Mittwoch, 19. Oktober 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1182

Die 70. Fortsetzung von Anna Roth"Das Bienenprojekt" ist zugleich die vorletzte, es geht sozusagen auf den "Showdown" zu


„Unauffällig Evakuierung.“
Yong-Brown! Er hatte seine Schlüsse gezogen. Da konnte nur eines heißen: Angriff von draußen! Bomben, Drohnen … was weiß ich. Wahrscheinlich waren die Treibhäuser noch überschaubare Ziele. Ich öffnete die Schleusen, die Türen der Bienen-Biosphären. Warum kamen sie nicht raus? Da! In der Ecke. Sie schienen sich nicht um die Vorgänge um sie herum zu scheren.
Die Generatoren! Die Zeit, sie wieder auf Lockruf umzumodulieren, war nicht mehr. Ich hätte es sowieso nicht geschafft. Aber wenn ich ganz kurz …? Ich rannte von Haus zu Haus, von Generator zu Generator. An, aus, an, aus, an, aus …
Endlich! Der erste Schwarm stob auseinander. Dann ballte er sich wieder zusammen und nun, obwohl ich keine Wellen mehr auszusenden wagte, um die Sinne der Bienen nicht zu zerstören, flogen alle Bienen des Volkes in Richtung Tür. Und draußen waren sie.
Nun der nächste. Ich lauschte. Kein Motorengebrumm. Keine Flugzeuge. Also noch ging es nicht los. An, aus …
Als das siebte, das letzte Treibhaus ohne Bienen war, war ich erschöpft, schweißüberströmt, ohne klaren Gedanken. Noch immer war der Himmel ohne Todesvögel.
Moment, was war das? Eine Vibration. Ah, das Telefon. Nur ein Wort auf dem Bildschirm: „Danke!“
Langsam begann ich zu begreifen, zu erahnen zumindest. Wahrscheinlich hatten die Bienen noch abschließend diese Schockwellen gebraucht. Die vorigen Nachrichten waren gar nicht von Yong-Brown gekommen. Von wegen Evakuierung …
Hätt ich beim Mittag merken müssen. Die Anderen.
Mindestens die Gruppen in unmittelbarer Nachbarschaft wären auch betroffen gewesen. Was war ich für ein Trottel!
Was geschehen war, ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Meine Monsterbienen waren frei.
Beschwingt. Hatte der Tag nicht mit Sekt begonnen? Einer Laune folgend ging ich zu unserem Konferenzraum. Das sah nicht gut aus. Meine ganze Gruppe lümmelte dort wie vor einigen Stunden. Hatte ich mich in der Dosis vertan? Ich … von THC wusste ich ja auch nur Grundlegendes und um den Reinheitsgrad oder Substanzen, die die Wirkung des Zeugs verfälschen konnten, hatte ich mich nicht kümmern können. Ich sprang von Mann zu Mann. Rüttelte. Freute mich. Unwillige Reaktionen. Die lebten also! Jetzt erst wagte ich mich an Romana. Puls? Nichts … Nein, doch. Ganz schwach. „Lara, hallo, du wirst doch keinn Quatsch machen. Hallo!?“ Ich weiß nicht, wie lange ich zerrte rüttelte und rief. Endlich glaubte ich ein Lallen zu erkennen. Ja, sie wollte etwas sagen. Die ersten Männer standen neben mir. Keine Ahnung, was mir die Worte in den Mund legte. Oder natürlich doch: „Mann, brummt mir der Schädel! Da muss jemand Gas in den Raum geleitet haben, was weiß ich … Die Bienen ... Kann einer sofort nach den Bienen sehen?“ Slap war der erste draußen. Und er kam schnell wieder. „Sie sind weg! Verdammt, sie sind weg – alle!“
Das hätte ich ihm schon vorher sagen können. Was ich nicht erwartet hatte, war, dass zwar alles untersucht wurde, aber nirgendwo fand man Fingerabdrücke, aber in allen Gläsern THC-Rückstände. Die Kollegen im Labor konnten sich nicht daran erinnern, dass in den letzten Monaten jemand danach gefragt habe.


Nun also zu den Gedichten des Tages von übermorgen. Vielleicht besonders interessant ist ein poetischer Schlagabtausch von vor drei Jahren: 


Ursula Gressmann: Stellvertreterkrieg (Das Original)




 Stellvertreterkrieg 2 (an eine Poetin)


Ursula Gressmann: Stellvertreterkrieg Nr. 3 (Die Antwort auf die Antwort)



Dazu kommt mein neues "geldlos" und




Kunz
der eine bank gegründet
und sie in den sand gesetzt
hat rekordprofit verkündet
fühlt sich ungerecht gehetzt
wird von plebsen vorgeworfen
er hätt Menschen ruiniert
oh wie schwer ihn das verletzt.
denn man ruft vereint nach strafe
und man dreht für ihn den strick
und die wut der bürgerschafe
knackt im geist schon sein Genick

Kunz
der wird bestraft aufs schwerste
oh das urteil bringt ihn um
denn für ganze sieben jahre
ruft ein Ministerium
und erst dann erhält der ärmste
seinen wohlverdienten lohn
eine auf das zehnte tausend
rund gemachte provision

Hinz
den Kunz so ruiniert
hat die bank dumm überfallen
und sich dabei noch geziert
sich den fluchtweg freizuknallen
kam mit richterlicher hast
für zehn jahre in den knast

denn das recht schützt
gott sei dank
den der drin ist in der bank
und vorm richter sind sie gleich
Hinz so wie Kunz arm so wie reich
nur die strafe wird indessen
ihrem einfluss angemessen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower