Montag, 31. Januar 2011

DREI Nummer 935

 Sebastian Deyas "Bevor ich aufklatsche  war die Reaktion auf mein

Ehe mich die Klatsche trifft
 
Mir scheint´s, dass ich ne Fliege bin,
wenn ich mich leben seh.
Wie wild flieg ich zum Lichte hin,
so wie ich es versteh.

Ich sehe nicht das Fensterglas,
das mich als Scheibe stoppt.
Vielleicht verspiel ich bill´gen Spaß,
hab lange schon gefloppt.

Wo treibt mich mein Gefliege hin -
von hinten kommt´s doch warm,
wenn ich auch nicht DER Brummer bin,
so bin ich doch nicht arm.

Mir scheint´s, dass ich ne Fliege bin,
ich weigre mich zu ruhn.
Ins Licht zu fliegen ist mein Sinn.
Nichts Andres kann ich tun.

Das ist etwas, was den Lyrik-Blog eben so fruchtbar macht: Dass nämlich der Eine das Stichwort des Anderen aufnimmt.
Das funktioniert im letzten Teil meiner Kalmar-Utopie natürlich nicht:

 

Sonntag, 30. Januar 2011

DREI Nummer 934

Wie konntet ihr nur ... ?
 
Früher die Hure
sie betrat
den Stuhl
zum Beichten
Seele befreite
böse Geister
konnten entweichen
sie ging etwas weniger düster
ein wenig seliger
ein wenig mehr wie ein Priester

Hoffe so sehr
der falsche Film
ob ich noch spule?
Bei einigen Priestern
macht´s nun genau andersrum Schule

Rein als Priester
raus als Hure
missbrauchte Kinder
am heiligen Stuhle

Füße mit Krallen
die erst Kinderseelen traten
dann von der Kanzel
die Worte des Herrn offenbarten

Dieses schreckliche Bild
geliefert
und bestellt
oh Gott
es gilt
der Teufel
ist der Herr der Welt.

Dies ist eines von Sebastian Deyas Gedichten. An ihm macht es Freude, die Suche mitzuerleben nach der ihm eigenen Form ... oder DEN ihm eigenen Formen?
Als ich mit Tweet-Gedichten expeimentierte, bot er als Alternative zu seinen sonst sehr umfangreichen Gedichten auch welche an: 
 
Ich frage
wo sind
die Deinen

du sagst
dort sei
jemand

ich frage
wer ist
bei dir

du sagst
du wärst
nicht allein

ich frage
nach Menschen
es antwortet
keiner


Ich wäre auf seine utopische Prosa gespannt. Bis dahin erst einmal die meine:
Kori ado Ko - utopischer Roman von Slov ant Gali (65)

Samstag, 29. Januar 2011

DREI Nummer 933

Die morgigen Gedichte des Tages sehen so aus:
Aus einer Grundidee lassen sich viele Gedankenketten knüpfen. Am besten geht dies, wenn man innere Abläufe (scheinbar?) in äußeren Symbolen widerspiegeln kann. Diese Chance bietet mir mein Auftritts“kleid“. Eine neue Variante versuche ich mit „Mitschuldig“.
Seine „Wäsche“ hinter sich hat dagegen „Weltenwandel“, der nun viel von seinen imitierten geistigen „Vätern“ verloren hat.
Am 30.1.2008 stellte ich die optimistische Diagnose „kein ende der geschichte“ - was bald Platz in „worträume“ fand ...

Na, und der Fortsetzungsroman ...

Freitag, 28. Januar 2011

DREI Nummer 932

DenKverbot?
 
Wer ein verruchtes K-Wort sagt,
den schickt ihr zu Pol Pot.
Noch nicht am Körper wird’s gewagt,
doch geistig heißt´s: Schafott!
 
Wie groß muss eure Sorge sein,
dass Massen es verstehn,
dass andre Schritte wärn zu klein,
und Richtung K-Wort gehen.
 
Bisher hat niemand dieses Ziel
in Wirklichkeit erreicht,
sodass man manch Sadistenspiel
mit dem Ideal vergleicht
 
Jedoch die da am lautsten schrein,
Sadisten sind´s der Welt.
Sie schlagen unsre Zukunft klein
mit ihrem dicken Geld.

Eine Kategorie der Gedichte des Tages heißt schlicht "test". Wie der Name verrät, geht es darum, Gedichte bereits in einem Zustand zu präsentieren, in dem sie so frisch sind, dass mir selbst der kritische Abstand fehlt, um sie für mich zu bewerten, und sie wie ein gerade geborenes Baby schön finde, selbst wenn es furchtbar aussieht. Nun hat die aktuelle Debatte um das Vorpreschen von Gesine Lötzsch da lyrische Luftsprünge inspiriert, wozu auch  Mitschuldig  gehörte.

Hinter dem Fortsetzungsroman steckt da schon längeres Feilen:

Donnerstag, 27. Januar 2011

DREI Nummer 931

... GUT DASS NIEMAND WEISS ... ?
 
Das Hemd sei ihm näher
als die Hose
sprach er und
ließ letztere
herunter
An der Stelle
des Pinsels für Grotten
erhob sich
eine Rakete
Und er sprach
das sei natürlich, denn
man nenne ihn Mensch.
Und unter dem Hemd
verbarg er
das klickende Herz
eines Computers der
seines Reichtums Zahl
mehrte
 
Mutter Erde aber
hob ihr Leinenkleid
und fand in ihrem Schoß
Früchte
in schrumpfender Zahl
Nur ihre Milch
schien weiß wie
am ersten Tag.
Und so sagte sie
Dein Name ist nicht
Mensch, du Mensch,
dein Name ist
...
 
