Dienstag, 19. Juli 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1089

vom werden besserer menschen


wie war er enttäuscht
weil sie nicht gehorchen also
der bessere zukunftsmensch
werden wollte
und er hatte ihr doch den weg
genau erklärt

nachdem er es
ein letztes mal versucht
und sie weiter keine anstalten machte
wusste er sich
nicht anders zu helfen
als sie zu packen
und mit schlagenden argumenten
zu arbeiten

in den pausen
dazwischen
fragte er immer wieder
wirst du nun ein besserer mensch
und sie schrie
ja doch

er aber
sehr zu recht
glaubte ihr nicht

also schlug er weiter
in der hoffnung so
den besseren menschen
zu schaffen
und merkte nicht
wie seine worte schwanden

als er endlich fellbedeckt
auf bäumen des waldes
verschwand
weinte sie bitterlich
warum
war sie denn nicht
ein besserer mensch
geworden

und sie hütete
alle bäume
und träumte von
wilden tieren
a
Eigentlich war dieser "Worträume 2.0"-Kandidat innerhalb der "Gedichte des Tages" nicht witzig gemeint - anders als beispielsweise  Gunda Jarons "Fünfzeiler - Gar nicht so dumm" 
oder

 lucifers lehre  von 2008, die schon Aufnahme in die ersten "worträume" gefunden hat.


Wenigstens etwas heiter aufzufassen ist die "philosophische Prosa"



Gott fluchte: „Ich könnte mich umbringen.“
Das war natürlich eine doppelte Lüge. Erstens bringt Gott niemanden um, sondern er entscheidet nach seinem unverständlichen Willen über Leben und Tod und zweitens bedeutet sein eigenes Schicksal, unsterblich zu sein, dass er alles tun kann außer sich umzubringen oder, was aufs selbe hinausgeliefe, umgebracht zu werden.
Aber war das denn kein Grund zum Fluchen? Er saß nun erst seit drei himmlischen Stunden vor dem elfenbeinernen shphrisch gekrümmten Schachbrett und hatte schon die dritte Revanche gegen seinen Erzengel Einstein verloren.
Ach wärest du wenigstens nicht geboren!“ versuchte Gott seinen Spruch zu relativieren.
Soll ich das für dich schaffen?“ fragte Einstein scheinheilig.
Du hättest dafür eine Lösung gehabt?“
Natürlich! Du hättest du mich nur zu meinen irdischen Lebzeiten etwas erfinden lassen brauchen, mit dem ich in die Vergangenheit gereist wäre. Ich hätte dort dafür gesorgt, dass ich nicht geboren worden wäre, zum Beispiel weil sich meine Großeltern nie begegnet wären.“
Das ist gut, ja, genauso sollte ich es dich machen lassen...“, freute sich Gott im Vorgefühl wieder gewonnener Allmächtigkeit.
Aber du irrst: Das Gorginsche Absurdum hat natürlich auch eine natürliche Lösung. Richtig ist, dass ich in der Welt, in der ich dann gelandet wäre, nicht geboren worden wäre. Richtig ist aber auch, dass ich da gewesen wäre, also geboren worden sein musste.“
Verwundert stoppte Gott. „Das verstehe ich nicht.“
Nun ist es zwar schlimm, wenn Gott einsieht, die erhabene Schönheit seiner Werke nicht zu verstehen, aber immerhin ein sehr menschlicher Zug. Deshalb setzte Erzengel Einstein seine erklärende Rede unbeirrt fort: „Ich wurde zwar geboren, nur eben in einer anderen Welt, aus der ich dann entschwunden wäre, woran die sich erinnerte und ohne mich parallel weiterginge. Die Welt, in der ich auftauchte, aber ginge von dem Moment an, an dem ich in sie träte, mit mir und dem Sachverhalt, dass ich in sie getreten wäre, als Paralleluniversumsbeginn sozusagen, weiter. Vieles von dem, was in dieser Welt geschähe, geschähe anders als in der ersten Welt, ich hoffe mal besser. Nun könnte es aber sein, nein, es wäre sogar wahrscheinlich, dass mir die Welt, wie sie sich dann zeigte, noch immer nicht gefiele. Ich reiste also wieder in die Vergangenheit dieser Welt, wodurch ich die Entwicklung einer neuen Welt begründete, in der ich zwar auch nicht geboren wurde, aber in der ich plötzlich auftauchte, um sie zu verändern, wodurch ich, nachdem mir diese Welt nicht gefiele, entschiede, dass ich, indem ich in die Vergangenheit reiste, eine veränderte Vergangenheit schüfe für ein Paralleluniversum, in dem ich...“
Haaalt!“ schrie da Gott, als hätte ihn die Schlange in seine nicht vorhandenen Männlichkeitsinsignien gebissen. „Spielen wir lieber noch eine Runde.“

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