Samstag, 26. November 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1219

Die "Gedichte des Tages" gibt nicht nur übermorgen noch. Allerdings nicht immer mit "Highlights".  Brief eines Genesenen an seinen Husten- und Bronchialtee war 2008 wohl keines - aber zum Beschmunzeln geeignet. Das Testgedicht heißt "Aphoristisch".
Am beeindruckendsten fällt aber wohl gerade die Gedichteflut von Sebastian Deya aus. Diesmal also


Seh´ dich mit deinen Kittys, vor mir liegen
wo ich, wieder mal, nicht schlafen darf
würde so gerne dich im Arm jetzt wiegen
doch Nacht, die lange Schatten warf

Sie hat mein Herze mit dem Traum geeint
ich hab´ so Angst vor diesem Tag
noch nie im Leben, je so bitter geweint
wenn´s Herz mal nicht mehr mag

Zieht´s mich hoch, es lässt mich schreien
mit meinen Füssen, am oberen Ende
meine Hand nach deiner, Halt mir zu leihen
letzten Weg zu gehen, ohne Wende

Nur du sitzt noch lange, an meinem Grabe
während man am Schmause labend
malst die Liebe im Dreck, mit Fingerfarbe
halt meine Hand, bis in den Abend

Wenn du gehst, lässt du mir  Kitty sitzen
mit deinem kleinen Regenschirmchen
ich schick dir hindurch, durch die Ritzen
nochmal ein kleines Regenwürmchen

Du schaust es dir an und lässt es erzählen
nah am Herzen, die Hoffnung bringen
können sie mich dann nicht mehr quälen
so will ich dort mein Liedchen singen

Ich will nicht ewig noch Maschine sein
den anderen nur, Wärme zu spenden
will auch ganz nah, dem Sonnenschein
darin, am Ende mich so abzuwenden

Möchte einmal gern´ selbst schön träumen
sie nicht nach Celli schreien hören
einmal nur die Bäume, sich aufzubäumen
soll keiner meinen Traum zerstören

Du, mein Schatz, liebe dich wirklich, sehr
schreibe es nun, hier für alle Ewigkeit
diesen Schatz, den gab mir unsre Liebe her
im schönsten Gedicht, der unseren Zeit

Denn, du wirst mich, bis da oben berühren
in Sonne selbst und glühenden  Hitzen
lasse dich Kühlung durch den Regen spüren
zwei sicher unter´m Schirme sitzen

Mit traurigsten Augen, so siehst du mich an
es wird, dem ewig die Liebe, doch nie alt
doch Glück im Schatz, nimmst´s an, sodann
werde ich friedlich und nur langsam  kalt



Bei  "Operation Zeitensprung" von Anna Roth  sind wir inzwischen bei der 18. Fortsetzung des Romans angelangt ..


Die Kanonen der Bauern standen in guter Schussposition, aber die Anführer der Haufen trauten ihrer Kraft nicht. Sie wollten am Morgen verhandeln. Der Vertrag, den sie nach unserer Geschichte unterzeichneten, kostete Zehntausenden anderen Bauern das Leben und war der Anfang vom schmählichen Ende des ganzen Krieges. Er musste verhindert werden. Spätestens im Morgengrauen mussten wir also von verschiedenen Positionen aus das überraschende Signal zum Angriff geben.
Die Dunkelheit war nützlich für uns: An mehreren Stellen waren offene Flächen zu überwinden. Wir durften schließlich nicht entdeckt werden, bevor wir unsere Startpunkte erreicht hatten.
Ich teilte das Team in kleine Gruppen auf. Eine sollte sich an die Kanonen der Bauern heranschleichen. Hannes hatte dabei einen Feuerwerkskörper zu zünden, dessen violette Sterne auf dem ganzen Schlachtfeld sichtbar das Sturmsignal sein sollten. Die Kanoniere der Bauern würden einen ausreichenden Schreck bekommen, um uns die Kanonen abfeuern zu lassen. Hoffentlich waren nur noch die Lunten zu zünden, denn wir hatten kaum Ahnung von der Waffentechnik, und Kanonenkugeln konnten wir schon gar nicht bewegen. Mindestens genauso wichtig wäre es, mit den Strahlern die Offiziere der Bündischen daran zu hindern, ihren Truppen ordnende Befehle zu geben. Aber genau genommen wusste ich schon, dass das ein frommer Wunsch bleiben würde.
Zwei andere Grüppchen schlichen sich an die Flanken heran. Sie hatten Regenbogenfahnen dabei, und sollten mit anfeuerndem Geschrei die bewaffneten Bauern zum Sturm rufen. Hier hofften wir sehr auf den Aberglauben. Ob die Bauern Andreas und die anderen für Kobolde, Geister oder Götterboten hielten, war egal. Hauptsache, sie warteten nicht ab wie Hurlewagen und einige andere Bauernführer und liefen aufs Schlachtfeld.
Mir hatten meine Gefährten eine sichere Position zugeteilt. Von der Krone einer hohen, allein stehenden Eiche aus sollte ich möglichst viel vom Kampfgeschehen überwachen und dabei meinen Strahler einsetzen, wo immer das nötig erschien, um die Kämpfer zu unterstützen. Maria hatte durchgesetzt, dass die restlichen Mädchen in der Schlacht mitkämpfen sollten.
Somit war ich im Morgengrauen alleine. Die militärische Bedeutung meines Platzes war gering. Zwar konnte ich einige bündische Kanonenstellungen erkennen, aber das war schon alles.
Dann kam das erhoffte Zeichen. Violette Kugeln sanken erlöschend ins Tal. Ein paar Kanonendonner folgten. In meinem Blickfeld tauchten einige kleine Mönche auf. Das musste Andreas mit seiner Gruppe sein. Schmerzlich vermisste ich jetzt ein Zielfernrohr. Meine Freunde schwenkten riesengroße Regenbogenfahnen und stürmten mit ihnen auf die verwirrten Söldner zu. Einige Soldaten wurden von Feuerblitzen niedergestreckt, andere ergriffen die Flucht. Brüllende Bauern folgten dem himmlischen Zeichen, rannten, hieben und stachen wild drauflos. Von meinem Baum aus glich das Ganze einem fernen Spiel.
Sobald ihr seht, dass die Schlacht läuft und die Bauern am Siegen sind, verdrückt euch. Schlagt euch zu Ernsts letztem Rastplatz durch. Ich möchte euch lebend wiedersehen. Und passt auf, dass die Strahler nicht in falsche Hände geraten.“
So hatte ich meine Freunde verabschiedet. Als dann Tausende zu laufen begannen, verlor ich sie aus den Augen. Zwar fiel mir noch gelegentlich ein Bewaffneter auf, der zu den Bündischen gehören musste und den mein Strahler niederstreckte, aber das hatte natürlich keinen entscheidenden Einfluss auf die Schlacht. Ich hoffte, dass es gut für die Unseren lief, wobei ich einmal meine Truppe meinte und beim nächsten Mal die Bauern. Der Verlauf der Schlacht blieb mir ein Geheimnis.

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