Sonntag, 16. September 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1516

Ich kann es vorsorglich schon ankündigen: Der lyrische Dialog mit Thomas Reich in den morgigen "Gedichten des Tages" wird nicht der letzte sein ... der beste aber wohl auch nicht ...

Thomas Reich fragt in "Daumen runter!", warum wohl die Massen an Zuschauern und Gladiatoren noch immer das römische Spiel mitspielen. Mir ist klar, dass die Antwort in "Wau-wau!" nicht ausreicht, aber ein Stück der Wahrheit ist sie schon ...


Tja, und langsam sehe ich den Rest des ersten Teils der Sakur-Sage davonschmelzen:



Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (176)





... Ich hatte es meinen ehemaligen Gefährten besonders leicht gemacht, indem ich die extreme biologische Ähnlichkeit praktisch bewiesen hatte. Die Saks waren demnach so etwas wie kleinwüchsige Menschen.
Aber …
Ja, Probleme hätten sie schon gehabt damit, dass ich sie angelogen hatte, ihnen Robbis als Saks zu präsentieren versucht hatte. Aber entweder hatte ich mir eine neue heile Welt nach meinen Wünschen zurechtgezimmert. Dann wäre es eine Erleichterung für mich, wenn ich nicht die Alternative eines Freitodes wählen musste. Denn als Robinson würde ich über Jahrhunderte degenerieren und mit den technischen Mitteln, über die ich ja weiter verfügt hätte, zur Gefahr für den Planeten werden.
Oder, und das befürchteten sie, ich hatte etwas zu verbergen. Niemand könne sich hier zum Richter über Andere aufschwingen. Aber ich dürfe mich auch auf keinen Fall zum ewigen Schicksal dieses Planeten erheben. Die Umstände der zur Verfügung stehenden Zeit und alles Drumherum schien sie zu berechtigen, mich ungefragt in den Konsens einzubeziehen, zu dem die ganze Gruppe schließlich gefunden hatte …
Ich brach mitten im Gespräch einfach die Verbindung ab.
Sie hatten mich sozusagen umgebracht. Plötzlich sah ich die Berichte meines Doubles aus Chrust mit ganz anderen Augen. Wie hatten wir uns zuvor gemeinsam über die Höflinge amüsiert, die den neuen Gott hatten vergiften wollen, weil sie an dessen Gotthaftigkeit offenbar genauso wenig glaubten wie an die ihre früheren Chrustinos. Mein Double hatte die angebliche Nahrungsaufnahme simuliert und danach die Zusammensetzung des Giftes analysiert. Dann hatte es die Verbrecher vor die Wahl gestellt, ihren eigenen Trank selbst zu genießen oder aus dem Umkreis des Herrschers für immer zu verschwinden.

Mein Robbi-Ich! Was für ein Gefühl, dass die eigene technische Kopie nun einem relativ unendlichen Dasein entgegensteuerte, während ich, das Original, mir immer unähnlicher werden würde. Ich würde zum Greis, würde sterben und ein Roboter würde zum ewig unangefochtenen Herrscher des ganzen Kontinents werden. Glücklicherweise wusste der nichts von meinem Schicksal. Wie würde er darauf reagieren? Irgendwann musste er meinen Verfall bemerken. Er war mein Dorian Gray, der Held einer Geschichte, dessen Abbild an Stelle des Menschen alterte – also umgekehrt wie bei mir. Was aber das Schlimmste war: Der Robbi hatte überhaupt keine eigene Norm. Alle Wertungen gab normalerweise ich ihm vor. Ich würde das bald nicht mehr können. Ein ganzer Kontinent von einer gefühllosen Maschine beherrscht! Er träfe weiter Entscheidungen in Analogie zu denen, die ich ihm empfohlen hatte. Es würde aber neue Fälle geben, wo Analogien schwer zu finden wären. Wem würde diese Maschine dann gehorchen? Eigentlich wäre eines für mich logisch gewesen: Ich hätte die Amtsgeschäfte selbst übernehmen müssen und in das Reich der Saks so viel Fortschritt einbringen müssen, wie die Bewohner verkraften konnten. ...



