Sonntag, 9. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1763

Wenn einem nichts Neues einfällt, begründet man das damit, dass Bewährtes sich bewährt habe. Also beginnen wir mit einem Stückchen Prosafortsetzung:


Anna Roth: Superman (2)

Über ihren Wangenknochen leuchteten zwei Saphire, die gut zu ihrer halb geöffneten Bluse passten. Der Gesang auf ihren Lippen gab jeder Salpeterwolke eine männliche Gestalt. ...
"Eine mystische Schönheit. Die könnte mich schon reizen."
Das hatte Achram gesagt, und erst jetzt bemerkte ich seine Nähe. Sein entblößender Blick hatte meine Schlangenarme von dem Mädchen abgetrennt. Seine Fingerspitzen vibrierten, und ich sah ein, dass ich mich aus meine ureigenen Winzigkeit zwischen vielleicht glückliche Menschen verirrt hatte.

Von nun an mied ich alle Veranstaltungen in diesem Hause. Es fiel mir schwer.
Oft beim Einschlafen hoffte ich, ihr Körper wäre in einer Galaxis zu Hause, in der ein Mann wie ich ihr etwas bedeuten könnte. Und wenn ich fast eingenickt war, verwandelte sich mein Buchhalterbrstkorb in ein einladend auslandendes V, und dort, wo die Arme ansetzten, wölbten sich Schutz bietende Muskelberge über die abstehenden Ohrspitzen. Luise aber lag als beglückte Puppe in meinen starken Armen.
Nein, das war eigentlich gar nicht mein Bild der Geschlechterbeziehungen. Doch ich bin nun einmal kränklich und sehnte mich nach dem, was ich nicht hatte.
Letztlich hielt ich es aber nicht mehr aus. Wenn man etwas will, muss man eben darum kämpfen. Und an ausdauernder Beharrlichkeit mangelte es mir ja nicht. Wie ein Ruderer konnte ich Zug um Zug meine dürren Ärmchen für eine Bewegung einsetzen, immer auf ein und dasselbe Ziel hin, das während der vielen Ruderei lange unsichtbar, ja unerreichbar blieb.
Nein. Nicht nur so im dichterisch übertragenen Sinn. Ich kaufte mir wirklich einen Rudertrainer. Jeden Abend absolvierte ich meine Strecken. Nicht irgendwie. Nein. Jeden Abend stellte ich neue Rekorde auf. Es konnten 12 Widerstandsstufen eingestellt, die gesamte zurückgelegte Strecke oder der Kalorienverbrauch gemessen werden. An sechs verschiedenen Stufen versuchte ich mich jeden Tag. Mindestens in einer von ihnen oder eben im Gesamtergebnis registrierte ich eine neue Bestleistung.
Nach einem Monat wagte ich heimlich die erste Großkontrolle vor dem Spiegel. Bewegte schweißtriefend glanzbrüstig meine Arme zu verschiedenen Posen.
Also zumindest bildete ich mir ein, einen Unterschied erkannt zu haben. ...

***
Und den krönenden Abschluss betet der Ausblick auf die Gedichte des Tages" von morgen:

Dieses Blog versteht sich nicht unbedingt als eines der gesetzteren Generation mit den vielen Lebens-Erfahungen. Ich freue mich deshalb besonders, einen jungen Poeten präsentieren zu können, der frisch und frei seine Kunsterfahrungen in der Berliner Dichterszene sammelt. In den folgenden Tagen werden wir Meas Wolfstatze (keine Trikotagenmarke) häufiger begegnen. Schwer ist nur die Entscheidung des ersten Gedichts. Ob "Traum von Hass und Gier" eine gute Wahl ist?
Beim Testgedicht "Partei 1" muss ich gleich warnen. Es sollte schon zu denken geben, dass es nicht Anfang September eingestellt ist. Bevor also die Raterei beginnt, von welcher konkreten Partei die Rede sein könnte, weise ich darauf hin, dass es das Wort auch in einem Sinn gibt ... z.B. als "Konfliktpartei" o.ä. Ich hätte also auch "bestimmte Leute" sagen können ... oder?.




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