Sonntag, 31. Juli 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1101

Der vierte Autor, der es unter die besten 100 der diesjährigen internationalen Friedenslesung geschafft hat und hier verlinkt ist, war

Monika Vasik: zu eigen nutzen

.
Es ist schon eine Freude, mehr bieten zu können als die "Gedichte des Tages" und etwas Prosa. Das ändert aber nichts daran, dass hier auf diese Gedichte verwiesen werden sollte:




Es gleicht das Leben einem Spiel.
Es macht mich krank wie Sucht.
Und manchmal wird es mir zu viel;
Dann hoffe ich auf Flucht.

Ich frage mich, wie mach ich´s bloß?
Wann lass ich davon ab?
Werd ich das Leben niemals los,
versenkt in stillem Grab?

 Schon fängt die nächste Runde an,
ich seh´ mich sie verlier´n
Am Ende wieder hintendran,
stets fünfter unter vier´n.

Nur manchmal beim Spazierengehn
umarm ich meinen Baum.
Ich hab mich drunter ruhen sehn.
Noch flieh ich diesem Traum.


Weiter am Start als "Gedichte des Tages": ein Testgedicht ("In Anbetracht eines Gespenstes") und das Gedicht von 2008 ( wer kann dafür)




Weiter geht es prosaisch. Ja, ein kleines Stück setzen wir die Geschichte von Uljana, Onja und ihren freiwilligen und unfreiwilligen Freunden noch fort:

"Uljanas New Home"




11. Fortsetzung


Tag 16
Eigentlich wollte ich nicht.
Was? Alles wollte ich nicht. Aufstehn zum Beispiel. Oder frühstücken in unserer Mensa.
Ich kam mir vor wie ein Computer, den jemand durchprogrammiert hat für den Tag. Wozu Cornflakes? Amerikanische mit Milch. Von einer Replikunstkuh. Aber die anderen funktionierten ja auch. Das ist es wahrscheinlich. Alle sehen so aus, als funktionierten sie, genauso wie man selbst, und man möchte nicht die erste sein, die nicht funktioniert. Dabei warten die anderen vielleicht auch nur, dass einer anfängt. Ob das vererbter Herdentrieb ist? Oder die Erfahrung, dass du als erste am meisten auf die Schnauze bekommst? Es waren noch 40 andere da. Mir war gerade nicht danach, was auf die Schnauze zu bekommen.
Wenn wir in der Baracke standen, duftete es richtig nach frischem Holz. Urlaub im Sperrgebiet Ökoland. Debbie hatte mir später erzählt, was das gekostet hat und welche Bestätigungen man in seiner Kennkarte haben musste, um rein zukommen. War ja nicht für Masse und Präkies. Aber romantisch. Und hier bauten wir uns das selbst. Zwei Zimmer mit je zehn mal zehn Fuß. Einmal zwei, einmal drei Liegen zum Klappen und Pennen. Salio teilt sich sein Kabuff mit Sarah und Xu-Li. Nein, nicht umgekehrt. Sarah hat die ganze Zeit gelacht. „Der macht immer son Quatsch. Er hat gesagt, wenn er nicht hier auf mich aufpassen darf, legt er sich draußen schlafen, und ich sei schuld, wenn er am Boden anwächst.“
Ob das gut geht mit den dreien? Ich müsste mich eigentlich mal mit den beiden Mädchen unterhalten. Langsam müsste bei ihnen doch was passieren. Ob Salio da der richtige Zimmergefährte ist? „Lass,“ hatte Onja gesagt. „solange sie ihn annehmen, ist gut. Er braucht das. Und weißt du, für mich ist er doch zu jung, um den großen Bruder zu spielen und ...“ Ich hatte Onja in den Arm genommen und irgendwie war ich ihr dankbar, dass sie jetzt mit mir darüber sprach. Oder richtig: Gesprochen haben wir nicht, aber jede hatte das Gefühl verstanden zu werden.
Wir werden es uns hübsch machen. Und unsere Kajüten bleiben uns ja.

Tag 17
Schon am frühen Morgen hatte es so stark geregnet, dass man kaum die Nachbarbaracke sehen konnte. Salio erklärte uns Tschiotscho. Ich hoffe, ich habe es richtig ausgesprochen. Es ist ein dreidimensionales Damespiel. Salio hatte drei solche Spiele eingeschleppt. Ein Glück. Er spielte synchron gegen uns alle. Ich wunderte mich, dass er alle Spiele verlor. Aber dann flüsterte mir Onja zu, das mache er mit Absicht. So hatte sein Bruder das auch immer gemacht, wenn sie schlechte Laune hatte. Es war trotzdem irgendwann langweilig. Die Fenster haben aber gehalten. Wir sind früh schlafen gegangen.

Tag 18
Immer noch dieser Regen. Wie war das mit tropischen Regenzeiten? Wir hatten noch nicht genügend Verpflegung gebunkert. Sind ins Schiff geflüchtet. Wir fünf waren die letzten. Jenny hat eine Kampfsportstunde vor jeder Mahlzeit eingeführt. Mir machte nur Spaß, mit einem kurzen Schrei diesen ganzen Frust rauszubrüllen. Für lange half es nicht.

Tag 22
Nein, ich habe keinen Tag ausgelassen. Es war wirklich nichts zum Berichte. Draußen Wolken. Kein Regen. Wir haben den ganzen Tag lang Tüten, Büchsen und Gläser mit was zu essen raus geschafft. Ich glaube, alle dachten nur an Krieg gegen den Computer. Daniel hat sich vor mir verbeugt, „Hoi!“ gerufen und mir mit einem Ruck wieder auf die Beine geholfen. Ich hatte nichts begriffen. Er übe schon die ganze Zeit, erklärte er, und ob ich das lernen wolle. Wie gern! Oh, werde ich lange brauchen. „Mal sehn!“ habe ich geantwortet.

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