Donnerstag, 17. November 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1210

In den "Gedichten des Tages" von übermorgen fällt das "alte" Gedicht von 2008 auf. Nicht, weil es besonders gut oder schlecht wäre, sondern weil es zur "Baustelle" geworden ist. Aus den Bildern / Ideen von   diese nacht  sind inzwischen mindestens drei klarere Gedichte geworden. Ein Hinweis für jeden "Dichter": Was nach der "Schöpfung" fertig aussieht, ist es bei kritischer späterer Betrachtung meist nicht mehr ...
Im Test befindet sich gerade  "bunt sind schon ..."
Spannend ist sicher die Interpretation des folgenden Gedichts - wobei mir auf Anhieb schon zwei Sichten einfielen:


Die Nächte scheinen mir
immer klarer
als könne man sie im Wind
schon riechen
entlang der Strassen
die noch Dunkel
flüstert die Stille
bald,
mein Freund,
bald
Aus den Startlöchern
wo man sich längst positioniert
all ihr Dichter
und Denker
all ihr Philosophen
und Lenker
endlich loszurennen
sie einzuholen
die zu alt
und zu langsam
auf der Zielgeraden verirrt
am Weg zu lassen
gestählt mit den Muskeln
sich einen Weg zu bahnen
ihn nicht bloß zu gehen
lasst uns gemeinsam ankommen
im Ziel
den Pokal gemeinsam stemmen
nur noch ein Zucken
bis zum Startschuss
bald,
mein Freund.
bald
Sind die Spiele eröffnet
die Fackel am Ziel
Brüder und Schwestern
hebt eure Arme
haltet in Handschellen
hoch das Megaphon
hin zum Frieden
bis die Taube
über allen Köpfen
flüstert bald,
mein Freund,
bald


Mit der Prosa folgt die langweilige Spannung ... Genau:  Die 9. Fortsetzung des Romans "Operation Zeitensprung" von Anna Roth 


Operation Zeitensprung - ein utopischer Roman (10 + 11)


„... Schon gut, als Alternative zu deren Weltherrschaft aber die Faschisten ihren Krieg gewinnen zu lassen? Sollte das richtig sein? Genau darauf jedoch zielte die Expedition ursprünglich ab. An Stelle der Supermacht Amerika sollen die Vereinigten Staaten Europas die Nummer eins in der Welt werden.“
Ich bohrte nach: „Moment! Du sprichst vom Zweiten Weltkrieg, ja?“
„Ja, der soll nun von den Deutschen gewonnen werden. Die wollten schließlich schon vor zweihundertfünfzig Jahren ein einheitliches Europa unter ihrem Kommando durchsetzen. Unsere Spezialisten sollen bei der damals begonnenen, aber letztlich gescheiterten Neuordnung der Welt die entscheidenden militärstrategischen und taktischen Fehler verhindern.“
„Und bei so was hilft mein Vater mit? Das hätte ich nicht von ihm erwartet.“
Wieder überlegte Guntram kurz. Sein Knüppel war zum schlaffen Kälberstrick geworden.
„Ich glaube, anfangs hatte er sich selbst aufgegeben. Hat gegen seine Überzeugung gehandelt. Versteckte sich hinter der wissenschaftlichen Arbeit und dem Gedanken, dass er im Falle seines Erfolgs ja nie geboren würde. So könnte er auch nicht schuldig werden. Immerhin hat er mir aber keine Steine in den Weg gelegt.“
„Wie meinst du das?“
„Ich habe von Anfang an versucht, der ganzen Sache eine andere Richtung zu geben. Testete, wie weit die anderen sich mit der Kriegsidee identifizierten. Das hat mich einige Biere gekostet, kann ich dir sagen. Viele offenbarten sich irgendwann als Gegner des Unternehmens. So nach dem Motto, alles Scheiße, aber was sollten sie schon tun.“
„Das kenn ich.“
„Als ich ihnen klar machte, dass gerade wir etwas tun konnten, indem wir heimlich wo anders hin reisten, waren sie plötzlich Feuer und Flamme. Was haben wir zusammen gesessen und diskutiert! Was haben wir gegrübelt, wen wir in unsere Truppe holen sollten! Ausgerechnet da kamst du. Ich dachte, du wärst eingeweiht. Du hättest dich mit deinem Vater über unsere Arbeit unterhalten.“
„Ich hab versucht, das Thema anzuschneiden. Ich merkte ja, dass Dad irgend etwas belastet. Vielleicht war ich nicht hartnäckig genug. Jedenfalls ist er mir erfolgreich ausgewichen. Genau wie du bis jetzt."
„Was willst du – wir können keine Gedanken lesen. Du hättest ja gegen uns und sogar gegen deinen Vater spionieren können. Schließlich hast du dich viele Jahre nicht um ihn gekümmert und wie aus heiterem Himmel tauchst du genau dann auf, wenn es losgehen sollte.“
„Ach? Und jetzt glaubst du das nicht mehr?“
Dad hätte mir sicher keine Spionagerolle zugetraut, aber bestimmt wollte er mich vor gefährlichen Abenteuern beschützen. Trotzdem hatte er nichts gegen meine sich entwickelnde Beziehung zu Guntram unternommen. Und der ...?
„Nein. Entschuldige, wenn ich dir Unrecht getan habe. Außerdem, seit du hier bist, hilft auch dein Vater aktiv mit. Inzwischen haben wir eine eigene, vertrauenswürdige Truppe aufgebaut. Wenn alles gut geht, wird diese eine ganz andere Zeitreise antreten. Was haben wir unsere Geschichtsbücher gewälzt! Haben vor jedem großen Krieg wieder andere große, schrecklichere gefunden. Zum Beispiel den für uns Deutsche besonders verheerenden Dreißigjährigen Krieg. Nach dem hatte hier jede normale Familie ein paar Mitglieder verloren oder eine Tochter vergewaltigt bekommen.“
Guntis Stimme hatte sich verändert. War es ihm anfangs peinlich, mich verdächtigt zu haben – er wartete mehrmals, ob ich ihn unterbrechen würde – so versuchte er jetzt lebhaft, mich von seinen Ideen zu überzeugen.
„Von den zwei so genannten Weltkriegen innerhalb von 50 Jahren hast du ja gehört. Da war die Menschheit der Selbstvernichtung ziemlich nahe. Glücklicherweise wurden die dafür geeigneten Mittel erst ganz am Ende entdeckt.Bei wie vielen kleinen Kriegen wir die Finger drin hatten ..., aber egal. Nur immer, waren so kleine Leute wie wir dabei die Verlierer. Und immer waren es Kämpfe um Macht und Besitz, auch wenn die Bücher dies mitunter hochtrabend umschreiben. Sollten wir als Zeitreisende nicht rechtzeitig eine bessere, verzeih das Wort, Ordnung schaffen und vor allen diesen Kriegen in die Geschichte eingreifen?“

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