Samstag, 30. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1438


Am Wochenende habe ich mich in ein Gewirr von Politik, Nonsens (okay, Frage erlaubt, ob das etwas Anderes ist), absurd erscheinendem und fantasierender Lyrik gestürzt. Ob die Ergebnisse erwähnendwert gewesen wäre, lässt sich diskutieren - zumindest gibt es welche. Zwei davon folgen jetzt.
Zuerst wäre da ein ganz brandaktueller Bezug zum Zeitgeschehen: "von EM zu ESM".
Der Umgang mit dem Spruch "Freiheit ist immer ..." hat generell wohl die hier getroffene "Einschränkung" zu beachten.



Das sind übermorgen die Gedichte des Tages .... und die 101. Fortsetzung des Romanprojekts folgt nun:




Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (101)



... Diesmal war ich der Unwissende. Du wirst es wohl ahnen. Dieses Luder hatte sich schon früh das Geheimnis der Karanassl angeeignet, zu Zeiten, als sie damit noch überhaupt nichts anfangen konnte. Eines allerdings war ihr entgangen, ein Detail, weshalb ich bei meinen Dorfstudien das Zeug nicht ernst genommen hatte: Die normalen Dorffrauen dosierten das Mittel vorsichtig. Unschuldige Stimulanzen der Mannbarkeit kannte die Menschheit auch schon vor der Entdeckung des Sildenafil. Warum sollte es so etwas bei diesem Naturvolk nicht auch geben?
Tschamita aber hatte die im Burggarten wuchernde Pflanze als unter den Saks seit Urzeiten bekannte Karanassl erkannt, die an windgeschützten Stellen ideale Wachstumsbedingungen gefunden hatte. Sie war ja nicht schlecht im Beobachten. Sie hatte also gesehen, dass solche Pflanzen sowohl getrocknet als auch frisch in einem Teesud aufbereitet den Saksmännern gegeben wurden, ihnen zur Freude der Frau noch oder wieder fehlende Standfestigkeit zu verleihen. Nun hatte die junge Frau vor mehreren Problemen gestanden: Zum einen musste sie schnell mit dem Ergebnis fertig sein. Zum zweiten bedachte sie, dass die Saksmänner von entschieden geringerem Körpergewicht waren, demnach also einem Menschenmann eine größere Menge für dieselbe Wirkung verabreicht werden musste. Dabei vergaß sie aber, dass die hier gepflückten frischen Karanassl besonders viel Sonne gesammelt hatten und der Sud deshalb schnell hätte abgegossen werden müssen. Ich kann es auch zusammenfassen: Die Menge an Wirkstoff, die ich verabreicht bekam, überstieg das angemessene Maß wohl um das Vierfache.
Gut. Anfangs freute ich mich, als ich mich aufmannte, als hätte ich wochenlang auf die Begegnung mit eine Frau gewartet. Tschamita schien fern vom Planeten um die Sonne zu rasen. Doch nach einer gemeinsamen Sakurumrundung gönnte mir die Durchblutung keine natürliche Pause. Ich erinnerte mich an blödsinnige Erzählungen, die ich als Heranwachsender gehört hatte vom Steckenbleiben im Kino und der Peinlichkeit, wenn die Partner nach dem Aufleuchten der Pausenbeleuchtung voneinander hätten durch einen Notarzt mit Spritze voneinander getrennt werden müssen – es hätten schon Jungen punktiert werden müssen, was immer das sein mochte. Ich hatte mir nicht getraut nachzuforschen. Nur hätte mich Tschamita freigegeben, ich aber sah aus, als wollte ich einen Riesenbeißer mit einem vorgestreckten Knochen zum Biss verführen.
Es vergingen noch einige Minuten Spaß für Tschamita, die sich in der Rolle eines Riesenbeißers gefiel. Doch sie merkte trotzdem, dass mir mein Zustand nicht nur nicht angenehm war, sondern schmerzhaft zu werden begann.
... 

Freitag, 29. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1437

So 100% lag ich ja nicht daneben, dass Deutschland von San Marino geschlagen werden solle. Nehmen wir also das Land drumherum und fahren fußballfrei fort mit den "Gedichten des Tages":


Fahren wir fort mit den Coverideen für das Buch "Nach der Geldzeit": "Cover 4".
Sebastian Deya gibt seinen Kampf gegen menschliche Gleichgültigkeit nicht auf ... und entwickelt z.B. die Idee, vom "Zweckdarwinismus" zu sprechen ...


Auch beim Fortsetzungsroman "fahren wir fort, nur mit der Besonderheit, dass wir gerade bei einer Jubiläums-Fortsetzung angekommen sind:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (100)


... Was soll ich sagen? Wie es die Regeln des Festes vorschrieben, wurden die Mädchen, die erst später in den Kreis der Frauen aufgenommen werden würden, nicht auf den Hof, unseren Festplatz gelassen. Natürlich wussten wir, dass sie an den Burgfenstern lauerten, um sich nichts von dem Geschehen entgehen zu lassen. Die Robbis bildeten aber den einzigen offiziellen Festkreis. Ich weiß nicht mehr genau, zu was ich sie erklärt hatte. Ich bin mir nur sicher, dass es mir zu kompliziert gewesen war, sie als Maschinen zu definieren, denen das Äußere von Menschen gegeben war – schon allein, weil ja die Saks nur einen Menschen kannten – mich … Aber ich erlaubte mir einen Gag: Ich verkleidete eine Hälfte als Frauen und die andere als Männer der Saks. Der neunzehnte hatte Wache. So war die Illusion fast perfekt.
Ich war ein gesunder Mann. Wie es mir in den zurückliegenden Monaten gelungen war, die Erregungen zu überspielen, wenn ich den Mädchen zu ihrer Einschlafentspannung verholfen hatte, wenn so offen vor mir gelegen hatte, wie ähnlich ihre Physis der von Menschenmädchen war, kann ich kaum noch erklären. Nun also sollte ich mit ähnlichen Handgriffen Tschamita, ausgerechnet meine Tschamita, auf den lebendigsten Augenblick ihres Lebens einstimmen. Ein wenig musste ich dabei improvisieren. Tschami wusste schließlich nur vom Hörensagen, dass das Mädchen das, was sie zum Jubeln brächte, zuvor betrachten und begreifen sollte, aber für die Fantasie bei Rollenspielen war ich den Saks und dem Zufall dankbar.

 Während ich mich kaum an meine Rolle als Meister erinnere, sehe ich mich immer noch als der Junge, der sich darum bemüht, die geweihte Frau von sich zu überzeugen. Ich spürte sagenhafte Kräfte in mir aufsteigen. Alle richteten sich auf das eine: In dem Augenblick höchster Entrückung sollte eine Saat aufgehen und die übermütige Tschamita der biologischen Verpflichtung der Frauen unterworfen werden. Dabei hatte ich bei aller brachialer Macht nicht die geringste Ahnung, ob dies überhaupt möglich war, ob die Unterschiedlichkeit der Arten Mensch und Saks dies zuließ.
Trotzdem. Als die Frau Tschamita sich aufrichtete, mich vorbehaltlos glücklich ansah, an der Hand nahm und unter dem Jubel der Roboter-Claqueure die Formel sprach: „Ja, das sei mein Glück!“, da fühlte ich die Freude eines auserwählten Saks-Jungen, zu dem sich gerade das schönste Mädchen des Nachbardorfes öffentlich bekannt hatte.
Die folgenden Tage erlebten wir so etwas wie eine Flitterwoche. In meiner Schule hatte ich Selbststudium und Abarbeiten von Lernprogrammen angeordnet. Gerade künftige Lehrerinnen mussten die Programme ja selbst auf ihren Erfolg hin ausprobieren. Abends zum Einschlafen ließen wir uns bei den anderen sehen. Ich hatte den Eindruck, Tschamita stand jetzt den Stimulationen der Mädchen ganz anders gegenüber. Sie waren wohl so eine Art Schule des Lebens – nur dass sie dabei nun als Lehrerin auftreten durfte, als eine geweihte Frau. Sollte sie bei einem der Mädchen eifersüchtig gewesen sein, so zeigte sie mir das zumindest nicht. Außer ihr waren da ja nur Kinder, Mädchen eben. Und sofern es um meine Erregung ging, so sorgte sie hinlänglich dafür, dass es keinen Grund zur Eifersucht gab. Etwas drastisch ausgedrückt: In meinen ganzen Erdenjahren hatte ich keine Frau getroffen, die mich innerhalb einer Woche dermaßen oft und begierig forderte wie diese Saks. Am zweiten Tag bereitete es mir noch Vergnügen, dieses Fordern. Es war ein Wettkampf mit der Natur. Doch dann ... Erst mochte Tschami es nicht wahrhaben, dass auch ein Meister, ihr großer Meister, nicht unbegrenzt für die Befreudung einer Frau zur Verfügung stand. Dann lernte sie mit verblüffender Leichtigkeit die körperlichen Künste, die männlichen Erholungsphasen zu verkürzen. Als ich ihr endlich eingestehen musste, dass einfach nicht mehr ging, was sie noch immer oder schon wieder verlangte, schmunzelte sie nur verdächtig: „Aba wann dir deina Frau einn Tah macht, dann trinkst du ihn doch?“ ...



