Samstag, 23. Juli 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1093

ziegenböckig stinkend
nach fremd verdientem geld
fraßen und schissen und meckerten sie  

die windungen ihrer 
genialischen gehirne 
verloren 
in ahnungsvollem chaos 
ein geplantes glück

immerhin
brauchten sie
zum aussterben
nicht sauriergleich 
hilfe aus dem all

das
schafften sie
schon alleine

Die Fähigkeit zur Selbstvernichtung erworben zu haben als Glanzstück menschlichen Fortschritts ... das kann die Kunst nicht deutlich genug in Frage stellen. Außer dem obigen Gedicht gehören zu den Gedichten des Tages von übermorgen noch  "Free Mumia Now". als Testgedicht und von 2008   abheben oder fliegen


 Klar das Prosaprogramm steht fest. Zu lesen gibt es die Fortsetzung von "Uljanas New Home", also jenes begonnene Romanprojekt, wie das Schicksal der vom "Planet der Pondos" entkommenen Jugendlichen weitergegangen sein könnte ...


  1. Fortsetzung

„Ist eigentlich egal. Was Nettes eben.“ versuchte ich abzuwimmeln. „Aber wir sollten uns jetzt sammeln. Und gewöhn dich nicht zu sehr an die Frisur. Die Haare wachsen wieder nach.“
„Dann gefällst du mir auch.“
„Nun hör endlich auf! Du glaubst wohl, weil du jetzt 410 bist, musst du den Mann raus hängen lassen? Vergiss es: Wenn schon Bruder, dann kleiner Bruder. Ätsch.“
„Na warte!“
Salio tat, als wollte er mich boxen wie seine Schwester gestern. Diesmal war ich aber vorbereitet. Ich lachte, wich ihm aus, lief ein Stück im Kreis über die Wiese. Übrigens waren wir keine Ausnahme. Die meisten führten sich auf, als hätten sie gerade mehrere Gläser des „Zauberwassers“ aus dem Replikator getrunken. So was von albern. Irgendwann warf ich mich keuchend hin. „Ich ergebe mich!“ Dann deutete ich auf die Anderen: „Wenn uns jetzt einer beobachtet. Der muss sich ja was denken! Allein schon nackt herumzulaufen ist bei Menschen nicht normal.“
„Ach du! Tu nicht so erwachsen! Wer soll uns hier beobachten?!“, fragte Salio. „Wenn der Computer sagt, hier ist niemand, dann ist hier auch niemand. Und jetzt können wir endlich absolut tun, was wir wollen, Spaß haben ...“
Seine Worte waren immer stockender gekommen. Am Schluss war die Heiterkeit verschwunden. Er krampfte zusammen, drängte sich dicht an mich heran, als könnte ich ihm Lutara ersetzen, und als ich ihm über den Schädel strich, schüttelte es ihn und hätte er mir jetzt das Gesicht zugedreht, hätte ich wohl gesehen, ob Pondos mit ihren Kugelaugen weinen konnten. Eine Weile hockten wir da so, als ginge uns das Treiben um uns herum nichts an. Irgendwann hatte ich dann das Gefühl beobachtet zu werden. Vielleicht schon länger. Und das Gefühl trog nicht. Eine ganze Gruppe hatte wohl schon ein Weilchen nicht oder nicht mehr mit den anderen rumgetobt und offenbar nur darauf gewartet, dass wir sie bemerkten. Jenny, Xu-Li und Sarah sowie Onja und noch die Koom-Zwillinge, deren Namen mir nicht gleich einfielen. Onjas Hände lagen auf den Schultern von Jenny und Sarah. Die hatte sie sicher davon abhalten müssen, in Salios Ausbruch hineinzuplatzen. Jenny hielt sehr wenig von solchem sentimentalen Psycho-Quatsch, und Sarah hätte bestimmt gern gestört, damit ich mich nicht so eng mit Salio abgab. Aber alle hatten abgewartet. Und als sich Salio langsam aufrichtete und das Grüppchen entdeckte, kam es trocken aus ihm heraus: „Na und? Uli is plötzlich so traurig geworden. Da musste ich sie schließlich trösten. Das macht man so als Bruder.“
Onja schmunzelte. „Na, da kann sie ja froh sein, dass sie dich hat.“
Jenny verzog das Gesicht. „Könnt ihr mal langsam aufhören? Ich dachte, hier sind wenigstens ein paar Vernünftige übrig geblieben in dem ganzen Kindergarten. Wie man sich doch irren kann.“