Bevor sie aber
das Wort
gesprochen
traf sie
sein metallenes Glied
und ihren Mund
füllte Schweigen

Ja, oft fällt es mir schwer, angesicht der fortschreitenden Zerstörung der Lebensgrundlagen für unsere Nachkommen lieb zu dichten oder heiter. Manchmal gelingen mir wenigstens ansatzweise "erheiternde" Umweltgedichte, oft, wenn Tieren die menschlichen Verhaltensweisen angedichtet werden: Vom menschlichen Rhinozeros
oder ein Kinderlied: Schneehasen-Volkslied

Tja, dann fliehe ich lieber auf den Planeten der Kalmare:

Mittwoch, 26. Januar 2011

DREI Nummer 930

Der Wettbewerb zur Friedenslesung 2011 beginnt in wenigen Tagen / Wochen. 2007 war der erste gerade gelaufen. Einige Beiträge schrien richtig danach, auch anderswo vorgestellt zu werden. Zumindest einen eigenen Tupfer setzte Jörg Endres mit

Dankbare Momente

Wenn man den Fernseher einschaltet
und die Livebilder
des Krieges
kommentiert
von embedded Reportern
an einem vorüberziehen
und ein flaues Gefühl
im Magen hinterlassen 
wenn der Verstand
einem deutlich sagt,
dass wieder Dinge passieren
die schon einmal passiert sind
und die nicht mehr geschehen dürfen
wenn das Herz sich meldet
und man spürt,
dass es Zeit ist
aufzustehen, hier und jetzt
die Stimme zu erheben
gegen Unterdrückung,
Unrecht und Willkür 
dann sind das Momente
in denen man dankbar sein sollte
für das Aus
an der Fernbedienung.
 
aus „Zwei Liter Sokrates- Denkanstösse“

Dabei lässt er als Autor den Leser im Ungewissen: Imitiert er den Spießer, der einfach nur wegsehen möchte, oder will er sagen, ihn kotzt die "Frontberichterstattung" einfach an.

Persönlich sprach mich u.a. ein Versuch einer damals 16jährigen an:  Stella Adami, Letzte Meldung eines Soldaten - Was ist das für eine Gesellschaft, in der ein junges Mädchen einem toten Soldaten in den Mund legt, er wäre erst tot ein Mensch ...

Was Menschlichsein bedeutet, ist auch die Grundfrage des Fortsetzungsromans, wobei die Menschlichkeit eher bei den Kalmar-Wesen liegt:

Dienstag, 25. Januar 2011

DREI Nummer 929

So wie hier relativ frei Labels vergeben werden können, ist in den Gedichten des Tages immer jeweils nur eine "Kategorie" möglich, in die der einzelne Artikel eingeordnet wird. Dies ist bei mitwirkenden anderen Autoren normalerweise der Name des Autors, bei mir sind es eher Stichworte. Manche haben sich als fruchtbare "Hauptübeschriften" erwiesen, manche dagegen als Anregung, die der weiteren Aktivierung bedarf. Eine solche Kategorie ist "Titanic". Sie stützte sich auf den Gedanken, dass es am 14.4.2012 genau 100 Jahre her ist, dass jener Dampfer der Illusionen gesunken ist. Sollte man da nicht lyrisch etwas draus machen können?
Drei Fragen und eine Antwort
 
Ist Leonardo di Caprio nicht
mit der Titanic versunken?
Was wäre gewesen,
hätte das riesige Schiff
nicht auch voller
Dritte-Klasse-Träume gesteckt?
Warum ist das
schlingende Wasser des Atlantik
in Kinosesseln
so warm?
 
Leonardo di Caprio
wird nie die Angst los,
im Geld zu
ertrinken.

Die, die jetzt fragen, wer zum Teufel ist Leonardo di Caprio, finden vielleicht mehr Gefallen an Slov ant Gali: Terraforming

Egal. Der letzte Beitrag ist wieder ein SciFi-Fortsetzungs-Stück:

Montag, 24. Januar 2011

DREI Nummer 928

Eine Entdeckung des letzten Friedenslesungswettbewerbs war Angelika Zöllner. Neben viel Kriegsgrauen versuchte sie eigene, lyrische Töne. Mich sprach besonders an, dass sie für einen solchen Wettbewerb das Gedicht "ausländer" eingereicht hatte, andere vermochten sich mehr für das folgende zu begeistern:
 
träume steigen wie blüten
und die fragen klingen
wie glasharfentöne
unbeschreiblich
in ihrer singenden klarheit

steh’ ich in regenfäden
geschlossener tag
kein schnee keine antworten
die ich lange gesucht habe

heute stelle ich fragen –
das - lerne ich – hilft weiter
über manchen verlorenen grund
über verletzten doppelten boden

traumnetze lösen sich auf
die windharfensaiten reißen
die glasharfe klingt blutig
und in den straßen schüttelt der krieg

da pflanz’ ich noch immer
blumen des zorns und der zärtlichkeit
für die menschen
baue häuser und luftschlösser
für den aus- und den inländer
für alle geliebten und ungeliebten

hin und wieder verlier ich den mut
das samenkörnchen
ich hebe es auf und halte es warm
zwischen den händen.
   

