Samstag, 27. August 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1129

Wir beginnen wieder mit dem SF-Fortsetzungs-Groschenroman - 19. Fortsetzung der Rohfassung von Anna Roths "Das Bienenprojekt":

Ich wurde zum Sonderrapport gerufen. Eigentlich war ich auf alles gefasst, was nach Rüffel ausgesehen hätte. Aber das Gespräch, wenn man das so nennen sollte, dauerte nicht länger als der Moment, an dem ich mich nachher an die Wand lehnte, um durchzuatmen und mich wieder zu sammeln.
„Also von jetzt an berichten Sie mir selbst alles, was Ihnen merkwürdig vorkommt ... und wenn ich alles sage, dann meine ich auch alles. Und bevor Sie fragen: Das betrifft auch Beobachtungen im Kollegenumfeld. Und nun viel Erfolg mit Ihrem Standortwechsel!“
Erst ganz langsam dämmerte es mir, dass ich dem Chef also absolut nichts Neues berichtet hatte. In meinem kleinen Team war also ein Maulwurf. Oder mindestens einer. Oder es gab Technik, die unser Verhalten aufzeichnete.

Ich brauche nicht viel drum herum reden. In der Nacht zum 6. August erfolgte der komplikationslose Umzug. Wir hatten den gesamten Weg provisorisch mit Planen abgedeckt. Yong-Brown stellte uns die für die Riesenschleuse zur Verfügung, aber wir hätten sie praktisch nicht gebraucht. Alle Bienen bewegten sich exakt auf den akustisch gesteckten Bahnen.
Eine Woche lang litt ich unter Schlafstörungen. Ich zermarterte mir den Kopf, wer da welches Spiel hinter meinem Rücken betrieben hatte bzw. noch betrieb, und wie ich damit umgehen sollte. Übrig blieb das Gefühl, niemandem trauen zu können, und eine Arbeitshypothese mit hoher Wahrscheinlichkeit: Paul und Esther waren von Anfang an bei mir eingeschleust worden, um mich zu überwachen. Welche Art Nutzen das haben sollte, musste ich noch herausbekommen. Etwas Anderes wog nämlich noch schwerer.  


Zu den Gedichten des Tages gehören übermorgen
der Kandidat für worträume 2.0 - "Ehe mich die Klatsche trifft"
2008 vorgestellt, in späterer Fassung in "Worträume":  wäre P.H. als Junge geboren

und zu guter Letzt das "Testgedicht:


Selten bin ich Realist.
Dann schreibe ich Science Fiction.

Gelegentlich erkenne ich,
was ich alles nicht über die Liebe weiß.
Dann schreibe ich Liebesgedichte.

Meistens möchte ich die ganze Welt verstehen.
Dann küsse ich den geknüpften Strick.

Bitte
binde mich los,
bevor ich hänge.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower