheinung. Ein Telefon klingelte wütend. Nein. Eigentlich war es ungewollt komisch. Es war Käsichs Handy und der hatte ein Motiv aus High Noon programmiert. Das Geräusch drang irgendwie zu keinem Ohr vor.
Die Baumspitze war inzwischen zur Knospe geworden. Eine einzelne riesige Knospe, die – noch immer wachsend – sich langsam öffnete, sich zur Blüte entfaltete. Sie war größer als ein Fußball. Einer, der leuchtete, in grellen Rottönen, violett, pink. Aus seiner Mitte wuchs so schnell, dass die beiden Soldaten dabei zusehen konnten, ein Stachel vor.
Für eine solche Erscheinung gab es keinen verwendbaren Befehl. Käsichs Unterbewusstsein fand trotzdem zu einem vernünftigen Kommando. Ohne dass der Soldat darüber nachdachte, führten ihn seine Beine ins Wachhäuschen, die Hände ergriffen das dort auf dem Tisch zurückgelassene Handy … doch nichts geschah. Ungläubig wanderte der Blick des Soldaten vom Telefon zu den seltsamen Bäumen und wieder zurück. Akku leer … Das war so ziemlich das Letzte, was er jetzt gebraucht hätte. Es blieb also nur das altertümliche Diensttelefon, das auf dem Schreibtisch stand. Immerhin hatte es eine Standleitung. Ungebremst bricht es aus Käsich heraus: „Wir werden angegriffen. Monsterbäume ...“
Schon übertönte ihn ein Fluchen vom anderen Ende: „Spinnt ihr, ihr Ochsen?! Haut euch wieder hin! Die Ablösung kommt nicht früher. Könnt ihr alles ins Wachbuch eintragen ...“
Sie glaubten ihm nicht. Käsich sah ein, dass er selbst auch von einem blöden Gag ausgegangen wäre. Langweilig genug war der Dienst ja – gerade in den Morgenstunden. Er drehte sich einfach weg. ...

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