Zum Schluss wie üblich einen Ausflug in ferne Welten:

Sonntag, 23. Januar 2011

DREI Nummer 927

Die Zeit ist sehr schnelllebig. Wenn ich an Natascha P. denke - was ich musste, als ich mir zur Aufgabe gestellt hatte, auf die Autorinnen und Autoren einzugehen, die alle den Gedichten des Tages ihren Stempel aufgedrückt haben - da fiel mir zuerst nur die kreative Zeit ein, während der sie sich einige meiner Gedichte vornahm, um ihren lyrischer Kern in Tweet-Länge zu pressen. Jetzt entdeckte ich wieder, warum: Was ich anfangs bei ihr entdeckte, war besonders kurz und prägnant. Dafür zwei Beispiele aus der Versenkung zu holen lohnt:
Wenn Heino den Tell spielt oder
Blau blüht der Enzian
 
 
Ich seh die Welt mal schwyzerdeutsch
ganz trenkerdemokratisch,
Da muss das Haus a Hüttn sein
und Luft rein ariatisch.
Der Himmel blau, die Almen grün,
der Hirte geht bei Nacht zu Bett
und nirgends stört ein Minarett,
wenn wo die Edelweiße blühn.

(Das war gerade die Zeit, als die Schweizer ihren anti-islamischen Volksentscheid gegen Minarettbauten abgehalten hatten.)

Mag es mir leider wenig glücken,
das Wünschen in ganz großen Stücken
sag ich, der Frieden ist es wert
dass man sich gegen Kriege wehrt.

Ob Guttenbergs, Osamabamas
ob Bayern, Bürger Alabamas
sie alle sollten friedlich leben
und Steuern nicht für Rüstung geben ...
 
Nach diesen treffenden Versen kann ich wieder prosaisch werden:

Samstag, 22. Januar 2011

DREI Nummer 926

Es wird nun doch Zeit, alles Andere zur Seite zu stellen und den aufdringlichsten Deutschen des Jahres 2010 zu feiern, der auf der Topliste der höchsten Kakao-Verbraucher seit 1945 dicht an Dieter Bohlen herangerückt ist: Thilo Sarrazin.
Warum Kakao? Na, wer eignet sich so sehr, durch den besagten gezogen zu werden? Bohlen hat diese Rolle allerdings mit Vorsatz übernommen, bei Sarrazin ist es Selbstschutz der Reste von Vernunft, die fragen, ob man den Mann und seine Absonderungen ernst nehmen soll. Die Antwort lautete: Eigentlich müsste man sich gegen seine Menschenverachtung bekämpfen, wo und wie sie einem begegnet (Petra Namyslo: Achtundachtzich)  - aber Lachen ist allemal gesünder (oder bleibt es uns im Halse stecken?).

Ich bin
Also denke ich
Auf dem richtigen Weg
Zum falschen Ziel

Ich liege falsch
Dazu stehe ich

Unsinn -
Groß genug
Als Sinn
Des Lebens

 
Was könnt es Schöneres nur geben,
als dumm zu sein in diesem Leben.
Vielleicht, das wär ein Spitzenfest
dass man ein´n Ghost beschreiben lässt,
 
wie man die Flinte hat gepackt
und rausgerannt ist, splitternackt,
im Kampf mit einem Judengen
als stolzer Sieger dazustehn.
 
Die klare Frage dabei ist,
wer zahlt denn Geld für solchen Mist?
Dazu kommt dann noch eine zweite:
Wer streut warum ihn in die Breite …

Ich bin das Gen vom Sarrazin …
 
Ich bin das Gen vom Sarrazin,
ich singe jeden Tag,
Zwar klingt das eigentlich nicht schön,
doch zeigt´s, dass ich mich mag.


Ref.:
Drum klatscht, drum klatscht, drum klatscht für mich,
drum klatscht für mich allein.
Ihr macht mir Thilos Börse fett
So soll es ja auch sein.


Ich sage Deutschland, meine mich,
ich bin wer in der Welt:
Weil ich das Allergrößte bin,
kassiert er so viel Geld.


Ref. …


Ja, Deutschland hat sich abgeschafft
mit solchen wie mit mir.
Doch habt mein Buch ihr angeschafft,
spült´s runter schnell mit Bier ...
 
Ref. …


Ihr blöden Trottel lauft ihm nach -
wer will nicht Sieger sein.
Doch taugt ihr ihm zum Kaufen nur
und Klatschen ganz allein.
 
 
Ref. …

Ach ja ... Diesmal verbietet sich eine Fortsetzung des utopischen Romans von selbst ...

Freitag, 21. Januar 2011

DREI Nummer 925

Es brodelt in beschienenem Gewässer.
Feucht steht der Wald am Ufer,
Und er ruft –
 
Schamlos tanzen sie im Wiesendampf
Und sie sind zu zehnt und nackt.
Warm glänzt es von den Gliedern.
Und ihr Lächeln blitzt im Wind.
 
In ihren Augen sitzen keine Splitter.
Sie tragen Ruhe in den Herzen,
Bald wie von Sommer, bald von Schmerzen
Und lachen hell atmend im Gewitter.

