Sonntag, 5. Mai 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1729

Weiter mit den auf zwei Zungenschläge beschränkten Kostproben aus dem Glückssüchtigen-Buch: dem autobiografischen Strang und der "würzenden" Lyrik:


Wie ich trotz und wegen der DDR zu meinem ganz individuellen Kommunismus fand (2)


... Wenn dies auch offiziell nicht erwünscht, eigentlich Betrug war, so stand doch fest, dass die gegenseitige Nutzung unserer Stärken allen Beteiligten Vorteile brachte. Es machte mir dabei wenig aus, dass ich mehr einbrachte, als ich herausholen konnte.

Das Problem der Prügel, des Mobbings der Schwachen, war damit noch nicht gelöst. Es fanden sich nämlich immer ausreichend körperlich Überlegene zusammen, um uns Schwächere zu quälen. Was am meisten auffiel: Die da prügelten, waren „leistungsschwache“ Schüler, die sich auf solche Weise ihr „Sieg-Erlebnis“ aus der Schule holten, die Betroffenen jedoch versuchten – letztlich meist erfolglos – sich im Bewusstsein der bevorstehenden Niederlage der körperlichen Auseinandersetzung zu entziehen … sie liefen davon. Eigentlich ging dies so bis Klasse 7. Und dann passierte etwas, was ich im Nachhinein vielleicht überbewertet und fehlinterpretiert habe. Aber es ist eben genau so passiert:
In einer großen Hofpause war es mir gelungen, alle zu sammeln, die auf „meine“ Seite gehörten. Es kam zur Schlacht. Diesmal blieben wir nicht nur (wie sonst) zahlenmäßig überlegen, sondern wir kämpften auch geschlossen. Und wir beendeten diese Hofpause als Sieger. Womit ich nicht gerechnet hatte, trat ein: Von kleinen „Kabbeleien“ (wie das meine Mutter genannt hätte) abgesehen, trat ein dauerhafter Friede ein. Nicht, dass wir nun alle Freunde geworden wären, aber das permanente Massenmobbing war zu Ende.
Klar, wir waren einfach insgesamt reifer geworden und diese „Schlacht“ war vielleicht nur „Anlass“ der Veränderung, aber auf jeden Fall erlebte ich hier die Siegpotenz von Underdogs, die als solidarische Gemeinschaft kämpfen. Ein Anhänger körperlicher Gewalt bin ich damit nicht geworden. Allerdings hatte ich erlebt, dass sie notwendig gewesen war, um die Macht der Gewalt zu beenden.

Ab Klasse 7 wollte man unser Bewusstsein durch Staatsbürgerkunde- und Geschichtsunterricht „bilden“. Rückblickend muss ich allerdings sagen, dass die ethischen Normen, die nun Namen bekamen, längst geprägt waren, indem sie uns vorgelebt oder eben nicht vorgelebt wurden. „Gut“ oder „Böse“ war uns greifbarer als „Sozialismus“ und „Kapitalismus“ ..

Beginnen wir mit einem der Stammautoren dieses Blogs. Thomas Reichkann man sicher so nennen. Diesmal stellen wir "Mein Kiez" vor. 
Mit der "Moritat vom Tal der Blinden" kommt ein ganz starker "philosophischer Touch" in "Gemeinschaft der Glückssüchtigen" - aber in einer Weise, die nicht auf den ersten Blick zum Thema Kommunismus zu passen scheint. Aber das Buch soll ja gerade auf mehr als eine Weise zum Nachdenken anregen ...

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