Als er vor etwa vier Jahren lebensbedrohlich krank war, schrieb ich für ihn
5.12.07: Ich wünsch mir keinen Freund
Er hat uns noch Einiges gegönnt danach. "Unterbewusst"
Ja, manchmal schien ich die Ereignisse vorauszufühlen: im regen
Nun heißt es endgültig Abschied nehmen:
Sozusagen als Beleg, dass das Leben weitergeht die 15. Fortsetzung des Romans "Operation Zeitensprung" von Anna Roth
Also früher gab es Signalfahnen und Signalraketen. Und der Stand der Sonne sagt auch, wie spät es ist. Hauptsache, wir verhungern nicht.“
Ernst hatte seinen Chrony lässig durch die Luke ins Zeitschiff zurück befördert. Dass unser „Hahaha!“ überhaupt nicht amüsiert klang, störte ihn scheinbar überhaupt nicht.
In den nächsten drei Tagen stiegen wir auf mehrere Anhöhen, von denen aus wir Ortschaften erkennen konnten. Deren Anordnung fanden wir aber auf unserer Karte nicht wieder. Irgendwann bekamen wir es satt, ins Unterholz zu verschwinden, wenn ein Mensch sich näherte. Gesehen hatte man uns bestimmt schon. Wahrscheinlich hielt man uns für Kobolde, weil wir uns so schnell versteckten. Das ließen wir nun sein. Wir wählten die breitesten Wege, um auf eine Ortschaft zu stoßen. Die Frauen und Männer in grober Tracht, denen wir begegneten, blieben stehen und versuchten, unsere Kutten zu berühren. Wir wahrten tiefes Schweigen. Die Bauern ließen uns weiter ziehen. Aber da wir sie nichts fragten, konnten wir auch keine Antwort auf unsere drängenden Fragen erwarten. Waren wir zum richtigen Zeitpunkt in der Nähe von Weingarten angekommen?
Dad hatte zwar erklärt, dass wir uns um Tag und Stunde im April 1525 keine Sorgen machen brauchten, da wäre kein Irrtum möglich – es roch auch richtig nach Frühling - doch der Zielort lag mehrere hundert Kilometer von unserem Startgelände entfernt. Die Peilung im Raum wäre jedoch mit großer Unsicherheit behaftet. Wir konnten sonstwo angekommen sein. Dazu kam, dass der Fußmarsch wirklich keine Freude machte, denn die Wege waren in unserem Sinne wohl kaum befestigt zu nennen.
Den unseren kreuzte schließlich ein etwa sechzehnjähriges Mädchen. In der Hand hielt sie einen für ihre Gestalt viel zu großen Krug. Als sie uns sah, blieb sie stehen und lächelte. Mir fielen drei Dinge an ihr auf: die schwarzen dichten Haare, mit denen sie für jedes Shampoo hätte werben können, die weiße Bluse, die den Blick zu einem vollen Busen lenkte, und die unter dem Rock hervor schauenden verschmutzten bloßen Füße. Wir wollten an ihr vorbei wie an den anderen zuvor.
„Bleibt doch stehen! Euch wird dürsten. Herrliches Quellwasser“, redete sie auf uns ein.
Wir nickten dankbar. Dann sprach ich die ersten Worte zu einem Menschen der fremden Zeit:
„Ja, wir haben Durst. Du bist eine gute Seele.“
Das Mädchen holte eilig einen Becher aus den unergründlichen Falten ihres Kleides und goss immer wieder ein. Sie gab erst Ruhe, als wir alle getrunken hatten. Dann hüpfte sie den Weg zurück, den sie gerade gekommen war. Ich sah ihr verwirrt nach. Die Begegnung hatte etwas Unwirkliches. Mir war, als würden wir das Mädchen bald wieder sehen. Mir war unwohl dabei.
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