So klingt "Traumhaft" von Volker Brauer.
Die Gedichte, die er mir zugängig machte, hatten alle irgendwie das besondere Etwas, waren nie epigonal, immer eigentümlich ... und so waren dann häufig "Splitter" darin, die ich über meine lyrischen Balken hinweg sehen zu müssen glaubte. Und ein Waswärewenn wirkte wie Kritk, was es meist nicht sein sollte. Trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf, wieder ein Projekt wie "Mit Blindenhund durchs Liebesland" auf die Beine stellen zu können. Volker Brauer: Frieden suchen muss man einfach gelesen haben ...

Ob man dagegen 
 gelesen haben muss ...???

Donnerstag, 20. Januar 2011

DREI Nummer 924

Wenn ich schon einmal beim Vorstellen der Autoren der "Gedichte des Tages" bin, die dort häufiger ihre lyrischen Duftmarken hinterlassen haben, kann Roger Suffo nicht fehlen. Seine Spezialität: Das Drastischere, das Auswürgen dumpfem Widestandes gegen eine Welt, in der Menschlichkeit keine Heimat findet, in der sich ein Mensch, deran einem Platz dieser Erde durchgemacht hat, welch Lasten die heutigen Gesellschaften ihm aufbürden, nach seinen Fluchtversuchen erfahren muss, er bleibt überall ein  Kanako del mundo . Selbst in einem so reichen, erfolgreichen Land wie Deutschland ... vielleicht sogar gerade dort:

Ich küsse Frau von der Leyen die Hand … oder war das ein anderes Körperteil?

 
  Das Kotzen geht nicht schnell genug
Wenn ich die Truppen sehe
Wenn ich vor lauter Volksbetrug
Im Pinkelregen stehe
Der Hohn wird kräftig über mir
Mit Fässern ausgeschüttet
Man stempelt mich zum Zeckentier
Und nennt mein Heim zerrüttet
Was frag ich, haste mal ne Mark
Ich werde glatt verlegen
Mein Hirn verflüssigt sich zu Quark
im Fünf-mehr-Euro-Regen
Die Kinder, die ich noch nicht hab,
sind ungeborn beschissen,
nicht integrierbar, nicht im Trab
der Schule ausgerissen.
Und klag ich gegen dieses Pack
mit sarrazinen Kötern
nennt ihr mich einen faulen Sack
und schuld an deutschen Nötern.
Wohin nur soll ich wandern
schlimm geht es auch den Andern

(Hier einem der Roger-Suffo-Blogs entnommen)

Wenn wir es nicht schaffen, zu einem grundsätzlich anderen Miteinander zwischen Menschen verschiedener Art zu finden, dann verdammt uns der "Fortschritt" vielleicht dazu, die Seuche des vernichtenden Egoismus in der Welt zu verbreiten:

Mittwoch, 19. Januar 2011

DREI Nummer 923

Eine beeindruckende Künstlerin in ihrer lyrischen Ausdruckskraft und ihrem menschlichen Empfinden ist sicher Petra Namyslo. Bei aller Leidenschaft ... sobald es auch noch vergnüglich wird ...

Gepriesen sei der One Night Stand

 
Gepriesen sei der One Night Stand,
der uns so froh und glücklich macht.
Komm, pfeif auf das Establishment.

Wohl dem, der lichterloh entbrennt,
wenn nur der Mond am Himmel wacht.
Gepriesen sei der One Night Stand.

Wenn man sich nicht beim Namen nennt
in einer zauberhaften Nacht.
Komm, pfeif auf das Establishment.

Wenn eine Hand, die man nicht kennt,
ein Feuerwerk der Lust entfacht.
Gepriesen sei der One Night Stand.

Ein Narr, wer Gut und Geld nachrennt,
da lob ich mir die Kissenschlacht.
Komm, pfeif auf das Establishment.

Ein letzter Kuss, eh man sich trennt
am Morgen, wenn die Sonne lacht.
Gepriesen sei der One Night Stand.
Komm, pfeif auf das Establishment.

Dem stehe hier ein Gedicht als Exempel gegenübe, mit dem sie auf eine beeindruckende Dichterin aufmerksam macht, die auch mir bei der Cita de la Poesia aufgefallen war:

Petra Namyslo: Sonett für Maria

Neben dem immer Neuen hier beruhigt es doch, wenn ein Fortsetzungsroman etwas Konstantes auf das Blog bringt ... oder?

Dienstag, 18. Januar 2011

DREI Nummer 923

Wenn schon einmal die Autoren des "Gedichte des Tages" vorgestellt werden sollen, dann kommt man an einem aus der Pionierzeit nicht vorbei: Wolfgang Reuter.
2007 einer der Preisträger der ersten Friedenslesung im Hellersdorfer Kulturforum, war er dort dafurch aufgefallen, dass er das Thema eben nicht vom Grauen des Krieges her angepackt hatte und auf seine Weise augenzwinkernd als Plädoyer für ein friedliches Miteinander verstand, egal, ob er sich dabei an Lessings Nathan, dem Weisen, orientierte ( ) oder selbst "fabulierte":

Die Fabel vom Lauch und den Rosen
Begrenzt von einer Gartenmauer
wuchs einst ein schöner Rosengarten.
Das Feld davor bepflanzt´ ein Bauer
Mit Zwiebellauch und Knoblaucharten.
Und weil die Sonne kräftig schien,
fing´s an zu blühn.
 
Die Rosen, stolz auf ihre Düfte,
begannen bald, sich zu beschweren,
dass Lauchgeruch die Luft vergifte,
das würde sie beim Blühen stören.
Und ihr Gemüt sei schwach und krank
Vom Lauchgestank.
 
