Mittwoch, 18. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1456

... und täglich grüßt das Murmeltier ...
Es fragt, wie die nächsten "Gedichte des Tages" aussehen werden, und bekommt diesmal diese Antwort:


Ein neues Liebesgedicht von Sebastian Deya in der Art von Sebastian Deya? Klar ... was sonst?! "Ein weiteres Mal". 
Was passt da meineseits am wenigsten dazu? Vielleicht "Unpoetischer Sturz auf die Karriereleiter"?


Dann will es wissen, ob denn Fortschritte beim SF-Roman-Manuskript zu verzeichnen sind ... und die Antwort lautet, ja, diese:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (118)


... Wahrscheinlich werden Brüder von uns, die noch da draußen sind, sich durch Dienste an den Soldaten ihr Leben erhalten müssen. Niemand weiß, wovon sich die vielen Soldaten ernähren werden, wenn sie zu einer längeren Belagerung hierbleiben. Vielleicht werden sie das Fleisch ihrer Diener brauchen. Vielleicht auch unseres, sollten sie unsere Stadt stürmen. Aber noch hat der Kampf nicht begonnen. Noch steht jedem die Entscheidung offen, die Stadt zu verlassen. Ihr könnt gehen, wenn ihr wollt. Wenn die feindlichen Soldaten sich nicht dem Tor nähern, wird es bis kurz vor Sonnenuntergang geöffnet bleiben. Diejenigen, die dann noch innerhalb der Stadtmauern geblieben sind, rufe ich auf, alles in ihrer Macht Stehende zu unserer Verteidigung beizutragen! Brüder, ich werde so viel zu einem sicheren und guten Leben für euch beitragen, wie ich kann.“
Ein wenig pathetisch vielleicht und irgendwie hatte ich dabei weggelassen, dass es vielleicht auch nur um mich gehen könnte, aber plötzlich breitete sich ein Geräusch aus, das an Stampfen, Hoho-Gebrüll und Gesang zugleich erinnerte. Wenn ich das richtig deutete, ein Mikro vorm Mund und mehrere Bildschirme vor Augen, die das Geschehen auf dem Platz weitgehend einfingen, dann sah ich gerade so etwas wie einen spontanen Kriegstanz.

 Tatsächlich stand danach das Stadttor breit offen. Etwa 300 Bewohner verließen uns. Darunter waren viele der Kinder, die wir aus unwillig gebliebenen Siedlungen gewaltsam entführt hatten und die zu ihren Familien zurückwollten. Aber selbst ein Teil der Entführten blieb. Wer die anderen waren, habe ich nicht herauszubekommen versucht. Ich freute mich riesig über dieses Ergebnis – sowohl darüber, dass die Masse blieb, als auch, dass ich die los war , die sonst bestimmt als Erste gemault hätten.
Amüsant war die Reaktion des Belagerungsringes. Die Offiziere brauchten etwa eine halbe Stunde, um zu begreifen, dass sie wirklich einem offenen Tor gegenüberstanden, in das sie offenbar nur hätten einziehen müssen. Dann baute sich ein feierlicher Zug auf. Der bestand aus so etwas wie einer traditionellen Garde. Voran zehn Männer auf Kalaks, monströs hergerichteten Reittieren, die sich behäbig vorwärts bewegten und Sänften auf ihren Rücken trugen. Darin saßen so übertrieben geputzte Würdenträger, dass sie in meinen Augen eher lächerlich als würdig wirkten. Leider sollte sich meine Vermutung bestätigen, dass im Stab dieser Riesenarmee keine einheitliche Entscheidung zustandegekommen war. Es hatten sich die eitelsten Fürsten zusammengefunden, die, die meinten, einen leichten Sieg zur Schau stellen zu müssen. Vor allem der Erste Tributan war nicht unter ihnen.
Gerade ihre gemessene Art des Anrückens kam aber meinen Absichten entgegen. Natürlich war das auch mit ein Schattenprodukt der praktizierten Belagerungstaktik. Zwischen den Gruben kam beim besten Willen und nur mit sehr großer Vorsicht je einer der bereitbaren Fleischballen nach dem anderen hindurch.
Die Saks, die sich aus der Stadt abgesetzt hatten, waren längst nicht mehr zu sehen. Kurz bevor die feierliche Prozession sich dem Tor auf Rufweite genähert hatte, begann ich, das Tor zu schließen. Es war die größtmögliche Demütigung, den hohen Herren fast vor der Nase die Tür zuzuschlagen. Aber auf sie wartete noch eine schlimmere Schlappe …





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