Donnerstag, 28. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1436

Nach der "Fußballsondersendung" innerhalb der "Gedichte des Tages" liest sich die Nachlese anders:


Fahren wir fort mit den Coverideen für das Buch "Nach der Geldzeit": "Cover 3".
Und für die gestern enttäuschten Fußballfans ... Ja, wo ein "2" war, war auch ein "Daumendrücken -1" von Brunhild Hauschild. Also begeistert euch ... 


Dafür gibt es hoffentlich beim Lesen des Romanentwurfs keine Vorbehalte:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (99)



... Am nächsten Morgen weckte ich Tschamita vor allen anderen.
„…Weißt du, Tschami, worüber ich lange nachgedacht habe?“
Das Mädchen sah noch sehr müde aus, aber sie sah mich sofort so neugierig an, als ahnte sie, dass gleich etwas sehr Wichtiges gesagt werden würde.
Es tut mir leid, dass ich dir dein Fest des neunten Tropfens verdorben habe. Irgendwie bist du … also du wirst bestimmt die tollste Frau, die je hier auf der Burg herumgelaufen ist. Aber …nein warte! … Also vielleicht können wir unser eigenes Fest feiern?“
Wir allein?“
Nein. Natürlich die Burg als Dorf. Darf ich nicht dein Meister sein und nachher auch dein Junge? Die Robbis als Jungen … also das geht leider nicht.“
Als dar Meista, das varstah ich. Aba als mein Junga?“
Ich stell mich immer wieder neu hin. Und ich stell mir vor, ich habe mir genau zugesehen.“
Es wurde immer deutlicher, dass Tschamita der Gedanke gefiel. Ich musste sie richtig bremsen: „Aber erstmal müssen wir dafür sorgen, dass wieder alles friedlich geregelte Wege geht.“
Soweit dies die fremden Söldner betraf, war das einfach. Ich funkte die Robbis an. Ein Programm zum Wiederaufbau der Grenzanlagen hatten sie bereits. Später konnte ich darüber nachdenken, wie die Grenze verstärkt werden konnte. Problematischer war, Tschamita davon zu überzeugen, dass es wichtiger war, erst alle Mädchen auf dem Hof wieder burggerecht herzurichten, als ihr Fest auszugestalten. Ein klein wenig entschädigte mich schon Tschamitas offensichtliche Eifersucht bei jeder Berührung anderer Mädchen für den Schrecken, mit selbstbewusst gewordenen Mädchen zu tun zu haben. Offenbar besänftigte sie aber die Aussicht, dass ich zwar viele verwöhnte, sie aber die Einzige wäre, deren Meister ich sein würde. Und ich gebe es offen zu. Die Aussicht, der Meister dieses Mädchens zu werden, faszinierte mich.


Vor Tschamita stand also ein bedeutender Augenblick in ihrem Leben. Nach den Regeln ihrer Gemeinschaft würde sie ein Ritual durchlaufen, kraft dessen sie danach als erwachsen angesehen würde. Ich gebe zu, die Altersvorstellungen bei den Saks sind mir auch später nie ganz klar geworden. Mitunter hätte ich Müttern von Töchtern an der Erwachsenenschwelle zugebilligt, selbst Kinder zu sein – ihrer Kleinwüchsigkeit im Verhältnis zu uns Menschen wegen. Und in dem Sinn einer Überlegenheit, aus der eine besondere Fürsorgeverpflichtung abzuleiten wäre. Aber wann ist denn ein Mensch erwachsen? Jeder Augenblick, den man wählt, um zu sagen, ab heute, ist willkürlich. Da ist die biologische Fähigkeit eines Mädchens, selbst Kinder bekommen zu können, noch das greifbarste Zeichen – auch wenn dann noch genug Gründe bleiben, dass es eigentlich selbst noch ein Kind bleibt. In der Welt, aus der ich gekommen war, wurde deshalb abgelehnt, sie sofort als Frau zu betrachten. Auf diesem Planeten bei diesem Volk waren die Regeln klar andere. Und die hatten ihre Gründe. Warum sollte ich meine Mädchen mit einer Abwertung zum Kind verletzen? Wo ich sie für ein längeres gemeinsames Leben wollte und sie bald als Erzieherinnen sehr erwachsen würde sein müssen, so erwachsen eigentlich, wie man es auf der Erde keinem Menschen mit weniger als 25 Jahren Lebenserfahrung erlaubte?! ...





Mittwoch, 27. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1435

Die Fußball-Europameisterschaften 2012 im Spiegel der Gedichte des Tages:


   Ne, Mädels, mit mir nicht! Mich kriegt ihr nicht ins Stadion der Ballköpfigen! Mögt ihr noch so selig den Europameister bestimmt haben, der sowieso Sieger sein muss. Auch eure Hymnen reißen mich nicht hoch:
oder Brunhild Hauschild: "Daumendrücken - 2".
Und wenn ihr zehnmal "Abseits!" pfeift ... Ich forme meine Beine zu einem "lyrischen" Ooooooooo: "EMmmmmmmm 2012" ...
(Tut das gut, dass sich die Männer wenigstens NUR die Hacke vollhauen und dann Kater-Opfer sind. Hier muss ich, weil diese Rasenhüpfer nocht immer ungedämpft geblieben sind, weibliche Begeisterung ertragen. Ich armer Slov ant Gali ...)




Na, da fliehe ich lieber in die Welt der fernen Utopiewelten:

Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (98)