Der Sommer kam, und immer tiefer
Drang edler Rosenduft ins Land.
Das lockte manches Ungeziefer,
das leicht die Mauer überwand
und gierig an den Rosen fraß,
was für ein Spaß!
 
Dann fraß die Brut schon ganze Pflanzen.
Sie kam sehr schnell auf den Geschmack.
Und ganz besonders fette Wanzen
Vermehrten mehrmals sichj am Tag.
Nur Rosen dicht beim Lauch, die ließen
Sie weiter sprießen.
 
Denn durch die scharfen Lauch-Gerüche
War das Geziefer hier schockiert.
Das schlug zu stark auf seine Psyche,
als dass es davon auch probiert.
So wurden Lauch und Rosen Freunde
(statt Stinke-Feinde)
 
Was lehrt uns das in Ost und West?
Selbst wenn wir uns nicht riechen können,
so steht in harten Zeiten fest:
Man soll nicht Lauch von Rosen trennen.
Und wer ist Rose, wer ist Lauch?
Das frag ich auch.
  Veröffentlicht in "High-matt Land"( und "Blumengrüße")  im Schmöker Verlag Christine Bienert, Garbsen.

Und weiter geht es durch den Welt-Raum:

DREI Nummer 922

Ein sehr interessanter Gastautor bei den "Gedichten des Tages" ist Peter Kahn. Wie schon sein "arbeitlos" zeigte ein sehr prägnant politischer Autor, aber eben eine lyrisch empörte Stimme:
Zähne zeigen

Warum streikt Ihr mit der Trillerpfeife?
Die entstellt doch so das Gesicht!
Es sieht aus, als machet Ihr dicke Backen
Und auch die Zähne sieht man nicht

Die Pfeife kennt nur ein einziges Wort
Ein ewiges „Ich, Ich“ – nur „Ich!“
Sie fürchten nicht Eure lautstarke Masse
Man hört, jeder streikt nur für Sich!

Zur Wahl müsst Ihr gehen, sagen Sie Euch
Und meinen dabei, „Wählt Mich!“
Sie wollen sich kümmern, für Euch sorgen
Und dann sorgen Sie nur für Sich!

Ihr macht dicke Backen, und stellt fest
Nur zur Wahl brauchen Sie Dich und Mich
Diese Pfeifen kennen nur ein einziges Wort
Ein ewiges „Ich, Ich!“ – nur „Ich!“

Geht streiken – ohne Trillerpfeife!
Geht wählen – ohne Papier!
Hinaus auf die Straßen der Republik
Und ruft laut und vernehmlich „Wir!“

Dieses „Wir“ fletscht so bedrohlich die Zähne
Nur davor fürchten Sie Sich!
Ein einziges „Wir“ ist unendlich stärker
Als ein millionenfaches „Ich“!


Welche seiner politischen Gedichte "besser" oder "weniger gut" gelungen sind ... wer wagt das Urteil. Aber es beeindruckt natürlich, wenn dann plötzlich so eine ganz andere Schnauze ins Spiel gebracht wird, sodass man merkt: Eigentlich ein total heiterer Autor ...

Peter Kahn: Störung


Der SF-Fortsetzungsroman hat weniger den Anspruch der Heiterkeit (auch, wenn er "komische" Szenen enthält), sondern soll spannend sein:

Sonntag, 16. Januar 2011

DREI Nummer 921

Die "Gedichte des Tages" als mein Gedichtblog mit guten Gästen gibt es seit dem 4.12.2007 - inzwischen sind 1127 Ausgaben erschienen. Ich hoffe, da ist Luft holen und etwas Nabelschau erlaubt. Schließlich stellt man sich die Frage, ob man noch von vor drei Jahren ist. Also habe ich mir ein Gedicht gegriffen, das ich am 17.1.2008 für würdig hielt, kommentiert zu werden:monetary destiny (1 + 2). Ich gebe zu, DIE mir genügende Lösung habe ich immer noch nicht gefunden ... aber einige Überarbeitungen gibt es schon: monetary destiny oder hundeleben oder auch eine als tweet … Und das Ende ist noch nicht abzusehen … Was sagt uns das? Nur eine Veröffentlichung kann uns retten, Fassungen als (fast) endgültig anzuerkennen.
Sicher ist jedenfalls, dass, sollte sich einmal ein Verlag für das hier in Fortsetzungen präsentierte SF-Manuskript interessieren, es anders aussehen wird ... hoffentlich besser ...

Samstag, 15. Januar 2011

DREI Nummer 920

Ein Lyrik-Blog lebt besonders von der Vielzahl und Vielfalt der vertretenen unterschiedlichen Stimmen. "Slov ant Gali" steht zwar unter sehr verschiedenartigen Beiträgen, aber ohne unverwechselbare Gäste wäre irgendwann viel Dampf weg. Bedauerlich, wenn solche besonderen Stimmen wie die von Hanna Fleiss nicht mehr ertönen, noch dazu, wenn sie sowohl mit Gedichten als auch mit sehr spezifischer Romanprosa in Erscheinung trat. (Hanna Fleiss: Kindheitserinnerungen - leider laufen die Fortsetzungsteile ihres Manuskripts "falsch rum")

 

An Eichen,
Gekrümmt von den Zeiten, Spuren
Des Kormorans. Wind überm See, Schlag
Kleiner Wellen. Schilf raschelt,
Übers Vergehen hinaus.

