Mittwoch, 20. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1428

Nein, es ist nicht nur die dritte lyrische Testdichtung eines Nachmittags vonSlov ant Gali fällig (.... gibts koa sünd..) sondern auch ein Beispiel von Gunda Jaron, wie man ein allgemein bekanntes Gedicht parodiert. Für die, die es selbst versuchen wollen: Man muss sich nicht so streng an die Vorgaben von Rhythmus und innere Beziehungslogik des Originals halten (Ziel ist ja das Vergnügen derer, die das Gedicht lesen / hören, einschließlich Autor) ... aber fürs Üben sollte man es schon versuchen ... "Ein Feierabend am Montag"

So sollen die "Gedichte des Tages" am Freitag aussehen, wenn es keine Neuigkeiten gibt. "Nur" fortgesetzt wird die Handlung des SF-Romanmanuskripts:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (91)


... Als erstes replizierte ich Scheinwerfer. Das hätte ich schon längst tun sollen. Es war unabhängig von allem Anderen eindrucksvoll, mich als Beherrscher des Lichts in der Nacht zu zeigen. Und es konnte nicht schaden, welches einsetzen zu können. Ich montierte die Strahler beweglich auf der Burgmauer, schloss sie an die allgemeine Stromversorgung an, richtete sie auf die Linie der Belagerer und gliederte die „Lichtwerfer“ in Einheiten, die sich gesondert an- und ausschalten ließen. In der folgenden Nacht testete ich sie. Ich ließ sie kurz aufblitzen und korrigierte einige Einstellungen. Mir war klar, dass das Legenden zur Folge haben würde. Die meisten gegnerischen Soldaten verschliefen natürlich meine Blitze und die, die sie bemerkten, vermissten bestimmt das Donnern, aber sie konnten sich auf die Lichtquelle keinen Reim machen. Im Höchstfall blieb für einen Moment ein wenig Blendlicht auf ihren Netzhäuten zurück. Einzig den Stab der Belagerer musste ich bei meinen Lichtspielereien aussparen. Dessen Truppen waren zu weit entfernt für konzentriertes Licht.
Endlich war es soweit. Das Wetter stellte sich auf meine Seite. Nach Mitternacht verdeckten Wolken die Sterne. Ich hatte 12 Grad Celsius gemessen. Es war trocken und ruhig, als meine „Panzerfahrer“ ihre Fahrzeuge bestiegen. Noch tauchte nur eine einzelne Hoflaterne die Szenerie in gespenstisches Dämmerlicht. Vierzehn Dreierreihen standen auf das Haupttor gerichtet bereit. Die vorderen waren die mit den Mädchen als Fahrer. Ich ging davon aus, dass sie weniger komplizierte Steuermanöver vor sich hatten. Sie sollten nur ein Stück vorfahren und dann nach rechts und links schwenken. Die hinteren Reihen mussten sich anpassen, Abstand halten und eine breite Reihe bilden.
Der brenzligste Moment war der der Toröffnung. Ich hatte das große Tor noch nie offen gesehen. Vier Robbis, und zwar die, die dann die beiden letzten Ausfahrreihen bilden sollten, hatten sich intensiv mit der Mechanik der Toröffnung beschäftigt und herausgefunden, dass es sich um eine gewaltige, über Ketten bewegte Doppelschiebetür auf Walzen handelte.
Als alle Fahrer bis auf die vier ihre Plätze eingenommen hatten, löschte ich auch die Laterne. Durch die Dunkelheit schepperte und quietschte es. Die vier Robbis drehten ihre beiden Kurbeln. Nur die Augen, die erwartungsvoll auf die richtigen Punkte starrten, ahnten, dass sich dort die hohen Tore ganz langsam öffneten. Endlos krochen die Sekunden. Wenn die Postenreihe in Tornähe erwachte, Signale gerufen wurden, vielleicht gegnerische Soldaten hin und her rannten, so wurden deren Aktivitäten vom quälend lauten Geräusch des sich öffnenden Tores übertönt. Wäre ein gegnerischer Zug auf den Burghof gestürmt, wir hätten ihn nicht bemerkt. Nichts als Scheppern und Quietschen erfüllte die Dunkelheit.
Plötzlich rastete eine Halterung ein. Dann herrschte für einen Moment gespenstische Stille. ...

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