Freitag, 7. Oktober 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1170

Diesmal geht es ordentlich mit den Gedichten des Tages von "übermorgen" also dem 9.10. los.
Da haben wir zum einen  aus Sebastian Deya mit "Seinen Meister zu finden" und mein 2008er  nichts geht mehr
Vorstellen möchte ich hier





Manchmal
da verlierst du dich
im Gewirre der Menschen
stehst neben dir
während die Stunden
im Zeitraffer laufen
jedes Sandkorn
durch dich hindurchfällt

dich selbst in den Armen
wiegend
wie ein kleines Kind
das aus
einem schrecklichen Alptraum erwacht
und freust dich
tumb wie ein Narr
zurück zu sein.  



Tja, dann bleibt nur noch das Stück Prosa.  Inzwischen sind wir bei der  59. Fortsetzung von Anna Roth"Das Bienenprojekt" angekommen


Was immer mir dazu eingefallen war, es hatte mein Wohlbefinden nicht verändert. Der gerade logische Schluss daraus klang verheißungsvoll: Die Bienen wussten wirklich nicht, was ich dachte. Nur zu gern verwarf ich die um die Ecke gedachte Logik: Einen besseren Weg, mich davon zu überzeugen, ich würde nicht abgehört, hätten sich die Bienen nicht einfallen lassen können.
Yong-Brown schickte uns Helfer, die den Schlauch umbauten. Das war eine komplizierte Sache. Beim ersten Anlauf konnten wir noch mit einem gerade gerichteten Generator arbeiten. Die folgenden fünf Umsiedlungen durch den Schlauch mussten teilweise deutlich längere Strecken überbrücken, vor allem welche mit Windungen, bei denen die Position des lockenden Generators sogar mehrmals verändert werden musste. Eigentlich erwartete ich die ganze Zeit, dass etwas schief gehen würde. Mehrmals fragte ich mich, ob nicht noch eine ganz andere Variante möglich gewesen wäre. Warum hätten wir nicht sieben Beuten im Treibhaus aufbauen und, wenn sie angenommen worden wären, dann die einzelnen Bienenstöcke transportieren können? Wäre dies schief gegangen, hätte man immer noch auf unser umständliches Verfahren zurückgreifen können. Aber wenn ich ehrlich bin, … wer hätte das Risiko übernehmen sollen für eventuell entwischende einzelne Bienen. Das waren ja keine unschädlichen Honigbienen, deren Schicksal ohne Volk klar war. Vielleicht waren es gerade solche Partisanen, die den Militärversuchen ihre unerwünschten Nebeneffekte beschert hatten?
Heute kann ich mir auf die Schultern klopfen: Die Umsiedlung erfolgte ohne Pannen. Vielleicht - grins – haben einzelne dieser Bienen einen dauernden Hörschaden zurückbehalten. Nein, das war nur ein Witz. Auch unsere Mutanten haben keine eigentlichen Hörorgane, nehmen nur die Schwingungen wahr.

Wieder begann eine spannende Zeit. Wir spürten wirklich keine Beeinflussung durch die Insekten.
Für einen brachte das seltsamerweise einen Schub mit sich. Ich weiß nicht, ob ich Dave schon erwähnt hatte. Er war nun unser Mann mit den Simulationsreihen am Computer. Ob er nun wollte oder nicht: Er erinnerte zumindest entfernt an seine Vorgänger. Es mag ja unfair sein, wenn ich ihn Nerd nenne – weil mich bestimmt viele für einen halten. Aber er war am leichtesten als großer Junge zu beschreiben. Krauses Haar, irgendwie grau im Licht. Aber der Typ war albern und immer guter Laune. Nur wenn es um andere Gesprächsthemen als Computerprogramme ging, blockte er ab, bei Frauen sowieso. Aber die Zahl der Reihen, die er in drei Tagen geschafft hatte, waren bei Greg in seinen besten Zeiten Aufgabe für drei Wochen. Insofern verwunderte es mich nicht, als er mich schon am Anfang der zweiten Woche nach der Bienenvolkteilung verschwörerisch an sein geliebtes System lockte. Er habe da etwas herausgefunden.
„Du hast doch die Genomreihen, die ich hier simulieren soll, mit einem Periodensystem der Elemente verglichen. Du erinnerst dich?“
Und ob ich mich erinnerte.
„Das stimmt so nicht. Das setzte nämlich mehr Elemente, also Genome voraus, die tatsächlich existieren und in bestimmten mathematischen Zusammenhängen vergleichbar gekoppelte Eigenschaften hervorbringen. Also entweder sind die meisten Elemente, die wir hier simulieren, welche mit Bruchteilen von Elektronen, die es nicht gibt und die Reihen, die wir hier aufstellen, gewinnen erst mit mehreren Zehnerpotenzen mehr ihre Logik … oder es ist ganz anders. Wenn es so ist, stoßen wir bei der nächsten Biene, die wir hier entwickeln, auf etwas, das keine Biene ist.

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