Tauben
Auf den Zinnen des Turms. Verhallt
Die Stimmen, versunken die Herrlichkeit
Der Könige. Die Erde schenkt gütig
Vergessen.

Das Land, die Ebene
In weißer Trauer. Ins Nebelleinen
Des Mittags gehüllt, die ferne Stadt.
Herüber ein Glockenton, groß
In der Stille.
 

Freitag, 14. Januar 2011

DREI Nummer 919

Opfer der Gedichte des Tages ist diesmal GOTT. Man muss ihn sich ja nicht als alten Herrn vorstellen. Der Vorteil der Kunst ist, dass man ihn auftreten lassen kann, ohne an ihn zu gleuben, ja, ihn zu benutzen, weil man nicht an ihn glaubt. Und er darf sogar Spaß machen:
Konklave der Tiere
 
Einig,
sie brauchte endlich
einen Gott,
debattierte die Versammlung
aller Tiere
über dessen Bild.
Nachdem viele
die Edlen unter sich
vorgeschlagen,
erklärten die Hunde:
Aber
Gott sieht aus
wie ein Mensch.
Die Pferde
steigerten:
Wie ein Reiter.
Allein die Ratten
blieben dabei:
Gott sieht aus
wie eine Ratte.

Einmütig
lachten die anderen

Als es nach
der nächsten
Million Jahre
wieder Zeit war
für die Versammlung
aller Tiere,
sprachen die Ratten:
Gott sieht aus
wie eine Ratte.

Niemand war übrig
zu lachen.

Na gut, das war wohl eher didaktisch. Dazu passt dann auch

Slov ant gali: atlantis wartet 

atlantis wartet es wettert Gott mammon ihr sollt euch nicht ergötzen an anderen göttern neben mir …

Das kommt uns doch bekannt vor?!

Dafür ist der Fortgang der Science Fiction noch nicht bekannt:

Kori ado Ko - utopischer Roman von Slov ant Gali (51)

Donnerstag, 13. Januar 2011

DREI Nummer 918

Slov ant Gali: Ruhe
Wie weit könnt schon die Menschheit sein,
verkörperte sie Hinz allein:

Nicht problematisch wär´ das Leben,
würd´ es nicht andre Menschen geben.

Die sind für Hinz nur Egoisten
und machten ihn zum Nihilisten.

Nein, Hinz der ist nicht selbstgerecht,
doch alle andern, die sind schlecht.

Die werden niemals besser werden.
Ach, wär doch Stille nur auf Erden!
Es gibt Niveau-Ebenen, an die kommt man nicht heran. Wilhelm Busch zum Beispiel. Trotzdem macht es Vergnügen, sich als Reinkarnation des Meisters vor den Spiegel zu stellen, einen "Typen" zu erfinden und dem alle möglichen menschlichen Schwächen zuzudichten. Das können große, die Welt (oder eben nicht) bewegende sein, können aber Großes im Kleinen verstecken wie als Beispiel den Klimawandel:
 Slov ant Gali: Hinzens schreck

Inzwischen ist der virtuelle "Vorabdruck" des SF-Manuskripts schon weit vorangeschritten:


Mittwoch, 12. Januar 2011

DREI Nummer 917

Einen eigenen Reiz gewinnt Lyrik natürlich, wenn sie "illustriert" wird. Dabei ist es fast egal, ob es der Vesuch ist, per Bild zu zeigen, was man glaubt, verstanden zu haben, oder optisch eine passende eigene Geschichte zum Gedicht erzählt wird oder die Grafik "nur" optische Freiräume schafft, nach dem Lesen die eigenen Beine der Fantasie ein wenig auszuschaukeln.  Oder von allem etwas, denn die Grafik ist auf jeden Fall eine eigene Interpretation des Grafikers.
Nehmen wir den Lyrikband "worträume":

schluss


vergeblich
die grim(m)assen
letzte tränen waschen
schützende schminke
aus gegerbtem gesicht
tropfen
in züngelnde flammen
farben
des grillfeuers
verweigern sich
schmeichelndem reim
auf der kannibalenfeier
schlucken hungrige
noch
ihren speichel
bald werde ich
gar sein
Anderes Beispiel aus demselben Band: kein ende der geschichte...
Logisch, dass da eine Version Adam und Eva bebildert werden muss ... oder nicht?!
Das wäre wieder eine andere Geschichte, nämlich die der SF:  

Dienstag, 11. Januar 2011

DREI Nummer 916

Slov ant Gali: Das Spiegellied (a)
 
Ich wollte zu dir finden,
doch ich fiel mit der Tür ins Haus.
Und 1000 Spiegel zerbrachen
und ich sah so bloßhäutig aus.

 
Das strahlende Licht von draußen
drang nicht bis zum Schmerz in mir
1000 Spiegel hatt´ ich zertrümmert
doch sah ich so wenig von dir.

 
1000 Spiegel verdeckten das Draußen
und ich wollt´ dich so gerne befrein
Und ich sah dein Ich nur in Spiegeln
und ich stürzte mich gradwegs hinein

 
Jetzt habe ich dich verloren
vielleicht weinst auch du nun allein.
Die Splitter in meinen Poren
stecken tief, zum Entfernen zu fein.