Samstag, 15. September 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1515

Diesmal versuchen sich die "Gedichte des Tages" wieder einmal im Ausloten der möglichen Gegensätze. Ob es wohl gelingt?
Beim ersten Teil der Sakur-Saga fände ich interessant, welcher Leser ohne vorher nachgelesen zu haben - was ja auf so einem Blog nicht geht - inzwischen ahnt, wie dieser Teil ausgeht. Egal ... Hier also die nächste Fortsetzung.



Thomas Reich hat sich lyrisch eines der Fetische angenommen, die uns vorgesetzt werden, sie gläubig anzubeten - er scheint´s, tut´s nicht: "Unendliches Wachstum".
Als mit dem Lorm-Stichwort gleich 9 Variationen zum Thema als eigenständige Gedichte geboren wurden, sozusagen Neunlinge, war die literarische Mehrlingsgeburt eigentlich eine leichte ... auch, wenn die Schwangerschaft eine komplizierte war. Anders war dies mit den Mehrlingen vom Mittwoch, wozu auch "Des Poeten Polygamie" gehörte. Da ist der Zusammenhang nicht sofort erkennbar ... höchstens, dass sie nicht ... zu traurig gerieten ...




Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (175)





... Am liebsten hätte ich das verdammte Schamoui-Double gleich abgeschaltet. Aber ich wartete, bis der Gleiter in der Nähe meiner Stadt war. Dort versteckte ich die Puppe im Wald. Nach Hause! Plötzlich sehnte ich mich nach meiner so wirklichen Schamoui, nach meinem Harem, nach meiner Aufgabe für die folgenden tausend Jahre.
Ich wurde begeistert am Tor empfangen. Ich dankte allen, schickte meine Kinder an ihre Plätze, behielt Schamoui am Arm … In ihrem Bett nahm ich sie mit einer Gewalt, als wollte ich die vergangenen Tage in ihrer Liebe versenken. Als die junge Frau dann auf mir ritt, mir so zeigte, sie wollte mich auch, als ich einschlief, während Schamoui Duan versorgte, als alle beide Haut an Haut an meiner Haut einschliefen, ich das im Halbschlaf mehr ahnte als merkte, da hatte ich das Gefühl, ich konnte nur schlecht geträumt haben. Nein. Die Ahnung war schon da. Etwas war anders geworden. Ich wagte nur nicht, darüber nachzudenken was …

Die Auflösung des Rätsels ließ nicht lange auf sich warten. Ich pflegte wirklich mit der Gemeinde der Menschen Kontakt. Ich teilte ihre Freude auf meine Weise. Auch ich war froh, als die Reisenden nach meinem Kontinent heil bei der zurückgebliebenen Gruppe angekommen waren. Ich weiß nicht mehr, wie das Gespräch darauf kam, aber irgendwann erzählten sie mir dann, dass es lange vor der Abreise einen heftigen Streit gegeben habe. Ich wisse ja, sie hätten sich früh in die Gemeinschaft der Bewohner integriert. Die Verhältnisse der Erde ließen sich hier aber nie herstellen. Auf der Erde gäbe es immer wieder Neues und für alle Menschen sei ein für hiesige Verhältnisse unvorstellbar langes Leben das Normale. Hier herrsche der Kreislauf des Vergehens. Sie hätten sich deshalb sehr gefreut, dass auch ich zu diesem Ergebnis gekommen sei, wenn ich mit einer Saks ein Kind gezeugt habe, was sie sich trotz der hervorragenden Medizintechnik bisher nicht getraut hätten. Sie würden es wohl nun auch versuchen.
Wie immer sie es drehten … bei der Eingliederung in die Welt dieses Planeten wären die Nanniten hinderlich. Hunderte, vielleicht Tausende Jahre im engen Kreis derselben Menschen leben zu müssen, während um sie herum immer neue Wesen heranwüchsen und stürben, das war einfach eine zu schwere Strafe. Zum Glück hatten sie entdeckt, dass einige Beigaben zu dem Getränk, dass der irdischen Kumys so ähnlich sei, das Leben gesund und für einheimische Verhältnisse lang gestalte, aber zugleich – und das sei das Entscheidende – die Nanniten aus dem Körper treibe wie eine Krankheit. Ein einziger Trunk genüge ...
Zur Direktive, sich nicht in fremde Entwicklungen einzumischen, gab es natürlich Umsetzungsrichtlinien. Da hieß es zum Beispiel, den fremden Intelligenzen möglichst nicht aufzufallen, ansonsten aber sich ihnen weitestgehend anzupassen.
Ich musste zugeben, dass die Dimension unserer Lebenserwartung einer solchen Anpassung wirklich am meisten im Wege stand. Was sollten die Saks von Wesen halten, die nicht alterten? ...