... Die menschlichen Funktionsmechanismen waren mir, also meinem kleinen Supercomputer, vollständig vertraut. Wenn ich einfach die Daten unserer Physiologie ins Verhältnis setzte zu den Werten, die ich bei den Saks ermittelt hatte und noch ermitteln würde, käme da eine zutreffende Beschreibung der Körperfunktionen der Saks heraus? Als Arbeitshypothese zulässig war die Annahme nach allgemeine Auffassungen meiner Welterkenntnis unwahrscheinlich: Bei aller Ähnlichkeit mussten andere Umweltbedingungen auch uns Menschen unbekannte Detailanpassungen hervorbringen.
Ein typischer Ablauf war zum Beispiel der Zyklus der Frau. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ließ sich aus statistischen Erfahrungen die natürliche Empfängnisphase von Menschenfrauen ermitteln. Ich hatte jetzt schon seit Monaten Daten bei den Saks-Mädchen gesammelt, konnte ableiten, was bei ihnen ein normaler Zyklus sein könnte … wenn sie denn im Sinne der Erdevolution überhaupt einen hatten. Besonderes Augenmerk hatte ich dabei natürlich auf die sieben Mädchen gelegt, die in der Vorbereitungszeit zum Fest des neunten Tropfens standen, die also etwas der neunten Monatsblutung Vergleichbares hinter sich hatten, also schwanger werden konnte. Ein Zyklus war nach meinen Beobachtungen normal 49 einheimische Tage lang. Sollten die Belastungen der zurückliegenden drei Tage nicht alles durcheinandergebracht haben, dann war Tschamita den vierten von neun Tagen „warm“. Genau darauf baute mein Plan auf. Tschamita hatte mir Einiges von „der Sache“ erzählt, obwohl sie wahrscheinlich selbst nicht alles wusste. Zumindest verriet sie mir aber, dass Saks-Mädchen so eine Art Fruchtbarkeitszyklus hatten und der neunte in ihrem Leben eine besondere Rolle für die jeweilige Gemeinschaft spielte. Sie hatte dadurch, dass ich sie verschleppt hatte, das Fest des neunten Tropfens, so hieß das, verpasst. Sie würde deshalb nie eine Frau werden können, wie sie mir erklärte.
Jenes Fest gehörte nicht zu dem, was ich in meinem Dorf hatte beobachten können. Ich versuche mich einfach daran zu erinnern, was mir Tschamita erzählt hatte und wie.
„… Die jüngaran Kinder sind daran nicht bateiligt. Vor ihnan spricht man auch nicht darüba. Ich weiß salbst nur ein bisschan von meina altaran Freundin Manat-kar-alaanjach. Das ist ganz toll. Die Arwachsanan und Anwartar zweia Dörfa treffan sich auf einam Fastplatz in dar Mitta. Das Madchan, für das das Fast gafeiart wird, wahlt sich aus dan Reihan seina Vartrautan einan Mann, dar ihr die innigstan Gaheimnissa dar Lieba macht. Das ist ihr Meista. Alla Jungan, die gut larnan wollan, stahan danaban, um alla harum dann die Saks dar zwei Dörfa. Wann das Madchan gut varstandan hat, holt sie dan arstan Jungan, ob ar allas richtig nachmachen kann. Wann sie ainan gefundan hat, dan sie bahaltan will, freuan sich alla und nach dam Fast kommt dar Junga mit ins Dorf das Madchens.“
So hat sie es wirklich erzählt. Ich hatte mich sehr darüber gewundert. Nicht wegen der öffentlichen Lustbetontheit, sondern weil diese Entscheidungsfolge in ein Matriachat gepasst hätten, die Frauen sich aber normalerweise immer den Männern unterzuordnen hatten. Vielleicht ein Relikt, wo sozusagen die zur Frau Gewordene letztmalig etwas selbst entscheiden durfte?! ...



Dienstag, 26. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1434

Anonymus ist da ... in den "Gedichten des Tages":


Eigentlich war ein Gedicht zu dieser Symbolfigur längst fällig. Sebastian Deya hat seinen Weg gefunden, "Anonymus der Große" zu gestalten. Uns macht er zumindest ein Denkrichtungsangebot ...
Fahren wir fort mit den Coverideen für das Buch "Nach der Geldzeit": "Cover 2".


Da ist der utopische Romanentwurf natürlich nicht weit:

Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (97)


...  Was willst du von mir hören? Dass ich bekenne zu bereuen?
Ich sage dir, es richtet sich leicht über Menschen in einer Lage, in der man nicht war. Ich sage dir, es gibt welche, da solltest du dem Schicksal danken, wenn du nicht hineingerätst. Diese Frage hatte mich auf der Erde viel beschäftigt. Theoretisch, verstehst du? Da hatte ich aber immer an unangenehme Lagen gedacht, die es zu meiner Zeit längst nicht mehr gab. Zum Beispiel im Krieg einen Befehl zum Töten zu bekommen und bei Verweigerung den eigenen Tod zu riskieren. Oder nur ein Egoist sein müssen, weil rund um dich herum ein ewiger Konkurrenzkampf tobt, bei dem du untergehst, wenn du deinen Ellenbogen nicht besser einsetzen kannst als die anderen Tier-Menschen um dich herum. Und nun musste ich feststellen, dass es auch positiv erscheinende Situationen gab, in die man besser nicht gerät. In einer solchen Situation fand ich mich gerade wieder. Und mein zweifelhaftes Glück bestand darin, dass es keine Norm gab, an die ich mich zu halten hatte, richtiger: dass ich fast völlig nach eigenem Gutdünken meine Normen an die Stelle der überkommenen setzen konnte, wenn ich den Sinn dieser überkommenen Normen nur gut genug verstand. Vielleicht war es noch nicht einmal das. Vielleicht war es das Gefühl, aus dieser Lage selbst verschuldet schon wieder herauszufallen. Also bevor ich dieses ungewöhnliche Gefühl auskosten konnte, dessen Reiz ich gerade gekostet hatte. Ich hatte diesen Mädchen allmählich ein Selbstbewusstsein formen wollen, sie von hinterwäldlerischen Saks-Kindern zu menschenartig bewusst schöpfenden Wesen befördern. Natürlich mit mir selbst als gottartigem Überwesen. Und nun deutete sich ihr Selbstbewusstsein viel zu früh an – und auf einem animalischen Siegrausch fußend. Wie hatte ich nur riskieren können, dass sich diese Mädchen, die gerade an der Schwelle zur Frau standen, als mächtige Krieger und Beherrscher einer Welt fremder Technik fühlten? Welche Rolle blieb mir da? Vor allem: Sollte ich die Folgen dieses Schrittes meine Ewigkeit lang ausbaden? Ich spürte die Lüge in mir. Ich hätte so gern diesen Augenblick in die Länge gezogen, in dem ich eine für Menschen unbekannte Rolle spielen durfte. Keinem Menschen wurde das Recht zugestanden, sich über andere Vernunftwesen zu erheben, sich aufzuführen als etwas Besseres. Hier aber war ich es gewesen. Mein Wort war Gesetz – genau genommen dreifach: Meine Schützlinge waren Saks, waren Frauen, waren Kinder.
Diesmal kam mir zugute, dass ich über die Wesen auf der Burg sorgsam Aufzeichnungen führte. Ich habe ja schon erwähnt, dass alles, was mit Medizin zusammenhing, mein heimliches Sorgenkind war, weil mir über die Saks eben keine fast unendlich überlegenen Kenntnisspeicher zur Verfügung standen. Ich konnte nur auf einen Umweg hoffen. ...



Montag, 25. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1433

So ganz fiktiv ist der Hintergrund für das Bildmotiv bei den "Gedichten des Tages" nicht. Aber natürlich geht es zuerst einmal um Gedichte:


Zum Schluss kommt vielleicht ein echtes Buchcover dabei heraus, werden Ideen gesammelt, wachsen die Ideen zu (mindestens) einem Gedicht zusammen. Vorerst aber werden die Bildideen bzw. Ideenbilder zu einzelnen Gedichtchen. Diesmal geht es los mit "Cover 1".
Wer sich große Mühe gibt, errät sicher, wodurch sich Brunhild Hauschild zu "Goldene Sichel" inspirieren ließ. Man darf aber durchaus lächeln bei ihrer hintersinnigen Auslegung romantischer Bilder ... denn ein Schmunzeln dürfte beim Schreiben schon dagewesen sein.


An die utopische Fortsetzungsgeschichte dürfte sich jeder Leser des Journals bereits gewöhnt haben:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (96)


