Donnerstag, 2. Januar 2014

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1956

Nein. Festlegen lassen wir uns nicht auf eine Form. Diesmal jedenfalls gibt es wieder ein Stück Prosa direkt serviert:

Thomas Staufenbiel

Verkuppelt

Habe ich Ihnen eigentlich schon mal von Frau König erzählt? Nein? Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber ich kann es auf den Tod nicht ausstehen, wenn mir jemand seine Geschichten aufdrängt. Vielleicht geht es Ihnen ja genauso. Möglicherweise wird es Sie auch gar nicht interessieren. Dennoch, Herr Sauerbruch, es liegt mir quasi auf der Seele, drückt und bedrängt mich, will herausgelassen werden. Wem sollte ich denn sonst davon erzählen. Sehen Sie sich doch einmal um, eben – und genau da beginnt ja das Dilemma.

Sauerbruch legte seine Hand auf mich. Er hatte sich ein Herz gefasst und würde zuhören, das spürte ich.
All die anderen hier, begann ich, sind viel größer, besser gebaut, sehen alles in allem viel besser aus als ich. Nur Sie, Herr Sauerbruch, haben mich immer getröstet und gesagt: auch für Dich wird sich noch eine finden.
Dann ist es tatsächlich passiert. Als wir uns das erste Mal ansahen, war es für mich Liebe auf den ersten Blick. Sie schien zu zögern, doch da war dieser Glanz in ihren Augen, der sie verriet. Sie berührte mich vorsichtig, fast wie unab-sichtlich und ich erinnere mich genau, dass es leise knisterte, ähnlich einer elektrischen Entladung.

Ich hatte so etwas vorher noch nie erlebt. Hin und wieder kamen junggebliebene Damen mittlerer Reife auf mich zu, berührten mich mit ihren lackierten Fingernägeln, dass es mich schüttelte. Doch die Hände dieser Frau waren ganz anders. Sie brachten nicht das kalte Gefühl eines kratzenden Füllfederhalters, wie nebenbei bemerkt des Ihren, Herr Sauerbruch, sie ließ mich durch die Berührung ihrer Hände träumen. Sie wissen ja selbst, wie oft Frau König hier vorbeikam. Ihren Alten ließ sie in einiger Entfernung stehen und fast sah es aus, als stehle sie sich heimlich zu mir herüber. Trotzdem schwanden mein Mut und meine Hoffnung von Mal zu Mal. Sie konnte sich nicht entscheiden. Doch gestern, Sie können sich denken, Herr Sauerbruch, welche Freude es für mich war, sah ich ihren Alten mit einer anderen jungen Frau. Sofort machte ich mir wieder neue Hoffnung. ...


(Weiter in:
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Aber auf die "Gedichte des Tages" blicken wir wie gewohnt:

Die heutigen Gedichte des Tages bieten die Stammgäste dieses Blogs an.Sebastian Deya dürfte mit seinem Angebot das Wohlwollen des guten Albert Einstein gewinnen können, weil er die Relativität der Zeit zu fassen versucht: "amstandstreifenselbstüberholt". 
Gunda Jaron dagegen vergewissert sich "frisch geduscht" einer Stimmung, die wir gern ins Jahr mitnehmen können wollten ... also ich zumindest ...
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