Freitag, 14. September 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1514

Ein Autorenkreis ist eine kreative Angelegenheit. Das Goethe-Gedicht hätte diesmal als Resümee dabei entstanden sein können. Hier als Testgedicht für die "Gedichte des Tages" vorgestellt. Dann geht der Countdown des ersten Teils der Sakur-Saga weiter. Am langen zweiten laufen die ... nein, da wird noch die Wehenzeit vorbereitet ...


Auf dieses "Testgedicht" bin ich echt stolz ... richtiger: auf die ausgefallene Idee dazu. Und vielleicht erahnt man beim Lesen noch, welchen gewaltiges Vergnügen des Schreiben von "Literaturgeschichtliche Katastrophe" mir bereitet hat. Aber dazu ist ja die Testphase da: Ich muss wieder herunter auf den Boden der Realitäten und mir sagen lassen, was alles nicht so gut gelungen ist, wie es sich anfangs anfühlte ...
Irgendwie war mein Versuch, das Gedicht "Von den Träumern" beim Friedrichshainer Autorenkreis" zur Diskussion zu stellen, kein richtiger Erfolg. Nicht dass es abgelehnt worden wäre. Beanstandet wurde im Wesentlichen, dass eine Ballade sein müsse, wo Ballade drübe steht, und mit der ersten Strophe verspräche ich einen Inhalt, den ich im folgenden nicht einlöste (virtuelles Geld) und noch drei Mikrokleinigkeiten ... ach ja, für seine Botschaft wäre es vielleicht zu lang, aber vielleicht auch nicht, aber gut komponiert, sodass nicht einfach gesagt werden könne, wo etwas gekürzt werden könnte ... Ergo: Im Wesentlichen bleibt´s, wie´s war ...




Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (174)





... Sollten diese Boten einer für mich längst versunkenen Zukunftswelt so schnell aus dem Gefahrenbereich entschwinden? Herrlich! Der Gedanke, mit Menschen videophonieren zu können, Kontakt zu haben, aber auf Distanz, hatte dagegen etwas Reizvolles. Das im Orbit verbliebene Raumschiff bekam so vielleicht noch eine besondere Bedeutung. Aus ausreichender Entfernung konnte ich diese Menschen mit passend gefilterten Informationen versorgen. Früher oder später würde das Raumschiff verglühen, neue Legenden begründen und mich der Kontrolle anderer Menschen wieder entziehen. Ich würde die Karawane noch ein Stück meerwärts begleiten und mich dann auf den Rückweg in mein Gottestum begeben.
Wir feierten miteinander und mit den vielen Saks. Mein Duan-Double wurde gewürdigt.
Aber eigentlich war das alles normal. So etwas gehörte doch einfach dazu, wenn man sich nach langer Zeit an einem so abgelegenen Ort trifft. Ich umarmte die drei zum Abschied sogar mit echter Wehmut. Agneta und Eddy erwiderten die Umarmung herzlich, Karl hieb mir freundschaftlich auf die Schulter und ich glaubte, in seinen Augen so etwas wie Neid aufblitzen zu sehen.

Ob es richtig war, dass ich mich auf diese Weise vom Menschsein lossagte? Aus freien Stücken zum Gott der Saks zu konvertieren? Ich hätte mit den Meinen mitreisen können. Hätte … Zum Schluss hatte ich es dann wieder sehr eilig wegzukommen. Vielleicht hatte ich sogar Angst, meine Entscheidung zu bereuen.
Erst als mir der Schamoui-Robbi erklärte, sie habe sich gewundert, dass ich den Diagnosecheck zugelassen hätte, packte mich das kalte Entsetzen.
Was denn für einen Diagnosecheck?
Na, dass dieser Eddy aus dem Zelt gekommen sei und den Fernanalysator auf sie gerichtet habe. Das war doch abgestimmt?
Nichts war abgestimmt. Wenn dieser Eddy das gemacht hatte, und Robbis können nur lügen, wenn sie im Einzelnen dazu aufgefordert werden, dann hatte er von dem Moment an gewusst, dass diese Schamoui eben keine Saks-Schamoui gewesen war, sondern ein Robbi, wenn auch ein verblüffend echt wirkender. Schon vorher musste er einen Verdacht gegen mich gehegt haben, unsicher gewesen sein, ob mir zu glauben sei oder die Erzählungen der Saks der Wahrheit entsprachen. Warum hatte niemand etwas gesagt? Die drei waren einfach darüber hinweggegangen, dass ich ihnen mindestens in einem wichtigen Punkt nicht die Wahrheit gesagt hatte. Sie hatten nichts dazu gesagt. Warum nicht? Wussten sie etwa noch mehr? Oder ahnten sie zumindest alles? Hätten sie mich dann nicht verurteilen müssen? Aber zu welcher Strafe? Wie?
Oder war die Sorge nicht sowieso müßig, jetzt, wo wir uns getrennt hatten?

Donnerstag, 13. September 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1513

Sicher war es ein Fehler, bei den diesjährigen "Gedichten des Tages" den 11. September zu ignorieren - sowohl den New Yorker als auch den chilenischen. Roger Suffo macht da auf seine Weise nachträglich aufmerksam.



Sozusagen nachträglich dem 11.09.2001 gewidmet scheint Roger Suffos "Verschwörungstheorie".
Was wäre dem nun wieder entgegenzuhalten? Vielleicht ein weiteres "Herbstgedicht", das das "Paradies auf Erden ..." beschwört?!



Der erste Teil der Sakur-Saga geht derweil unbeeindruckt dem Ende entgegen:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (173)





