Ist es nicht so, dass endlich dieses Lesebuch des 21. Jahrhunderts eine po-etische Würdigung erfährt?! Slov ant Gali hat sich die Mühe gemacht, ein ganzes Buch in drei Reimpaaren zusammenzufassen und auch gleich als Rezensent eine Wertung abzuversen. Schließlich ... Wie heißt es doch so schön? "Jeden Tag eine gute Tat" ...
Nun ist die Frage erlaubt, wie das alles zusammenpasst in eine Welt, in die die SF-Geschichte hineinpasst ...
Slov ant Gali: Kanskes Kamera (2)
... Und dass er wenigstens etwas daran geglaubt hatte, richtiger: darauf gehofft hatte.
Bertram Kanske stieg in eine Straßenbahn Richtung Zentrum. Menschen unbemerkt zu fotografieren und dies als Spiel mit Perspektiven, als Kunst der kreativen Bildgestaltung auszugeben, war eine seiner Spezialitäten. So stand er nun mit scheinbar ungeschickt ausgestrecktem Arm in der Bahn, als ob er sich vergeblich bemühte, einen besseren Platz zum Festhalten zu finden, und schoss dabei wie wild in Gang und Sitzreihen, was die Kamera hergab.
Drei Stationen später stieg er wieder aus. Das reizte ihn nun doch zu sehr. Was hatte er im Speicher?
Beinahe hätte er laut aufgeschrien. Das übertraf wirklich die heimlichsten Hoffnungen. Sensationelle Bilder. Nicht unbedingt pornografisch oder gar erotisch, aber unbeschreiblich intim! Bertram konnte die Augen nicht von ihnen lösen. Sie weckten den Voyeur in ihm. Das, was er da sah, was ihn erregte, wie sollte das andere Männer kalt lassen … und Frauen?!
Damit würde er zum bestverdienenden Fotografen der Szene aufsteigen. Sich endlich durchsetzen.
Die Arbeitswut trieb ihn durch die Straßen. Locker wie der Colt eines Westernhelden hielt er die Kamera immer und überall schussbereit. Es dauerte nicht lange, da quoll die ganze Festplatte nur so über von unfreiwilligen Spontanakten. Er gönnte sich wenige Pausen, in denen er aussortierte, was gelungen aussah. DVDs nach Themen, Überschriften gegliedert: „Nackte Straße“, „Nackte Komik“, „Gay life mit Frau dabei“, „Bauchbart und Doppelkinn“, „Herbstkörper im Sommerkostüm“, „For Eyes Only“ - um nur einige der Titel zu nennen. Serien, die er originell und witzig fand.
Bertram Kanske ahnte Komplikationen. Das, was er da tat, war mindestens rechtliche Grauzone. Das Sicherste wäre, wenn seine Kunstwerke mit einem Schlag den Markt überfluteten. Dazu würde er mehrgleisig fahren müssen. Seine bisherigen Connections reichten für das, was er erhoffte, bei weitem nicht aus. Unabhängig, welche Verlage, Journale usw. sich um ihn reißen würden, wäre es gut, einen eigenen Verlag und eine eigene Agentur zu gründen, beides so, dass die Rechtsverhältnisse nicht sofort offensichtlich waren.
So vorbereitet präparierte er einige Aufnahmen für eine spektakuläre Präsentation bei einer einschlägig bekannten Zeitschrift. Mit viel Frechheit schaffte er es bis ins Büro des Chefredakteurs.
„Nein,“ gestand der demonstrativ genervt, aber doch ein wenig neugierig ein, „solcherart Fotos habe ich wirklich noch nicht gesehen. Beachtlicher Aufwand. Sie als unbekannter Künstler … wie haben sie so viele Aktmodelle an einen Ort zusammengetrieben. Vor allem, ohne dass wir das mitbekommen haben?“
„Ich habe es ihnen erklärt. Sie sollten mir einfach glauben.“
„Hören Sie doch auf! Ich bin zu alt für solche Witze. Sie sollten ...“ Wäre das Büro eine Bankfiliale gewesen, hätte der Redakteur längst einen stillen Alarm ausgelöst. Aus einem ihm selbst nicht bewussten Grund hatte er noch nicht einmal nach der Sekretärin gerufen. ...
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