Donnerstag, 7. Juli 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1077

so viele 
rabenvögel
verdunkeln mir
den himmel

selbst dein irrlicht
erhellte nun
meinen sumpf  

Die anderen "Gedichte des Tages von übermorgen sind "Voices"("worträume 2.0"-Kandidat) und  wär ich groß … von 2008.
Prosa haben wir natürlich auch:


SOZAC – Das Glück hat einen Namen


Natürlich hatte sich Juliane ihrer Chefin offenbart. In deren Händen lag ja die einfache Lösung des Problems. Gehaltserhöhung plus höherer Dispokredit. So hatte Juliane gesprochen. Schallendes Gelächter geerntet. Sie arbeite, um sich Glückspillen leisten zu können. Aber sie fresse die Dinger ja, um arbeiten zu können. War das kein Teufelskreis? Aus dem sie, also die Twiggy, ihr, also der Juliane Machensen, heraushelfen müsse? Gekündigt zwinge keine Arbeit mehr zum Glücklichschlucken, dann sei die Ausgabe und damit die Sorge weg. So ähnlich hatte sich die Chefin ausgedrückt.
Juliane registrierte verwundert, wie zynisch ein Glückslächeln wirken konnte. Oder war Twiggy einfach immer zynisch und niemand bemerkte es, weil alle funktionierten?
Jetzt funktionierte Juliane nicht und merkte alles. Zuerst einmal die Schmerzen im Kopf. Es war, als blähte er sich zu Designersesselgröße auf. Jedenfalls erschien es ihr so. Ihrer Ex-Chefin hätte sie die Fingernägel ins Gesicht drücken mögen. Der einzige Mensch, zu dem sie noch Kontakt hatte, war Max. Der Junge hatte die Schulzeit fast hinter sich. Bei allen anderen zerbarsten ihre ersten Worte beim Blick in das allgegenwärtige freundlich unverbindliche, herabwürdigende Lächeln.
Sarkastisch sagte sich Juliane, dass sie mit dem Verlust ihrer Arbeit und der Droge tatsächlich gewonnen hatte. Längst konnte sie über längere Zeit keinen klaren Gedanken mehr verfolgen, ihre Hände zitterten, manchmal hatte sie Anfälle von Fresslust, sie stopfte in sich hinein, was ihr in die Finger kam, und dann suchten dieselben Finger hinter ihrem Gaumen nach den Wurzeln der Übelkeit. Juliane alterte.
Erst nach einem Zusammenstoß mit dem Sozialamt entstand das Bedürfnis sich zu wehren.
Zuerst nur gegen die Symptome des „Glücksentzugs“.
Sie beobachtete sich. Gegen den pochenden Kopfschmerz halfen Frischluftschocks. Parkläufe. Zeit hatte sie ja. Abends, beim Kampf um Bad- und Bettschwere, lief Max an ihrer Seite Max. Unterhielt sich mit ihr. Verliebt habe er sich. Sein Schwarm heiße Juliane wie sie und ahne nichts von seinem Glück.
Zum ersten Mal seit langem lachte Juliane Machensen befreit auf.
Handeln wollte sie. Gegen dieses SOZAC-Geschäft. Max bestärkte sie darin.
(FF)

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