... Aber nun sei ich dran.
Während vor allem Agneta erzählt hatte, suchte ich nach dem idealen Einstieg. So weit möglich wollte ich bei der Wahrheit bleiben. Ich schilderte also, dass ich eine Siedlung beobachtet und entschieden hatte, eine fortschrittliche Gesellschaft mit den Kindern der Umgebung aufzubauen. Ich hätte damit bereits angefangen, wäre schon weit vorangekommen, würde das auf keinen Fall abbrechen. Man könne schon die ersten Früchte meiner Aufnahme in die einheimische Kindergroßfamilie erkennen. Ich würde mich über den Austausch von Informationen und so freuen, aber inzwischen hätte ich meine Aufgabe hier gefunden.
Nein, es sei mit der Gesundheit meiner Familie alles in Ordnung und ich lebte ich einem kleinen … wir hätten früher vielleicht Fürstentum gesagt … abseits vom großen Geschehen und wüsste wenig von den Legenden, die man sich so erzählte.
Ja, man könne mich bei meinen Kindern besuchen kommen. Das wäre gar nicht so schlecht. Dann sähen die endlich, dass es auf der Welt noch mehr Menschen wie mich gäbe.
Leider achtete ich nicht darauf, dass Eddy zwischendurch das Zelt verließ, wieder reinkam und den anderen beiden Zeichen machte. Ich erzählte weiter von meiner Liebe, die entbrannt sei zu einer jungen Frau, und dass sie, wie man sehen könne, unerwartet konkrete Früchte trüge.
Das sei alles viel schöner als erwartet, sagte Agneta dann. Sie freue sich für mich. Wenn das so sei, dann könne ich ja einen ihrer Kommunikatoren mitnehmen. So blieben alle in Kontakt. Die Suchaktion könne abgebrochen werden, und es sei sowieso nicht ihr Interesse, hier als Heilsbringer irgendeine Festung anzugreifen, Hauptstädte zu erobern und so. Das wäre schlimmste Einmischung. Wenn ich sie brauchte, könnte ich das jederzeit sagen. Du kannst dir vielleicht vorstellen, wie verunsichert ich war, was die drei alles wussten oder glaubten. Solange es ging, wollte ich mir aber nichts anmerken lassen.
Nein, ich käme auf jeden Fall klar.
Das sei ja wunderbar. Darauf sollten wir anstoßen.
Zusammen tranken wir etwas Kumys. Zumindest schmeckte es wie vergorene Milch. Dass es auf dem Sakur keine Stuten gab, musste ja nicht dagegen sprechen.
Ich erzählte lauter Nebensächlichkeiten, Smalltalk, kramte alles zusammen, was nur irgendwie freundlich klingen konnte und unverdächtig. Etwas verunsicherte mich dabei das Verhalten der Anderen. Je mehr ich erzählte, umso mehr schien mir, als glaubten sie mir nicht. Wussten sie, was los war? Andererseits gebe ich zu, dass ich innerlich zutiefst aufatmete, als sich überraschend schnell ein Abschied ankündigte, die Anderen von Rückkehr sprachen. Die eigentliche Aufgabe der Reise, der Besuch der künftigen Häuptlinge im fremden Land sei ja erfüllt. Wir blieben in Verbindung, da wir einander gefunden hätten ...

Mittwoch, 12. September 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1512

Irgendwie ist deren begrenzte Zahl in letzter Zeit zwar schade, aber auf jeden Fall gehört Thomas Reich inzwischen zu den Stammgästen der "Gedichte des Tages". Insofern ist er keine Sensation ... genauso wenig wie die Tatsache, dass auch der 1. Teil des Satur-Saga-Projekts ein Ende finden muss, auf das er unmerklich entgegensteuert ...



Thomas Reich steigt sehr zweifelhaften "Berggipfeln" entgegen ... wie das Leben so spielt.
Für so ein Gedicht ist es fast so kompliziert, ein unpassendes Partnergedicht zu finden wie ein passendes. Na, glücklicherweise ist mir einmal wieder ein kleine Hinz passiert: "Dieser Bausparvertrag ist eine solide Wahl ..." 





Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (172)