... Die Demobilisierung meiner Saks-Mädchen-Armee verlief nicht ganz so reibungslos. In ihrem Zustand wollte ich sie nicht auf ihre Zimmer lassen. Nicht nur, dass sie noch ihre wuchtigen Faschings-Untier-Kostüme trugen und grauenvoll geschminkt waren, sie stanken auch so penetrant, dass die Räume der Burg den Geruch tagelang nicht los geworden wären. Letztlich hoffte ich aber vor allem, dass ihr noch frischer Eindruck vom erfolgreichen Soldatsein möglichst schnell überdeckt würde.
In gewisser Hinsicht nahmen mir die meisten Mädchen die Entscheidung ab, mit wem ich mich zuerst beschäftigen sollte. So, wie ich sie aus dem Gleiter geladen und auf Matten zum Warten platziert hatte, so waren sie augenblicklich zusammengesunken und eingeschlafen. Sie merkten gar nicht mehr, dass ich mehrere Male neu starten und landen musste. Übrig blieb die letzte Fuhre. Da wurde der Hof nur noch von meiner Notbeleuchtung erhellt – also nicht vom Tageslicht und von den Scheinwerfern natürlich auch nicht. Zwei Mädchen krabbelten aus dem Gleiter und warfen sich zwischen die schlafenden anderen, nachdem ich ihnen erklärt hatte, dass sie nicht ungewaschen in ihre Zimmer kämen. Übrig blieben Sanja, Tschamita und ein besonders sportliches und für Saks-Verhältnisse großes Mädchen, dessen Namen ich auf Jankanna verkürzt hatte.
Hätten Menschen diese Szene von weitem beobachtet, so hätten sie vermutet, ich schleppte drei stark angetrunkene kleine Mädchen ab. Vor allem Tschamita hing mir am linken Arm und lallte lachend vor sich her: „Die ham wir aba gutt gajagt. …Wir sind Siega. … Harr Ganaral muss uns … bafödan. … Und als arstas abschminkan und … einseifan und … einschmieran und … ooooh tut das gutt …“
Das Ausziehen hatte sie bei ihrer Aufzählung vergessen. Gerade das war aber eine sehr anstrengende Tätigkeit, denn alle drei versuchten sich gegenseitig und mich mit ihren Masken zu erschrecken. Dagegen zeigten sie wenig Eigeninitiative beim Ablegen ihrer Hüllen. Schließlich duschte ich sie alle drei zusammen in einer Kabine, trug sie in ihre Betten, verabschiedete sie in den Schlaf. Dabei hauchte Tschamita: „Ich bin doch gar kein Madchan mahr. Ich bin ein siegreicha Soldat. Ich kann Waffan …“ Oh, habe ich aufgeatmet, als sie endlich mitten im Satz eingeschlafen war. ...






Sonntag, 24. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1432


Um wie viel ärmer wäre die Lyrik ohne die Vielzahl der unterschiedlichsten Beziehungsprobleme! Ein Bild in dieser Reihe entwickelt Thomas Reich mit "Teppichklopfen". Anachronistisch ist es auf jeden Fall nicht, denn auf dem Hof unserer Neubaublöcke sind Teppichstangen angebracht ...allerdings werden im Wesentlichen nur die Leinen zum Wäschetrocknen genutzt ...
Wie ist das Verhältnis zwischen Denken, Wissen und Tun? Ist das eine zu "Gelehrte Frage"?


So sehen also bald die "Gedichte des Tages" aus. Noch Fragen? Wie das Manuskript zum Fortsetzungsroman weitergeht? Na so:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (95)


... Ich hätte mir nicht träumen lassen, wie komplikationslos die folgenden Stunden verliefen. Wahrscheinlich wirkte jener Rausch bei den Mädchen weiter. Begeistert jagten sie hinter den flüchtenden Soldaten her. Gelegentlich reagierten sie dabei auf die von den Robbis gesteuerten Fahrzeuge. Die achteten geschickter auf den Abstand zwischen den Monstern und darauf, dass die Flüchtenden vor der Fahrzeugflotte blieben. Da hieß es häufig, das allgemeine Tempo drosseln. Mitunter mussten mehrere Pausen eingelegt werden, in denen nur gelegentlich drohend Motoren aufheulten.
Ich hatte nichts Wichtiges mehr zu tun. Die Frontlinie entfernte sich immer mehr von der Burg. Aber nun wurde ein neues Problem deutlich: Die Grenze war zu weit entfernt, um sie bei dem insgesamt zögerlichen Tempo bis zum Abend zu erreichen. Was dann? Das Zusammentreiben der ehemaligen Belagerer war ja gerade deshalb so kompliziert, weil es so viele waren. Sie behinderten sich inzwischen gegenseitig, stolperten nicht mehr nur im übertragenen Sinn übereinander – und das, obwohl die meisten sich inzwischen ihrer Waffen und jedes anderen beim Laufen hinderlichen Ballastes entledigt hatten.
Endlich fasste ich einen Entschluss. Ich ließ die ganze Front bedingungslos stoppen. Das Konzept ging auf. Die ehemaligen Soldaten setzten ihre Flucht fort, wenn auch nun vielleicht nicht mehr ganz so atemberaubend schnell rennend. Vorsorglich ließ ich mehrmals die Motoren aufheulen. Eigentlich konnte nicht viel passieren. Zwar waren noch viele Tausend zum Kämpfen ausgebildete Männer in ein paar Kilometern Entfernung vorhanden mit ausreichend Offizieren dazwischen. Aber sie waren demoralisiert und kaum bewaffnet.
Meine Mädchen waren zwar gerade im Erfolgsrausch, aber sicher bereits übermüdet. So wartete ich nur noch bis zur Dämmerung. Dann holte ich die kleinen Saks schubweise mit dem Gleiter ab. Die meisten Roboter beließ ich in ihren Positionen. Sollte wider Erwarten am nächsten Morgen so etwas Ähnliches wie eine Kampfordnung gegen meine Monstertruppe entstanden sein, würden die Fahrzeuge der Robbis ausreichen, um den Gegner in Schach zu halten. ...

Samstag, 23. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1431

Wieder einmal geht es in den "Gedichten des Tages" auch darum, wie Gedichte entstehen.


Es kann mit einer relativ belanglosen Kabbelei beginnen. Einer prägt einen Begriff, ein zweiter stellt fest, na, dies ist ja eine absolut neue Wortschöpfung und der Dritte fordert kategorisch: Da MUSST du aber was draus machen. Lach - Autorengruppenmitglieder unter sich. Der unschuldig geprägte Begriff war "Wortgeflügel". Hier also der Versuch, aus ihm ein Gedicht zu machen.
Sicher so auch neu, allerdings nicht spontan geboren ist "im jasagerfrost". Sind sie heiß genug die Gedichtchen?


Na, und dann folgt ganz normal eine weitere Fortsetzung zum utopischen Romanmanuskript:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (94)



...  Die Bilder bei Tagesanbruch gaben den Mädchen Recht. Der frühere Belagerungsring war beseitigt. Fast alle Waffen der Belagerer lagen weggeworfen und plattgewalzt am Boden. Verstreut über das weite Feld versuchten vereinzelte Offiziere, ihre Truppen zu sammeln. Der Anblick veranlasste mich zu einer spontanen Entscheidung.
Ihr wollt also noch nicht schlafen? Bitte! Dann beenden wir die Belagerung eben schon heute.“
Was ich nun vorschlug, war ziemlich tollkühn. Aber das Bild draußen legte es förmlich nahe. Sicher wäre innerhalb der nächsten drei Stunden noch keine militärische Ordnung bei unseren Gegnern eingezogen. Es war aber zu befürchten, dass bis zum Abend wieder ein – wenn auch dezimiertes – Heer die Belagerung fortsetzen würde.
„… Ihr treibt sie also weg aus der Nähe der Burg.“
Die Mädchen sollten mit den Fahrzeugen schnellstmöglich die äußerste Position am linken Ende des Burgbergs erreichen – und zwar unmittelbar an der Burgmauer am weitesten vorgeschoben und wie beim Abheben eines Spans im spitzen Winkel zur Mauer. Die am weitesten Vorgefahrenen würden dann wenden und eine breite Front bilden, die ununterbrochen alle, die noch laufen konnten, vor sich her treiben sollten, bis sie ungeordnet in Richtung Grenze flohen. Sechs von Robbis gesteuerte „Monster“ sollten wild durchs Hinterland fahren und jede Neuformierung im Ansatz stören. Natürlich dachte ich auch an das offene Tor. Ich ging allerdings davon aus, dass zu dessen Sicherung ein einzelner Mähdrescher reichte.
Die Mädchen waren begeistert. Ich schaffte es gerade noch, sie von einem kleinen Frühstück zu überzeugen. Schon ging das Tor ein zweites Mal auf.
Die Mädchen ahnten nicht, dass die Aufteilung der Fahrzeuge eine zusätzliche Funktion hatte. Ihnen hatte ich erklärt, dass wenn die Robbis zwischen ihnen verteilt waren, operative Korrekturen der Formation leichter waren. In Wirklichkeit hatte ich an die Robbis Phots ausgegeben. Ich hoffte zwar, dass die Söldner vor der Monsterkette herlaufen würden. Aber was war, wenn welche zwischen die Fahrzeuge und damit hinter die Fahrzeugkette gerieten? Wenn dies mehreren Söldnern gelang? Die würden erschossen werden müssen.
Als das Tor offen war, zeigte sich der größte Erfolg des nächtlichen Angriffs. Tausende Söldner irrten über das Feld, weil die ordnenden Standarten fehlten. Es liefen Saks durcheinander, aber keine Zeichen waren weithin sichtbar, wo sich wer hätte sammeln sollen. So erreichten die Fahrzeuge relativ schnell und ungestört die Position, von der aus sie wie ein Besen allen feindlichen Dreck vor sich hertreiben konnten. ...





