Anne (2)
Die
in der Schule
in deinem Tagebuch
lasen,
mitfühlend vielleicht
deine Kellerqual,
mithassend vielleicht
mordende Deutsche,
mitfürchtend vielleicht
Bombenwerfer,
legen nun Teppiche
von Bomben
in Wohnungen
fremder Annen,
bunt geknüpfte
Teppiche aus
Renditen und Dividenden
anderer.
Anne (1)
Manchmal male ich mir aus,
du hättest überlebt und
ich deine Enkelin
auf dem Schulhof getroffen.
Irgendwann wäre sie
zu dir gekommen,
hätte gesagt,
Oma, da guckt ein Junge
immer so komisch zu mir rüber.
Lächelnd hättest du gefragt,
möchtest du das denn nicht?
Und sie,
viel weniger blass als du
in ihrem Alter,
wegen der dauernden Sonne im Gesicht
und auch errötet
hätte kaum hörbar gehaucht
Doch.
Aus deiner Antwort wäre
mein Glück erwachsen
Deine Augen
du weißt wie sehr ich
schwarz funkelnde Augen
liebte
wie haben sie
Jahre später
das Erschrecken
zu verbergen versucht
als du hörtest
deine Urenkelin
solle Sarah heißen
Anstatt zu fragen warum
murmeltest du
ein schöner Name.
Manchmal hasse ich
den Bücherschrank an Stelle
der unbekannten Soldaten die
als ihre Pflicht
dein Leben zerstörten
Mit dem Tagebuch
bleibst du ewig
Mädchen
anstatt mir
deine Enkelin
zur Frau zu geben.
Aber der Tag bietet auch zwei Testgedichte: "Wahn"und "altes paar".
Bei der Prosa erinnern wir an einen frühen literarischen Romanversuch von Anna Roth:
Operation Zeitensprung - ein utopischer Roman (1)
Niedlich ist an einer Rezension dazu (http://www.thoregon.de/rezis/buch/sciencefiction/operationzeitensprung.html), dass dem Rezensenten gar nicht aufgefallen zu sein schien, dass es nicht um irgendeinen Krieg im 16. Jahrhundert geht, sondern um ein tatsächliches Ereignis mit historischen Personen aus dem deutschen Bauernkrieg. Aber vielleicht darf man so etwas nicht in einem "utopischen Roman" einfügen?
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