... Den größeren Teil der Ausfälle konnten die Robbis im Raumschiff nicht beheben. Die Analysen zum möglichen Landeplatz, Besiedlung, Wetter und so weiter waren sehr mangelhaft. Trotzdem gelangen mit den letzten Gleitern „lupenreine Landungen“, wie sich Agneta ausdrückte. Sie hatten sich entschieden, das Raumschiff ohne Besatzung im Orbit zu belassen, weil die Gleiter besser für eine Landung geeignet waren und sie möglichst als Gruppe zusammen bleiben wollten. Das versprach die größte Überlebenschance.
Es gab da schon Indizien, dass auch ich mit meinem Shuttle auf demselben Planeten angekommen sein könnte, doch die ersten Suchaktionen waren ergebnislos geblieben. Kein Wunder. Übertragen auf irdische Verhältnisse waren sie auf einem Festland gelandet, das mit Südamerika vergleichbar wäre, wenn dies hier Europa sein sollte. Auf jeden Fall war Tormiona ein weit entfernter, durch einen gewaltigen Ozean von meinem Land getrennter Kontinent.
Nachdem man sich recht angenehm eingerichtet hatte, hatte man erste Kontakte zu Eingeborenen geknüpft. Das war sehr einfach gewesen. Die Wesen, Saks wie die meinen beteten Vögel an und begegneten den Fremden deshalb mit Ehrfurcht. Also wurden die menschlichen Besucher nach dem Einsatz ihres Gleiters nicht nur besucht, sondern sofort zu Göttern erhoben. Sie hätten sich auch mit der Logik nicht wehren können, dass Götter ja wohl die Sprachen der Saks kennen müssten. Also diese Passagen brannten sich in mein Gedächtnis ein, denn ständig lauschte ich mit verstecktem Argwohn, die drei erzählten nur eine Geschichte, um mich aus der Reserve zu locken, mir ein Stichwort in den Mund zu legen, dass, ja, auch ich wurde zum Gott erhoben und … Ich brauchte viel Konzentration, um wieder wirklich weiter zu verfolgen, was Agneta erzählte, weil ich ständig überlegte, wie ich einer direkten Frage ausweichen sollte. Jedenfalls nach langer Eingewöhnung, hatten sie dann begonnen, gezielter nach mir zu suchen. Sie hätten bereits von der Existenz einer Landfläche auf der anderen Seite des Planeten gewusst, die die Bewohner ihres Kontinents „Armiona“ nannten, aber die erst als Ziel erwogen, als alle Ausflüge auf ihrem „amerikanischen“ Kontinent erfolglos geblieben waren. Sie hätten die Sprachen ihrer Gastgeber gelernt und waren auf Verständnis gestoßen. Seltsamerweise hatten die dortigen Ursaks, die weder Reich noch Arm noch irgendwelche Machtstrukturen kannten, ein aus Mythen begründetes Verlangen nach einer Pilgertour über das Meer. Dies sei die Pflicht der künftigen Häuptlingskandidaten aller befreundeten Stämme. So kam es, dass die meisten Raumfahrer drüben geblieben waren und sie drei drei aber mit einigen Saks von der anderen Seite des Ozeans auf Reisen gegangen waren. Schon kurz nach der Landung hatten sie Dinge gehört, die entweder von großer Fantasie zeugten oder davon, dass ein Mensch eine wichtige Rolle in ihrem Staatsgebilde spielte.

Dienstag, 11. September 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1511

Es herbstelt wieder. Zeit, dass das, was draußen zuvor grün war, nun bunt und letztlich braun wird. In der Natur ist das normal. In unserer menschlichen Gemeinschaft muss man darauf achten, dass es keine zu nasskalt-schmierigen Analogien hervorbringt. Aber da seien wir doch lieber dem Herbst dankbar, dass er einen Funduskorb mit Bildern eröffnet. Da greifen die "Gedichte des Tages" erstmals" voll hinein:


Hier setze ich mich natürlich einer eigenen Kritikfront aus, die scheinheilig fragt, ob denn das ein Gedicht sei. Das ist mir aber egal. Der Text ist verDICHTet. Mein besonderer Gruß gilt in dem Zusammenhang all jenen, die sich allen offenen und versteckten braunen Tendenzen in unserer Gesellschaft mit allen ihren Möglichkeiten in den Weg stellen: ""Ein traurig-prosaisches deutsches Eichel-Schicksal".
Die Reihe der lyrischen Lormtexte schließ heute vorerst mit einer Art "Zusammenfassung": "Lormen (9)".


Mit Schmunzeln haben wir uns auf einen Gesamt-Projekt-Arbeitstitel geeinigt: "Die Sakur-Saga". Das, was hier dem vorläufigen Schluss entgegen steuert, wäre dabei Teil 1.