Freitag, 22. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1430


Was macht man, wenn man seine eigenen Kommentare aus dem Verlauf der Diskussion im Autorenkreis nicht mehr lesen kann und anderen Kommentaren nicht traut?
Man lässt eine neue Version entstehen. So geschehen am letzten Donnerstag mit folgendem Ergebnis. (Pegasus möge mir verzeihen, dass ich ihm zuvor grammatikalisch die Fähigkeit abgesprochen hatte, geritten zu werden):



Wer sich gut erinnert, erkennt die eine Überschrift bei den "Gedichten des Tages" wieder ... und entdeckt beim anderen Gedichtchen die zweite Strophe eines früheren Gedichts wieder. Die Entdeckung auf dem Planeten der Saks gehen dagegen in die nächste Fortsetzung:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (93)


... Als Erstes schaltete ich die Scheinwerfer wieder ein, die auf dem neuen Kurs der Robbi-Fahrzeuge lagen. Dann entdeckte ich, dass das Heer, das direkt um den Stab der Armee herum gelagert hatte, sich zu militärischen Formationen geordnet hatte. Soweit ich es erkennen konnte, war aber noch niemand losmarschiert. Ich gab also die Weisung an die beiden Robbi-Flügel, sofort in diese Richtung zu fahren.
Was dann passierte, war eigentlich erheiternd. Kaum begriffen die Offiziere, dass sich die beleuchteten Monster auf sie zu bewegten, befahlen sie – wenn sie denn wirklich noch etwas befahlen – den Rückzug. Die gerade erreichte Ordnung löste sich in Sekundenschnelle auf. Die sowieso unruhigen Tiere trampelten ungezügelt davon, die Saks-Krieger rannten ihnen hinterher.
Da kaum jemand gezielt herauszugreifen gewesen wäre, der als Gefangener die Kapitulation hätte befehlen können, ließ ich den Vormarsch stoppen. Nun konzentrierte ich mich auf die beiden Mädchenflügel. Meine Fahrerinnen hatten offenbar ihren abgesprochenen Auftrag weiter verfolgt. Inzwischen waren auch sie auf dem Rückweg. Es bestand kein Grund zur Beunruhigung. Ich ließ also die Robbis ihre Plätze auf dem Burghof wieder einnehmen und warten. Die Mädchen trafen rechtzeitig vor der ersten Dämmerung ein. Kaum waren sie durchs Tor, setzten die vier Robbis den Schließmechanismus in Gang.
Ihr wart wunderbar!“ Besser war einfach nicht zusammenzufassen, was passiert war. Allerdings hatte nicht nur Tschamita bemerkt, dass etwas anders gelaufen war als abgesprochen. Nein, richtig wahrgenommen hatten sie nicht, dass Fahrzeuge aus der Kolonne anders als in die geplante Richtung weitergefahren waren. Aber zum einen hatten sie Angst gehabt, unterwegs zu manövrieren, zum anderen waren sie wie berauscht gewesen, Hunderte zumindest anfangs Bewaffnete vor sich her zu treiben. Wie hätten sie sich da mitten im erfolgreichen Angriff zurückziehen sollen?
So. Nachdem wir diese Nacht zum Tag gemacht haben, werdet ihr nun den Tag zur Nacht machen. Noch ist offen, ob wir in der nächsten Nacht das Ganze wiederholen müssen.“
Die Mädchen stimmten unter einer Bedingung zu: Sie wollten wenigstens bei Tagesanbruch sehen, was sie angerichtet hatten.
Hellhörig machte mich das schon. Das waren ganz neue selbstbewusste Töne, auch wenn sie als Betteln vorgetragen wurden. Da hatte sich etwas dauerhaft verändert. ...


Donnerstag, 21. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1429


Die durch das Datum gegebene Notwendigkeit, zwei Gedichtein einen Zustand zu bringen, in dem sie vielleicht von den Mitgliedern des Friedrichshainer Autorenkreises gebilligt werden könnten, hat Vorzüge: Das Vorliegende wird noch einmal "auf die Goldwaage gelegt, um danach trotzdem als zu leicht befunden zu werden ... Auf der Reservebank, also doch noch nicht mir genügend, landete dabei "Wiederkäuer" - die vorige Testfassung schimmert noch stark durch.
Eine noch nicht vorgestellte este Testfassung ist dagegen "Linkshänder". Vielleicht wird einmal etwas Vorzeigbares daraus?


So sieht das für übermorgen geplante Programm der "Gedichte des Tages" aus. Das Manuskript des Fortsetzungsromans geht folgendermaßen weiter:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (92)


... In diese Stille hinein schallte meine Megafonstimme: „Drei – zwei – eins – ab!“
Sechsunddreißig Motoren heulten fast gleichzeitig auf, alle zusätzlich geräuschverstärkt. Eine Schallwelle bahnte sich ihren Weg durchs offene Tor. Zum einen direkt vorwärts, und noch einmal als Reflektion der Burg. Und genau in diesem Moment leuchteten die Scheinwerfer auf. Meine Landwirtschaftsflotte sah nun, wohin sie zu fahren hatte. Die einzelnen Fahrzeuge fuhren wie geplant als „Fontäne“ zum Tor hinaus. Die ersten recht weit gerade vor und dann links beziehungsweise rechts abbiegend, die folgenden schwärmten schon etwas früher zu Seite aus.
Die Scheinwerfer beleuchteten die heillose Flucht verschlafener Saks. Dabei hatte ich die hinteren Leuchter vorübergehend wieder abgeschaltet. Leicht geblendet hatten die Söldner dort Gelegenheit, die Jagd der Monster im Schein der Lichtstrahlen aus dem Schutz der Dunkelheit heraus zu verfolgen.
Ich hatte die Mädchen instruieren müssen, Soldaten, die ihnen nicht entflohen, zu überfahren. Diese wenigen Toten waren der Preis für das Überleben der Massen. Egal, was die Söldner tun würden, sie durften es nicht geordnet tun. Auf einen der Meinen kämen dann über fünfhundert Gegner. Beabsichtigt war, den Schilderzaun regelrecht zu zermalmen. Von ihm durfte bis Tagesanbruch nichts mehr übrig bleiben. Alle Fahrzeuge sollten bis zum Ende der Belagererkette fahren, dann wenden, sich vor dem Tor zu einer breiteren Kette vereinen, die geradeaus das Stabslager anzusteuern hatte.
Soweit ich es erkennen konnte, funktionierte das wunderbar. Das mit dem Erkennen war allerdings so eine Sache: Ich beleuchtete nur jeweils die Fläche, auf die die beiden Maschinenflügel gerade zusteuerten. Damit gab ich den Belagerungssoldaten ein Fluchtziel. Tatsächlich dauerte es nicht lange, da strebte, wer noch rennen konnte, in die Dunkelheit.
Nun aber wich das Verhalten der Gegner wegen eines physikalischen Denkfehlers meinerseits vom Plan ab. Anstatt eines sinnlosen Umherirrens fanden sich einige Offiziere, die Kommandos brüllten. Zumindest ein paar der nach Orientierung Suchenden bemerkte sie. Ich hatte nämlich vernachlässigt, dass Streulichtreste der Scheinwerfer die Dunkelheit ellten, wenigstens so viel, dass die Flüchtenden nicht gegeneinanderprallten. Es war also nicht restlos dunkel beziehungsweise nur für die, die gerade im Scheinwerferkegel standen oder aus ihm kamen. Nun fiel mir ein Risiko ein, das ich auf keinen Fall eingehen durfte. Das Tor stand noch weit auf. Es war zwar wahrscheinlich, dass der Schock über den Angriff der Nachtgespenster den Stab vom Eingreifen abhalten würde, aber was war, wenn ein militärisch relevanter Trupp in die ungesicherte Burg vorrückte?
Die Robbis waren über Funksignale erreichbar. Ihnen gab ich das Kommando zum vorzeitigen Wenden. Ich erwartete, dass die Mädchen das Manöver ihrer Nachbarn bemerken und, wenn auch verzögert, mitmachen würden. Entsetzt musste ich aber mit ansehen, dass die eine Hälfte der Angriffsflotte einen Bogen fuhr und sich dann auf ihren Startpunkt zu bewegte, während die andere stur weiterfuhr. Was sollte ich tun? ...






