Freitag, 3. Januar 2014

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1957

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Zuerst wieder eine Prosakostprobe:

.Gunda Jaron

Vanille und Patchouli

Lasst mich Euch eine seltsame Begebenheit schildern, liebe Freundin, die sich am Ende des gestrigen Tages zutrug. Der Bote hatte mir Euer Schreiben überstellt, das ich nun schon zum wiederholten Male mit heimlichem Vergnügen las. Ihr erinnert Euch? Neben anderen Dingen berichtetet Ihr mir darin von Eurer Absicht, an eben jenem Tag das Dampfbad aufzusuchen. Ein weiteres Mal schmunzelte ich über Eure neckische Aufforderung, Euch zu begleiten, ein Ding der Unmöglichkeit, wie uns beiden wohl bewusst, trennen uns doch einige Stunden beschwerlicher Fahrt. Mit diesem schwach nach Eurem Rosenholz-Parfüm duftenden Briefe also hatte ich es mir auf meinem Fauteuil bequem gemacht. Die Abendtoilette hatte ich bereits beendet und mich in ein seidenes Hausgewand gehüllt. Ein Stück appetitlich ange-richteter Kirschtorte auf dem kleinen Tischchen rechts meiner Lagerstatt wartete darauf, als süßes Nachtmahl verzehrt zu werden. War es der Blick in das flackernde Kaminfeuer oder der Gedanke an Euch, Verehrteste, plötzlich wurde mir warm, ja heiß geradezu; mein ganzer Körper wurde von einer ungewöhnlichen Hitze erfasst. Mit einem Ruck riss ich mir den Hausmantel vom Leibe. Ein feuchter Film bedeckte meine Haut vom Schopfe bis zu den Waden und ein salziger Tropfen rann von meiner Stirne über die Schläfe. Die Wärme der Flammen breitete sich im ganzen Raume aus und ich hatte soeben wohlig die Augen geschlossen, als ...

Lasst mich Euch eine seltsame Begebenheit schildern, lieber Freund, die sich am Ende des gestrigen Tages zutrug. Ihr erinnert Euch, dass ich Euch von meiner Absicht berichtete, das Dampfbad aufzusuchen? In eben jenem hatte ich es mir bequem gemacht. Wärme umhüllte mich und mit allen Poren nahm ich den sinnlichen Duft von Orange und Vanille auf. Ich schloss die Augen und genoss die Stille, als mich jäh ein schaurig-köstliches Gefühl überfiel. ...

Enthalten ist sie im Buch

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Morgen werden folgende "Gedichte des Tages" vorgestellt:

Zwei politische Gedichte, beide von Slov ant Gali ... nur eines schnurztrocken und "2014" geheißen, das andere schon dem Feuer eines Friedrichshainer Autorenkreises ausgesetzt und dort nicht "verbrannt" worden: "Wozu das wohl gut war".



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