Thomas
Staufenbiel
Frühlingssympathie
Wenn
der letzte Schnee getaut, Eis und raue Winde sich gen Norden verzogen
haben, beginnt die Zeit des Aufblühens und der Liebe.
Vom
Eise befreit sind Strom und Bäche ... ließ Meister Goethe seinen
Faust ausrufen, als dieser, engen Wänden entflohen, auf den Hügeln
vor dem Dorf weilte.
Auch
ich sehne mich nach langen kalten Winternächten hinaus in die junge
Natur und eile an lauen Frühlingstagen aus dunklen Zimmern in die
verheißungsvolle Sonne. Meine unterdrückten Gefühle bahnen sich
mit Macht ihren Weg an die Oberfläche, genau wie das frische Grün
aus der Erde bricht. Die Bäume bedecken ihre Kahlheit mit frischen
Blättern und öffnen der wärmenden Sonne ihre Blüten.
Oh,
wie ist mir wohlig ums Herz, wenn ich an dich denke. Wir treffen uns
draußen im Garten. Ich sehe dich bereits von weitem und es scheint,
als würdest du mich mit offenen Armen empfangen. Ich setze mich nahe
zu dir, atme mit dir gemein-sam den Frühling.
Von
unserem Plätzchen können wir weit über den Gartenzaun
hinausschauen und unten am Fluss ein lustiges Treiben beobachten.
Doch mehr als dafür habe ich Augen für dich, denn deine Schönheit
raubt mir fast den Atem. Ich spüre auch deine Erregung, erahne, was
du fühlst, wenn dir die Sonnenstrahlen
unter dein leuchtend grünes Kleid fahren und deine Knospen
aufrichten. Fast ist mir, als spürte ich dein pulsierendes Herz. Ich
berühre deinen schlanken Körper und meine Hände tasten unter dein
Kleid, doch da kitzelst du mich mit einer frischen Rute.
Unwillkürlich muss ich lachen, setze mich wieder in deinen Schatten
und schließe die Augen. ...
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