Samstag, 12. November 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1206

Wieder ein normaler Journaltag. Start ist die Lyrik, also diesmal die Gedichte des Tages vom 14.11..
Da treffen aufeinander
- ein Testgedicht (. "weil du du bist

- ein Gedicht vom 14.11.08 (verrückter versuch)
und



Warum Muskelshirts
über ausufernden Chipsfriedhöfen
warum 
die Sonnenbrille lässig im T-Shirt-Rand
warum Sneaker
in den grellsten Farben
mehr Schuhe im Schrank
als ein Weib
das vielleicht bei Würde ist
aber nicht bei Verstand
warum die Haare verwuschelt
im coolen Out-of-bed-look
wenn es nur
eine Stirnglatze umrandet
warum die Augenbrauen rasiert
wie ein Zebra
warum die ausgefransten Jeans
wie die aufgeplatzte Hülle einer Echse
dabei blasse Stellen Fleisch
wie Wundmale präsentiert
warum das Radio
immer noch voll aufgedreht
dass die Bässe wummern
warum die Charts
als wären es
die zehn Gebote
die Moses vom Berg brachte

warum so tun
als hätte die Pubertät
nie geendet?   


Und dass als Prosastück die 5. Fortsetzung des Romans "Operation Zeitensprung" von Anna Roth  folgt, ist ja wohl zu erwarten gewesen:


Natürlich ließ sich jeder Mann, der noch nicht vergreist war, seine Samenflüssigkeit untersuchen. Manche taten das schon regelmäßig, Vor mehr als hundert Jahren war festgestellt worden, dass die männliche Fortpflanzungsfähigkeit umweltbedingt nachließ. Aber erst, seit es diese Mücke gab, war der Bestand der Menschheit bedroht. Welcher Mann jedoch würde offen eingestehen, dass seine Spermien nur mit einem verkümmerten Schwanz produziert wurden, er also nicht zeugungsfähig war? Zeugungsfähige Männer waren begehrt. Andererseits erlaubte meine Anspielung auch die andere Deutung. Er konnte für mich schließlich gerade deshalb als Gefährte in Frage kommen, weil er die besonderen Qualitäten der Gestochenen hatte. Hätte ich sonst so unverschämt gefragt? So beeilte ich mich mit der Aufforderung:
„Besuch mich auf jeden Fall!“
Nun war es raus. Ich wollte mit ihm schlafen. Es war mir egal, ob ich jemals von ihm schwanger werden konnte. Im Moment wollte ich einfach nicht daran denken.
Die Zeitungen waren ja voll von Horrormeldungen um diese Mücke.
„Sie können tun, was Sie wollen! Sie erwischt Sie doch.“
Jeder Mann, der einmal von diesem Vieh gestochen worden war, wurde zum Hengst. Das war das Positive an dieser Krankheit, weshalb sie anfangs eher als Segen empfunden wurde. Welcher Mann ist nicht begeistert, wenn sein Joystick plötzlich ungeahnte Kräfte entwickelt. Welche Frau freut sich nicht über anhaltend erregende Aufmerksamkeit. GFN-Mücke hatte ein Witzbold diese Insektenmutation getauft. Glückliche-Frauen-Nacht-Mücke. Was hatten manche Männer nicht alles unternommen, um gestochen zu werden! Erst allmählich bemerkte man die andere Wirkung dieser genetischen Mückenabart. Die übermäßig körperlich verwöhnten Frauen blieben selbst dann ohne Schwangerschaften, wenn sie diese anstrebten. Als das klar war, hatte sich die Seuche schon erfolgreich ausgebreitet. Bisher gab es keinen Weg, den einmal Gestochenen wieder zur natürlichen Befruchtungsfähigkeit zu verhelfen.

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