Diesmal ein Spiel mit dem Liedmotiv. Man kann durch eine kleine Nuance ein ähnlich scheinendes Gedicht mit gabz anderer Aussage machen. Man versuche nur einfach, dass dich durch "mich" zu ersetzen - dann wird das Ganze ein Selbsterkenntnislied:

Slov ant Gali: Das Spiegellied b ...


Da bleibt viel Zeit für das Manuskript zur utopischen Begegnung mit menschlichen Kalmaren ...

DREI Nummer 915

Ursula Gressmann: 4. Wolkenlied
 
Einschlafen
auf bauschigen
weißen Wolkenkissen
treten in
Wolkenstapfen
die zum Himmel führen
Skywalker
zur Sonne hinauf
und Frigga spinnt
lange Wolkennetze
verziert mit zarten Ranken
Zirruswolken
hellweiße Eisfetzen
die entschweben
wankelmütig
wie Wolken sind

Gut. Irgendwo muss der Spaß aufhören. Wer im Osten den "Eulenspiegel" liest, weiß ja, dass er dort keine ernsthaft romantischen Texte finden wird, sondern ihre Verballhornungen zu "literarischen Kostbarkeiten". Dass Ursula Gressmanns Wolkenlieder in verballhornender Gesellschaft präsentiert wurde, war natürlich nicht angemessen. Hier also noch das 3. . ... in Gesellschaft der Fortsetzung von

Kori ado Ko - utopischer Roman von Slov ant Gali (47)

Sonntag, 9. Januar 2011

DREI Nummer 914

"Lyrik" soll auch Spaß machen - wenn es dem Autor Spaß gemacht hat, klappt´s vielleicht auch mit den Lesern. In den "Gedichten des Tages" leistete ich mir heute einen Scherz. Ich erfand einfach einen angeregt durch die Idee von Ursula Gressmann "Wolkenlieder" zu schreiben (Die Nummer 2 kann sich wirklich sehen lassen), ein paar Pseudogrößen der Gedichtkunst. Ich hoffe, Wladimir Majakowski, Charles Bukowski und Wilhelm Busch verzeihen mir den Spaß:
Hier also
 Wladimir Mabukowski "Weltenwandel" und 
"Der Wunsch der Wüstenmänner" von Wilhelm Weier-Busch

Es stehet am Sahararande
der Tu A Reggen edle Bande.
 
Getrocknet nach dem heißen Lauf
da seufztet sie zum Himmel rauf
 
Ach fielen endlich Dränen runder
dann würden wir viel schneller munder
 
Der Herrgott schien dies einzusehen
und hieß die Wolken loszugehen,
 
die Männer, die beim Bet- und Bitten
mit reichlich Wasser zuzuschütten.
 
Sie spüln den Mannen, die gleich munner,
das Braun der Dreckhaut schnelle runner
 
Sie lassen ihre Güsse fließen,
als sollten Wasserschrippen sprießen.
 
Die Erd in ihrem trägen Lauf
nimmt bald die Massen nicht mehr auf
 
Und der Sahara feine Sand
wird bald Atlantis feuchter Strand.
 
Ein jedes sich zum Bösen wendet,
sofern es überhaupt nicht endet.


So ende ich vorsichtiger Weise nach drei Mal Lürick ...

Freitag, 7. Januar 2011

DREI Nummer 913

Eine der schönsten Herausforderungen, die einem passieren können, sind in den Raum geworfene Stichworte, aus denen alle ein Gedicht (oder mehrere) machen sollen. Ursula Gressmann bietet dafür "Wolkenlieder" an und präsentiert sofort ihr erstes. Gunda Jaron hält dagegen:

Wolken über Istrien

Wolkenberge
schneeweiß vor strahlend blauem Himmel
Sahneeis
Himbeersirup darüber gießen
einen langen Löffel hineintauchen
und sich ganz dem Genuss hingeben
sinnliche Träumerei
 
Wolkenberge
schneeweiß vor strahlend blauem Himmel
Dornröschenschloss
mit einem goldenen Schlüssel das Tor öffnen
die geheimnisvollen Pfade erkunden
und von den Türmen in die unendliche Ferne blicken
märchenhafte Träumerei

Wolkenberge
schneeweiß vor strahlend blauem Himmel
Watteparadies
sich hineinfallen lassen
einkuscheln in Wohlbefinden
und sich schwerelos dem Wind hingeben
schwebende Träumerei

Wolkenberge
fahlgelb vor bleigrauem Himmel
Bedrohung
vor den ersten grellen Blitzen fliehen
beim Donner zusammenzucken
und sich vor dem Regen in Sicherheit bringen
verdammte Träumerei
zu spät
Mist...
 
da sehe ich ein, ich muss auch eines finde.
Vorher biete ich aber

Kori ado Ko - utopischer Roman von Slov ant Gali (46)

Donnerstag, 6. Januar 2011

DREI Nummer 912

Beim Schreiben macht mitunter der Gedanke Spaß, was Lesende sich bei einem Text, einem Gedicht so vorstellen. Eigentlich ist der Titel Ode eines Genesenen an seinen Husten- und Bronchialtee  ja eindeutig. Aber der folgende Text legt ganz andere Assoziationen nahe:

Du warst so heiß bei mir im Bett,
mein Mund war offen dir und nett.
Als ich im Feuchten schwach gesteckt
hast du mir dein Gefühl entdeckt.
 
Konnt ohne dich ja doch nicht ruhn;
ich schlürfte dich - was sollt ich tun?
Ich war geschwächt und nicht gereckt
hab mich nach dir schnell zugedeckt.
 
