Samstag, 6. August 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1107

Als Eröffnung blicken wir wieder auf die besten Beiträge zur internationalen Friedenslesung 2011 - diesmal noch Lyrik:


Silvia Friedrich: Für Mendel u.a.



Nach diesem Blick als nächstes die "Gedichte des Tages" vom Montag:

Als  Worträume 2.0-Kandidat habe ich diesmal "Postfach sein" ausgesucht.


Und als interessante neue Stimme noch ein zweites Mal Thomas Reich:


Und in dem Moment
wo ich komme

entzünden sich
tausend Glasfaserkabel
tausend Gesichter verglühen
wie die Glut der Zigarette
die ich rauchen werde
ein Puzzle
was ich niemals lösen werde
all die Gesichter
die ich erblickt habe
in ihren schwächsten Momenten

Sterbende
auf einem Schlachtfeld

ich fülle die Laken
mit ihren Namen
um der gefallenen Engel
zu gedenken.




Vorerst der Abschied von Uljana und Onja. Die nächsten Prosatexte sind die überzeugendsten bzw. ungewöhnlichsten de Friedenslesung 2011.

"Uljanas New Home"


17. Fortsetzung

Tag 27
Wir müssen alle etwa gleichzeitig eingeschlafen sein. Auf jeden Fall war es hell, als ich aufwachte. Neben mir in der Mulde lagen meine Gefährten in einem scheinbar so ruhigen Schlaf, als hätte es nie irgendeine Gefahr gegeben. Ich nuckelte ein wenig konzentrierte Milch, sah mich um, richtete mich auf. Nichts geschah außer dass Krollo seine Lage veränderte und etwas murmelte, was ich nicht verstand. Ich meldete mich im Funknetz. Inzwischen waren die drei Gruppen, die nicht verschwunden waren, im Lager zurück, allerdings ohne auf Spuren der Kari gestoßen zu sein und ohne die letzten vier Sender installiert zu haben. Eine Gruppe unter Leitung eines Kooms mit Namen Poch würde uns wahrscheinlich schon in den nächsten drei Stunden erreicht haben. Poch - ein so kurzer Name, dass ich ihn mir sofort merkte, aber der Koom war mir früher kaum aufgefallen. Daniel hatte übrigens die Gruppe gewechselt. Er würde mit dabei sein.
Spuren ... Das war das Stichwort. Ich würde die verbleibende Zeit nicht tatenlos bleiben. Wie ein Indianer schlich ich mich zum Rand der Lichtung, richtiger wohl: wie die Karikatur eines Indianers. Na gut, immerhin hatte ich meinen Strahler bereit, robbte am Boden, kullerte an tieferen Stellen immer ein Stück seitwärts, damit ich an neuer Stelle, unerwarteter, wie ich hoffte, wieder aufzutauchen. Ich hatte mir gedanklich die kleinen Pfeile noch einmal vergegenwärtigt. Die konnten eigentlich nur mit einem Blasrohr abgeschossen worden sein. Das erklärte zumindest teilweise, dass der Computer nichts bemerkt hatte. Wahrscheinlich waren die vorsteinzeitlichen Schützen nicht größer als Schimpansen. Ich lag wieder flach am Boden und lauschte. Obwohl es doch hieß, dass die geringere Erdanziehung Riesenwüchse beförderte. Wenn nun also ein Brontosaurus durchs Unterholz brechen sollte? Mit Blasrohr?! So ein Quatsch! Ich hatte immer noch nichts bemerkt. Waren unsere Gegner noch da, dann hatten sie mich bestimmt schon lange entdeckt. Dann konnten sie meinen Anschleichversuch nur als ungeschickten Angriff ansehen. (Womit sie nicht einmal Unrecht hatten.) Ich richtete mich also erneut auf, die leeren Hände nach vorn erhoben.
In diesem Moment meldete sich Krollo: „Uljana, nicht! Warte!“
Eh ich mich versah, stand mein Kindergarten neben mir.
Ach, eigentlich macht es keinen Spaß, den ganzen Mist zu schildern. Genau genommen, war ja nur eines wichtig: Als der Suchtrupp ankam, hatten wir nichts, absolut nichts gefunden, waren aber auch keinem Gegner begegnet. Ich war mir nun fast sicher (ganz konnte man das bei unseren Fertigkeiten natürlich nicht), dass es zumindest nichts einem Brontosaurus Ähnliches gewesen war, das uns angegriffen hatte.
Diesen Urviechern am ähnlichsten benahm sich Daniel. Er rannte das letzte Stück, umfasste mich mit seinen Anzugarmen und stammelte laufend etwas mit Glück und gefunden. Als hätten wir je irgend etwas miteinander gehabt ... Trotzdem war es mir nicht ganz unangenehm.
Ich war für die ganze Sache ungeeignet. Ich ernannte doch allen Ernstes Krollo zum Gruppenführer für die Gruppe mit meinen Kleinen! Er war natürlich wahnsinnig stolz. Seine Gruppe hatte zwar nur eine einzige Aufgabe: Konrol zu unserem Lager zu bringen, aber eigentlich schon von dem Augenblick an, wo die drei außer Sichtweite waren, machte ich mir Sorgen. Krollo meldete sich dann aber alle Viertelstunden, immer, wenn sie sich beim Tagen ablösten, und ihm war also noch nichts passiert. 

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