Montag, 4. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1411

Woran leiden die "Gedichte des Tages" zur Zeit? Am meisten wohl unter der geschrumpften Bandbreite unterschiedlicher Autoren. Glücklicherweise sind nicht die schlechtesten übrig geblieben - und neue stoßen bestimmt nach:


Die Sprache ist reich an bildhaften Ausdrücken. Man kann dichten mit großer Kelle daraus schöpfen. Gunda Jaron hat sich diesmal den Ausdruck "aus dem Nähkästchen plaudern" vorgenommen und ihn gleich zu einer "Trilogie vom Nähkästchen" verarbeitet. Hier Teil 1 ...
 Man muss es wohl klar zugeben: Der "Gedichtpilot" ist als Gedicht ... unausgegoren ... Ihn hier zu veröffentlichen ist eher so etwas wie eine "Lizenzanmeldung": Die Idee hatte der Dichter gerade. Da lässt sich was draus machen. Aber mehr???


Bei der Prosa kann man keine Trend erkennen:


lov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (74)


... Wie glücklich würde das ganze Volk werden. Die Saks konnten mehrere beschämende Entwicklungsepochen der Menschheit schlicht überspringen. Dies vor allem, weil sie die Probleme unserer Mangelwirtschaft nie zu erleben brauchten. Dafür würde ich sorgen. Bald verschwände das Wort Hunger aus ihrer Sprache. Keine Not, keine Angst vor Katastrophen. Unmerklich würden sie in eine Gesellschaft ohne Unterordnung hinübergleiten.
Schwieriger würde es mit der Medizin sein. Anatomisch schienen die Saks zwar wie eine Menschenabart zu sein, aber das hinderte bestimmt keine fremden Krankheitserreger daran, mich vor noch ungelöste Probleme zu stellen. Ich würde also sehr viele künftige Ärzte und medizinische Betreuungskräfte ausbilden müssen.
Also viele Untersuchungen, Daten speichern, auswerten ... Das hieß Computertechnik. Da würde also bald auch auf mich die Frage zukommen, wozu man rechnen können sollte, wenn man doch Geräte hatte, die dies viel schneller und fehlerfrei schafften. Das als die Schülernaivität, die vor der Erkenntnis stand, Rechentechnik zu brauchen, zu entwickeln, zu verstehen, um ihr nicht hilflos ausgeliefert zu sein.
Aber bis dahin wäre noch viel Zeit. Ich freute mich auf die verwunderten Gesichter staunender mit Geräten kommunizierender Kinder. Kommunizieren, ja. Das wäre wichtig. Und so würden sie das ausdrücken, weil sie bald begriffen haben würden, dass es viel mehr gab, als sich nur mit demjenigen zu unterhalten, den man vor sich sah. Das war überhaupt eine tolle Idee. Eine Art Internet. Die Zentrale wäre hier auf der Burg, und in den Hütten würden wir Kommunikationsplätze einrichten, über die die Mädchen hier erreichbar wären. Ob es gut war, wenn bewegte Bilder in den Hütten zu sehen waren, wollte ich noch nicht entscheiden, aber die Stimmen der Kinder waren leicht zu übertragen.
Die Sprache, verdammt! Ich wollte doch, dass die Mädchen nur meine Sprache benutzten. Davon wieder abweichen? Nein. Erst einmal würde gelernt, was ich wollte. Welch Wunder schwebte mir vor: Kinder, die aus einer fast noch urzeitlichen Welt stammten, lernten bei mir mein Erdbasic. Sie würden sich untereinander darin unterhalten, weil es chic war und den Erwachsenen beibringen, damit die sie verstanden … womit sich durchsetzen musste, wer der Zeit voraus war, dass die Alten die Sprache ihrer Kinder lernen würden, um noch mitzukommen.
Ja, ich seh es dir an. Nachher habe ich dann ja zurückgedreht, als ich merkte, dass nichts mehr ging. Aber musst du dir nicht vorstellen, ganz hoch fliegen zu können, um dich überhaupt vom Boden zu lösen?
Also rechnen. Ein mit Computern gesteuertes Lernprogramm, das die Mädchen selbst bedienen lernen würden, immer eine begrenzte Zahl von Fragen, per Zufallsgenerator aus einem Schwierigkeitsgrad ausgewählt und so lange wiederholt zu beantworten, bis nur noch richtige Antworten kamen. Damit war ich entlastet von Paukerei. Das passte auch gut zu den Räumlichkeiten der Burg. Viele kleine aufeinanderfolgende Zimmer. Da konnten sich die Mädchen in Kleingruppen vorkämpfen, um zum Beispiel zum Mittag zu kommen.
Ich strotzte vor Ideen. Ach, wäre das schön gewesen, hätte ich einen Freund gehabt, dem ich hätte vertrauen können und der mich vielleicht etwas gebremst hätte …


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