Nicht jede Dichtung muss lyrisch sein - mindestens dann nicht, wenn sie das selbst zugibt. Um Schreckensrufen herzblutender Poeten vorzubeugen, habe ich den Text sicherheitshalber gleich "Unpoetischer Sturz auf die Karriereleiter" genannt. Hoffentlich hilft´s ...
Und noch ein angreifbarer Text. "Anatevka 2.0" geht wahrscheinlich so nicht. Ich fürchte, nicht nur der Gedanke, sondern auch die Form hätte aufgegriffen werden müssen. Aber zumindest mit der bekannten Melodie lässt sich das Lied nicht singen ...
Zum Schluss muss allerdings das, was im Moment noch ein Manuskript im Reifen ist, ein fertiger SF-Roman geworden sein:
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (112)
... Als
die kalten Winde einsetzten, hatten fünf Mädchen die Zimmer mit
Doppelbetten neben mir. Ich war ihr Meister und Gefährte geworden.
Wenn ich zwischen ihnen nie einen Streit bemerkte, war das sicher
zuerst Sanjas Werk.
Von
ihr stammte auch der eigentlich so logische Vorschlag für den großen
Versuch.
Ich
hatte mir nie so extrem viel Gedanken gemacht, unter welchen
Bedingungen die Saks überwinterten. Ich ahnte allerdings, dass die
sechs Höhlen, von denen ich wusste, nicht ausreichen konnten. Sanja
erklärte mir schlicht, es sei egal, wie weit der Ausbau der Häuser
sei. Sie seien auf jeden Fall besser als das, was die Dörfler bisher
kannten. Ich könnte doch ausprobieren, ob alle Saks des Reiches in
meiner Stadt unterzubringen waren, egal wie lange ich brauchte, um
sie zu alarmieren und dazu zu bewegen, ihren sicheren Platz hinter
der Stadtmauer einzunehmen. Ich würde sowieso nicht alle erreichen,
doch wenn ich sie erreichen wollte, dann musste das gelungen sein,
bevor die Dörfler in den Höhlen verborgen waren.
Irgendwie
kam mir das Ganze wie ein Witz vor. Zugegeben … Die Stadtmauer war
überall dort, wo sie nur Mauer war, im Wesentlichen fertig. Es
fehlte noch das Tor und ein paar Annehmlichkeiten, mit denen man sich
auf der Maueranlage hätte bewegen können. Nach meinem Verständnis
waren von den Häuser erst die Rohbauten fertig. Wände, Dächer,
Rohre ja, aber noch nicht einmal Fenster gab es, von Möbeln nicht zu
reden. Aber immerhin fließend warmes Wasser – im Prinzip – und
Heizkörper, die durch einen Wasserkreislauf erwärmt werden sollten
– auch im Prinzip. Wenn alles fertig gewesen wäre, hätte die
Wärmeversorgung einen sehr hohen Wirkungsgrad gehabt … Hätte …
Als
ich nämlich über die praktische Umsetzung der Idee nachdachte,
kamen mir verwirrende Zweifel: Die meisten meiner Mädchen waren
Kinder. Sollte ich die ins Land zerstreuen, um die verstreuten
Dorfgemeinschaften von einer Dauerwinterwanderung zu überzeugen? Ich
entschied mich dagegen und für die Robbis. Immerhin besaß ich jetzt
49 Stück. Vierzig davon schwärmten aufs Land aus. Sie sollten den
Siedlungen den Testcharakter unseres Vorhabens erklären. Im Schutz
der Burg wären wir dabei, Unterkünfte für den Winter zu schaffen,
die schon jetzt besser als Höhlen seien, bald aber noch viel besser
würden.
Im
Wesentlichen war die Ernte vorbei. Sollten doch die Dörfler
mitnehmen, was sie sonst in die Höhlen geschleppt hätten.
Andererseits … Bei einem Überfall eines mächtigen Gegners oder
dem vorzeitigen Wintereinbruch, müssten sie ja auch alles stehen und
liegen lassen, um ihr Leben zu retten.
Heute
kann ich nicht mehr sagen, warum ich selbst auf der Burg blieb. Aber
an dieses einer Prüfungsangst ähnelnde Gefühl, als die Robbis
meinem Blick entschwunden waren, kann ich mich noch erinnern …
Nach
drei Tagen war der letzte Robbi zurück.
Da
stand ich nun im Kreise meiner Automaten und meiner Mädchen und
mühte mich um Optimismus.
Es
war nicht ein einziger Saks mitgekommen. Was die Robbis aus ihren
Erinnerungsspeichern ausspuckten, klang teilweise etwas wirr.
Insgesamt aber war die Angst der Bauern vor der Burg an sich und vor
den unbegreiflichen Monstern, die dort neuerdings hausten, auf jeden
Fall größer als die Bereitschaft, vor einem nur gedachten Feind
davonzulaufen und angeblich Sättigung ohne eigene Verpflichtungen zu
erhalten. ...
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