Samstag, 8. Oktober 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1171

Ja, das Internetjournal existiert weiter. Es bleibt dabei: Überraschungen sind stets möglich. Es gibt aber ein Gerüst für die Alltäglichkeit: Der Blick auf die "Gedichte des Tages" jeweils von übermorgen als Lyrikteil und ei Prosatext, der meist eine Fortsetzungsprosa ist, wofür sich besonders ein Roman eignet.
Übermorgen sind voraussichtlich in Mode

Sebastian Deya mit "Das Singen der Klingen".
und vom 10.10.2008 mein schluss 

Als "Sahnehäubchen" möchte ich aber Folgendes vorstellen:



Herr Hinz, ein Mann von Wort und Tat,
verkündet gern vor aller Welt,
was ihm in diesem unsrem Staat
politisch nicht so recht gefällt.

Hinz' Welt ist meist der Gasthof „Krumm“,
wo man am Stammtischrund zu viert
sich trifft zu Red' und Publikum,
das sich begeistert applaudiert.

Er ist geBILDet, das wird klar,
wenn er von „Rettungsschirmen“ spricht.
Und auch an solch' Vokabular
wie „Staatsverschuldung“ spart er nicht.

Grad DIES Problem, so wettert er,
wär' doch im Handumdreh'n vom Tisch:
Wenn Euros fehlen, bitte sehr,
dann druckt man eben welche frisch.

Auch Lösungsansatz Nummer zwei,
so findet Hinz, liegt auf der Hand:
Man urlaubt – er ist selbst dabei –
in Portugal und Griechenland.

Als Euro-Bringer hilft man prompt
den Ländern aus der Krise raus.
Dass da die Merkel nicht drauf kommt ...
Die Stammtischrunde nickt. Applaus.

Hätt' Hinz das Sagen in Berlin,
dann würde Deutschland über Nacht
in altem Glanze neu erblüh'n.
Er wüsste schon, wie man das macht.

Die Arbeitslosigkeit? Ach was!
Ein Ende wäre absehbar,
blieb jeder in dem Lande, das
schon seinen Ahnen Heimat war:

Es gäb' mehr Jobs in diesem Land,
wär'n nicht so viele Fremde hier.
Obwohl, Herr Hinz ist tolerant:
„ Giovanna, mach uns mal vier Bier.“

Der Abend schreitet rasch voran,
die Gläser sind schon wieder leer.
Herr Hinz spricht von Afghanistan,
vom Kriegseinsatz der Bundeswehr,

von nachhaltigem Produzier'n,
von Biosprit und Schweinepest.
Demnächst geht er mal demonstrier'n.
Wogegen, das steht noch nicht fest.

Herr Hinz, ein Mann von Wort und Tat,
begibt verdrossen sich zu Bett.
Wie wohl erginge es dem Staat,
wenn er hier was zu sagen hätt'!


Prosa...  Inzwischen sind wir bei der  60. Fortsetzung von Anna Roth"Das Bienenprojekt" angekommen

"Das wird ein Monster.“
An der Stelle lächelte ich noch. „Du brauchst keine Angst haben. Im Moment hören sie uns nicht. Aber das, was wir schon gefunden haben, sind für mich schon Monster genug.“
„Nein ...“ Dave fuchtelte mit den Armen herum, als hätte er für die Aufgabe des Lehrers eine geniale Lösung, aber der nimmt laufend die aus der Reihe davor dran, und er möchte unbedingt endlich dran genommen werden. „... ich meine wirklich … also ich weiß nicht … also … könnte ich nicht die nächste Rechenreihe mit der Geräuschmodulation unseres Generators koppeln?“
Dass da verboten gewesen wäre, richtiger, dass es Yong-Brown hätte genehmigen müssen und nie genehmigt hätte, mit so etwas hätte ich Dave nicht zu kommen brauchen. So rutschte mir nur die entscheidende Frage raus, für die ich mir wirklich keine Antwort vorstellen konnte: „Und wozu soll das gut sein?“
„Nur einen ...“
Das war nicht die Antwort. Aber Dave bedachte mich mit einem seiner treuen Hundeblicke. Hätte ich doch mehr nachgedacht. Aber da klopfte mein Telefon und eine Schwester sagte, wenn ich denn bei der Entbindung meiner Frau dabei sein wollte, dann solle ich mich beeilen.
Ich lief los, drehte mich um und rief: „Aber es muss nicht jeder mitbekommen ...“
Während ich Romana ein Zeichen gab, wusste ich, Dave würde Überstunden machen ...

Muss ich groß auf das Folgende eingehen? Es ist das Erlebnis für einen Mann, das ihn von einer Seite fordert, von der er er sonst nie gefordert wird: Anteil nehmender, Beistand gebender Mensch. Nein. Ich qualifizierte mich nicht für einen jener Witzfilme, in denen de Mann bei der Entbindung umkippt. Ich war Lissy so nah wie nie zuvor. Ich glaube wirklich, dass sie dank meiner Hände weniger Schmerz empfand, dass sie … Nein, wenn ich weiter erzähle, kommt nur Kitsch raus. Richtig peinlich. Sicher ist nur, dass ich für Stunden an nichts Anderes dachte als an alles das, was mit diesem neuen Leben zusammenhing. Die Ärztin hatte das wohl auch so gesehen. Denn es geschah etwas, was offenbar nicht zum normalen Programm gehörte: Lissy wurde gefragt, ob ich bei ihr bleiben solle. Lissy sagt ja und wurde in einen Raum mit Doppelbett und einer fahrbaren Wiege daneben begleitet. Das war eine Nacht! Charleen schlief seltsamerweise in dieser Nacht durch. Mal wachte Lissy auf vor Angst, es könnte was mit dem Baby sein, dann ich. Wir schmiegten uns aneinander auf eine Weise, als läge eine Nacht mit mehreren wild-erfüllenden Orgasmen hinter uns und wir waren nichts als glücklich erschöpft. Dann endlich, so etwa acht Stunden nach ihrer Geburt begann Charleen erst zu Wimmern, dann zu weinen. Da hatten wir sie beide schon gewickelt und so. Lissy sah mich dabei ganz glücklich an. Ich wusste sofort, was sie beschäftigte. Sie hatte vorher immer Ängste verbreitet, sie könnte nicht stillen und … nun durfte ich dabei zusehen. Etwas neidisch, zugegeben.
Mit solchen Sachen verbrachten wir noch ungefähr 24 Stunden, als gäbe es nur unseren kleinen eigenen Kosmos, in den gelegentlich Schwestern Speisen brachten.

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