„Mach mal halblang! Komm, wir suchen uns einen ruhigen Platz am Rand!“ Onja deutete auf eine Kuhle etwa 50 Meter weiter weg vom Raumschiff. Sie warf sich als erste auf den Boden.
„Mit Ausflug is wohl heute nich mehr“, knurrte Jenny. „Die kriegste nich mehr zur Ordnung, bevor es dunkel wird. Nur ne Stunde laufen lohnt auch nicht.“
„Keine Ahnung“, antwortete ich. „Das ist aber nicht wichtig. Wir bleiben ja wohl länger. Also lass sie sich freuen. Wir sollten nur aufpassen, ob das Wasser in der fremden Atmosphäre anders wirkt oder ob das einfach die Nachwirkungen von dem Davor sind.“
„Hör bloß auf! Bald fangen sie alle an, nach Mama und Papa zu jammern, und ob da eine Uli für alle reicht ...“
„Hör schon auf!“
„Okay! Onja noch dazu. Haben wir zwei Gruppenmuttis. Hauptsache, ihr lasst mich damit in Frieden!“
„Sind wir hier zusammengekommen, um uns zu streiten?“ Xu-Li sagte das so vorwurfsvoll, dass sofort Ruhe eintrat. Wir schauten erstaunt auf das zierliche Mädchen. „Also ich schlage vor, wir machen für uns einen ersten kleinen Ausflug auf Zeit. So, dass wir zurück sind, bevor es dunkel ist. Ich habe das überschlagen. Von jetzt an bleiben uns fünf Stunden. Ziehen wir eine halbe Stunde ab für anziehen und so und eine halbe Stunde Toleranz, dann können wir zwei Stunden in den Wald hinein laufen.“
„Da bin ich platt: Ich bin sicher, noch nie eine so lange Rede von dir gehört zu haben.“
„Aber ich traue dem Computer nicht. Wer weiß, was da sticht und beißt und greift ...“
Ich sah zu Sarah und schon konnten wir uns das Lachen nicht verkneifen. Das Bild eines von Schlangenarmen in luftige Höhen gezogenen Mädchens, das nur durch einen Rettungsschuss und den folgenden Absturz am Leben geblieben war, tauchte aus der fast verschütteten Erinnerung auf. Die Koom guckten ganz bedeppert. Sie wussten mit unserer plötzlichen Heiterkeit nichts anzufangen. „Erzähl ich später mal“, versprach ich, als wir uns beruhigt hatten. Es ist eben schwierig, wenn die Erlebnisse so unterschiedlich sind. So richtig Erwachsene hätten uns trotzdem alle Kinder genannt.
Wir brauchten die halbe Stunde nicht. Und eigentlich kostete es die meiste Zeit, die Koom beim Anlegen ihrer ersten Schutzbekleidung zu erleben. Wir hatten uns für leichte Raumanzüge entschieden und konnten es uns nicht verkneifen, deren Wirkung beim Robben übers Feld zu testen. So erreichten wir den Wald schwitzend, aber vergnügt.
„Habt ihr auch eure Strahler dabei? Kontrolle!“ Jenny war richtig in Fahrt. Sie gab nicht eher Ruhe, bis jeder seine Waffe vorgewiesen hatte. „Dann wolln wir mal!“ Wenn man davon ausgeht, dass das ja sozusagen ein Urwald sein sollte, waren unsere ersten Eindrücke eine echte Überraschung. Selbst für Sarahs Verständnis war der Wald angenehm. Kein undurchdringliches Dickicht, durch das sie sich mit den Strahlern hätten einen Weg bahnen müssen. Stattdessen kam schon nach wenigen Metern die erste Minilichtung. Auf dieser Lichtung aber ... „Beeren!!! Genau solche hatten wir auch“, behauptete Salio und streckte wie Sarah schon seine rechte Hand aus.
„Halt! Spinnt ihr? Und wenn die haargenau so aussähen wie bei euch. Wir sind Lichtjahre von eurem Planeten weg. Da kann das etwas ganz Anderes sein, giftig zum Beispiel. Also lasst ja eure Anzüge zu!“ Jenny hatte sehr barsch gesprochen. Die beiden Jüngeren standen da, als hätte man ihnen erklärt, dass sie gerade blutrünstige wilde Wölfe gefüttert hätten. „Nun sammelt schon ein paar in die Beutel. Wir lassen sie durch den Computer analysieren und wenn der sein Okay gibt, dann futtern wir die ersten Früchte aus unserer neuen Heimat“, konnte ich sie gerade noch besänftigen.

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