Mittwoch, 5. Oktober 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1168

Die Lyrikabteilung stellt zuerst gewohnheitsmäßig die "Gedichte des Tages" von übermorgen vor. Das sind diesmal

 Sebastian Deya mit "Kein Zweifel".
 und mein  no plaisir  vom 8.10.2008.

Hervorgehoben aber soll das folgende werden:


Sie hat Helden gesehen
und Märtyrer
eigene Panzer
und fremde

nun ist der Asphalt
mit Gesichtern gespickt
so dicht
dass man die Straße
nicht mehr sieht

soviel Haß in soviel Augen
und der Wunsch
nach Gerechtigkeit

die Menge ist stumm
die Menge weiß was sie will
sie haben Seile dabei
vor ihnen
liegt das Regierungsviertel.

Wer
hat das Volk verraten?

Wer das genossen hat, darf weiter den Prosatext lesen. Inzwischen sind wir bei der  57. Fortsetzung von Anna Roth"Das Bienenprojekt" angekommen

Also ich nahm an, in diesem Moment ganz allein ICH zu sein. Also sofern das überhaupt jemand ist, weil man ja immer mit aufbereiteten Informationen gefüttert wird, die beim Informierten ein Ergebnis nahelegten, das der, der die Information in den Raum gestellt hatte, beim sich Informierenden erhofft hatte.
Ja, das ist ein bescheuertes Thema. Aber ich muss das jetzt so sagen, weil ich dort am See immer neu schwankte, ob ich verrückt wurde. Eben einer von diesen Verrückten, die sagen, IHR seid ja alle verrückt …
Wenn ich mir also mein Ich als frei denkend zubilligte, war der Rest nicht so schwer: Alle Menschen, mit denen ich zu tun haben würde, erwarteten ein bestimmtes Verhalten von mir. Ich sollte als Teamleiter die notwendigen Schritte begleiten, damit es mehrere Bienenvölker gäbe. Wahrscheinlich waren mehrere dieser Menschen – wobei ich nicht sicher sein konnte welche – darauf aus, diese verschiedenen Bienenvölker als Versuchsratten zu verwenden, um zum Schluss eine vollkommen beherrschte biologische Waffe zur Festigung unserer Weltherrschaft in den Händen zu halten. Deren Tagesziel deckte sich vorübergehend mit dem der Bienen selbst. Nur das die wahrscheinlich nachher selbst die Weltherrschaft erobern wollten.
Stopp! Letzteres war Spekulation. Also wieder zurück.
In der Zeit, in der wir an diesem Vielvölkerziel arbeiten würden, musste ich herausbekommen haben, ob die Bienen gegen meinen Willen meine Gedanken lesen konnten.

Eigentlich begann ich die nächste Woche in für meine Verhältnisse euphorischer Stimmung.
Bevor ich mich bei Romana und meinen Kollegen, die wohl Agenten waren, sehen ließ, wurde ich bei Yong-Brown vorstellig. Nach den bisherigen Erfahrungen gab es nur einen sicheren Weg, das bestehende Bienenvolk auseinanderzureißen: Es mussten mehrere Generatoren Lockgeräusche erzeugen, und zwar so, dass sich in wesentlichen Teilen des Volkes die Rufe aus verschiedenen Ecken gegenseitig aufhoben.
Bei Romana und dem Rest erntete ich Begeisterung. Anfangs hatte ich ein ungutes Gefühl. Als ich dann aber erklärte, dass wir natürlich die Zeit dieser unangenehmen Beschallung möglichst kurz halten sollten, um die einzelnen Tiere nicht unnötig zu quälen, wurde ich richtig beschwingt wie im idealen Fall nach maßvollem Sektgenuss.
Mein Geheimtest war aber schwieriger als gedacht. Ich kam mir so was von blöd vor, als ich in meine positive Erklärung hinein im Inneren denken wollte „Ist doch egal, wenn ein paar dieser Mistbienen dabei verrecken.“
Also um genau zu sein: Ich war nur sicher, dass ich das hatte denken wollen, nicht aber, dass ich das wirklich gedacht hatte. Insofern konnte ich also nicht sagen, ob die Bienen den Gedanken nicht bemerkt hatten oder ob sie bemerkt hatten, dass mir der böse Gedanke nicht gelungen war. Sicher war nur diese Sektlaune, die in ihrer Stärke von den Bienen gekommen war.
Das Wochenende war letztlich doch nicht sinnlos gewesen. Kantus´ Vortrag hatte meinen Blick auf unsere Versuchstiere wesentlich verändert. Ich sah nun nicht mehr eine Masse einzelner Tiere vor mir, sondern Hautstückchen, Lunge, Herz, Vagina …

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