... Mit der Herausbildung der menschlichen
Intelligenz hat sich die Natur eigentlich die Kraft geschaffen, mit
der sie sich bewusst selbst regeln könnte. Man könnte in Gelächter
ausbrechen, wenn man die „heutigen Menschen“ zum Maßstab nimmt.
Aber übernehmen nicht auch heute Menschen Verantwortung für ihre
Umwelt? Wir sollten nicht vorschnell verallgemeinern.
Sagen wir, es findet sich ein Mensch,
der auf andere glaubhaft wirkt, wodurch auch immer.
Sagen wir weiter, dieser Mensch
behauptet, dass wenn die anderen Menschen zu einem von ihm bestimmten
Zeitpunkt in einen See steigen, der ewige Schöpfer der Welt machen
wird, dass dieses Gewässer über seine Ufer tritt.
Sagen wir, genug andere Menschen
handeln, wie dieser eine es ihnen sagte.
Was passiert? Das Gewässer tritt
tatsächlich über sein Ufer. Der Mensch hat ein „Wunder“ eines
angeblichen Schöpfers vorgeführt, das gar keines war. Er hat etwas
vorausgesagt, das unter den von ihm genannten Bedingungen notwendig
so eintreten musste.
Stellen wir weiter fest: Wären nicht
genug Menschen, der Wunderverkündung glaubend, ins Wasser gestiegen,
so wäre der Wasserspiegel nicht gestiegen, also das vorher
verkündete Wunder ausgeblieben. An der Existenz der
naturgesetzlichen Wasserverdrängung hätte sich nichts geändert.
Ihr hätten nur die Voraussetzungen gefehlt, wirklich wirksam zu
werden.
Die Kraft der Idee (der Übereinstimmung
seiner Erkenntnis mit dem tatsächlichen Handeln seiner Mitmenschen)
des Mannes hat, unabhängig, ob ehrenwert begründet oder nicht, zu
einer sichtbaren Veränderung geführt.
„Einfache“ Wasserverdrängung?
Falsch!!! Es geht in diesem Beispiel darum, dass die vorangegangene
„Prophezeiung“ des Mannes das Handeln der anderen Menschen und
dieses wiederum das Wirken eines Naturgesetzes hervorrief, das
potentiell immer vorhanden war, ist und sein wird – unter
bestimmten Voraussetzungen …
Nun sind eben „gesellschaftliche
Gesetze“ solche, die immer erst durch das Handeln von Menschen
wirken. Das Handeln des Menschen erwächst wie das Denkniveau, auf
dem es beruht, aus dem „Entwicklungsstand der Produktivkräfte“.
Beim heutigen Durchschnittsdeutschen würde unser Prophetenspiel
nicht funktionieren - der kennt die Wasserverdrängung aus der Schule
gut genug, um den „Propheten“ zu belächeln. (Heute müsste er
also fragen „Wollen wir einmal zeigen, dass wir diesen See über
sein Ufer treten lassen können?“)
Bei unserem Beispiel bliebe es gleich,
ob der Mann die anderen betrügen will, um zu Macht zu kommen, oder
ob er den Menschen zeigen will, welche Macht sie über die
Naturgewalten haben. Entscheidend ist, er hat über die
Wasserverdrängung nachgedacht, die richtigen Schlüsse gezogen …
und über das Handeln der Massen die beabsichtigte Wirkung wirklich
eintreten lassen.
Dies ist eine, wenn auch etwas makabre,
Verbildlichung von Marxens Satz „die Theorie wird
zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen
ergreift.“1 ...
Ist das allgemein verständlich oder Grund zum Aufatmen, dass es endlich mit den "Gedichten des Tages" weitergeht?
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.Kleinigkeiten ... Manchmal sind sie es, auf die man in der Lyrik besonders achten sollte. Streiten wir nicht über Meas Wolfstatzes "Gefühle", nehmen wir das Gedicht, wie es eben ist. Und doch könnte es fast nur durch einen anderen Buchstaben genauer werden. Man nehme den Vers 4 der 2. Strophe. Dort wäre mit Blick auf die vorigen Verse die Frage erlaubt "all der"? welcher Schmerzen denn (i.e.S. ein Rückbezug ohne Bezug)? Diese Unklarheit wäre bereits geheilt, stände dort "aller Schmerzen". Rhythmus und Reim blieben unverändert - was sonst ja bei gereimten Texte die Bearbeitung so kompliziert macht. Und wahrscheinlich will der Autor das auch sagen. Oder nicht? Oder ist es eine Korinthe? Mir fällt sie in all der "Böllerzeit" eher bei anderen auf, während ich ihre Schwestern beim eigenen Text übersehe ... Aber wir wollen ja gemeinsam Bestes erreichen.
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