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (171)


... Aber dann war es soweit. Massen, wie sie auch auf der Erde höchstens zu großen Festen zusammengekommen wären. Wohl oder übel musste ich nun doch zu Translator und Verstärker greifen. Das wirkte wie ein Zauberstab und mir fielen Legenden ein von einem Heiligen, der einst trocken durch die Fluten des Meeres geschritten sein sollte. Die Saks traten zurück wie eben jene Wassermassen und durch das wogende Saksmeer schritten wir vorwärts – einem nur ahnbaren Ziel entgegen. Diese Prozession endete an einem Zelt. Als hätte man mich schon erwartet, öffnete sich die Plane von innen. Heraus trat eine Märchenprinzessin. Ich gebe zu, für einen Moment stockte mir der Atem. Da stand eine Frau. Groß, blond, sehr helle Haut, schlank, selbstbewusst, blauäugig … Ich weiß nicht, in welcher Reihenfolge mir das auffiel, aber in diesem Moment hätte ich jeden verstanden, der dieses Wesen angebetet hätte. „Agneta!“ Selbst die Lautfolge, die hier so fremd klang, vermittelte einen Rausch von irdischer Heimat. Ein Stück Erde. Ja, dunkel erinnerte ich mich an das Bild dieser Frau. Sie war eine der Eingefrosteten und schon für normale menschliche Empfindungen schön. Die Umgebung der kleinen dunkelhäutigen Eingeborenen aber erhob ihre Reize ins Exotische.
Wahrscheinlich hätte ich noch eine Weile unverschämt begierig gaffend dagestanden, aber hinter Agneta tauchten zwei Männer auf. Sie gehörten auch zur Mannschaft. Karl Ruthmann und Eddy Wright.
Ich musste die Situation retten. Ich fiel Agneta einfach um den Hals. Allerdings auf so russische Weise, dass ich das mit den beiden Männern wiederholen konnte.
Sie luden mich in ihr Zelt. Mein Schamoui-Robbi blieb mit dem Ebenbild meines Nachwuchses und den Saks draußen. „Komm, wir haben uns viel zu erzählen.“

Du erlaubst die kurze Version?
Das, was ich nach dem Wurmloch oder was immer das war, als Explosion gesehen und für das Ende des Raumschiffs gehalten hatte, war das Shuttle von Akiro Kusanwa. Er war als Erster aufgetaut und hatte, selbst noch ziemlich vernebelt, versucht, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Er hatte den anderen geholfen, zu sich zu kommen, einen ersten Check der Aggregate unternommen und war wie ich zum Ergebnis gekommen, für die Ewigkeit lebendig im Sarg zu liegen. Da hatte er lieber sterben als eventuell Tausende Jahre irgendwo durch unbekannten leeren Raum driften wollen. Doch seine Schlussfolgerung hatte niemand geteilt. Man hatte ihm deshalb eines der Shuttles überlassen. Kurz darauf hatten die Anderen die Idee, einen Teil der Restenergie für die Replikation von drei Robbis einzusetzen. Und die hatten dann das Raumschiff mit 10 Prozent seiner Leistung in Betrieb genommen. Nach den Anzeigen musste die nächstgelegene Sonne von einem System mit mehreren Planeten umgeben sein. So hatten sie ihren Versuch gewagt, unter denen einen bewohnbaren zu suchen. Ein Fehlschlag wäre aller Ende gewesen. Die Begeisterung hatte keine Grenzen gekannt, als sie dann diese Fast-Erde fanden. ...



Montag, 10. September 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1510

Ein sehr einfaches "Journal" heute: Einfach, so weit es den Ausblick auf die nächsten "Gedichte des Tages" betrifft, einfach deren Zusammenstellung, einfach im Voranschreiten der Handlung des Projekts Fortsetzungsroman Teil 1 ...



Heute einmal eine einfache Variante:
Da die Lormen-Gedichte inzwischen bei dem erotischen Unterton angekommen sind ... kann es doch einfach einmal dabei bleiben. 
Präsentiert wird also "Lormen (7)" und "Lormen (8)".




Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (170)


... Aber das Grübeln blieb letztlich nicht erfolglos. In mir reifte eine vage Idee. Wenn auch … Je mehr ich darüber nachdachte, umso undurchführbarer erschien sie mir. Ich hatte ursprünglich daran gedacht, meine Dopplung zu meinen Gunsten zu gebrauchen. Wenn ich glaubhaft nichts Anderes machte und je gemacht hatte als die Kinderfarm, dann konnte man mir zwar die Beeinflussung der Saks-Gesellschaft vorwerfen, aber dieser Vorwurf traf ja auch auf die Anderen zu, wenn sie so mit den Saks auf Chrust zuzogen, wie man erzählte. Allein die Art ihres Erscheinens griff schon in die Welt der Saks ein. Sie schuf neue Götterlegenden. Das Problem war nur, dass mein übermenschliches Ansehen unter anderem darauf fußte, dass ich eigentlich die ganze bisher hier bekannte Welt von Chrust aus regierte. Dass ich mit einer Armee gegen die Hauptstadt gezogen war, richtete mich den Saks gegenüber auf, während es mich meinen Leuten gegenüber entehrte. Was aber wäre, wenn ich mit einer kleinen Gruppe Saks ankäme, die in Wirklichkeit Robbis waren, deren Erinnerung manipuliert war? An den Legenden, die Andere über einen verbreiteten, war man doch nicht schuld, oder?
Es vergingen zwei weitere Tage, bis ich meine kleine Wandertruppe zusammengebastelt hatte. Von der echten Schamoui verabschiedete ich mich für eine Reise von wenigen Tage, auch von den anderen Mädchen. Es sei ein extrem unangenehmer Kontrollflug. Ich könne niemandem zumuten, mich dabei begleiten zu müssen. Im Gleiter waren dann jene Saks-Robbis verborgen, die aussahen wie meine engste Familie und Freunde. Auch welch großen Harem ich mir hielt, mussten die anderen Menschen nicht unbedingt erfahren.
Ich beeilte mich. Die Nachrichten meines Doubles aus Chrust hatten beunruhigend geklungen. Das Einzige, was mir Hoffnung machte, war der enorme Zuspruch, den die fremde Karawane bei den unterdrückten Völkchen fand. Der bremste nämlich deren Vormarsch.
Da ich allerdings keine Ortungstechnik besaß, musste ich auf Hochrechnungen des heimischen Computers vertrauen. Die Fremden würden wahrscheinlich Station in oder vor Cottano machen. Das war eine Stadt nahe am Weg in Richtung Chrust. Dort hoffte ich auf den Treck zu stoßen. Und es schien mir geraten, den anderen zu Fuß entgegenzukommen. Je mehr moderne Technik eingesetzt würde, umso begründeter war der Verdacht, ich griffe in die Entwicklung dieses Planeten ein.

Cottano konnte nicht mehr weit sein. Doch nun kam auch ich nur noch langsam voran. So etwas musste es früher auf der Erde gegeben haben, als erste Heiligtümer erfunden wurden. Tausende Saks liefen in eine Richtung. Wahrscheinlich waren viele von ihnen von weiter her gekommen als ich – nur waren sie den gesamten Weg zu Fuß gelaufen. Wiederholt kamen von Krankheit Gezeichnete auf mich zu, um meine Kleidung zu berühren. Mein auffälliger Körperwuchs machte mich verdächtig, einer der fremden Götter zu sein. Meine kleinen Robbis hatten Mühe, die Einheimischen wieder zu verscheuchen. Die verstanden aber wenigstens, was die Pilgerer erzählten. Ich hatte darauf verzichtet, den Translator sichtbar zu nutzen. Es hätte meine Fremdartigkeit nur verstärkt. Das letzte Stück lief ich stark gebeugt, um weniger aufzufallen. ...

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