Sonntag, 17. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1424

Ein besonderes Vergnügen auf dem Blog "Gedichte des Tages" sind immer die lyrischen Dialoge, wenn also ein Gedicht auf ein anders antwortet:

Gunda Jaron bot mir ein Gedicht mit dem höchst wissenschaftlichen Titel "Das Orakel des Bellis Perennis". Einmal davon abgesehen, dass ich DER Bellis Perennis geschrieben hätte, wäre der Titel nicht so schon google-fest geprägt gewesen, kämpfte ich lange darum, wie auf diesen Text zu antworten sei. Endlich ergoss sich liebendes Gelächter ... und sogar in ein Hochkunst-Sonett gefasst: "Wer die Butterblume zupft" ... So machen poetische Dialoge Spaß.

Dialoge gibt es natürlich auch im Romanmanuskript ... aber eben andere:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (87)


... Wahrscheinlich hätten Menschen aus meiner Welt diesmal wirklich über mich gestaunt und mich als Beispiel für menschlichen Erfindungsreichtum angeführt. Denn natürlich hatte ich noch nie ein Schweißgerät benutzt. Ich wusste nur theoretisch, dass mit großer Hitze Metallflächen zerschnitten aber auch so weich gemacht werden konnten, dass sie miteinander verbunden werden konnten. Was ich da zusammenfügte, sah nur entfernt nach dem aus, was es sein sollte. Einen Motor hätte ich natürlich nicht bauen können. Den erklärte ich zur Baugruppe, deren Gesamtgröße so lange verkleinert wurde, bis sie sich als Ganzes replizieren ließ. Logischerweise passten an der einen Stelle die Verschraubungen nicht, an der anderen die Stutzen. Für manche erfand ich Verbindungsstücke, an anderen Stellen verschweißte ich Teile, die eigentlich nie hätten halten können. Ob ich die Produkte nachher wirklich würde nutzen können, wurde immer unwichtiger, die Vorstellung, dass die Metallungetüme grausige Nebengeräusche produzieren mussten, bevor überhaupt ein Geräuschverstärker in Betrieb wäre, war im Augenblick das Wichtigste. Zusehen durften mir natürlich nur Robbis. Die konnten keine wertenden Schlüsse ziehen, also dass ich ein Feuer speiender Teufel war, und wenn ich mich halbwegs geschickt anstellte, dann brauchte ich viele Arbeiten nur einmal machen. … Na gut, manche musste ich häufig wiederholen, bevor eine Robbie-Nachahmung ungefährlich war.

Endlich waren mehrere unterschiedliche Kolosse fertig. Ich ließ sie durch die Robbis testen und war sogar ein wenig überrascht, dass es außer einigen Geräuschen, gegen die man die Ohren schützen musste, keine Anlage gab, die nicht fahrtüchtig gewesen wäre. Da wurde ich übermütig leichtsinnig. Ich entschied mich für ein großes Wagnis. Eigentlich ist die Bedienung solch moderner Technik wirklich ein Kinderspiel. Man muss sie eigentlich nur anschalten können, vorwärts, rechts, links fahren, die Schaufeln bewegen. Eigentlich … war es nur nötig, die erste Schülerin hoch ins Herz einer Maschine zu locken. Dann würden auch die anderen folgen … eigentlich …
Ich wollte auf jeden Fall mit allen großen Mädchen sprechen, die zumindest schon im Gleiter die Wirkung meiner Technik erlebt hatten und zwar von außen und innen.
Inzwischen hatten selbst die Traktoren breite Vorbauten mit „Stacheln“ erhalten. Nun sahen alle Maschinen richtig gefährlich aus.
Nun hielt ich den Mädchen eine pathetische Ansprache. Was sie für ein freies, modernes Leben führen konnten.
Stimmt. Das war eigentlich komisch und ich konnte froh sein, dass mich da keine fragte, was denn „modern“ sei. Ich erklärte noch, dass das Heer da draußen uns vergeblich zu vernichten versuchen würde, und sie, Mädchen, wie es sie bisher bei den Saks noch keine gäbe, bei der erfolgreichen Verteidigung mitwirken konnten. Ich ließ sie zuerst auf der Burgmauer patrouillieren. Was sie dabei mehr beeindruckte: der Anblick des imposanten feindlichen Heeres oder die Möglichkeiten ihrer Ferngläser? Schwer zu sagen. Ich vergaß ja auch keine Spielerei und zeigte ihnen, wie weit weg die Angreifer auch sein konnten, wenn sie die Gläser anders herum hielten.
Ihr Einsatz als Superkriegerinnen aber durfte nicht fehlschlagen. So entschied ich mich, sie lieber nacheinander zu gewinnen. ...





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