Mittwoch, 20. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1428

Nein, es ist nicht nur die dritte lyrische Testdichtung eines Nachmittags vonSlov ant Gali fällig (.... gibts koa sünd..) sondern auch ein Beispiel von Gunda Jaron, wie man ein allgemein bekanntes Gedicht parodiert. Für die, die es selbst versuchen wollen: Man muss sich nicht so streng an die Vorgaben von Rhythmus und innere Beziehungslogik des Originals halten (Ziel ist ja das Vergnügen derer, die das Gedicht lesen / hören, einschließlich Autor) ... aber fürs Üben sollte man es schon versuchen ... "Ein Feierabend am Montag"

So sollen die "Gedichte des Tages" am Freitag aussehen, wenn es keine Neuigkeiten gibt. "Nur" fortgesetzt wird die Handlung des SF-Romanmanuskripts:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (91)


... Als erstes replizierte ich Scheinwerfer. Das hätte ich schon längst tun sollen. Es war unabhängig von allem Anderen eindrucksvoll, mich als Beherrscher des Lichts in der Nacht zu zeigen. Und es konnte nicht schaden, welches einsetzen zu können. Ich montierte die Strahler beweglich auf der Burgmauer, schloss sie an die allgemeine Stromversorgung an, richtete sie auf die Linie der Belagerer und gliederte die „Lichtwerfer“ in Einheiten, die sich gesondert an- und ausschalten ließen. In der folgenden Nacht testete ich sie. Ich ließ sie kurz aufblitzen und korrigierte einige Einstellungen. Mir war klar, dass das Legenden zur Folge haben würde. Die meisten gegnerischen Soldaten verschliefen natürlich meine Blitze und die, die sie bemerkten, vermissten bestimmt das Donnern, aber sie konnten sich auf die Lichtquelle keinen Reim machen. Im Höchstfall blieb für einen Moment ein wenig Blendlicht auf ihren Netzhäuten zurück. Einzig den Stab der Belagerer musste ich bei meinen Lichtspielereien aussparen. Dessen Truppen waren zu weit entfernt für konzentriertes Licht.
Endlich war es soweit. Das Wetter stellte sich auf meine Seite. Nach Mitternacht verdeckten Wolken die Sterne. Ich hatte 12 Grad Celsius gemessen. Es war trocken und ruhig, als meine „Panzerfahrer“ ihre Fahrzeuge bestiegen. Noch tauchte nur eine einzelne Hoflaterne die Szenerie in gespenstisches Dämmerlicht. Vierzehn Dreierreihen standen auf das Haupttor gerichtet bereit. Die vorderen waren die mit den Mädchen als Fahrer. Ich ging davon aus, dass sie weniger komplizierte Steuermanöver vor sich hatten. Sie sollten nur ein Stück vorfahren und dann nach rechts und links schwenken. Die hinteren Reihen mussten sich anpassen, Abstand halten und eine breite Reihe bilden.
Der brenzligste Moment war der der Toröffnung. Ich hatte das große Tor noch nie offen gesehen. Vier Robbis, und zwar die, die dann die beiden letzten Ausfahrreihen bilden sollten, hatten sich intensiv mit der Mechanik der Toröffnung beschäftigt und herausgefunden, dass es sich um eine gewaltige, über Ketten bewegte Doppelschiebetür auf Walzen handelte.
Als alle Fahrer bis auf die vier ihre Plätze eingenommen hatten, löschte ich auch die Laterne. Durch die Dunkelheit schepperte und quietschte es. Die vier Robbis drehten ihre beiden Kurbeln. Nur die Augen, die erwartungsvoll auf die richtigen Punkte starrten, ahnten, dass sich dort die hohen Tore ganz langsam öffneten. Endlos krochen die Sekunden. Wenn die Postenreihe in Tornähe erwachte, Signale gerufen wurden, vielleicht gegnerische Soldaten hin und her rannten, so wurden deren Aktivitäten vom quälend lauten Geräusch des sich öffnenden Tores übertönt. Wäre ein gegnerischer Zug auf den Burghof gestürmt, wir hätten ihn nicht bemerkt. Nichts als Scheppern und Quietschen erfüllte die Dunkelheit.
Plötzlich rastete eine Halterung ein. Dann herrschte für einen Moment gespenstische Stille. ...

Dienstag, 19. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1427

Ein Alltags-Journal, also eines das mit den bevorstehenden Gedichten des Tages beginnt und mit einer weiteren Fortsetzung des SF-Romanmanuskripts endet, ist das Programm des Tages. Trotzdem viel Spaß:


Kurz und knapp: Zwei Testgedichte von Slov ant Gali, leicht kämpferisch-kritisch:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (90)



... Die folgenden Einweisungen der anderen Mädchen machte ich mit Tschamita zusammen. Nun trauten sich auch die meisten Anderen auf die Monstergefährte. Nach drei Tagen hatte ich eine „Landwirtschaftsflotte“. Alle beherrschten die wichtigsten Steuerkommandos Los!, Vorwärts!, Rechts!, Links!, Stoppen! … Sie übten in Linien zu fahren, die ich ihnen aufgemalt hatte. Es machte ihnen von Stunde zu Stunde mehr Spaß. Während ich ihnen zusah, mich über ihre Ohrenklappen amüsierte, dachte ich schon über das nächste Problem nach, von dem ich nicht recht wusste, ob es wirklich ein Problem war.
Meine Landwirtschaftsflotte sollte die Krieger da draußen jagen. Die mussten also über den ersten Schreck hinaus ihre Angst vor den Monsterwesen bewahren. Die Motoren ließen sich dafür künstlich lauter stellen. Was aber wäre, wenn jemand, der weiter von der herankommenden Maschine entfernt stand, in ihr ein lebendes Mädchen sitzen sähe? Selbst, wenn er nicht auf die Idee käme, dass es allein dieses Mädchen war, das das „Monster“ bewegte? Er konnte genauso gut annehmen, das Monster habe das Mädchen im Ganzen verschlungen und es müsse befreit werden.
Schließlich schilderte ich den Mädchen mein Problem. Sofort kamen die ersten Vorschläge, wie sie sich maskieren könnten, um richtig gefährlich auszusehen. Was gab das für ein Gelächter.
An diesem Abend tobten wir gemeinsam unter der Dusche herum. Fast schien der Krieg ein Kinderspiel …
Ich ahnte schon, dass der Einsatz nicht ganz so einfach sein würde. Inzwischen übten die Mädchen im Schwarm zu fahren. Auf dem Hof klappte das schon recht gut. Aber irgendetwas stimmte noch nicht. Immer wieder besichtigte ich mit meinem vierzigköpfigen „Heer“ die feindlichen Linien. Jetzt wäre es mir lieber gewesen, wenn wir eine richtige Feldschlacht hätten führen können, also einem geballten Gegner entgegentreten, dessen hintere Reihen allein durch das Zurückweichen der vorderen aufgelöst worden wären. Aber nichts deutete darauf hin, wann die Belagerer einen Angriff starten wollten. Es war auch nicht zu erkennen, wie sie sich versorgten. Eigentlich war gerade dieses geballte Nichtstun das, was am stärksten an den Nerven nagte.
Inzwischen war mir etwas Anderes klar geworden. Ich verfügte über 40 Monster, die eine Spannbreite von etwa 250 Metern abdecken konnten. Sie konnten sich auch teilen. Es blieb aber immer noch mindestens eine gegnerische Formation, die mein Heer von hinten zu Gesicht bekommen konnte, und diese verrückte Belagerungslinie war so lang, dass ein kluger Offizier genug Zeit hatte für Ausweich- und Umklammerungsmanöver. Dadurch konnte sich die Pleite des Gleiters wiederholen – nur, dass ich diesmal alle meine Kräfte eingesetzt hatte.
Für einen Moment erwog ich schon eine Ermüdungsstrategie mit alltäglichen Phots-Angriffen. Ich dachte ernsthaft darüber nach, leichte Strahler auszugeben und einfach immer wieder ein paar Gegner zu töten. Früher oder später mussten sie doch reagieren. Glücklicherweise kam mir endlich ein Einfall, mit dem garantiert niemand rechnen konnte …





