Anna Roth: Eine Kleiderfrage (3)
... Marks Atem ging wieder langsamer ... Verwirrt sah er am Hängekleid herab. Wie spät war es? Hatte ihn jemand gerufen? Schnell mussten die Sachen an ihre Plätze geräumt werden, und er hatte sich in einen normalen Mann zurück zu verwandeln, Annis Schlaf zu kontrollieren, den Zahnpastalappen nach weiterer Verwendung auszuspülen und in die Wäsche zu werfen. Mark würde zu Bett gehen, bald Müdigkeit empfinden und später auf alle weiteren, halb wahrgenommenen Geräusche - sollte Lina ihn nach ihrem Trainingsabend anreden - nur mit abweisendem Grunzen reagieren.***
Es war ein sehr vages Gefühl. Jetzt, als die Schweißtropfen abgeduscht, aber die Muskeln durchhängende Seile waren, mochte sie ihm auf dem Heimweg nicht nachgehen. Unsicherheit, wann Mark sie wollte, gab es nicht mehr. Wenn sein Druck ihn zu ihr trieb, dann trat er hinter sie und massierte sie von Hals und Nacken abwärts.Dort musste es einen Punkt geben, einen Schalter zwischen ihren Schulterflügeln, der sendete das Signal "Auseinanderfahren!" zwischen ihre Schenkel. Das Folgende waren identische Abläufe in ihrem Schlazimmer. Jetzt wusch und trocknete sie Mark allerdings nicht mehr ab. Und es hatte sich bewährt, dass sie ihre Knie als halb zur Seite abgekippte As aufstellte, damit Marks Höhlenwanddrücker am tiefsten in sie eindrang. Er machte alles exakt und sie kam in 19 von 20 Fällen wirklich. Lina konnte ihre Erregung als Kurve mit geschlossenen Augen ansteigen sehen; sie kannte die Stelle, an der diese Kurve scharf nach oben zog, wahrscheinlich war das ein durchdringender Krampf, und dann flaute die Kurve schnell ab. Mark als Mann hatte sich wenigstens als Mann von seinem Druckstoff befreit. Warum aber Frauen so verrückt auf diesen Augenblick waren ...
Lisa erinnerte sich nur dunkel, dass ihre Kurve einmal anders gewesen war, aber da war sie auch noch ... ja, was war sie da eigentlich?
So stand sie also zu Hause vor dem Toilettenspiegel und streckte sich die Zunge heraus ... Nein, sie war immer noch jung. ...
***
Vielleicht wäre Schillers "Die Glocke" eine beliebte Dichtung geworden, wäre sie nicht so erdrückend lang geraten. Sebastian Deya macht es mit "Vor dem Absprung" dem ihm zu wünschenden Anhängern nicht leicht. Man kann es dem "modernen" Leser fast nicht verdenken, wenn er die besten Bilder in dem Gedicht übersieht.
Aber vielleicht sind wir weiter Optimisten. Sage einem Angehörigen der "Isoptera", er sei mit den Schaben verwandt, ... glauben wir wirklich, er werde sich ändern?
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