Mittwoch, 3. August 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1104

Der siebte besonders beachtenswerte Lyrikbeitrag der diesjährigen internationalen Friedenslesung ist hinter folgendem Link zu finden:


Benedikt Behnke: NAhTOderfahrung



Als Prosabeitrag folgt die Fortsetzung des Romanentwurfs über die weiteren Abenteuer jener Helden, die im Mittelpunkt von "Planet der Pondos" gestanden haben:

"Uljanas New Home"

14. Fortsetzung

Tag 25
Ich hätte ihr sonstwas antun können. Machs gut, Lagerälteste!“ verabschiedete sich Jenny. Aber ich konnte ihr ja nichts antun. Durch Komunos Tod gewarnt hatten wir richtige Raumanzüge repliziert, solche schweren für Vakuum und mit eigenem Lebenserhaltungssystem. Der Replikator brauchte viel Zeit dafür. Aber wenigstens war das ein Grund, die Losziehenden nicht zu beneiden. Die Dinger sahen extrem schwer und lästig aus. Wir übrig Gebliebenen waren elf. Wir warteten einen Moment, bis niemand mehr zu sehen war. Dann gingen wir an unsere Funkstation. Eine Gruppe nach der anderen riefen wir auf: „Kontrolle Kontakt!“ und alle bestätigten „Wir hören euch mit fünf.“ Wir hatten vereinbart, dies alle zwei Stunden zu wiederholen. Wir riefen auch Henks Gruppe, aber da reagierte keiner. Henk war zuzutrauen, dass er unseren Ruf hörte und sich mit den anderen Dreien über den Kindergarten lustig machte, aber auch, dass er sich über unsere vereinbarte Empfangsbereitschaft hinwegsetzte. Oder war er da schon unterwegs, als wir das absprachen und wusste von nichts? So genau hatte keiner aufgepasst.
Was macht man, wenn man wahrscheinlich 14 Tage nichts anders zu tun hat, als zu warten, fünfmal durchzurufen, ob alle einen noch hörten und zu hoffen, dass eine der Gruppen wirklich schon auf die Kari stieß? Ich stellte also ganz umständlich einen Wach- und Bereitschaftsplan auf. Richtiger: Ich setzte für uns elf ein Palaver an und stellte meinen Plan zur Diskussion. Damit war schon die Zeit bis zum Mittag verbraucht. Das verstanden solche Henks überhaupt nicht. Mit welchem Eifer ungefähr Zehnjährige eine große Verantwortung übernahmen. Koirana, die jüngste Koom war gerade dran, als Mittagszeit war. Die Durchsagen waren gemacht. In den nächsten eineinhalb Stunden konnte eigentlich nichts passieren, doch sie war nicht dazu zu bewegen, mit zum Replikator zu kommen, und sie bestand auch darauf, ihre Reserve an der Funkstation zu behalten, damit sie uns holen könnte, sollte etwas sein, und die Station bliebe besetzt. Ach, das hatte ich noch vergessen. Ich sollte mich ja nicht beschweren, konnte ja froh sein, dass überhaupt noch ein Replikator halbwegs funktionierte, aber es ging fürchterlich langsam, als müssten die Spiegeleier noch gelegt und dann gebraten werden.
Hatten wir ein Glück, dass wir es gerade noch so vor der Ablösung schafften. „Keine Vorkommnisse!“ meldete Koirana, als wir kamen. Dabei blieb es bis zum Abend.

Tag 26
Schluss mit Ruhe! Auf unseren Morgenruf reagierten die drei Gruppen, die ganz oder halb in Richtung der hier aufgehenden Sonne, ich sag einfach Osten, gegangen waren. Die beiden Gruppen, die Richtung süd- bzw. nordwest los gezogen waren, reagierten nicht auf unseren Kontrollruf. Und gerade westlich war Henks Gruppe abgerückt. Plötzlich erschien sein sich-nicht-Melden in neuem Licht. Was, wenn auch er sich hätte melden wollen, aber nicht konnte?
Bescheuerte Lage. Mit wem sollte ich meine Sorgen besprechen?
„Xu-Li, kommst du mit, einen Verstärker replizieren?... Ihr anderen wartet hier, falls sich jemand meldet.“
Hätte ich Sarah erklären sollen, dass sie nicht Xu-Li hieß? Sie trottete sofort mit hinterher.
„Xu-Li, da haben wir lang und breit einen Plan bequatscht. Aber was wer zu tun hat, wenn was schief geht, das haben wir nicht geklärt.“
„Mach dir keine Vorwürfe, Uli, wir sind eben keine ausgewachsenen Astronauten. Wir dürfen das.“
Eigentlich breitete mir Xu-Li nur Freude. Sie war wohl zwölf, wenn man von der Erdenrechnung ausging, und so zierlich, wie sie aussah, hätte man sie auch auf acht schätzen können, und ich hatte sie auch dabei erwischt, wie sie Kind spielte, aber wenn es drauf ankam, war sie vernünftig wie eine Große.
„Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?“
„Ich bleibe im Lager. Dir wäre ich keine große Hilfe, und mit den anderen komme ich klar. Ihr braucht zwei Tragen für Verletzte und etwas Proviant für zwei Tage. Ihr geht Onjas Gruppe hinterher. Die ist wahrscheinlich am wenigsten weit gekommen. Wir rufen die anderen Gruppen zurück. Sie sollen die Funkstationen dort lassen, wo sie gerade sind. Von hier aus machen sie sich dann auf die Suche.“
„Ich kann tragen. Ich hab bestimmt Kraft“, meldete sich Sarah.
Mir schien der Gedanke einleuchtend. Also nicht unbedingt der, dass Sarah tragen könnte, sondern Xu-Lis Plan.
„Gut. Dann mal los!“



Heute also einmal die "Gedichte des Tages" von übermorgen als Schluss. Da wäre erst einmal

Junger Vogel Mensch

Ganz oben
auf dem Felsen
vor dem Sprung
sauge ich
saubere Luft
in meine engen Lungen.

Sekunden lang
frei fliegen

Mögen mich doch Stimmen
verrückt nennen

Sie werden mich
nicht mehr
erreichen
Abgerundet wird diese Ausgabe durch
Gunda Jaron mit "begrenzt".

sowie  Später Mut

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