Lyrik-Prosa-Wortkultur 1426

Warum oder für wen dichtet man? Wer auf eine gewaltige Fan-Gemeinde blicken kann, hat gut lächeln. Wie sieht es beim "normalen" Dichter aus? Die Antwort, für sich selbst zu dichten ist nicht falsch ... greift aber sicher zu kurz. Dazu diesmal die Gedichte des Tages":


Was wäre dieses Blog, animierte nicht der Beitrag des einen den nächsten zu eine poetischen Antwort. Da behielte wahrscheinlich Roger Suffo Recht mit seiner "Absage", mit der sich diesmal an die gereimte Aussage wagt, er schriebe seine Gedichte nur für sich. (Wer´s glaubt, wird selig.).
Da musste ich schon tief in die Trickkiste der Lyriker greifen, um ihm eine Antwort zu dichten: "Keine Absage" ... und sei es, dass mir dieses bedichtete Gefühl nicht fremd ist ... 


Der Fortsetzungsroman geht in seinem Entwurf natürlich an der Stelle weiter, an der er am Vortag abbrach:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (89)


... Für einen Kämpfer war ich mehr als angeschlagen. Ich glaube fast, ich wollte verlieren beziehungsweise mir beweisen, dass ich verlieren musste. Anders kann ich mir heute nicht erklären, warum ich als nächste ausgerechnet Tschamita auswählte. Sie war jedenfalls nach damaliger Kenntnis das Weiblichste von allen Mädchen auf der Burg. Und weil ich nicht recht wusste, was ich ihr zuerst erzählen sollte, sprach ich von Sanja, also was mir mit Sanja passiert war. Dass ich ihr hatte zeigen wollen, wie ein Traktor funktioniert und dass sie damit selbst hätte fahren sollen, aber dass Sanja solche Angst gehabt habe und …
Ich habe keine Angst.“
Ich hätte beinahe gelacht. Das Mädchen hielt meine Hand und sah zu dem Fahrzeug hoch, als würde es sie gleich verschlucken. Aber dazu sagte sie: „Wie kommt man da drauf?“
Ich hob sie an den Hüften hoch, kletterte selbst hinterher und nahm sie auf meinen Schoß.
Was soll ich sagen? Es konnte nicht viel Zeit vergangen sein, da lag Tschamitas Hand am Hebel, die meine schwebte zum Sichern darüber; Ruckeln, noch ein Ruckeln, noch ein Ruckeln … Tschamita erfasste, dass sie das gerade selbst ausgelöst hatte. Mir standen Schweißperlen auf der Stirn, aber allein durch Tschamitas Griffe bewegte sich der Traktor vorwärts, nach rechts …. „Haaaalt!“
Kaum, dass das Mädchen die ersten Erfolge auf dem Traktor erzielt hatte, wollte es sogar vergleichen: Gaht das auf dam … wie heißt das? … also dam Mahdraschar ganauso?
Einige Stunden beschäftigte ich mich nur mit dem einen Mädchen. Ihr schien das Prinzip einer Maschine keine Probleme zu bereiten. Keine Ahnung, woran das lag. Auch sie hatte bis vor einem Jahr nichts Anderes erlebt, als dass sich etwas nur dann bewegt, wenn es selbst lebt oder direkt angefasst wird. Was ich ihr theoretisch von „Kraftübertragung“ erklärt hatte, schien sie trotzdem als „natürlich“ hinzunehmen. ...



Montag, 18. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1425

Klassischer Ablauf. Also zuerst die morgigen "Gedichte des Tages".


Beinahe war ich geneigt, Thomas Reich tröstend zuzurufen, wie haben doch jeder unser persönliches 

Schwenningen

 durchlebt. Ach ja ... und dann kam die Zeit, wo wir ALLES anders machen wollten ...

Wenn ich es nicht besser wüsste, dass SOOO eng die Sache nicht gemeint ist, grinste ich bei Gunda Jarons "Gewissenhaft ..." und sagte "Ja, ja, so sind se, de Grün´n ..."


Dann folgt wieder eine Folge des utopischen Fortsetzungsroman:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (88)


... Sanja war die älteste von allen. Ich schlug ihr einen gemeinsamen Spaziergang vor, denn ich wolle ihr etwas zeigen. Als wir auf den Hof kamen, registrierte Sanja meinen inzwischen vollständigen Maschinenpark eher gelangweilt. Metallene Konstruktionen hatte sie schon einige gesehen. Sie interessierten sie nicht. Wir schlenderten zwischen den Fahrzeugen hindurch. Dann kletterte ich auf einen der Traktoren und reichte ihr die Hand, mit hochzukommen. Nichtsahnend ließ sie sich ziehen.
Weißt du was? Mit diesem Traktor können wir auf dem Hof entlangfahren.“
Sanja sah mich mit einem Blick an, der wohl so etwa bedeutete, na, wenn du es sagst, wird das wohl stimmen.
Aber dann zeigte ich ihr den Starter. „Pass mal auf!“
Der Effekt war absolut nicht der erhoffte. Sanja erstarrte und diese starre Haltung löste sich nicht, solange der Motor an war und der Sitz vibrierte. Sie sah, welche Schalter ich wie bewegte, sie hörte meine Erklärung, dass sich dieser Schalterbewegung wegen das ganze Fahrzeug bewegte, sie ließ sich ihre Hände an die Schalter führen, die Schalter bewegen … aber selbst bewegte sie kein bisschen. Als wir schließlich wieder auf dem Boden des Hofs standen, krallte sie sich an mich, betrachtete argwöhnisch den schweigenden Traktor und sagte nichts.

Was hätte ich tun sollen? Bei dieser Angst würde sie sich vielleicht zwingen lassen, noch einmal auf den Traktor zu steigen, aber ihn in absehbarer Zeit selbst zu fahren als Kampfpanzer gegen jene Saks da draußen, dazu wäre sie mit Sicherheit nicht zu bringen.
Die Geschlechterrollen werden sehr früh geprägt. Die Kinder hatten in ihrer Saks-Gemeinschaft schon sehr viel verinnerlicht. Mir war das prinzipiell von Anfang an klar, Ich war deshalb sicher gewesen, dass nur, wenn ich die Ausbildung der Kinder mit den Mädchen begänne – und zwar mit den Mädchen unter sich – sie die Chance hätten, technisches und fortschrittliches Denken unbeeinflusst auszuprägen. Es später auch an die Jungen weiterzugeben, würde ihnen leicht fallen.
Das war bestimmt nicht falsch. Aber die größeren Mädchen hatten ihre Prägung eben schon weg. Und ich war ausgerechnet an ein so richtig „typisches“ Mädchen geraten.
War das schon ganz das Ende meiner Idee? Die kleineren Kinder konnte ich ja beim besten Willen nicht einsetzen. So viele neue Robbis zu replizieren schien mir ein zu großer Aufwand. Ich war – zugegeben – schlicht müde vom Montieren, und Robbis Montieren war eine feine Puzzlearbeit. ...



Sonntag, 17. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1424

Ein besonderes Vergnügen auf dem Blog "Gedichte des Tages" sind immer die lyrischen Dialoge, wenn also ein Gedicht auf ein anders antwortet:

Gunda Jaron bot mir ein Gedicht mit dem höchst wissenschaftlichen Titel "Das Orakel des Bellis Perennis". Einmal davon abgesehen, dass ich DER Bellis Perennis geschrieben hätte, wäre der Titel nicht so schon google-fest geprägt gewesen, kämpfte ich lange darum, wie auf diesen Text zu antworten sei. Endlich ergoss sich liebendes Gelächter ... und sogar in ein Hochkunst-Sonett gefasst: "Wer die Butterblume zupft" ... So machen poetische Dialoge Spaß.