Ich mach dich nunmehr nicht mehr heiß,
die Zeit mit dir zu hoch der Preis.
Vergiss den Schleim auf meiner Zunge
und den gedampften Weg zur Lunge.
 
Die Leidenschaft für dich ist weg
du Trockenblätterekeldreck
Dein Fühlen ist mir einerlei,
was auch mal war; die Brust ist frei.

 In gewisser Hinsicht ist dagegen Krankenhaus-Impressionen (1)  eindeutig. Aber auch hier werden die beinahe metaphysische Ebene des Künstlers als Möchtegern-Weltverbesserer mit der profanen Nierenstein-Wirklichkeit neu verknüpft.
Und aus der Science Fiction muss sich jeder seinen Reim machen:

Mittwoch, 5. Januar 2011

DREI Nummer 911

Wie kompliziert und verschlungen dürfen Metaphern sein?
Die einfachste Antwort: So verschlungen, wie es der Kompromiss zwischen dem Noch-Verstanden-Werden-Wollen und dem eigenen Vergnügen an dem Werk es zulassen.
Nehmen wir das Folgende:

  Slov ant Gali:
Frankfurt, Börsenplatz 2 - 6
Spinnen wir
das Gold
des Kalbes
 zurück zu
Stroh
bevor der
zermalmende Bulle
kein Korn mehr ließ
Der Tempel
sind genug gebaut
 zu Ehren
des Angebeteten
Wann wittern
seine Steine
zur Erde
ohne Angst
vor Bären

Die Überschrift grenzt die Suche nach der Bezugsebene (zu?) stark ein. Es muss also etwas mit der Frankfurter Börse zu tun haben - wahrscheinlich nicht nur, aber der konkreten Adresse wegen zumindest auch mit dem Ort. Damit könnte der Ausdruck "Tempel" klar sein. Es ist nicht ungewöhnlich, eine Börse als Tempel zu bezeichnen, wo das Geld, das Kapital, der Profit angebetet wird.
Wer schon einmal vor dieser Adresse gestanden hat, wird dort auch ihren Symboltieren begegnet sein: Der Bullen und dem Bären. Ersterer steht für steigende Kurse, also dem Drang des Systems nach Ausdehnung, Wachstum, Profit, der Bär für fallende Kurse, Rezession, wirtschaftlicher Niedergang. Probleme der Börsianer, die mit Erwartungen handeln.
Nun wird es etwas schwieriger: Eines der oft gebrauchten Symbole der Bibel ist das Goldene Kalb bzw. der Tanz darum. Die Anbetung des (wachsenden) Reichtums an Stelle der durch den einen Gott verkörperten ethischen Werte.
Bleibt noch das Märchen-Motiv von Rumpelstilzchens Zauberwerk, aus Stroh, also einem Nebenprodukt auf Gebrauchswert orientierter Arbeit, Gold, also das Symbol von Macht und Besitz zu machen. Das lyrische Bild fordert die Umkehrung des Vorgangs, also aus den Wertsymolen wieder zu den wirklichen Gebrauchswerttätigkeiten zurückzukehren. Und für verwittern wird man doch wittern sagen dürfen und dieses natürliche Schicksal dem Börsentempel zuordnen ...
Unverständlich?
Eine andere Möglichkeit, dem Leser einen besseren Zugang zu einem Gedicht zu ermöglichen, sind natürlich Illustrationen wie bei Slov ant Galis Hanoier Traum aus "worträume".  Zwar wird das eine künstlerische Bild eigentlich nur durch ein ein anderes illustriert, aber Menschen haben nunmal verschieden ausgeprägte Sinne und mancher muss etwas sehen. Immer aber wäre ein gewisses Grundwissen nötig - wie in dem Falle das Wissen, dass es in Hanoi eben ein Literaturmuseum gibt, in dem Schildkröten die Säulen der Weisheit tragen ...
Romane, auch utopische haben dagegen den Vorteil, dass sie mitunter das sagen dürfen, was sie sagen wollten:


 

Dienstag, 4. Januar 2011

DREI Nummer 910

Wunderbar für dichterischen Spaß eignen sich Tiere. Man kann dem alten Darwin schmunzelnd über die Schulder schauen - wie ich gleich unten - oder wie Rolf Stemmle den "Menschen im Tier" entdecken, wobei dann durchaus einmal eine Weinbergschnecke eine nacheifernswerte "Kriegs"heldin werden kann ...

R. Stemmle, Umgedacht

Slov ant Gali: Am Anfang …
 
Den Affen Pithecantropus
durchzuckte einstmals, welch Verdruss,
ein Blitzgedanke, der zu nackt,
als dass sein Affenhirn ihn packt.

So musste er zum Menschen werden,
als der er wandelt nun auf Erden.
Er kann Verstand in Worte kleiden
sich selbst so liebend daran weiden,
gelang´s sie schön zusamm´zubauen,
zu ganzen Denk-Wort-Modenschauen,
damit er, der kein Geistesrecke,
Verstandesblößen gut verstecke.

 
Ein Wort macht klug so manchen Teil,
jedoch auch oft das Gegenteil.


In gewisser Hinsicht passt der utopische Roman diesmal zum Stichwort: Schließlich gehören Octopusse, Kraken usw. ja nach unserem Verständnis zu den Tieren (allerdings tauchen sie gerade in der heutigen Episode nicht auf):

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