Montag, 10. Oktober 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1173

Yrren ist menschlich, zumindest wie die Gedichte des Tages von übermorgen verraten (neudeutsch), fischl-like:




Und wie ich so in meinem Traume
durch lange, dunkle Flure geh,
mir folgend eine feine Stimme,
ein langer Schatten an der Wand,

und fahles Licht flirrt an den Türen,
malt mir ein dunkles, wirres Bild,
und auf den Dielen wachsen Bäume,
durchs schwarze Laub geht Wind,

und aus der Finsternis mit bleichen Augen
bäumt sich ein Höllentier und flieht,
mit kaltem Atem auf den Spuren,
und Asche bis zur letzten Tür,

und in dem monden, stillen Zimmer
ist aufgebahrt der alte Yrr,
an seinem Bett in Feuerschalen
zerschmilzt ein langer, dunkler Traum,

und gerade birst ein goldner Spiegel,
die Splitter glänzen noch
und zeigen mir die letzten Bilder,
was da verglüht, bin ich.

Und wie ich so in meinem Traume...

Da ist der alte Yrr erwacht,
und hat mich zahnlos angelacht.
Vergreister Engel aus der Nacht.

Fischl 8 / 11 (Balladen vom alten Yrr)



Außerdem gibt es  Sebastian Deya "Angels: Maja Angelswing"
 
und
 Ursula Gressmann Herbstlied
Schon sind wir bei der Prosa,  der  62. Fortsetzung von Anna Roth"Das Bienenprojekt


Also begann ich in die Dämmerung hinein zu erzählen. Und ich ließ alles das raus, was ich hier aufgeschrieben habe … vielleicht eine kleine Kürzung nahm ich vor. Die Szene am See fasste ich zusammen zu „ … und stell dir vor, diese Kantus hat sogar versucht, mich umzubringen! Wenn mir nicht Romana zur Hilfe gekommen, läge ich jetzt an seiner Stelle in einem Grab. ...“ Dass sie Geheimagentin sei, ich aber nicht wisse, von welchem Dienst, erschien mir ausreichende Erklärung für ihre Rolle.
„... Und du hast in letzter Zeit keine falschen Bücher gelesen?“ Lissy sagte das in einem so ruhigen Ton, dass ich beinahe selbst überzeugt war, das könnte alles nur meine Fantasie entsprungen sein. Wir hatten kein Licht gemacht, zwischendurch lauschten wir auf Charleens Atemzüge.
„Da muss also erst die Verantwortung für unser Kind kommen, bevor du mich einweihst. Aber du hast mir trotzdem nicht gesagt, was du tun willst.“
„Doch. Hab ich. Im Wesentlichen nichts. Ich muss euch ja in Sicherheit wissen und dort, wo die Manipulation nicht hin kommt. Im Moment habe ich das Gefühl, sie sind noch nicht bis hierher vorgedrungen. Das wird sich bald ändern, wenn erst einmal die Völker stark genug sind.“
Das Gespräch ging noch eine Weile hin und her. Irgendwann wunderte ich mich selbst über meinen Vorschlag. Warum gingen meine Mädchen nicht zu Lissys Schwester? Wenn sie in Rio von den Bienen eingeholt würden, dann war sowieso alles zu spät. Mit dieser Entscheidung fühlte ich mich plötzlich frei. Wir beschäftigten uns noch einen Tag ausgiebig mit heimlichen Umzugsvorbereitungen. Yong-Brown würden wir vor vollendete Tatsachen stellen.
Er durfte dann noch entscheiden, wie offen er die Option auf Rückkehr halten würde. Ein paar Wochen Mutterschaft, dann … Wer wusste schon, wie lange alles gehen würde.
Am Tag darauf musste ich zurück. Ob ich nun wollte oder nicht. Eigentlich wollte ich mir erst einmal ein eigenes Bild machen von der Situation nach Daves Ausscheiden, doch ich wurde bereits von einem Mann der Security abgefangen. „Mister Waechter? Doctor Jonathan Waechter?“
Verwirrt sah ich dem bulligen Typen ins Gesicht. Es machte weder einen intelligenten noch Vertrauen erweckenden Eindruck. Eher so ein Typ Weststaaten-Sheriff, der dich prophylaktisch drei Tage hinter Gitter sperrt, weil ihm deine Aussprache nicht passt. Nach diesem Check verkniff ich mir jede Frage. Er gab mir trotzdem noch eine Auskunft: „Ich soll sie zu Colonel Yong-Brown bringen.“
Dass der Professor den Rang eines Obersten bekleidet hätte, hatte ich noch nie gehört. Wie es mir gelang, einen Ausruf der Verwunderung zu unterdrücken, als mein Bodyguard nicht den Weg zum Chefbungalow einschlug, sondern mich in einen Chevi mit abgedunkelten Scheiben lotste. Um das gleich vorweg zu nehmen: Ich habe nie herausbekommen, wohin er mich brachte. Als der Wagen anfuhr, schob sich eine Scheibe zwischen meinen Sitz hinten und die Fahrerfront vorn. Ich wurde müde und dachte noch zutreffend, dass wohl gerade ein betäubendes Gas einströmte. In einem Raum ohne Fenster erwachte ich in einem monströsen Ohrensessel aus dunkelbraunem Leder. Als ich die Augen öffnete, erkannte ich gerade noch das Rückenprofil einer jungen Dame im Sommerkleid und mit blonden, relativ kurzen Korkenzieherlocken.

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