Dialoge gibt es natürlich auch im Romanmanuskript ... aber eben andere:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (87)


... Wahrscheinlich hätten Menschen aus meiner Welt diesmal wirklich über mich gestaunt und mich als Beispiel für menschlichen Erfindungsreichtum angeführt. Denn natürlich hatte ich noch nie ein Schweißgerät benutzt. Ich wusste nur theoretisch, dass mit großer Hitze Metallflächen zerschnitten aber auch so weich gemacht werden konnten, dass sie miteinander verbunden werden konnten. Was ich da zusammenfügte, sah nur entfernt nach dem aus, was es sein sollte. Einen Motor hätte ich natürlich nicht bauen können. Den erklärte ich zur Baugruppe, deren Gesamtgröße so lange verkleinert wurde, bis sie sich als Ganzes replizieren ließ. Logischerweise passten an der einen Stelle die Verschraubungen nicht, an der anderen die Stutzen. Für manche erfand ich Verbindungsstücke, an anderen Stellen verschweißte ich Teile, die eigentlich nie hätten halten können. Ob ich die Produkte nachher wirklich würde nutzen können, wurde immer unwichtiger, die Vorstellung, dass die Metallungetüme grausige Nebengeräusche produzieren mussten, bevor überhaupt ein Geräuschverstärker in Betrieb wäre, war im Augenblick das Wichtigste. Zusehen durften mir natürlich nur Robbis. Die konnten keine wertenden Schlüsse ziehen, also dass ich ein Feuer speiender Teufel war, und wenn ich mich halbwegs geschickt anstellte, dann brauchte ich viele Arbeiten nur einmal machen. … Na gut, manche musste ich häufig wiederholen, bevor eine Robbie-Nachahmung ungefährlich war.

Endlich waren mehrere unterschiedliche Kolosse fertig. Ich ließ sie durch die Robbis testen und war sogar ein wenig überrascht, dass es außer einigen Geräuschen, gegen die man die Ohren schützen musste, keine Anlage gab, die nicht fahrtüchtig gewesen wäre. Da wurde ich übermütig leichtsinnig. Ich entschied mich für ein großes Wagnis. Eigentlich ist die Bedienung solch moderner Technik wirklich ein Kinderspiel. Man muss sie eigentlich nur anschalten können, vorwärts, rechts, links fahren, die Schaufeln bewegen. Eigentlich … war es nur nötig, die erste Schülerin hoch ins Herz einer Maschine zu locken. Dann würden auch die anderen folgen … eigentlich …
Ich wollte auf jeden Fall mit allen großen Mädchen sprechen, die zumindest schon im Gleiter die Wirkung meiner Technik erlebt hatten und zwar von außen und innen.
Inzwischen hatten selbst die Traktoren breite Vorbauten mit „Stacheln“ erhalten. Nun sahen alle Maschinen richtig gefährlich aus.
Nun hielt ich den Mädchen eine pathetische Ansprache. Was sie für ein freies, modernes Leben führen konnten.
Stimmt. Das war eigentlich komisch und ich konnte froh sein, dass mich da keine fragte, was denn „modern“ sei. Ich erklärte noch, dass das Heer da draußen uns vergeblich zu vernichten versuchen würde, und sie, Mädchen, wie es sie bisher bei den Saks noch keine gäbe, bei der erfolgreichen Verteidigung mitwirken konnten. Ich ließ sie zuerst auf der Burgmauer patrouillieren. Was sie dabei mehr beeindruckte: der Anblick des imposanten feindlichen Heeres oder die Möglichkeiten ihrer Ferngläser? Schwer zu sagen. Ich vergaß ja auch keine Spielerei und zeigte ihnen, wie weit weg die Angreifer auch sein konnten, wenn sie die Gläser anders herum hielten.
Ihr Einsatz als Superkriegerinnen aber durfte nicht fehlschlagen. So entschied ich mich, sie lieber nacheinander zu gewinnen. ...





Lyrik-Prosa-Wortkultur 1423

Bei der Einstellung der "Gedichte des Tages" ins System gab es einmal mehr technische Probleme. Aber klar: Diese sind es:

Es wird Zeit, mal wieder etwas Anderes als nur eigene Testgedichte oder Aktuelles zum Tage anzubieten. Selbst Gaucky (oder gerade der) sollte nicht zu sehr die Kunst belasten. Heute beginne ich deshalb mit Sebastian Deyas "Warum ich nie Professor werde? Weil ich immer alles besser weiß." Bevor dann doch noch ein Testgedicht folgt: "Unverknotet".


Die nächste Fortsetzung des utopischen Romanprojekts folgt bestimmt:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (86)


... Die Fernbeobachtung machte nur wenige Veränderungen aus: Die Kommandeursposten waren inzwischen neu besetzt. Mein Gleiter-Kommandounternehmen war damit zur vollständigen Nullnummer geworden. Auf der Straße zum Haupttor wurde ein Gestell aufgebaut, das von weitem wie ein Wachturm auf altrömischen Grenzanlagen wirkte. Anfangs dachte ich, das wäre die erste Sturmkonstruktion. Aber es stellte sich heraus, dass das hölzerne Bauwerk nur einer Flaggeninstallation diente. Später erfuhr ich deren Sinn. Wäre ich hiesiger Burgherr gewesen, hätte ich ablesen können, welche Reiche hier die Übergabe der Burg forderten und dass man uns sicheren Abzug zusicherte, sofern wir innerhalb von drei Tagen das Tor öffneten. Eine komplizierte Angelegenheit – alles mit von unten in sich wiederholender Abfolge bewegten Flaggen ausgedrückt. Aber wie gesagt, ich verstand es nicht. Ich hatte ja nicht einmal eine Ahnung, dass die Saks ein solches Signalsystem entwickelt hatten. Bei den ersten Belagerungen auf dem Kontinent waren die Unterhändler getötet worden. Da war man auf diese Kommunikationsform verfallen. Auch das erfuhr ich erst später. Die Mädchen wusste es ja nicht – und hätten sie es gewusst, wären sie wohl nicht auf die Idee gekommen, so etwas Gott gleiches wie ich könnte es nicht wissen.
Während mich noch so unsinniges militärisches Zeug beschäftigte, kam mir endlich ein Erfolg versprechender verrückter Einfall. Ja, vielleicht brauchte ich nicht eine Unmenge Energie sinnlos darauf zu vergeuden, möglichst viele vernünftige Wesen zu töten, um mich dann nachher über nutzlos herumstehende Waffen zu ärgern. Ich gebe allerdings zu, dass das nicht das einzige Problem war. Unangenehmer war der Gedanke, dass im virtuellen Speicher weder große Waffen noch Baupläne für ihre Montage existierten.
Doch nun überlegte ich, dass die Saks ja meine Waffen nicht kannten und alles für eine Waffe halten mussten, was ausreichend bedrohlich auf sie zukäme. So begann ich Bauteile für Maschinen für Land- und Forstwirtschaft zu replizieren. Bulldozer würde ich bei der Urbarmachung meines Landes später sicher brauchen. Ob sich ein vorzeitlicher Mähdrescher rentieren würde, müsste ich erst prüfen. Eigentlich wollte ich keine so großen Flächen mit gleichem Getreide bewirtschaften. Aber verschiedene Rodungsgeräte, riesige Technik zum Auflockern des Bodens … das war schon sinnvoll. Oh, nicht alles war sofort einsetzbar wie der Mähdrescher. Der hatte seine rotierenden „Zähne“ sowieso vorn. Aber die Bodenauflockerung wurde normalerweise gezogen. Das sah zumindest für mich nicht sonderlich bedrohlich aus. Glücklicherweise waren die Änderungen einfach.
Ideen für gewaltige Kampfmaschinen, die die Landwirtschaft künftig mechanisieren konnten, hatte ich mehrere. Das Problem war dann aber, dass mir nur 19 Robbis zur Verfügung standen, und der Erfolg hing erheblich daran, dass plötzlich ganze Untiermassen die unvorbereiteten Belagerer bedrängten. ,,,




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